Deutsch geht gut - Das Literaturprojekt in Bietigheim Bissingen

Von Frau Merkel und der Liebe

Miriam Staudacher | 02.06.2017

 Seit 15 Jahren gibt es das vom Freundeskreis der Schule im Sand initiierte Projekt „Deutsch geht gut!“. Es soll Schülern mit ausländischen Wurzeln die deutsche Sprache durch Literatur näher bringen. Die Jugendlichen treffen auf Autoren nichtdeutscher Herkunft und werden in einer zehnwöchigen Schreibwerkstatt von Dozenten beim Formulieren von Texten unterstützt. Gestern präsentierten die Teilnehmer ihre Werke vor Mitschülern, Eltern und Gästen.

„Die sind für Sie“, sagte Ionnis Kipurous und drückte Ines Franzke-Stahl einen Strauß pinkfarbener Rosen in die Hand. „Ich möchte mich dafür bedanken, was Sie für uns getan haben,“ fügte er hinzu und zeigte stolz sein Gedicht, dass er unter Anleitung der Schreibdozentin verfasst hat. „Ich habe beim Schreiben noch Hilfe gebraucht wegen der Rechtschreibfehler.“ Der Achtklässler der Gustav-Schönleber-Schule im Stadtteil Buch ist einer von rund 100 Jungen und Mädchen, die sich mit Literatur auseinandersetzten, Autorenlesungen besuchten und eigene Texte verfassten. „Die Schüler sind total motiviert. Es gibt sogar manche, die kamen sogar am Tag ihrer Realschulprüfung zur Schreibwerkstatt“, sagte Ines Franzke-Stahl, die bei „Deutsch geht gut“ von Anfang an mit dabei ist.

Mädels als Superhelden

Die Texte, die bei der Schülerlesung vorgetragen wurden, kamen phantasievoll und romantisch daher oder bewegend und erheiternd. Vom Stuttgarter Liedermacher und Slam-Poeten Nikita Gorbunov angeleitet, entstand die Superheldengeschichte „Supervika und Preußensteffi. Abenteuer auf dem Mond“, die beide Verfasserinnen Vika und Steffi in verteilten Rollen vortrugen. Unter der Leitung von BZ-Redakteurin Gabriele Szczegulski trafen sich einmal wöchentlich zehn Schülerinnen der Schule im Sand aus zehn Herkunftsländern, um sich mit Sprache auseinanderzusetzen. Besonders bewegend waren die Texte von Fatema aus dem Iran und Atefeh aus Afghanistan, bei denen ein Regentropfen nicht unterscheidet, auf wen oder was er fällt und Frau Merkel für die Aufnahme von Flüchtlingen gedankt wird. „Die beiden sind erst seit April 2016 bei uns in der Vorbereitungsklasse. Heute lesen sie ihre selbstverfassten Texte vor“, sagte die Lehrerin Hilde Wieskotten.

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