Teilnehmende der Schreibwerkstatt an der Schule im Aurain
mit der Dozentin Ines Franzke-Stahl
Jasmin Lieb, 10e
Laura Link, 9a
Naemi Wimmer, 9a
Sema Gürsoy, 9b
Meryem Sengöz, 9b
Anna-Lena Reiner, 9a
Melissa Pagan, 9b
Jana Entenmann, 10e
Lennart Gröger, 9c
Sophia Müller, 9e
Bente Schulz, 9a
Fassade
Wenn man sich dieses Haus anschaut, kann man nur den Kopf schütteln. Ein Zustand, der zu wünschen übrig lässt: Gammelig, alt, dunkel, dreckig. Doch genau hier wohnt Lina Stein. 28 Jahre und Journalistin. Leider musste sie erfahren, dass ihr Beruf auch dunkle Seiten hat. Da sie beruflich viel unterwegs ist, dachte sie, dass es nicht schlimm wäre, hier zu wohnen. Sie war schon in Afghanistan, Indien, Kolumbien, der Schweiz, China, den USA und viel mehr unterwegs, um über Naturkatastrophen, Bürgerkriege, Politik und verrückte Menschen zu schreiben und um sich vor Ort ein Bild zu machen. Nach sechs Jahren hatte sie nun die Schattenseiten ihres Berufes erlebt.
Seitdem leidet sie unter Schlafstörungen. Nachts kann sie entweder nur für zwei Stunden einschlafen oder sie liegt die ganze Zeit wach. Anfangs dachte sie, das wäre nur eine Phase, doch inzwischen glaubt sie nicht mehr daran. Früher blieb sie immer im Bett liegen, doch mittlerweile steht sie oft auf, geht an die frische Luft, etwas trinken oder stellt sich ans Fenster und schaut in die Nacht hinaus. Als die Albträume anfingen, schlief sie fast gar nicht mehr. Schon bald wurde sie davon depressiv. Sie hatte Angst, die Augen zuzumachen, wollte nichts mehr essen und nicht mehr vor die Türe gehen wegen ihrer dunklen Augenringe. Sie wollte niemanden sehen, nicht einmal ihre Mutter. Das war sehr ungewöhnlich, denn sie verstand sich mit ihr. Früher hatte sie sich einmal in der Woche mit ihrer besten Freundin Ellen getroffen. Nicht einmal dazu hatte sie jetzt noch Lust und Kraft. Alle machten sich Sorgen um Lina und versuchten mit ihr darüber zu reden, doch Lina konnte nicht mehr: Sie hatte einfach keine Kraft, um mit Ellen und den anderen zu reden.
An einem Frühlingstag hatte Ellen genug. Sie wollte endlich wissen, was mit Lina los war. Sie fuhr zu ihr, zu dem gammligen Haus. Sie klingelte einmal, sie klingelte ein zweites Mal und es rührte sich nichts. Alle guten Dinge sind drei - sie drückte sie den Klingelknopf noch einmal. Erst war es ganz ruhig, nur die Vögel zwitscherten. Doch dann hörte sie Schritte. Jemand taxierte sie durch den Türspion. Als gleich danach die Tür aufging, traute sie ihren Augen nicht: Lina hatte ein Messer in der Hand und der anderen Arm war voller Blut. Ellen riss die Augen auf, wollte etwas sagen, doch es kam nichts raus. Als ob sie keine Stimme mehr hätte und sich nur ihr Mund bewegen würde. Lina ließ das Messer zu Boden fallen, dann fielen sich die Freundinnen in die Arme. Beide weinten. Nachdem Ellen Lina ins Haus gezogen hatte, verband sie ihr den Arm und sie setzten sich im Wohnzimmer auf die Couch. Ellen nahm die Hand ihrer Freundin und schaute ihr ins Gesicht. Nach zwei Minuten Schweigen zwischen ihnen, brach Ellen die Stille. Sie fragte Lina, warum sie sich geritzt hatte. Dabei wurde Lina ohnmächtig. Erst fünf Minuten später, kam sie wieder zu Bewusstein und machte sie die Augen auf. Ellen saß immer noch neben ihr und strich ihr über die Stirn. Da fing Lina an zu erzählen: „Alle fing damit an, dass mich mein Chef nach Mexiko schickte. Ich sollte über einen Mann namens Carlos Ramirez einige Sachen herausfinden und musste mich deshalb an ihn heran schmeißen und so tun als hätte ich Interesse an ihm. Ich dachte mir nichts dabei und tat es einfach. Ich ging zwei Mal mit ihm Essen und beim dritten Mal wollte er mehr. Anfangs wollte ich es nicht, doch er hatte etwas an sich was ich gut fand. Ich schlief mit ihm…
Eine Woche später frühstückten wir zusammen, da bekam er einen Anruf und musste unbedingt weg. Ich nahm meine Tasche, ließ mein Auto an, das auf der Straße vor dem Haus stand und verschwand in einer Seitenstraße. Einige Minuten später fuhr Carlos in seinen Geländewagen vorbei und ich folgte ihm. Wir fuhren bestimmt eine halbe Stunde über Landstraßen und durch Städte. Ich hielt immer Abstand, er sollte nicht merken, dass ich ihn beschattete. Ich weiß nicht warum, aber ich hatte keine Angst vor Carlos. In der Ferne wurde ein Anwesen sichtbar. Wir waren mittlerweile außerhalb jener Stadt. Mitten im Nirgendwo. Carlos Ramirez fuhr in das Anwesen hinein. Ich hielt hinter ein paar Bäumen und stieg aus dem Wagen. Ich versuchte näher hinzugehen, um etwas zu verstehen und besser zu sehen. Viel verstehen konnte ich nicht, dafür aber viel sehen. In diesem Moment wurde mir bewusst, dass ich mich in große Gefahr gebracht hatte, denn jeder Mann auf diesem Gelände hatte mindestens eine Schusswaffe. Damals konnte ich das gar nicht realisieren, aber jetzt kann ich nur sagen, dass ich verrückt und lebensmüde war. Sie waren muskulöse und gut trainierte Männer und Carlos mitten drin. Das Anwesen bestand aus einem großen Haus, zwei kleineren und einem Schuppen. Für einen Moment war es still, zu still. Die meisten waren in den Häusern verschwunden und nicht mehr rausgekommen. Ich hatte ein ungutes Gefühl, ich wusste nicht warum, aber es war mir zu ruhig und mittlerweile standen nur noch zwei Männer an der Einfahrt, alle anderen waren verschwunden. Mich ließ das Gefühl nicht los, dass etwas nicht stimmte, dennoch versuchte ich ruhig zu bleiben. Zuerst dachte ich, dass ich mir das einbilden würde, doch dann wurde mir bewusst, dass das nicht sein konnte. Ich bekam auf einmal richtig Angst. Meine Atmung wurde flach, ich hatte Gänsehaut. Ich konnte nicht mehr klar denken. Hinter mir knackte es, einige Sekunden später spürte ich den Lauf einer Pistole in meinem Nacken und dann sah ich nichts mehr. Mir wurde ein Sack über den Kopf gezogen. Ich fühlte nichts, konnte nicht einmal schreien, es hätte sowieso nichts gebracht. Gefühlt 30 Minuten hatte ich den Sack über dem Kopf, dennoch glaube ich, dass es nur 10 Minuten waren. Als ich meine Augen aufmachte, saß ich auf einem Stuhl in einer kleinen dunklen Kammer. Gegenüber von mir standen drei Männer. Carlos Ramirez, ein großer Mann, ein Helfer nehme ich an, und noch ein Mann, sein Gesicht konnte ich nicht sehen. Er stand mit dem Rücken zu mir. Ich schaute mich um und versuchte etwas zu erkennen, erinnerte mich plötzlich an Krimifilme, daran, dass man überlegen und auf Geräusche achten soll. Geräusche waren Fehlanzeige.“ Sie machte eine kurze Pause, atmete tief durch und nahm allen Mut zusammen. „Ich konnte es einfach nicht glauben, was ich dann sehen musste. Der Mann, der mit dem Rücken zu mir stand, drehte sich um. Mein Herz rutschte mir in den kleinen Zeh. Es war mein Chef. Mein Chef hatte mich entführt!“ Ellen guckte ihre Freundin mit großen Augen an und konnte es einfach nicht glauben.
Am darauf folgenden Tag trafen sie sich im Park und sprachen noch einmal in Ruhe über alles. Ellen überlegte lange und fragte ihre Freundin schließlich, ob sie sich nicht professionelle Hilfe suchen wolle, denn sie sagte ganz ehrlich, dass sie Lina zwar unterstützen würde, dennoch wollte sie, dass Lina zu einer Therapeutin gehen sollte. Zum Erstaunen von Ellen stimmte Lina sofort zu. Eine Woche später hatte sie ihre erste Sitzung mit einer netten, jungen Frau.
Ein Jahr später fühlte sie sich schon viel besser. Geritzt hatte sie sich auch nicht mehr. Franziska Schmitt, ihre Therapeutin, hörte ihr zu, stand ihr bei und hatte immer ein offenes Ohr. Selbst nachts, wenn Lina wieder Albträume hatte. Um sich zu zusätzlich zu beruhigen baute Lina Steinmännchen. Eine Leidenschaft, die sie schon früher als Kind gehabt hatte, aber irgendwann unwohl gefunden hatte. Jetzt half sie ihr zu verarbeiten und zwischendurch einfach mal an nichts zu denken. Jeden Abend baute sie eins. Drei Jahre und dreieinhalb Monate brauchte sie um über die Sache hinweg zu kommen. Seitdem kann sie nachts wieder durchschlafen.
Die Urlaubsfreundin
Diesen Samstagmorgen war sie nicht nur freiwillig, sondern auch noch gerne besonders früh aufgestanden. Denn Tara fuhr mit ihren Eltern an die Ostsee. So lange hatte sie sich danach gesehnt. Sie hatten eine kleine Ferienwohnung gemietet und Tara hatte ihr Surfbrett und das Segel mitgenommen. Sie wollte Windsurfen lernen, dieser Sport hatte sie schon immer fasziniert. Endlich hatte sie ihre Eltern überzeugen können, sie dafür an einer Surfschule anzumelden. Sie freute sich schon riesig auf darauf. Ihr Bruder Tom wollte auch Surfen lernen, aber erst einmal ohne Segel. Tara hoffte, dass sie im Surfkurs ein neue Freundin finden würde, denn zu Hause hatte sie nicht so viele Freundinnen. Nach etwa zwei Stunden Fahrt hielten sie auf einem Rastplatz an, um zu frühstücken. Sie waren mittlerweile bis Thüringen gekommen, unterhalb von Dresden. Da sie sich gerne selbst verpflegten, hatten sie Brötchen, Marmelade, Butter und Honig mitgenommen. Bevor sie weiterfuhren, gingen alle noch auf die Toilette. Es dauerte gar nicht so lange, bis die Mittagszeit anbrach und sie erneut Rast machten. Tara und Tom gelang es die Eltern für eine Einkehr bei Mac Donalds zu überzeugen. Zur Feier des Tages entschieden sie sich für ein Happy Meal.
Nach circa drei Stunden weiterer Fahrt waren sie endlich in Stein an der Ostsee angekommen. Ihr Ferienhaus war rot gestrichen. Auf der Fassade war „Ferienhaus Seehund“ hingepinselt. Tara fand den Namen witzig und vielversprechend. Sie hoffte, dass sie einen Seehund sehen würde. Bestimmt sind die Besitzer nett, dachte Tara. Das Haus hatte einen weißen Giebel und der Balkon war ebenso aus weißem Holz mit Verzierungen. Sie klingelten an der Wohnung der Vermieter. Die mittelgroße Frau mit blonden, lockigen Haaren begrüßte sie herzlich. Sie nahm einen Schlüssel von einem Bord und zeigte ihnen ihre Ferienwohnung. Sie erklärte auch, dass sie frische Brötchen bestellen konnten. Dazu musste man abends einen Zettel mit den gewünschten Brötchensorten ausfüllen, in eine Tüte stecken und an die Wohnungstüre hängen. Die Vermieterin würde ihnen am nächsten Morgen die Brötchen in der Tüte vor die Tür legen. Sie sagte ihnen, wenn sie etwas vermissen oder brauchen, sollten sie einfach an ihre Türe klopfen.
Nachdem sie ihnen alles gezeigt hatte ging sie wieder nach unten in ihre Wohnung und Tara, Tom und ihre Eltern luden ihr Gepäck aus. Surfbretter und Segel stellten sie in die Garage. Tara teilte sich mit ihrem Bruder das eine Zimmer und ihre Eltern bezogen das andere Schlafzimmer. Auf ihrer Tapete waren lauter kleine Segelboote. Nachdem sie sich eingerichtet hatten, liefen sie zum Strand, der nur ein paar hundert Meter von ihrer Ferienwohnung entfernt war. Sie wollten sich im kühlen Wasser etwas abkühlen, denn es war 30 Grad warm. Der Sand war sehr fein und auch sehr hell. Tara beschloss, morgen eine leere Plastikflasche mitzunehmen, um etwas von dem feinen Sand mit nach Hause nehmen zu können. Sie fand das Wasser angenehm und freute sich schon riesig auf den Surfkurs am nächsten Tag. Bestimmt würden da noch mehr Kinder in ihrem Alter mitmachen. Nach dem sie sich am Strand und im Wasser ausgetobt hatten, fuhren sie mit dem Auto in die zehn Kilometer entfernte Stadt, um fürs Abendbrot einzukaufen.
Tara und Tom verspürten gewaltig Hunger und riesigen Appetit auf Pizza. Sie packten vier verschiedene Sorten in den Einkaufswagen. Außerdem legten sie sich einen kleinen Vorrat an Obst, Müsli, Nudeln, Reis, Fleisch, Wurst, Käse und Süßigkeiten an. Als sie wieder in der Ferienwohnung ankamen, schoben sie gleich die Tiefkühlpizzas in den Backofen. Zwanzig Minuten später war es endlich soweit: Duftende Pizza stand vor ihnen auf dem Tisch, sie brauchten nur noch hinein zu beißen. Tara duschte nach dem Abendessen, von ihren wilden Wasserschlachten nachmittags am Strand hatte sie nämlich Sand in ihre langen, braunen Haare bekommen. Ihre Kopfhaut juckte, da war eine Dusche und Haare waschen genau richtig. Danach schauten sie sich einen Zeichentrickfilm an, der im Fernsehen lief. Später putzte sich Tara mit ihrer neuen elektrischen Zahnbürste ihre Zähne. An diesem Abend schlief sie müde von der langen Fahrt, aber doch sehr zufrieden ein.
Am nächsten Morgen wachte Tara um acht Uhr, durch lautes Meeresrauschen auf. Sie öffnete die Wohnungstür, um zu schauen ob die Brötchen schon da waren. An der Wohnungstüre hing tatsächlich die Tüte mit den bestellten Brötchen. Sie ging in ihr Zimmer zurück, um ihren Badeanzug und das neue Strandkleid mit den Hawaiiblumen anzuziehen. Dann deckte sie den Frühstückstisch. Tara stellte die bestellten Brötchen im Korb, den sie in der Küche gefunden hatte, auf den Tisch. Sie weckte ihre Eltern und ihren kleinen Bruder. So lange die sich umzogen, kochte Tara noch Kaffee. Für sich und Tom, machte sie Kakao. Ihre Eltern lobten Tara, weil sie den Frühstückstisch für die ganze Familie gedeckt hatte. Jeder hatte sich am Abend vorher ein Croissant und eine Brezel bestellt. Tara aß ihr Croissant mit Butter und ihre Brezel mit einer dicken Schicht Nutella. Laugensachen aß sie am liebsten mit Nutella.
Nach dem Frühstück machten sie sich mit ihren Brettern auf den Weg zum Strand. Ihr Surfkurs begann um zehn Uhr. Es waren schon viele Kinder mit ihren Eltern da. Tara war sehr gespannt, was sie heute im Surfkurs machen würden. Sie stellte sich zu einem Mädchen, das alleine stand und - wie sie - wahrscheinlich niemanden kannte. Ihre Eltern wollten eine Radtour machen und sie dann in zwei Stunden wieder abholen. „Hallo, wie heißt du?“, fragte Tara das Mädchen. „Ich heiße Marie und komme aus Heilbronn.“ „Und ich heiße Tara und komme aus Stuttgart.“ „Wo wohnst du hier in Stein?“ fragte Marie. „Im Ferienhaus Seehund. Wir haben dort eine Ferienwohnung gemietet“, antwortete Tara. „Wir wohnen auch in einem Ferienhaus, das ist sogar bei euch in der Nähe, im Meeresblick,“ erzählte Marie. „Ich glaube, bei eurem Ferienhaus bin ich schon vorbei gelaufen,“ erwiderte Tara....
Hermann Müller - Ein Soldat im 1. Weltkrieg
Wir schreiben das Jahr 1914. In diesem Jahr soll er ausbrechen, der größte Krieg, den die Welt bisher erlebt hat. Zu dieser Zeit herrschte die Brutalität der Kolonialpolitik. Die europäischen Länder rissen sich erbarmungslos die Länder aus Europa und Afrika unter den Nagel. Sie marschierten dort ein, drehten den Stammesbewohnern falsche Verträge an oder lockten sie anders in die Falle. Und dann wurde das Land bebaut. Mit Eisenbahnschienen quer durchs Land. Überall bauten sie Gebäude, entwurzelten Bäume. Für die Natur gab es keinen Platz mehr. Auch die Dorfbewohner verschonten die Europäer nicht. Die meisten Frauen wurden versklavt und misshandelt. Die Männer setzten sie meist dazu ein, die Schienen zu verlegen oder Häuser zu bauen. Wer sich weigerte wurde geschlagen, wer einen Soldaten angriff, sofort erschossen. So machten es die meisten europäischen Länder, auch Deutschland.
Wilhelm der Zweite ließ Deutschland mächtig aufrüsten, mit Waffen aber auch Kriegsflotten. Derweil machte sich die Konkurrenz um zum Beispiel England, Russland oder Frankreich ernsthaft Sorgen dass Deutschland einen Krieg anzetteln würde. In Europa war die Stimmung sehr angespannt und es schien nur noch eine Frage der Zeit bis der Krieg beginnen würde. Und dann war es soweit: Am 28.07.1914 war das Attentat in Sarajevo. Ein Serbe hatte den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand und seine Gattin erschossen. Er wollte an die ganze Welt ein Zeichen senden, dass Serbien sich nicht so einfach besetzen lässt. Auf Grund dieses Attentates erklärte Österreich/Ungarn Serbien den Krieg. Deutschland war mit Österreich/Ungarn verbündet also mussten sie mitkämpfen. Serbien war dagegen mit Russland verbündet und die wiederum mit England und Frankreich. Während Deutschland gegen England einen Seekrieg führte, griff Frankreich Deutschland von Westen an und Russland von Süden. Bald schon gab es sehr viele Tote und Deutschland brauchte mehr Soldaten an die Ostfront.
Einer dieser Soldaten war Hermann Müller. Er war begeistert in diesen Krieg gezogen und er und seine Freunde hatten in der Schule noch geprahlt, dass Deutschland sehr schnell siegen würde und dass sie bereits in einigen Monaten zurückkehren würden. Hermann wollte bei diesem Krieg unbedingt dabei sein. Er war erst 19 Jahre alt. Er hatte überhaupt keine Ahnung davon wie es in einigen Jahren um Deutschland bestellt sein würde. Nach einer 3-wöchigen Ausbildungsphase, die gar nicht nach Hermanns Vorstellung war, da sie sich immer im Schlamm robbten und der Leiter die ganze Zeit rumschrie, wurde er mit anderen Soldaten an die Front geschickt. Auch dort waren die ersten Tage überhaupt nicht nach Hermanns Vorstellung. Sie harrten mehrere Stunden im Schützengraben aus und hielten nach feindlichen Truppen Ausschau. Als er auf einmal am Horizont schwarze Menschenmassen langsam auf sich zukommen sah, gefror ihm das Blut in den Adern. Die Erfahrenen in der Einheit redeten gerade wild auf die Jungen ein, als sich die ersten Schüsse lösten. „Runter“ schrie einer der Soldaten und im Reflex zog Hermann seinen Kopf nach unten. Erde spritzte auf. Als sie sich aus ihrer Schockstarre gelöst hatten, zogen sie ihre Waffen und schossen. Hermann tat es ihnen gleich, aber er schoss einfach nur planlos irgendwo hin, und hatte keine Ahnung, ob seine Schüsse überhaupt in die Richtung der feindlichen Armee trafen.
„Wäre ich doch nur zu Hause geblieben“, dachte er, „dann wäre das hier alles nie so weit gekommen“. Er verfluchte sich selbst, dass er gedacht hatte, dass sie die Russen locker-leicht in die Flucht schlagen könnten. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte Hermann Angst – richtig Angst. Ein Schmerzensschrei riss ihn aus seinen Gedanken. Da lag ein Soldat neben ihm. Er hielt sich das Bein und durch seine Finger strömte Blut. Hermann war wie zu Stein erstarrt. Hilflos blickte er sich um. Endlich kam ihm ein Soldat zu Hilfe. Gemeinsam zogen sie den Verletzten aus dem Schützengraben. Nach wenigen Stunden war das Gefecht vorerst beendet und alle Soldaten zogen sich zurück zum Basislager. Hermann war inzwischen mit dem anderen Soldaten und dem schwer Verwundeten im Lazarett angekommen. Der junge Mann war ihm beim Training zuvor aufgefallen wie er immer etwas abseits gestanden war und, so hatte Hermann es wahrgenommen, keine Freunde hatte. Er war in der Gruppe immer dabei gewesen, war aber nie aufgefallen. Hermann hatte ihn nicht einmal vorhin im Schützengraben bemerkt. Er hatte sich voll und ganz auf sich selbst konzentriert, denn sonst wäre vielleicht auch er von einer feindlichen Kugel getroffen worden. Während er darüber nachdachte, legten die Helfer im Lazarett den Verwundeten in ein Krankenbett. Seine Augen und sein Mund waren geschlossen, doch er atmete noch gleichmäßig. Der leitende Arzt aber machte ihnen wenig Hoffnung: Die Kugel sei zu tief in ins Fleisch eingedrungen und bei einem Eingriff wäre das Risiko, dass sich die Wunde entzünden würde zu groß. Hermann wollte protestieren, aber der Arzt war schon zum nächsten Krankenbett geeilt. Das Lazarett war ein grauenhafter Anblick, fand Hermann. Überall lagen schwer verletzte Soldaten, an den Decken und Kissen klebte überall Blut und die überforderten Ärzte rannten von einem Patienten zum nächsten. Niedergeschlagen verließ Hermann das Lazarett.
Als er ins Lager kam, herrschte bedrückte Stimmung. Die Soldaten hatten an diesem Tag zu viele Menschen sterben sehen und die meisten wollten auf der Stelle nach Hause. Auch Hermann. Er würde so gern zurück zu seiner Mutter, aber nun war er hier. Das hatte er sich selbst zuzuschreiben und hasste sich dafür, denn es war unerträglich. Aber wer konnte schon wissen wie lange es hier noch dauern würde? Und was, wenn er es nicht mehr aushielt und völlig verrückt nach Hause kommen würde? Bei diesem Gedanken wurde ihm übel. Wie beim Essen. Meist gab es Haferschleimsuppe. Er konnte sie nicht mehr sehen. Dieser Krieg war ein Albtraum und je mehr er sich anstrengte, er konnte an nichts anderes denken. Später, als es Nacht wurde, konnte Hermann kein Auge zutun. Immerzu musste er an den verwundeten Soldaten denken, der direkt neben ihm von einer Kugel getroffen worden war. Hätte der gegnerische Schütze nur eine halben Meter weiter nach rechts gezielt, würde jetzt er in diesem furchtbaren Lazarett liegen. Bei diesem Gedanken schauderte es ihn. Seit er freiwillig in den Krieg gezogen war, hatte er jedes Zeitgefühl verloren. Er wusste nicht welcher Monat war, er wusste auch nicht welches Jahr. War es noch 1914? Oder 1915 oder vielleicht sogar schon 1916? Er konnte es nicht sagen und eigentlich war es ihm auch ziemlich einerlei. Er wollte nur, dass es endlich vorbei war und er in seine Heimat zu seiner Familie zurückkehren konnte.
Aber es sah nicht danach aus, dass der Krieg bald vorbei sein würde. Denn einige aus dem Lager wollten aufgeschnappt haben, dass Kaiser Wilhelm, der Zweite viele Firmen beauftragt hatte, jetzt nur noch Waffen herzustellen. Außerdem sollte Deutschlands Strategie über Belgien zu kommen, um damit Frankreich zu überraschen, fehlgeschlagen sein. Nie in seinen kühnsten Träumen hätte Hermann gedacht, das Deutschland diesen Krieg verlieren könnte. Doch genau danach sah es aus, denn die Deutschen hatten die Russen total unterschätzt. Nachdem er diesen Gedanken beendete hatte, schlief er dann doch noch ein. Am nächsten Tag wachte Hermann noch vor Sonnenaufgang auf. Ein harter Tag wartet auf ihn und die gesamte Mannschaft, sie mussten sich wieder im Schutzgraben positionieren. Nach einigen Stunden tauchten die feindlichen Truppen am Horizont auf und kurz darauf fielen die ersten Schüsse. Es war zum Verzweifeln: Kaum hatten Hermann und seine Mannschaft einige Meter an Boden gut gemacht, drängten die russischen Truppen sie wieder zurück. Dabei kamen viele Soldaten auf beiden Seiten ums Leben. Das Gewehr in Hermanns Hand wurde mit jedem Schritt schwerer. Es bildeten sich starke Frontlinien, die keiner der beiden Gruppen zu durchbrechen vermochte. Unmengen an Material wurden einfach irgendwo hingeschossen, in die Nähe des Gegners. Es war eine riesige Materialschlacht. Die Soldaten schimpften jeden Abend im Lager wie wenig Waffen und Munition es noch gab, denn die Waffen- und Munitionsproduktion stockte. Zwar produzierten nun fast alle deutschen Firmen nur noch Waffen und Munition, aber die Übergabe an die Soldaten verlief schleppend. An Hermann ging diese Diskussion einfach nur vorbei. Das einzige was für ihn zählte war: diesen Krieg überleben und zu seiner Familie zurückzukehren. Ob wohl alles wie früher sein würde? Nachts musste er immer an sie denken. Wie es ihnen jetzt wohl gerade ging? Von anderen Soldaten hatte er erfahren, dass es in Deutschland den Menschen sehr schlecht ging und sie alle Hunger leiden mussten, weil England - mit dem Deutschland verbitterten U-Boot Krieg führte -, alle wichtigen Handelswege von Deutschland blockiert hatte. So war Deutschland isoliert und bekam keine Unterstützung mehr, weder Nahrung noch Waffen. Das Essen wurde jeden Tag knapper. „Ihnen geht es auch nicht besser als uns“, dachte Hermann. Also wäre er so oder so in die Hölle gekommen.
Dann, am 2.April 1917, erklärt der amerikanische Präsident Thomas Woodrow, dass die USA in den Krieg einzieht. Als diese Nachricht im Lager ankam, wussten selbst die größten Optimisten: Bald würde der Krieg vorbei sein. Zwar hatte sich die Lage durch die Revolution in Russland ein wenig entspannt, aber an der Westfront und sonst überall gab es keine Hoffnung mehr. Tatsächlich endete der Krieg mit Deutschlands Friedensangebot am 4.Oktober 1918. Hermann und die anderen Soldaten, die überlebt hatten, wurden abgezogen. Zwar hatte Hermann den Krieg überlebt, seiner Jugend aber, hatte er ein abruptes Ende bereitet.
Der Junge mit dem Segelboot
Endlich ist es soweit: Lars darf das erste Mal selbst mit dem Segelboot fahren. Natürlich unter strenger Bewachung der Gruppenleiter. Aber das ist wirklich super, findet Lars, im Vergleich zu den langweiligen Trockenübungen, die ganze drei Tage angedauert haben. Dort wurde besprochen, wie man sich auf einem Segelboot richtig verhält, wie man es pflegt und vor allem, wie man es steuert. Lars hing das schon nach einem Tag zum Hals raus. So hatte er sich den zweiwöchigen Italienurlaub nicht vorgestellt. Zwar geht der Kurs nur drei Stunden pro Tag, dass noch reichlich Zeit vom Tag übrig ist, aber nach dem Kurs ist Lars immer so ausgelaugt, dass er danach nichts mehr machen kann, auch wenn es bisher nur Trockenübungen waren. Und alles nur, weil seine Mutter unbedingt wollte, dass er auch mal rauskommt und den Urlaub nutzt, anstelle immerzu vor dem PC zu hocken, „denn das kannst du auch zu Hause machen“, sagt seine Mutter. Also meldete er sich an, um seiner Mutter die Bitte zu erfüllen und am ersten Tag möglichst weit hinauszukommen. Aber bisher war er bitter enttäuscht worden. Doch heute ist alles anders. Lars kommt sogar einige Minuten zu früh am Treffpunkt an, so aufgeregt ist er. Als sie dann die Segelboote ins Wasser schieben, fühlt er sich wie ein König. Doch seine Freude sollte bald verschwinden, denn zu seinem Pech gibt es nur sehr wenig Wind und das Segelboot kommt nur im Schneckentempo voran. Dabei wollte er doch meilenweit hinaus. Aber damit wird es wohl nichts mehr werden. Fluchend steuert er wieder Richtung Strand. Danach geht er völlig frustriert zu seiner Wohnung zurück und schwört sich auf dem Heimweg: „Wenn es morgen wieder keinen Wind gibt, breche ich das hier ab!“
Der Schnürsenkel
Ich bin so unauffällig, dass mich wahrscheinlich die halbe Menschheit schon ganz und gar vergessen hat. Sie stecken mich durch Löcher in ihren Schuhen. Immer ein Ende in ein Loch und dann weiter zum nächsten. Ich muss ihre Schuhe zusammen halten und werd‘ dann an meinen Enden zu einer mal schönen, mal krummen und manchmal auch zu einer sehr ungewöhnlichen Schleife gebunden. Das Leben ist schon hart als Schnürsenkel. Was man alles aushalten muss, bei jedem Wetter: man wird nass, dreckig oder ausgefranst. Aber zum Glück bin ich nicht allein, mein Kumpel am anderen Schuh ist ja noch da und so können wir immer mal wieder quatschen. Aber manchmal wird das ziehmlich schwer, wenn der Mensch, der uns anhat meint, er müsste laufen als wär‘ der Teufel hinter ihm her und 2-Meter-Schritte macht - dann weiß ich auch net. Und das soll schlendern bei denen heißen. Ich bin heilfroh an keinen Laufschuhen zu sein oder - noch schlimmer - an einem Schuh einer „normal“ beschäftigten Mutter. So musste schon Onkel Henry sein Leben lassen und er war noch so jung…
Angriff aus dem Hinterhalt
Kommissarin Melia Sharps zog ihren Schal enger um ihren Hals. Der Wind pfiff durch die Straßen. Eigentlich wollte sie nach einem anstrengenden Arbeitstag gemütlich zu Hause auf dem Sofa liegen und ihre Lieblingsserie anschauen. Doch daraus wurde nicht - wieder mal. Ihr Chef hatte gebeten - oder besser: hatte bestimmend gemeint, sie solle noch einmal zum Tatort ihres neuesten Falles gehen und nach dem Rechten sehen.
In Gedanken versunken bog sie in die nächste Seitenstraßen ein. Die herunter gekommenen Laternen gaben nur sehr wenig Licht oder hatten gar keine Glühbirnen mehr. Der Tag konnte nur noch besser für sie werden. Sie kam an vor dem halbverfallenen Haus, wo das gelbe Absperrband im Wind flatterte. Wofür sollte sie überhaupt noch in dieses Haus gehen? Der Fall war doch schon so gut wie abgeschlossen. Sie holte die mitgebrachte Taschenlampe aus ihrer Manteltasche und öffnete die Tür. Die Haustür knarrte, als sie sie aufschob. Der Lichtkegel huschte über die Wände. Nichts auffälliges und alles war so wie es die Kollegen von der Spurensicherung zurück gelassen hatten. Sie kam in einem Raum, was wohl das Wohnzimmer gewesen sein könnte. Sofort kam ihr das Bild von dem Mann vor Augen, wie dieser mit gespaltenem Schädel in einer Blutlache lag. Obwohl Melia schon viel gesehen hatte, schüttelte es sie. Am meisten jedoch erschütterte sie der Grund dieses Mordes. Der Mann war schon lange mit seiner Freundin zusammen und wollte ihr einen Heiratsantrag machen. Er hatte mit einer Freundin des Pärchens die Szene des Antrags schon seit einigen Tagen in dem verfallenen Haus einstudiert. Sie erfuhr davon und dachte er betrüge sie und lauerte ihm auf und schlug in mit einem Eisenrohr nieder.
Am Fußboden war viel Blut, sie betrachtete die mit Kreide aufgemalten Umrisse des Mannes. Sie sah einen Moment auf das viele Blut und war angewidert, andererseits aber auch beeindruckt von der ganzen Tragik. Seine Freundin musste viel Hass und Enttäuschung gehabt haben, dass sie mit solch einer Kraft zugeschlagen hatte. Dieses ganze Blut überall war selbst für Melia ein schrecklicher Anblick. Sie verstand einfach nicht, warum Menschen ihre Probleme so oft mit Gewalt lösen mussten. Am Ende hatten sie alles verloren, konnte es das wirklich Wert gewesen sein? Zuerst sollte man immer miteinander reden - weil ein Leben auszulöschen und für sich selbst ein lebenslanges Ticket ins Gefängnis... Nicht gerade die bessere Option.
Vorsichtig ging sie weiter. Ein markerschütternder Schrei ließ sie in ihrer Bewegung erstarren. Sie griff nach ihrer Dienstwaffe und ging hinter einem morschen Schrank in Deckung. Sie hielt ihren Atem an und wagte nicht die kleinste Bewegung. Stille. Nichts rührte sich. Nicht mal das kleinste Geräusch oder ein Lufthauch. Sie horchte ganz ruhig in die Stille, doch es war nichts zu hören. Sie wollte schon aus ihrem Versteck hervor kommen als etwas am Boden kratze und immer näher kam. Ein Jammern und dann Rascheln. Melia holte tief Luft und verließ ihre Deckung und zielte und....!!!
Zwei kleine leuchtende Augen blicken sie erschreckt an. Melia ließ erleichtert ihre Waffe sinken. Ein kleines Kätzchen stand da, ganz unschuldig und harmlos. Sie wollte das Haus nun um so schneller verlassen, bevor ihr das Herz ganz aus der Hose rutschte. Vielleicht würde die nächste Begegnung nicht bei einer Katze bleiben. Sie kam in den Flur, von ihm aus führte eine morsche Holztreppe in den zweiten Stock. In der einen Hand hielt die Taschenlampe, mit der anderen hielt sie sich zaghaft am Geländer. Als sie den ersten Fuß auf die Treppe setzte, knackte es verdächtig. Es ging auch so bis zur siebten Stufe gut, als die plötzlich unter ihrem Gewicht zusammenbrach und Melia beinah rückwärts die Treppe herunter gefallen wäre. Zum Glück war das Geländer stabiler und riss nicht aus der Halterung. Oben angekommen leuchtete sie nur kurz in jedes Zimmer. So gründlich musste sie nun auch wieder nicht nachschauen. So gespannt darauf noch irgendetwas zu finden war sie nicht unbedingt. Im letzten Zimmer gaben auf einmal die Batterien ihrer Taschenlampe den Geist auf. Und so musste sie wohl oder übel im Dunkeln den Weg nach draußen suchen. Fast nichts sehend ging sie vorsichtig den Weg zurück. Dann, auf einmal, noch bevor sie einen Schrei von sich geben konnte, knallte ihr etwas voller Wucht gegen den Kopf. Sie taumelte nach hinten aber blieb auf den Beinen. Im ersten Moment war ihr noch etwas schwindelig aber sie fing sich schnell wieder. Sie faste sich an die Stirn, sie war feucht. Bestimmt eine schöne Platzwunde und einen blauen Fleck, den sie jetzt hatte. Der Angreifer jedoch machte keine Anstalten davon zu laufen. Es war der Stiel einer Hacke, auf die sie getreten war. Das war jetzt die Krönung des Tages und sie gab sich den dienstlichen Befehl, ohne weiteres sofort nach Hause zu gehen. Ihr Chef würde morgen eine Krankmeldung von ihr auf dem Tisch finden. Die Verletzung würde auch später noch grässliche Kopfschmerzen geben. Das hatte ja auch nur ihr passieren können! Wer auch immer danach fragen würde, woher ihre Verletzung käme: den wahren Grund würde keiner jemals erfahren!
Eifersucht
Genau ein Jahr und 10 Monate ist es her: Ich lernte einen tollen Jungen kennen, der mir so sehr gefiel, dass ich mich schon nach kurzer Zeit in ihn verliebte. Schon bald lernte ich auch die Eifersucht kennen. Ich war eifersüchtig auf Mädchen, mit denen er etwas unternahm und die ihn sogar genauso liebten wie ich ihn liebe. Die Tage gingen dahin, immer, wenn unsere Wege sich kreuzten, lächelte ich ihm zu. Dann passierte es: Er gestand mir seine Liebe zu mir. Dieser Moment war der schönste überhaupt. Wie er vor mir stand, seine Augen erst unsicher wanderten, kaum wagten mich anzusehen. Und dann, als er sah wie ich strahlte, nahm er meine Hände in seine und zog mich näher und näher. Ich war überglücklich. Weitere Tage vergingen und schon fragte er mich: „Willst du meine Freundin sein?“ „Ja, natürlich“, antwortete ich ohne Zögern. Damit brach eine Zeit an, in der ich einfach nur glücklich war. Selbst nach sieben Monaten war es immer noch wie am ersten Tag. Doch dann merkte ich, wie er sich von Tag zu Tag mehr veränderte, wenn er mit mir zusammen war. Jeden Tag stritten wir uns, es tat so weh wie ein Messerstich, mitten in mein Herz.
Den 31. Oktober 2012 werde ich nie vergessen: Er verließ mich. Für immer! Mein Herz brach in 1000 Teile. Und keiner konnte es wieder gut machen. Jeden Morgen, wenn ich noch im Bett lag, jeden Abend, wenn ich schlafen wollte, kamen mir die Tränen. Sie flossen einfach über mein Gesicht, ich konnte sie nicht zurück halten. Eine schwere Zeit, irgendwie brachte ich sie hinter mich. Zwei Monate später schickte er mir eine sms: „Wie geht es dir?“ Ich wartete einige Minuten, bevor ich ihm „super“ antwortete. Ich wollte ihm mein Innerstes nicht offenbaren. Wir verabredeten uns zum Gespräch. Wieder stand er fast schüchtern vor mir, als er meine Hand nahm und sagte: „Ich habe dich unglaublich vermisst.“ Er wollte mich zurück haben! Da ließ ich mich in seine Arme fallen.
Einsam, für immer und ewig
Zwei Geschwister sitzen nebeneinander auf dem kalten Boden des staubigen Dorfplatzes. Sie warten auf ihre Eltern. Jeden Tag. Schon jahrelang. Leider wissen sie nicht, dass die Eltern bereits vor drei Jahren im Krieg in Afghanistan gestorben sind. Noch nie in ihrem Leben haben sie überhaupt etwas von diesem Land gehört, denn sie leben in Brasilien, wo sie auch geboren wurden. Mittlerweile leben die beiden Kinder seit vier Jahren dort in einem Heim. Die Große war drei und ihre jüngere Schwester erst 10 Monate alt, als sie ins Heim kamen. Aber daran können sie sich nicht erinnern. Und so wissen sie auch nicht, dass ihre Eltern in Afghanistan etwas für die Familie regeln sollten. So leben sie weiter im Heim, zusammen mit all den anderen Kindern. Jeden Tag gehen sie vor die Tür. Jeden Tag hoffen sie aufs Neue, dass jemand kommt und sagt: „Ich bin deine Mutter, komm mit.“ Doch dieser Tag ist noch weit weg.
An meine beste Freundin
Liebe Meryem,
Ich kenne dich schon seit 3 Jahren. Naja, eigentlich schon seit 15 Jahren, durch unsere Eltern. Aber da wir damals noch sehr klein waren, kannten wir uns nicht so richtig. Unsere Freundschaft hat sich erst entwickelt, als ich 2011 auf deine Schule kam. Ich wusste gleich bei deinem Anblick, dass wir uns gut verstehen würden und dass wir befreundet sein werden. Einige Zeit später verstanden wir uns schon sehr gut und wurden so gute Freundinnen, wie ich es mir erträumt habe. Du bist einfach anders als die anderen, wir sind gleich vom Charakter und unsere Denkweise stimmt auch überein. Wir haben sehr viele Gemeinsamkeiten, die unsere Freundschaft so besonders machen. Tag für Tag liebe ich dich mehr, wir sind beste Freundinnen geworden. Man kann das nicht mal mehr gute Freundschaft nennen - wir sind wie zwei Schwestern. Die in guten wie in schlechten Tagen zusammen halten und dieser Zusammenhalt hat uns sehr gestärkt. Wir haben noch nie gestritten, vielleicht bei Kleinigkeiten, aber das haben wir schnell wieder vergessen. Du weißt nicht wie glücklich ich bin, dich in meinem Leben zu haben. Es ist einfach schön, mein Leben gemeinsam mit dir zu verbringen.
Der Stuhl
Sie nennen mich „Stuhl“, ich habe keinen anderen Namen. Mein Wohnort ist die Schule. Von 7.30 bis 12.40 sitzen Mädchen und Jungs auf mir. Manchmal stellen sie sich sogar auf meinen Bauch, das ist aber sehr unangenehm! Es gibt auch Schüler, die viel Schlimmeres mit mir anstellen, was genau, das will ich lieber nicht sagen. Manchmal ist es sogar so schlimm, dass mich ein Schüler kaputt macht! Dann habe ich keine Beine mehr zum Stehen, da ich das Gewicht mancher Schüler nicht auf meinem Rücken tragen kann. Zum Glück gibt es den lieben Hausmeister, der meine Beine wieder anschraubt. Trotz allem bin ich gern ein Stuhl. Denn von den Schülern höre ich immer, sie müssen denken, lernen, Hausaufgaben machen. Welch ein Stress! Den hab‘ ich nicht und das finde ich toll!
Hoffnung
Vor drei Jahren fing die Geschichte an. Ich verliebte mich in einen gutaussehenden Jungen. Es war Liebe auf den ersten Blick. Ich sah ihn auf einer Hochzeit. Er gefiel mir so sehr, dass ich ihn kennenlernen wollte. Doch so weit kam es an diesem Tag noch nicht. Als ich meiner Cousine davon erzählte, riet sie mir, dass ich ihn auf Facebook anschreiben sollte, aber ich traute mich nicht. So fing ich an, ihn jeden Tag auf Facebook zu Stalken, ich schaute seine Bilder an, was er grad so machte und und und. Irgendwann sah ich auf seiner Seite, dass er ein Bild mit einem Mädchen gepostet hatte. Das machte mich eifersüchtig. Ich dachte, sie wäre seine Freundin und verlor die Hoffnung, dass ich ihn jemals kennenlernen würde. Ich war sehr eifersüchtig und fand es unerträglich, dass er eine Freundin hatte. Deshalb bin ich auf den Gedanken gekommen, dass ich ein erfundenes Profil machte. Ich befürchtete, wenn ich ihn von meiner richtigen Seite anschreiben würde, dann würde ich ihm nicht gefallen. Deshalb nahm ich Bilder von einem wunderhübschen Mädchen, als ich ihn angeschrieben hab.Er erzählte mir über sein Leben und sagte mir, dass er nicht in einer Beziehung ist. Das machte mich sehr glücklich und hoffnungsvoll...
Der Unbekannte
Es war eine klare Nacht in der großen Hauptstadt des Landes. Es war ruhig in Stadt und Schloss, da bereits alle zu Bett gegangen waren. Lediglich von dem betrunkenen Gesindel waren noch einige auf den Straßen zu sehen. Von Weitem sah man am Schlosstor die Fackeln der Nachtwache, aber eine ganz bestimmte Person, die zielstrebig im Schatten auf das Schloss zulief, schien das nicht zu stören. Denn der Unbekannte wusste, das dies seine Nacht war: die Nacht des Blutmondes.
Er schlich verborgen im Dunkeln an den Wachen vorbei, dirket auf das im Mondschein bunt schillernde Schloss. Die Wachen, denen er begengnete, bemerkten ihn nicht, denn er verstand sich darauf sich an seine Umgebung anzupassen. Er wusste, dass die Schwärze der Nacht sein größter Schutz und engster Vertrauter war. Er betrat den Schlosshof, steuerte auf die Tür zu den Gemächern auf der anderen Seiten des Hofes zu, ging die großen Treppen nach oben und tiefer hinein, ins Herz des Schlosses. Es war nicht das erstmal, dass er hier entlang ging und kurz kam ihm die Überlegung einen Zwischenstopp in der Schatzkammer einzulegen, diesen Gedanken verwarf er jedoch gleich wieder. Zu viel Aufsehen auf ihn, auf das Phantom, auf den Unbekannten war nicht gut. Er lief einen Flur entlang, bog rechts ab und blieb erst vor der Tür der Prinzessin stehen.
„Was für ein nerviges Klischee, dass immer die Prinzessin das Opfer ist,“ dachte er.
Durch einen Tür spalt am Boden erkannte er, dass noch eine fast abgebrannte Kerze im Zimmer brannte, also schlief die Prinzessin bereits.
Ihm war klar, dass jetzt größte Vorsicht geboten war, er musste das Mädchen im Schlaf töten sonst würde es zu viel Krach verursachen und die Wachen aufmerksam machen. Leise und in vollkommene Stille gehüllt, betrat er das Zimmer und steuerte mit Ruhe auf das Bett zu. Ihre feuerrote Haarfarbe stach durch die Kerzenflamme besonders hervor. Er nahm sich den Moment, um sie zu betrachten: Sie war recht klein und wirkte zerbrechlich, aber nach allem was er über sie wusste, täuschte dieser Eindruck stark. Seine behandschuhte Hand legte sich auf ihr Gesicht, dirket auf Mund und Nase und dann drückte er zu.
Ihre Augen öffneten sich praktisch sofort und starrten ihn überrascht an. Im ersten Moment bewegte sie sich etwas unbeholfen, dann drehte sie sich mit einem Ruck um und aus dem Bett, sodass er für einen kurzen Moment unbeweglich da stand. Die Prinzessin hatte sich derweil weggedreht und war in der dunklen Ecke des Zimmers verschwunden. Da durch das große Fenster Mondlicht fiel, bemerkte er ihre Klinge sofort und zog sein eigenes Langschwert, parierte im letzten Moment. Durch das Licht, das sich in den beiden Klingen brach, konnte er einen schlanken und dennoch muskulösen Arm ausmachen. Er hob den Kopf und starrte direkt in wilde, grün leuchtende Augen, die ihn aufmerksam musterten.
Sie drehte das Schwert in einer schnellen Bewegung und zwang ihn zum Parieren. Da sich das Licht erneut von rechts brach, war ihm klar, dass sie dieses mal auf seine rechte Körperhälfte zielte. Er machte sich bereit zum Kontern. Er hörte wie die Waffen aufeinander prallten und ein lautes Klirren verusachten. Ihm dämmerte die Erkenntis: dieser Kampf würde sich hinziehen. Er hatte nicht viel Zeit. Bald würde die Wache kommen...
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