Deutsch geht gut - Das Literaturprojekt in Bietigheim Bissingen

Experiment gelungen

"Deutsch geht gut" nannten Chorvereinigung Bietigheim und "Chorporation" ihr Konzert im Kronenzentrum und holten sich drei Schülerinnen des gleichnamigen Literaturprojektes als Moderatorinnen ins Boot.
Autor: GABRIELE SZCZEGULSKI | 25.06.2013

So ganz konnte Jürgen Knopf, erster Vorsitzender der Chorvereinigung, die Moderation doch nicht lassen. Eigentlich hatte er sie abgegeben an diesem Konzertabend im Kronenzentrum - an drei Hauptschülerinnen aus der Sandschule. Doch der launige Redner ließ sich die Begrüßung der Gäste, unter anderem von "Stefanie Kölz, die ihren Mann, den ersten Bürgermeister, mitgebracht hat", nicht nehmen. Knopf nutzte die Gelegenheit, um Joachim Kölz zu fragen - in Anspielung auf Oberbürgermeister Jürgen Kessings Ambitionen zum VfB-Präsidenten - , ob er sich schon auf den Posten von Uli Hoeneß beim FC Bayern München beworben hätte. "Da bringen Sie mich auf was", konterte Kölz.

Im Mittelpunkt des Konzertes standen aber die beiden Chöre der Chorvereinigung, die sich aufgemacht hatten, deutsche Lieder, auch moderne, chorisch zu interpretieren. Für klassische Chormusik hatte sich der große Chor entschieden und sich mit Bariton Jürgen Deppert klangreiche Unterstützung geholt. Dirigent Klaus-Peter Ammer sorgte dafür, dass seine Chormitglieder schwungvoll und lebendig "Schön ist das Leben oder "Lebe, liebe, lache" intonierten. Bevor Deppert mit dem Chor das Lied von Max Raabe, "Ich steh mit Ruth gut", sich auf besondere Art und Weise zu eigen machte, kamen Sarah, Donjeta und Maria ins Spiel.

Die drei Teilnehmerinnen der Schreibwerkstatt von "Deutsch geht gut", das von den Freundeskreisen der Sandschule, der Realschule Bissingen und im Aurain und der Bietigheimer Zeitung veranstaltet wird, übernahmen an diesem Abend mit eigenen Texten zu den Liedern die Moderation: "Mein Glück, ich brauche sie, ich will nur sie" - so interpretierte Donjeta Rrezza das Lied über Ruth. Während ihre Schulkameraden in der vergangenen Woche hitzefrei hatten, steckten sie die Köpfe zusammen, um sich mit ihren Texten für "Deutsch geht gut" stark zu machen. Die drei Sandschülerinnen waren die Protagonisten einer Kooperation, die laut Jürgen Knopf als Experiment begann, aber "äußerst gelungen ist", wie der Vorsitzende am Ende des Konzerts feststellte. Roland Bender, Organisator von "Deutsch geht gut", stimmte ihm zu: "So findet eine Vernetzung innerhalb der Stadt von Schulen, Vereinen und auch der Bietigheimer Zeitung statt, das ist klasse." Und Helmut Hund, der Betreuungslehrer von "Deutsch geht gut" an der Sandschule brachte noch einen Aspekt ins Spiel: "Die Schülerinnen erleben so etwas zum ersten Mal, das ist eine ganz besondere Erfahrung für sie." Für Sarah, Donjeta und Maria zählte noch ein weiterer Punkt, über den sie fast ihre Aufregung, auf der Bühne vor Hunderten von Menschen zu sprechen, vergaßen: "Die Musik macht total Spaß, ich hätte nie gedacht, dass Chormusik so toll klingt", sagte Donjeta und wiegte sich auf der Bühne sogar im Takt. . "Ein weiterer positiver Aspekt dieser Aktion", so Jürgen Knopf, "zu zeigen, dass Chormusik nicht altbacken und nicht nur was für Senioren ist." Sehr gut gefielen den Schülerinnen nicht nur die derzeit aktuellen Songs wie "Geboren um zu leben" von Unheilig oder "Tage wie diese" von den Toten Hosen, sehr viel Spaß machte ihnen der Auftritt des Chores bei der "Ländlichen Konzertprobe". Altertümlich verkleidet und mit witzigen Posen sangen Jürgen Deppert und der Chor von einer Landpartie und brachten so Schwung ins Kronenzentrum.

"Ganz anders als ich es kenne, aber nicht schlecht", so Maria Keriglidou, klang das von ihr mit einem Text begleitete Tote-Hosen-Lied. Chorisch arrangiert, langsamer und um einige Tonlagen höher sang "Chorporation" unter Timea Toth "Tage wie diese", die für Maria "nie zu Ende gehen sollen". Als Phil-Collins-Fan outete sich Sarah Onnen und fand die Interpretation seiner Songs durch die Chöre "zum Weinen schön". Es gelang den beiden Chören und den Schülerinnen etwas, was nicht leicht zu realisieren ist: Dass Chormusik lebendig wirkt, dass sie transportiert wird in eine neue Zeit und zu einem Gesamtprodukt wurde, das den Zuschauern sicht- und hörbar viel Spaß machte, dazu kann man der Experimentierfreude des Vereins nur gratulieren und hoffen, dass andere Institutionen den Mut zu solchen Kooperationen auch aufbringen werden.

http://www.swp.de/bietigheim/lokales/bietigheim_bissingen/art1188806,2076254