sz | 11.01.2017
Fast eine Art Literaturpreis sei es, so sagte Artur Becker vor fünf Jahren, „hier noch einmal eingeladen zu werden, denn ,Deutsch geht gut’ ist fast so was wie eine Familie geworden für uns Autoren“. 2012 war der Schriftsteller zum zweiten Mal nach 2006 bei „Deutsch geht gut“ dabei.
Der 1968 in Polen geborene Autor kommt bei den Jugendlichen auch immer wieder besonders gut an. Humorvoll erzählt Becker von seiner Jugend oder von lustigen Erlebnissen in Deutschland, nicht ohne den Ernst des Lebens eines Migranten dahinter. Selbst wenn er von der historisch belasteten Vergangenheit der Polen unter Nazi-Deutschland berichtet, bleiben die jungen Menschen bei der Stange. Denn Beckers Stil verstehen die Jugendlichen in den fünf Haupt- und Realschulen der Stadt, haben viele doch ebenfalls einen Migrationshintergrund.
1985 emigrierte Becker aus Masuren, holte das Abitur nach und wurde Schriftsteller. Anfangs schrieb er noch auf Polnisch, ab 1989 aber wechselte er in die Sprache seiner Wahlheimat. Viele Bücher hat Becker seitdem geschrieben, die sich mit den Themen Heimatlosigkeit, der Integration und der Sehnsucht befassen, aber auch mit der Erkenntnis, dass das Verhältnis und das Verständnis zwischen Deutschen und Polen für die europäische Gemeinschaft grundlegend ist. Viele seiner Bücher sind hochgelobt worden, manche waren umstritten.
Fast wie ein Missionar
Zu seinen bekanntesten Werken zählen der Roman „Der Dadajsee“ (1997), der die Rückkehr eines polnischen Gastarbeiters aus Deutschland in seine Heimat schildert, und die Novelle „Die Zeit der Stinte“ (2006), in der sich ein deutsch-polnischer Spätaussiedler auf historische Spurensuche begibt, um die Geschichte eines Mordes zu untersuchen, den drei KZ-Häftlinge gegen Kriegsende an einem Kommandanten eines Außenlagers des KZ Stutthof begangen hatten. In seinem Schelmenroman „Das Herz von Chopin“ (2006), das er auch im selben Jahr bei „Deutsch geht gut“ vorstellte, ironisiert er am Beispiel eines Emigranten- und Autohändlermilieus die polnische Romantik. Sein neuestes Buch heißt „Kosmopolen“ (2016). Hierin zeigt er Deutschen und Polen einen Ausweg aus der vermeintlichen Erbfeindschaft und ruft das Gemeinsame, Verbindende in Erinnerung. In Zeiten, in denen sich Polen mehr und mehr von Europa abschottet und von demokratischen Werten löst, ein mutiges Werk.
Artur Becker sei fast wie ein Missionar, der davon überzeugt sei, seine deutschen Leser zu überzeugen, dass ihr Weltbild unvollständig bleibt, wenn sie nicht die Erfahrungen ihrer polnischen Nachbarn zur Kenntnis nehmen und in ihr Weltbild integrieren, so Manfred Mack.
Info
Das Literaturprojekt „Deutsch geht gut“ findet vom 15. bis 17. Februar in Bietigheim statt. Eine öffentliche Lesung mit allen Autoren gibt es am Mittwoch, 15. Februar, 20 Uhr, in der Otto-Rombach-Bücherei. In einer Serie stellt die BZ die Autoren vor. Am 18. Januar folgt Jaroslav Rudis.
www.deutsch-geht-gut.de