"Deutsch geht gut", das Literaturprojekt in Bietigheim-Bissingen, geht in seine zwölfte Runde. Die Bietigheimer, Sachsenheimer und Bönnigheimer Zeitung stellt alle Schriftsteller, die teilnehmen, vor. Zuerst: der Slowake Michal Hvorecky.
GABRIELE SZCZEGULSKI | 22.01.2014
Die Donau ist der europäische Schicksalsfluss überhaupt. Sie verbindet und trennt mehrere europäische Länder. Von diesem Fluss, einer Reise auf ihr mit US-Bürgern, denen die Symbolträchtigkeit der Donau in keinster Weise bewusst ist, erzählt der slowakische Autor Michal Hvorecky in seinem Roman "Tod auf der Donau".
Hvorecky ist einer der vier Schriftsteller, die im Rahmen von "Deutsch geht gut" an den Haupt-, Werkreal- und Realschulen der Stadt lesen. Das Konzept sieht vor, dass Autoren nicht-deutscher Herkunft, die auf Deutsch schreiben, vor den Schülern lesen, um diese - die zum Teil ebenso nicht-deutscher Herkunft sind - zum Lesen und Schreiben zu motivieren.
Michal Hvorecky spricht zwar hervorragend deutsch, aber "Tod auf der Donau" hat er auf Slowakisch geschrieben. Sein Schriftstellerkollege Michael Stavaric hat es übersetzt. Stavaric war auch schon bei "Deutsch geht gut" zu Gast. Er würde, so sagt Hvorecky, sich nicht zutrauen, einen Roman auf Deutsch zu schreiben. Auf Lesungen in Deutschland allerdings ist der Slowake ein charmanter Unterhalter. Diese Fähigkeit zum Entertainer war es wohl, weshalb Hvorecky, wie sein Buch-Alter-Ego Martin Roy, selbst einmal auf einem Donau-Schiff als Reiseführer fungierte - und, so sagt Hvorecky, auch amerikanischen Touristen belog, beispielsweise, dass auf der Burg in seinem Heimatort Bratislava Dracula zu Hause sei.
"Tod auf der Donau" ist einerseits Reiseführer, andererseits Krimi, Tourismus-Satire und Liebesroman. Genauso wie Hvorecky Stile mischt, genauso mischt er die Themen in seinem dritten Roman. Und eine Ähnlichkeit zu Agatha Christies "Tod auf dem Nil" ist gewollt. Das Buch hat von allem etwas und so viel, ohne den Leser mit der Menge zu erschlagen. Nein, Mysteriöses, Reales, Heiteres, Ironisches, Böses und Wissenswertes mischen sich zu einem Konglomerat an Lesevergnügen. Langweilig wird es nie - weder in Hvoreckys Buch noch auf dem Schiff. So gelingt es dem Slowaken durch eine Donaufahrt unter amerikanischer Flagge eine Zustandsbeschreibung von Europa zu geben, indem er es im amerikanischen Kulturverständnis spiegelt, das bis ins Absurde persifliert wird. "Tod auf der Donau" ist ein herrlich-europäischer Roman, ein wunderbares Schiffs-Road-Movie-Buch.
Info Lesungen in Bietigheim-Bissingen im Rahmen von "Deutsch geht gut" mit Michal Hvorecky, Olga Martynova, Anila Wilms und Nevfel Cumart gibt es am Mittwoch, 5. Februar, 20 Uhr, in der Otto-Rombach-Bücherei, und am Donnerstag, 6. Februar, 18 Uhr, in der Realschule Bissingen.
Quelle: http://www.swp.de/bietigheim/lokales/bietigheim_bissingen/art1188806,2411539