Zuerst plätschert die Geschichte so dahin, irgendwie schiebt Julya Rabinowich dem Leser unter, was Diana denn da macht: Heimlich die grüne Grenze überwinden, Strategien entwickeln, was sie macht, wenn sie geschnappt wird, wie schwer es ist, Mutter und Sohn allein in Russland zu lassen, wie emotionslos sie ihren "Arbeitgeber" Leo behandelt, sich als Prostituierte zu fühlen, weil sie Geld für eine Beziehung annimmt, obwohl Leo sie als eine Art Partnerin ansieht. Es ist die Sprache der geborenen Russin, die sie, nicht nur vom Heimatland her, in eine Reihe mit großen russischen Literaten wie Dostojewski, Leo Tolstoi oder Boris Leonidowitsch Pasternak stellt. Ist es wirklich ein Zufall, dass Dianas Freier, der sich rührend um sie kümmert, sie bei sich wohnen lässt, sie in den Wiener Prater ausführt und so gar nichts mit dem Bild eines Zuhälters zu tun hat, Leo heißt? Oder ist da die Nähe zur großen russischen Erzähltradition von Rabinowich gewollt?
Erstaunlich, wie leicht der Ton in "Die Erdfresserin" bis zum Schluss bleibt. Die Erzählung fließt und nimmt den Leser mit. Zwingt ihn, zu verstehen. Eindringlich ist dann der Zusammenbruch der Heldin geschildert, die den Druck der Illegalität nicht mehr aushält.
Info Julya Rabinowich liest mit den anderen Autoren des Projekts "Deutsch geht gut" am 30. Januar, 20 Uhr, in der Otto-Rombach-Bücherei in Bietigheim-Bissingen und am 31. Januar, 18 Uhr, in der Schule im Buch.
Julya Rabinowich, "Die Erdfresserin", 240 Seiten, Deuticke-Verlag, 17.90 Euro.