Teilnehmer der Schreibwerkstatt an der Schule im Aurain
mit der Dozentin Ines Franzke-Stahl
Ayla Remmele
Blerita Baldedaj
Chiara Scaricamazza
Helen Brenner
Ilona Tas
Jama Schilling
Jana Entenmann
Julia Reinhardt
Kamilla Kunze
Laura Schäfer
Lea Blummer
Lisa Caociola
Paraskevi Michailldou
Schelina Schuster
Simone Küblbeck
Walandoa Goulioupdoo
Das Gold des Atlantiks
Mein Name ist Sam. Ich lebe zusammen mit meinem Freund auf den Bahamas, der schönsten Insel im Atlantik. Mit langen endlos weißen Ständen und türkisblauem Meer. Ich arbeite in einem Freizeitpark, doch meine große Leidenschaft war schon immer das Tauchen. Und diese Leidenschaft teile ich mit meinem Freund, der früher als Tauchlehrer gearbeitet hat, doch alles aufgab, weil er davon träumte, einen Schatz auf dem Meeresboden zu findet.
Schon mein ganzes Leben habe ich das Meer geliebt und bin oft als Kind mit meinem Vater raus auf den Atlantik gefahren. Mein großes Glück ist, dass ich Jared getroffen habe. Ich fahre so oft es geht mit ihm aufs Meer. Das Tauchen mit ihm ist schöner als alles andere. Unser Leben war gut so wie es war, es war ein beschwerliches aber glückliches Leben, auch wenn ich mich über mein jetziges Leben nicht beschweren kann. Eines Tages besuchten uns Bryce, ein Freund von Jared, und seine neue Freundin Amanda. Bryce ist Strafverteidiger und hatte von einer seiner Mandanten eine Villa und eine Yacht zur Verfügung gestellt bekommen. Mit dem Schiff machten wir vier einen Tauchausflug auf dem Atlantik. Wir entdeckten die Überreste eines seit langem gesunkenen Schiffes sowie ein Flugzeugwrack, das vollbeladen mit Kokain war. Während Jared hauptsächlich an dem Schiff interessiert war, träumten Bryce und Amanda davon, schnelles Geld mit Hilfe der Drogen zu machen. Wir hatten uns aber darauf geeinigt, das Flugzeug besser in Ruhe zu lassen und auch nicht die Polizei zu verständigen, um den Schiffsfund und dessen Bergung nicht zu gefährden, denn das Schiff soll zum Transport von Gold benutzt worden sein. Da die Bergung des Schiffes viel Geld und technisches Equipment benötigte, das weder ich, Jared noch Bryce hatten, wobei sich auch herausstellte, dass Bryce mehr auf das Wohlwollen seiner Mandanten angewiesen war, als dass er Geld hatte, beschlossen Bryce und Amanda, heimlich Teile des Kokains zu bergen und in Geld umzuwandeln. Sie versuchten dies einem Clubbesitzer anzudrehen. Dieser führte sie jedoch zu seinem Boss, der sein Kokain schon vermisst hatte. Jared wurde auf der Yacht von Reyes gerufen und erhielt von ihm 12 Stunden Zeit, um das restliche Kokain zu bergen, ansonsten würden sie uns alle vier töten. Jared erklärte mir die Begebenheit. Doch ich wollte nichts damit zu tun haben und ließ ihn einfach stehen.
So machten sich Jared, Bryce und Amanda alleine auf zur Bergung. Bei der nächtlichen Tauchaktion wurde Amanda jedoch von einem Tigerhai angegriffen und schwer verletzt. Jared und Bryce brachen den Tauchgang ab und brachten Amanda in ein Krankenhaus, wo ihr jedoch nicht mehr geholfen werden konnte. Im Krankenhaus traf ich die beiden wieder. Ich wollte mit ihnen gemeinsam nach Hause fahren und alles hinter mir lassen, als sie einen Anruf bekamen. Der Anrufer wollte wissen, ob wir die Drogen haben. Als wir ihnen sagten, dass wir sie nicht haben, wurden wir von einer Gruppe verfolgt. Wir vertrauten uns einem alten Freund an, der Polizist war und er wollte uns helfen. Doch alles kam anders. Er hatte uns einfach an die Leute, von denen wir wegwollten, übergeben. Er steckte unter einer Decke mit ihnen, doch das hatte ihm nichts genutzt. Vor meinen Augen erschossen ihn seine eigenen Leute.
Als Jared entkommen war, bemerkte er, dass fast alle auf dem Boot tot waren. Er konnte mich und Bryce retten und sprengte das ganze Flugzeug. Nun sind sechs Wochen vergangen. Wir wollten Teile des alten Schiffes bergen und durch einen Zufall fanden wir unter dem Holzdeck eine verborgene Ladung voll mit Goldbarren. Mein Leben hat sich verändert, doch eins verändert sich nie: Meine Liebe zum Tauchen und die zu Jared.
Das Haus auf der anderen Seite
Ich hatte alles versaut, alles was noch zu retten war, war eigentlich nichts mehr. Ich konnte froh sein, wenn ich noch einen Job als Kloputzer in der Tankstelle bekommen würde. Alles kaputt: meine Zukunft, alles mit meinen eigenen Händen zerstört. Ich saß im Polizeirevier und wartete bis meine Mutter endlich ankam, um zu sehen was für einen tollen Sohn sie sie hat. Das Warten kam mir wie eine Ewigkeit vor. Es war alles umsonst gewesen, die ganze Zeit, Geduld und Liebe, die meine Mutter für mich geopfert hatte.
Ich hörte wie sie kam, ihr Gang war nicht zu verwechseln, sie hatte schon immer hektische Schritte. Langsam spürte ich die Angst, die in mir hochkam, ich wusste, dass dieser Tag nicht gut ausgehen würde.
„Justin! Justin, verdammt nochmal, war das jetzt nötig? Musst du so etwas machen?! Ich bin sehr enttäuscht von dir!!‘‘ Mom schrie fast.
,,Mom komm runter, okay! Ich weiß, dass ich mal wieder Scheiße gebaut habe!‘‘ Antwortete ich mit aufgewühlten Worten.
„Justin was ist eigentlich mit dir los? Seit dein Vater tot ist, machst du nur noch Blödsinn! Und für wie dumm hältst du mich eigentlich? Denkst du ich habe das mit dem Rauchen und die Drogen nicht mit bekommen? Ich versuche echt nur das Beste für dich zu tun. Ich gehe den ganzen Tag arbeiten, um dir etwas zum Essen zu kaufen! Und was machst du? Wäre Dad stolz auf dich, Justin?“
„Mom sei einfach ruhig okay?! Du verstehst es doch gar nicht! Denkst du echt ich tue diesen ganzen Mist, um dir weh zu tun? Ich weiß was du alles für mich tust. Aber Dad fehlt mir so sehr! Diese ganzen Sachen lenken mich von dem Schmerz ab.“
„Okay Justin, aber ich weiß nicht wie es weiter gehen soll, ich –“ Mom fing schrecklich an zu weinen. Tränen flossen ihre Wangen runter. Ich konnte ihr das nicht antun. Sie weinte schon die ganze Zeit wegen Dads Tod. Und dann auch noch wegen mir. Ich fühlte mich wie der gemeinste und gefühlloseste Sohn auf der ganzen Welt. Ich konnte sie einfach nicht mehr anschauen. Es tat zu sehr weh. Ich ging zu Mom und umarmte sie so fest ich nur konnte und fing selber an mit ihr zu weinen. Sie schluchzte auch noch dazu. Den Schmerz, den ich fühlte, konnte niemand nachvollziehen. In diesem Moment merkte ich wie schlecht es uns beiden ging mit meinem Verhalten.
Ich musste etwas ändern und am besten noch in diesen Ferien, die am Tag drauf anfingen:
„Justin ich bin weg! Im Kühlschrank liegt etwas, falls du Hunger hast .“ Ich hörte die Türe zuknallen und weg war sie. Ab dem Moment fing für mich der erste Ferientag zuhause an und das für die ganzen Sommerferien. Schlimmer konnte es echt nicht werden. Ich stand auf, um mir etwas zum Essen zu holen. Eigentlich wollte ich auch noch eine Zigarette rauchen, aber ich hatte nichts mehr, ich hatte alles Mom gegeben und hatte ihr auch noch versprochen, dass ich aufhören würde mit dem Rauchen, Trinken und mit den Drogen.
Ich versuchte die Sucht danach zu unterdrücken. Der Pfannkuchen war echt lecker. Ich versank in die Langweile, irgendetwas musste es doch zu tun geben. Ich schaltete den Fernseher an und schmiss mich auf das Sofa. Nach ein paar Minuten schlief ich aber ein, weil die Nachrichten viel zu langweilig geworden waren. Plötzlich sprang ich wie verrückt auf. Ich hörte es an der Tür klopfen. Wer könnte es gewesen sein? fragte ich mich selber. Vielleicht mein „bester Freund“, der der mich die Flasche Alkohol klauen ließ oder wahrscheinlich war es nur die Polizei oder der Postbote. Ich hatte Angst die Türe zu öffnen. Ach was! Bestimmt würde es nur Ryan sein! Dem würde ich einige Wörter um die Ohren hauen! Ich war mir sicher, dass er es war: „Hey, Alter wie traust du dich – Oh tut mir leid Miss uhm ….“
„Mein Name ist Bernadette Villegas und ich bin deine neue Nachbarin. Und mit wem habe ich das Vergnügen, bitteschön? „
„Uhhhm, mein Name ist Justin.“
„Na dann: Hallo Justin ! Ich wollte nur fragen ob ich unser Auto vor deinem Haus kurz parken könnte, denn wir haben ein kleines Problem mit dem Garagentor.“
„Ehh, ja klar, tun sie bloß!“
„Dankeschön, Justin , schönen Tag dir noch!“
„Danke, Ihnen auch Miss Villegas!“
Ich machte die Türe hinter mir zu. Oh mein Gott war das gerade peinlich! Ich dachte ernsthaft es wäre Ryan, aber der würde sich wohl nicht mehr blicken lassen.
Es war spät abends, Mom war wieder zu Hause, sie war fix und fertig. Aber ich musste ihr unbedingt die Neuigkeit erzählen.
„Und Justin, was hast du heute getrieben?“
„Mom, ich muss dir unbedingt was erzählen, wir haben neue Nachbarn!“
„Ach echt, bei der Dunkelheit draußen konnte ich nichts sehen. Meinst du im Haus auf der anderen Seite?“
„Ja genau! Vorhin ist Miss Villegas gekommen, um zu fragen, ob sie ihr Auto vor unserem Haus parken könnte, also sie ist die neue Nachbarin.“
„Tut mir leid Jus, aber ich bin viel zu müde. Ich gehe jetzt schlafen morgen wird wieder ein langer Tag für mich sein. Gute Nacht mein Großer !“
„Nacht oMm.“
Nächster Morgen. Es war wieder Langweile angesagt. Ich saß auf dem Sofa herum und starrte in die Luft. Nichts fiel mir ein, dass ich tun könnte. Es war auch noch so warm, ich dachte ich würde diesen Tag nicht überleben. Ich zog mein T-Shirt aus, lief zum Bad, schmiss es in den Wäschekorb und ging anschließend in mein Zimmer. Dort suchte ich nach Sachen, die mich beschäftigen könnten. Fand nichts. Ich konnte es kaum fassen, mir war echt soooooo stinklangweilig. Doch dann fielen mir unsere großen Wandschränke im Wohnzimmer unten ein, in denen konnte ich nach brauchbaren Gegenständen suchen. Schon ein paar Minuten später lag alles mögliche auf dem Boden: Bilder von Dad, alte Erinnerungen von mir, alte Dekorationen, die Mom weggeräumt, alle Sachen, die nach Moms Meinung nicht mehr in ihr Leben passten und Sachen, die sie nicht mehr verwendete. Der ganze Raum voll mit allen möglichen Gegenständen. ich konnte nicht mehr, diese ganzen Sachen brachten mich zum Heulen. Dad fehlte mir. Ich hätte diese Such-Aktion gar nicht erst starten sollen! Warum war ich bloß so dumm! Ich ging vor die Haustüre und strich mir die Tränen aus dem Gesicht. Gegenüber sah ich wie die neue Familie rein- und rauslief, um noch die restlichen kleinen Möbel aus Laster zu holen. Ich sah ein Mädchen aus dem Haus kommen. Sie hatte wunderschöne schwarze, lange Haare mit ein paar Wellen, aber sie schaute nach unten, deswegen konnte ich ihr Gesicht leider nicht erkennen. Aber dieses Mädchen sah unheimlich traurig aus. Ich schaute sie noch einige Sekunden an und ging dann wieder rein. Ich fragte mich, ob sie auch zur neuen Nachbarsfamilie gehörte. Das Telefon klingelte. Ich ging ran. Sofort erkannte ich Moms weiche Stimme durch den Hörer klingen.
„Hallo?“
„Mom, was gibt’s?“
„Ich wollte dir nur sagen, dass das Mittagessen schon im Kühlschrank bereit steht. Ich habe es heut früh noch schnell für dich gemacht.“
„Danke Mom. Ich esse es, wenn ich Hunger bekomme. Okay ?!“
„Keine Sorge, ich glaube dir ja!! Meine Mittagspause ist jetzt vorbei ich muss los, tschüss Justin.“
„Bye Mom.“
Ich legte auf und ging zu dem Wandschrank, um weiter zu stöbern. Ich hatte es gefunden!!!!!!!! Ein verdammtes Fernglas! Ich hatte eine großartige Idee, was ich damit anstellen konnte. Ich setzte mich auf mein Bett und fing an, in die Fenster meiner Nachbarn zu schauen. Erst war Mr. Jamush dran. Er war schon immer komisch. Egal wann und wo ich ihn sah, er schaute immer weg und sagte nie „Hallo“. Sehr komisch dieser Mann. Doch jetzt saß er nur auf seinem Sofa herum und schaute Koch-TV. Ich hatte gedacht, er würde Leichen im in blauen Mülltüten raus tragen - aber leider nicht. Also ein totaler Langweiler der Mann. Nächstes Haus war dran. Ich ging in Mom‘s Zimmer, auf der anderen Hausseite. Dort schaute ich in den zweiten Stock. Von diesem Haus hörte man immer nur Geschrei von Kindern und Erwachsenen. Wer weiß, was da alles abgehen würde. Ich sah Miss Sunset, die schrie wie eine Verrückte, weil ihr kleiner Sohn sich in die Hose gemacht hatte. Und der arme Kleine heulte. Alles nur verrückte Leute in dieser Gegend. Ich legte eine kleine Pause ein, denn die Hitze war unausstehlich.
Es war kurz vor 21Uhr, die Sonne war dabei unter zugehen, aber ich wollte noch unbedingt ins Haus der neuen Nachbarsfamilie rein schauen. Also ging ich ins Bad und lege mir eine Tüte Popcorn daneben, damit ich nebenbei etwas Süßes knabbern konnte. Ich setzte mich auf das geschlossene Klo und fing an, in der Nachbarschaft herum zuschauen. Mein Blick fiel auf das kleine runde Fenster unter dem Dach der Familie Villegas. Zuerst dachte ich, ich sah nicht recht. Mitten auf dem dunklen Dachboden saß das Mädchen, dass ich vorher gesehen hatte, auf einem Stuhl. Um sie herum ging ihr Vater. Plötzlich, ganz unvorhersehbar, schlug er zu. Ich schreckte zurück und stieß die Tüte mit den Popcorn in die Badewanne. Ich starrte auf das Mädchen. Wieso stand sie nicht auf? Wieso wehrte sie sich nicht? Sie musste doch irgendetwas machen!? Ich sah wie sie den Blick senkte und wieder und wieder schlug ihr Vater auf sie ein! Warum tat er das? Durch das Fernglas konnte ich sehen wie ihr die Tränen über das Gesicht liefen, aber sie sagte nichts und wehrte sich immer noch nicht. Ich war völlig geschockt und beschloss das mit dem Fernglas erst mal sein zu lassen. Ich räumte das Popcorn weg und ging zu Bett. Schlafen konnte ich nicht, wie sollte ich auch, wenn im Nachbarhaus ein Mädchen brutal verprügelt wurde. Außerdem wurden mir langsam meine Entzugserscheinungen bewusst, ich begann zu zittern. Ich konnte einfach nicht schlafen, ich musste wieder und wieder an das Mädchen denken, ich musste ihr doch helfen! Und ich musste auf jeden Fall mit jemandem darüber reden!
...
Irgendwann musste ich dann doch eingeschlafen sein, jedenfalls erwachte ich erst am späten Vormittag. Mom war bereits zur Arbeit gegangen und ich konnte an nichts anderes denken als an das Mädchen. Mir war so schlecht. Plötzlich kamen mir wieder alle Schlägereien im Kopf hoch, die ich verursacht hatte. Der Gedanke an das Mädchen zerriss mir den Kopf! Ich musste etwas tun! Aber ohne die Polizei ins Spiel zu bringen. Das war meine Aufgabe für diesen Sommer.
So weh es mir auch tat, ging ich nochmal hoch ins Badezimmer und schaute durchs Fernglas in diesen Dachboden rein. Das Mädchen saß auf dem Stuhl, aber ihr Vater war nicht da. Zumindest vermutete ich, dass es ihr Vater war. Sie hatte ein Tuch um den Mund gebunden und ihre Hände waren auch am Stuhl fest gebunden. Nein ! Nein ! Nein ! Ich konnte nicht mehr. Ich schmiss das Fernglas in die Badewanne und rannte aus dem Bad in mein Zimmer, wo ich mich aufs Bett schmiss und mir das Kissen ins Gesicht drückte.
Eine Weile später beruhigte ich mich und begriff, dass ich einen Plan erstellen musste wie ich dem Mädchen helfen konnte. Dazu brauchte ich natürlich meine Mom, aber ihr würde ich meinen Plan später erzählen. Mir kamen Ideen, die auf jeden Fall machbar waren. Ich schrieb alles ganz genau auf bis ins Detail, damit ich auch nichts vergessen würde.
Eine Woche später war der Moment gekommen. Ich hatte Mom die Quälerei im Dachboden gezeigt. Sie war sofort bereit mir zu helfen und nahm sich sogar von der Arbeit einen Tag frei für unsere Rettungsaktion. Eine ganze verdammte Woche hatte ich mir diese Sache durch den Kopf gehen lassen. Es hatte seine Risiken, aber um das Mädchen zu retten wollte ich alles tun! Ich wusste zwar noch nicht warum, aber irgendwas ließ mich das tun, was ich begonnen hatte. Mom hatte die Nachbarsfamilie vor zwei Tagen eingeladen, um heute bei uns zu grillen. Und es hatte tatsächlich geklappt. Alles war schon bereit. Ich hatte Rayn dieses mal für einen guten Zweck um Drogen gebeten. Mom und ich waren total aufgeregt. Wir wussten, sie würden jeden Moment da sein. Es klingelte. Mom und ich rannten zur Tür, schauten uns eine Sekunde lang an. Dann öffneten wir.
„Guten Tag Mrs. Villegas und Ms. Miller und – oh ja stimmt und wer bist du denn?'' sagte Mom in einem gut gespielten überraschten Ton.
Für ein paar Sekunden war es still. Es kam mir so vor, als ob das Mädchen nicht wüsste ob sie antworten sollte oder nicht. Ich sah ihr grausames Leben in ihren Augen. Die ganze Angst und die Müdigkeit vom Leben. Alles spiegelte sich in diesen wunderschönen großen schwarzbraunen Augen. Irgendwie schaffte sie es dann doch noch ihren Mund zu öffnen und etwas zu sagen.
„Gut- guten Tag, mein Name ist Jas- Jasmine.''
Jasmine. Jasmine war ihr Name! Endlich wusste ich es. Sie hat es nicht geschafft einen Satz ohne Gestotter und Unsicherheit zu sagen. Es war schrecklich. Ab diesem Zeitpunkt wusste ich, dass er es bereuen würde, alles was er diesem armen Mädchen angetan hatte.
„Schön, Jasmine! Nett dich kennen zu lernen. Wie alt bist du denn?'' fragte Mom.
„Ich bin 17.''
„Gut. Dann kommt doch rein, alles steht schon bereit!''
Schon nach nur einer Stunde waren diese blöden Kindesmisshändler stockbetrunken. Alles was sie tun konnten, war albern zu lachen, ohne Grund. Die Zeit war gekommen, um Jasmine besser kennen zu lernen und ihr verstehen zugeben, dass wir ihr helfen wollten. Ich gab Mom einen Zeichen. Mom nickte daraufhin.
„Jasmine, komm ich zeig dir unser Haus!''
Ich hatte es nicht anders erwartet: sie schaute mich nur ängstlich an und war sich unsicher, ob sie aufstehen sollte oder nicht. Aber ich wollte nicht locker lassen.
„Komm, dir passiert schon nichts.''
Zögerlich stand sie auf und kam zu mir. Bevor sie mich dann auch ansah schaute sie zuerst ihre betrunkenen Eltern an.
Ich hatte es geschafft sie zum Reden zu bringen, sie war sehr schüchtern aber mit jeder Minute, die verging, öffnete sie sich gegenüber mir und erzählte mir über ihr Leben, doch bis jetzt hatte sie über die Misshandlungen auf dem Dachboden nichts erwähnt. Als wir in meinem Zimmer angekommen waren, setzten wir uns auf mein Bett .
„Jasmine, was hast du denn da?''
Ich zeigte auf ihren Arm und den riesigen blaugrünen Fleck.
„Ehh , das ist nichts.“
„Wie ist das passiert ?'', fragte ich sie verwundert . Sie starrte mich nur an. Ich sah wie sich die Tränen in ihren Augen bildeten. Ihr fiel keine Lüge ein und ich hatte es geschafft sie zum Reden zu bringen!
„Was ist los, warum weinst du? Du kannst es mir ruhig sagen, ich werde es für mich behalten.“'
„Tut mir leid Justin das geht nicht, ich kann es dir nicht sagen !''
„Doch das kannst du, komm schon!!''
Es wurden immer mehr Tränen, die ihre Wangen runter liefen. Sie tat mir so leid. Ich umarmte sie einfach und drückte sie fest an mich. Sie erwiderte die Umarmung. Als sie das tat, vergaß ich, dass ich Jasmine erst seit ein paar Stunden kannte, denn es kam mir vor, als ob ich sie schon seit Jahren kennen würde. Plötzlich fing Jasmine an, mir etwas ins Ohr zu flüstern.
„Es war me- mein Stiefv- Stiefvater.''
Sie löste sich von der Umarmung und schaute mir in den Augen . Ihre Augen waren schon total verquollen. Obwohl ich es schon davor gewusst hatte, war es jetzt noch viel schlimmer, denn ich sah Jasmines Schmerz und Angst .
„Willst du mal meinen Rücken sehen?''
ich war mir nicht sicher, ob ich ,,ja'' antworten sollte, denn ich fühlte schon wie mir die ganze Wut und sogar Tränen hochkamen .
„Okay.''
Jasmine drehte sich um und zog ihr Oberteil etwas hoch.
„OH MEIN GOTT'.''
Ich hatte das schon fast geschrien. Es sah schrecklich aus . Ihr ganzer Rücken war voll mit Narben und Wunden. Überall waren blaue Flecken zu sehen. Ich konnte das nicht mehr anschauen, deswegen zog ich ihr Oberteil runter. Sie drehte sich sofort um und ich fühlte wie die Tränen meine Wangen runter liefen. Alles was ich dazu sagen konnte war:
„Ich werde dieses Schwein umbringen !!!''
Und es war alles mein voller Ernst ! Jasmine schaute mich nur erschrocken an...........
„Aber Nein. Ich kann das nicht tun! Es muss eine andere Lösung geben! Jasmin , was sagst du? Hängst du an deinem Stiefvater? Würdest du mit mir einen Plan ausarbeiten, um ihm alles heim zu zahlen ?''
Jasmine schaute mich erst mit großen Augen an. Es kam mir so vor, als ob ein Licht in ihren Augen aufgehen würde. Vielleicht bekam sie Hoffnungen für ihre Zukunft. Aber kurz danach senkte sie ihren Blick und das Funkeln in ihren Augen erlosch. Doch sie antwortete auf meine Fragen.
„Ich kann nicht mehr. Ich glaub mein Schicksal ist es jung zu sterben. Seit ich zehn bin, gehört seine Gewalt an mir zu meinem Alltag. Ich habe oft versucht mich frei zu bekommen, aber er drohte mir mit noch schlimmeren Sachen, wenn ich es tun würde. Ich weiß nicht ob, ich das mit meinem Gewissen ausmachen kann. Wenn der Plan nicht klappen wird, bringt er dich um. Dieser Mann ist irre. Du kannst es noch nicht verstehen!''
„Komm schon!! Bitte, wir müssen es zumindest versuchen! Wir fangen gleich jetzt an!''
Ich war dabei Jasmines knochige und wunde Hand zu nehmen, um sie zu meinem Schreibtisch zu ziehen, aber ich wollte sie unbedingt noch was fragen.
„Was ist eigentlich mit deiner Mutter, macht sie nichts dagegen ?''
„Du hast noch nichts verstanden! Sie unterstützt ihn dabei! Ich hasse sie genau so sehr wie ihn. In all diesen Jahren hat sie mir noch nie etwas Liebe gegeben oder mich vor irgendetwas Schlechtem in Schutz genommen.''
Von unten konnte man die betrunkenen Eltern lachen hören. Meine ganze Wut kam wieder hoch, doch ich blieb stark und verdrängte sie wieder, denn ich musste mich jetzt auf Jasmine und dem Plan konzentrieren.
„Ich kann das echt nicht fassen! Unser Plan wird klappen und wenn sie dann weggesperrt sein werden, darfst du auch zu uns ziehen! Meine Mom und ich ziehen diese Aktion nur durch, um dir zu helfen, deswegen muss es einfach klappen. Komm fangen wir an !''
Ich zog Jasmine bis zu meinem Schreibtisch rüber und nahm noch einen zweiten Stuhl für sie heraus. ich war dabei ein großes Blatt Papier zu holen.
„Danke, dass du mir helfen willst! Das freut mich echt. Niemand hat sich bis jetzt so sehr für mich interessiert wie du, das hat meinen Tag auf jeden Fall besser gemacht.''
Ich sah wie sich ihre Backen dunkelrosa färbten und sie anfing zu lächeln. Das ließ mich auch lächeln, denn es war das erste Mal, das ich sie lächeln sah ...
Eine Liebesgeschichte?
Sommer verbinde ich mit etwas fröhlichem, mit Spaß, Sonne und Freunden. Doch im Moment ist meine Wirklichkeit grau.
Es ist früh am Morgen und ich sitze hier am Strand. Ich bin mir nicht sicher ob das Rauschen des Meeres mich beruhigt oder verrückt macht. Zumindest ist es besser als in diesem engen Zimmer zu sein, in dem wir untergebracht sind. Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen also bin ich raus und hier zum Strand, in der Hoffnung einen klaren Gedanken zu fassen.
Die Sonne ist noch nicht aufgegangen aber es ist trotzdem einigermaßen hell. Ich war schon einmal hier, damals waren die anderen Mädchen auch dabei und er. Doch nun will ich nicht dass sie alle hier sind. Ich will einfach alleine sein. Alleine sein genieße ich. Zuhause setze ich mich nachts oft ans offene Fenster um nachzudenken. Auch wenn ich hier am Meer eine viel schönere Umgebung habe, wäre ich lieber zuhause, in meinem gewohnten Umfeld. Dann könnte ich diese Geschichte vergessen und von neuem beginnen.
Vor ein paar Monaten hatte ich mir oft vorgestellt wie hier ein neuer Mensch in mein Leben tritt, aber so hätte ich mir das nicht gewünscht. Nun bin ich hier, im Urlaub, weit weg von Zuhause und muss das Beste aus allem machen. Ich habe mich richtig entschieden, denn es hätte nicht funktioniert wie er es sich gewünscht hat. Es ist wie in einem Buch, das ich einmal gelesen habe. Eigentlich ist er genau wie der Junge aus dem Buch und hätte ich diese Liebe zugelassen, hätte unsere Geschichte gleich verlaufen können wie die im Buch. So sollte es aber nicht sein. Unsere Geschichte hat schon beim Beginnen aufgehört. In unserer Sanduhr ist das letzte Korn gefallen. Nun möchte ich in die Zukunft treten und mit klaren, geordneten Gedanken einen neuen Abschnitt beginnen.
Als wollte mir der Himmel ein Zeichen geben und meinen Gedanken zustimmen, sehe ich wie am Horizont ein kleines rotes Licht erscheint und langsam immer größer wird. Die Farben spiegeln sich im glitzernden Wasser. Die Sonne erscheint in ihren mächtigsten Farben am Himmel und nun weiß ich es sicher: Ich bin bereit, das vergangene hinter mir zu lassen und in die Zukunft zu schreiten. Ich fühle mich nun richtig wohl hier. Die Helligkeit in meinem Inneren ist wieder zurück und endlich kann ich wieder tief durchatmen. Es bleibt ein gedanklicher Besitz, in meiner Erinnerung gespeichert.
Eine ganze Weile sitze ich da, meine Augen weit in die Ferne zum Horizont gerichtet. Meine Gedanken sind irgendwo an schönen Orten, sodass ich erst gar nicht merke dass jemand in meine Richtung läuft. Ich sehe rüber und bemerke einen Jungen, ich habe ihn noch nie bei der Freizeit gesehen. Er tappt barfuß im Sand herum, schaut aufs Meer, in der Hand seine Flipflops. Er kommt näher. Über der grauen, kurzen Hose trägt er ein blaues Shirt. Durch die Sonne schimmern seine Haare und ich kann ihre Farbe nicht genau erkennen.
Jetzt neigt er seinen Kopf in meine Richtung und seine Augen funkeln mich an. Sofort schaue ich weg, denn ich will nicht, dass er merkt, dass ich ihn angeschaut habe.
Mein Blick ist fest auf das Meer gerichtet, doch alle meine anderen Sinne sind auf den Jungen fixiert. Dieser Moment wird noch peinlicher, als ich wahrnehme, dass er geradewegs auf mich zukommt. „Kann ich mich zu dir setzen?“ Ich sehe auf: „Klar, setz dich.“
„Du genießt wohl auch die schöne Aussicht?“
„Ja ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen, also bin ich hier her gegangen.“
Er sieht mich an: „Ich weiß die Zimmer sind nicht der größte Luxus, aber hat es sonst noch einen Grund warum du nicht schlafen konntest? Du siehst nachdenklich aus.“
Also beginne ich, ihm die ganze Geschichte zu erzählen. Angefangen damit dass ich ihn kennenlernte, dass er sich in mich verliebte, bis hin zu dem Punkt als ich ihm die Kette, die er mir geschenkt hatte, zurückgab und ihm sagte dass er nur ein Freund für mich ist. Der Junge, der sich inzwischen in den Sand gelegt und die Arme hinter dem Kopf verschränkt hatte, hörte geduldig zu. „Wow, das ist ja eine ganz schön krasse Geschichte, aber ich glaube du hast richtig gehandelt.“
„Ja das hoffe ich.“
„Bestimmt.“
Eine lange Pause entstand, in der wir beide auf das Meer hinaus blickten, bis er die Stille unterbrach: „Ich weiß gar nicht wie du heißt. Also ich bin Noah.“
„Cool, ich heiße .... .“
Ich finde ihn ganz süß und ich erwische mich bei dem Gedanken dass ich nun doch jemanden kennenlerne. Ob es wohl eine Liebesgeschichte mit Happy End wird?
Mein Haus neben dem Wald
Mein Name ist Melissa aber alle nennen mich Mel. Ich bin 16 Jahre alt. Ich wohne neben einem Wald und wir sind die einzigen Menschen, die in dieser Straße wohnen. Ich bin Einzelkind und meine Eltern leben noch zusammen. Also leben wir zu dritt. Als wir hier her gezogen sind, fand ich das ziemlich gut, dass wir die einzigen Bewohner hier sind. Aber in den letzten zwei Monaten höre ich seltsame Geräusche, die aus dem Wald kommen und zwar genau immer zwischen 21:00Uhr und 22:00 Uhr. Ich traute mich nie raus zu gehen und nachzuschauen was war. Aber letztes Mal nahm ich meinen ganzen Mut zusammen: Ich ging nach draußen in den Wald. Ich nahm eine Taschenlampe mit und kleidete mich an. Ich schlich mich aus dem Haus, während meine Eltern noch am schlafen waren. Ich lief in den Wald, der knapp 5 Meter von unserem Haus entfernt ist. Also naja ich lief rein und schaltete meine Taschenlampe an. Ich durchsuchte von oben bis unten die Bäume bzw. den Wald. Nach 20 Minuten Suche fand ich nichts. Rein gar nichts. Aber dann sah ich etwas. Etwas was ich nie vergessen werde. Ein Mensch, der aufgehängt an einem Baum hing. Ich erschreckte mich, bekam aber keinen Ton raus. Zum Ersten mal sah ich sowas. Ich suchte weiter. 10 Meter weiter kam ich an einen großen dicken Baustamm, wo mein Name drauf stand. Melissa. Mein Name. Aber ich fragte mich, wozu er da drauf stand. Ich wunderte mich. Die Leiche, die am Baum hing und jetzt hier mein Name. Ich lief weiter, plötzlich trat ich auf eine Seilfalle und ich hing auch am Baum. An meinem Baum. Auf dem Baum wo Melissa stand. Nun blieb die Frage, gab es einen Serienkiller oder habe ich diese Falle selbst aufgestellt?
Telefon
Ich bin ein Telefon und lebe seit 16 Jahren bei der Familie Ünes. Ich bekomme jedes mal die Gespräche mit. Egal ob eine Liebeserklärung, ein Geheimnis, ganz normales Telefonat, etwas privates oder etwas geschäftliches. Ich bekomme alles mit. Ich muss sagen, es gibt viele spannende Themen. Zum Beispiel das Telefonat letztens zwischen der Mutter und der Tochter. Als die Tochter nach der Schule noch in die Stadt mit ihren Freundinnen wollte, aber die Mutter es nicht wollte. Da gab es eine große Diskussion bis letztendlich die Mutter nachgab. Oder das Telefonat zwischen dem Bruder und der Schwester. Als die Schwester noch länger auf der Party sein wollte und der Bruder eine perfekte Ausrede für die Eltern erfinden musste. Aber dann gibt es noch die Gespräche, die ziemlich langweilig und nicht anspruchsvoll sind. Da fällt mir das Gespräch ein zwischen dem Vater und der Großmutter. Sie sprachen über das Wetter, über die Kinder und über Großvater. Bei diesen Gesprächen höre ich nicht achtsam zu. Ich liebe meinen Beruf als Telefon im Haus Ünes.
Meine Freundin, meine Schwester und Ich
Meine Freundin heißt Harula, meine Schwester heißt Sara und ich heiße Ilona. Wir sind das perfekte Dreier Team. So eine Freundschaft wünscht sich jeder Mensch. Wir beschützten uns gegenseitig, wenn uns mal jemand dumm kommt. Wir teilen uns alles wie Jesus und seine zwölf Jünger. Wir lieben uns wie ein verliebtes Paar. Wir reden über alles, egal ob peinliche, lustige, traurige oder schöne Erlebnisse. Wir gehen überall zusammen hin, egal ob nur kurz in die Stadt oder in ein anderes Land. Wir sehen die Eltern des anderen, als wären es unsere eigenen. Wir sind Tag und Nacht für den anderen da, egal ob per Telefon, per Chat oder persönlich, wir helfen, wo wir nur können. Wir verheimlichen uns nichts und tun und lassen alles voreinander. Wenn wir zu dritt unterwegs sind, erleben wir sehr schöne und verrückte Momente. Diese Momente sind einfach nur unvergesslich. Wir tragen keine Freundschaftsarmbänder oder Halsketten, aber im Herzen wissen wir, dass wir zu dritt perfekt sind. Wir können einfach nicht ohne den anderen. Wir sind und bleiben die besten Freunde.
Projekt „Deutsch geht gut!“, große Geschichte (JANA):
Hinter dieser imaginären Tür, davon war ich überzeugt, verbarg sich nichts. Nichts außer einem Weiß, das einem grellen, gleißenden Licht ähnelte. Dieses Licht brachte mir jedoch nicht die Ideen, die ich mir erhoffte, sondern… nichts. Es war mir, als wäre nichts passiert, als wäre jener Moment, den ich vor der Tür verharrte, ins Leere gefallen, anstatt in mir seinen Boden zu finden. Mit dem Interesse schwand meine Hoffnung, als die Tür mir nur gähnendes Nichts offenbarte, auf das sie stolz zu sein schien. Stolz darauf, wieder einen Narren, der sich hinter ihr Ideen erhoffte, im Dunkel losgelassen zu haben, hinabgestoßen in die bodenlose Leere, die Leere, die nur Gedanken besitzen, wenn sie nicht existieren. ,Nichts ist doch auch etwas…‘, dachte ich und beschloss, durch die Tür zu gehen, denn sie konnte doch unmöglich nichts beherbergen.
Also fasste ich mir ein Herz und machte einen Schritt nach vorn. Wie ich mir zuvor bereits gedacht hatte, empfing mich nur Leere. Ich spürte ihre vernichtende, abstoßende Kälte, mir war, als erwarte der Raum, dass ich zu sprechen begann. Also meinte ich: „Warum ist hier niemand? Es ist so, als wäre dieser Raum völlig verlassen!“
„Nein, nein. Ich bin hier. Thira ist hier.“
Ich fuhr herum. Diese Stimme, wo kam sie her? „Wer ist da?“, rief ich herausfordernd.
Aus der Stille löste sich die Stimme: „Du brauchst mich nicht zu suchen.“
Tatsächlich sah ich schemenhaft die Gestalt eines Mädchens. Sie musste in meinem Alter sein. Als sie näher kam, erkannte ich ihre schwarzen Haare. Das leuchtend rote Kleid und die weißen Schuhe fielen mir sofort auf.
„Wo kommst du her? Flogst du durch gar dunkle Nacht?“, fragte sie, und ihre eigenartige Stimme erschreckte mich erneut.
„Ich… habe diese Tür einfach entdeckt.“ , stammelte ich.
„So, durch Zufall vermochtest du Menschenwesen mich zu finden.“ , stellte sie fest. „Ich bin Thira, Hüterin des Lichtraums.“
„Du… bewachst dieses Nichts hier?“, platzte ich heraus. „Unglaublich! Oh, ich bin übrigens Mona.“ Verwirrt schlang ich mir eine Strähne meines langen, dunkelblauen Haares um den Finger.
„Das ist kein Nichts, es ist mein Reich. Sei du der Gast mein, Mona.“ Thira schien es gewohnt zu sein, Gäste zu haben.
„Okay… Danke.“, erwiderte ich.
„Eine Elfe bin ich, hier ist mein gar einzig Heim.“ Thira klang traurig. „
Warum? Hast du Eltern, aber sie wollten dich…“
„Still, Mädchen! Einsam bin ich, das war mein Wille!“ , herrschte sie mich an.
„Oh, schon gut, entschuldige.“ Ich machte einen Schritt zurück.
Die Elfe schwieg. Ihre schwarzen Haare verbargen ihr Gesicht, und doch konnte ich die glitzernden Tränen sehen, die ihre Wange hinunterliefen, so langsam, als erzähle jede ihre eigene Geschichte. „Verstoßen wurde ich, dies war mein Grund, mich dem Raum hier, dem Lichtraum, zuzuwenden. Ich lebe hier schon lange, doch Glück habe ich wenig erfahren.“
„Das tut mir leid, Thira“ , sagte ich.
„Bitte belaste dich micht mit Gräuel und Gram meiner Vergangenheit, Mona. Ich sagt‘ dir doch: Es war mein Wille.“
„Ich kann diesen Raum ungeschadet betreten. Warum, Thira?“
Die blauäugige Elfe sah mich einen Moment lang an, bevor sie mit ihrer zarten Stimme antwortete: „ Dieser Raum ist gar wie ich. All mein Kummer ist hier so gegenwärtig, wie in der leeren Tiefe meiner Seele. Ich lebe hier, und nehme den Raum anders als ihr anderen wahr. Für dich vermag dies nur ein Moment zu sein, dass du hier bist, mir ist es mein Leben; meine Vergangenheit und mein Schicksal. Sich hier herzutrauen, ist gar mutig. Du hast Glück. Der Raum gedachte nicht, dich zu missachten. Er nahm dich auf, wie ich dich Willkommen hieß.“
Ich ging ein Stück neben ihr her, wobei ich noch über vieles in Thiras Welt aufgeklärt wurde. In diesem Raum können nur Menschen, Elfen und Zentauren leben, alle anderen Rassen und Gattungen können nicht die Gedanken fassen, die der Lichtraum preisgibt. „Warum hast du Haar, so blau wie die tiefen Gezeiten?“, fragte Thira nach einer Weile des Nachdenkens.
„Oh, das habe ich dir noch nicht gesagt. Ich bin Halbhexe. Meine Mutter, die Hexe Quina, starb nach meiner Geburt. Der Teil der Hexenmagie, den ich von ihr erhalten konnte, war nur die Hälfte…die andere Hälfte wurde in ihr versiegelt, bevor sie starb. Darum hält dieses Siegel meine Magie in Zaum“, erklärte ich und schob mir das T- shirt von meiner rechten Schulter. Auf meinem Oberarm prangte ein zackenförmiges, tiefschwarzes Zeichen. „Nachts, wenn ich schlafe, bin ich am meisten geschützt, denn dann sehe ich niemanden. Doch wenn jemand, den ich sehr mag, stirbt, öffnet sich das Siegel und setzt meine ganze Magie frei. Ich bin erst seit einigen Jahren im Bewusstsein meiner Kraft, darum kann ich sie noch nicht völlig kontrollieren.“
„Gar interessant klingt deine Geschichte“, stellte Thira fest, und ich hörte, dass Ehrfurcht in ihrer Stimme mitschwang.
„Danke, Thira“, antwortete ich schnell. Plötzlich, es schien, als stünde die Zeit, ertönte ein ohrenbetäubender Lärm. „Zurück! Tritt zurück!“ , schrie ich. Thira sprang erschrocken nach hinten. Jetzt erkannten wir die Gestalt, die sich in atemberaubender Geschwindigkeit auf uns zubewegte. Ich erkannte vier Pferdebeine; einen Speer… „Ein Zentaur!“ . Thiras gellender Schrei riss mich aus meinen Gedanken. Tatsächlich, das Tier rannte in unsere Richtung!
„Halt!“, fuhr ich den Zentauren mutig an, „wer bist du?“
„Hmpf. Wer seid ihr denn?“, fragte er, blieb stehen und schnaubte verächtlich. „Ich bin Mona, Halbhexe. Und das ist Thira, du bist hier im Lichtraum, ihrem Reich!“ , antwortete ich.
„Und du?“, schaltete sich Thira ein, „Wie nennt man dich?“
„Ich bin Jerome, ein Zentaur.“, antwortete das Wesen. „Dein Reich, ja , Thira?“, fragte er.
„Ja, dies hier ist mein Reich.“, sagte sie fest. „
Nun, lass uns kämpfen. Ich möchte wissen, was eine Elfe, die einen so großen Raum ihr Reich nennt, alles kann…“. Jerome lächelte spöttisch.
„Schluss mit deiner Überheblichkeit!“, schrie Thira, ihre blauen Augen funkelten.
„Harte Worte, Elfe!“, lachte er und rannte auf Thira zu, den Speer zum Angriff bereit gehoben.
Moped-Unfall auf der B27
Es regnete, mal wieder. Meine Eltern hatten sich gestritten, auch mal wieder. In letzter Zeit lebten sie sich immer mehr auseinander. Sie zogen mich in ihre Streitereien immer mehr hinein und ich fürchtete mich vor dem Tag, an dem ich mich für einen der beiden entscheiden musste. Ich konnte mir das kaum vorstellen, früher waren wir immer die Vorzeige-Familie gewesen; Ein eigenes Haus mit einem großen Garten, meine Eltern, meine vier Brüder, meine Großmutter und ich. Nun waren die Jungen ausgezogen und meine Eltern würden sich vielleicht trennen. Zu allem Überfluss hatte meine Großmutter einen Schlaganfall gehabt und war nun in ein Pflegeheim gekommen. Das hatte bei meinen Eltern nur weitere Diskussionen ausgelöst. Meine Welt zerbrach langsam.
Ich hielt es Zuhause nicht mehr aus und flüchtete in den Wald, dort gab es eine kleine offene Hütte, die oft von Jugendlichen zum Grillen und Feiern genutzt wurde. Aber aus zuverlässigen Quellen wusste ich, dass heute niemand dort sein würde. Ich setzte mich in die Hütte und blickte auf die weite Landschaft und auf die kleine Stadt. Jedoch nahm ich alles nur trüb durch einen Schleier aus Tränen wahr. Die Angst, dass sich meine Eltern eventuell trennen würden, machte mich fertig. Es würde nichts mehr so sein wie es war. Ich war so oft im Wald, um meiner Trauer freien Lauf zu lassen, dass ich mehr hier wohnte als Zuhause. Mein Handy klingelte, aber ich wollte momentan nicht mit jemandem reden. Als es nach fünf Minuten immer noch klingelte, nahm ich es heraus und blickte auf den Bildschirm; drei entgangene Anrufe von Mama. Kurz vibrierte das Handy, eine SMS war angekommen:
Wo um Himmelswillen bist du? Und warum gehst du nicht ans Handy? Deiner Großmutter geht’s sehr schlecht, sie wurde ins städtische Krankenhaus gebracht, komm schnell dorthin, sonst ist es vielleicht zu spät…
Sie war auch von meiner Mutter und stimmte mich traurig. Ich war geschockt und ein neuer Wasserfall ergoss sich über mein Gesicht. Ich wollte nicht, dass meine Großmutter starb, es würde mich doch völlig aus der Bahn werfen. Ich rannte ein Stück tiefer in den Wald hinein. Ich hatte dort vor einiger Zeit ein altes Mofa gefunden, es unter einer Plane und einem Busch versteckt und war ab und zu damit herumgefahren. Natürlich hatte ich weder einen Führerschein noch die Fahrzeugpapiere. Nun zerrte ich es aus dem Versteck und richtete es auf. Ich hatte eigentlich nur vorgehabt bis zu unserer Haustüre zu fahren, aber ich wollte nicht zu spät ans Krankenhaus kommen. Zu spät.. - was das für mich bedeutete, darüber wollte ich jetzt nicht nachdenken. Ich fuhr erst mal über einen Feldweg, es hatte wieder zu regnen begonnen. Der Regen vermischte sich mit den Tränen auf meinen Wangen. Ich fuhr schneller, auf die Straße zu und schließlich auf die B27. Ich wusste nicht wie stark ich meine Maschine benutzen konnte, schließlich war ich immer nur kurze Strecken damit gefahren. Es hatte nun richtig zu schütten begonnen, aber im Moment war mir das scheißegal!
Doch plötzlich, so schnell dass ich nicht reagieren konnte, rutschte mir das Hinterrad weg. Das Mofa war weggeschlittert und weil ich keine Schutzkleidung trug, hatte ich mir das Bein stark aufgeschürft.
Nun saß ich hier, völlig durchnässt und traurig auf der B27 uns sah gerade noch wie ein schwarzer BMW auf mich zuraste. Ich schloss die Augen.
Ich bin der grüne Stift
Hallo! Ich bin ein Stift. Früher lag ich in einer großen Fabrik herum, bis ich eines Tages mit hellgrüner Farbe befüllt wurde. Dann wurden ich und andere meiner Art in großen LKWs in kleine Läden gefahren. Hier stand ich nun tagein, tagaus, bis eine kleine, alte Frau mich mitnahm. Sie packte mich in buntes Papier. Das erste was ich dann sah, war das Gesicht eines kleinen Jungen. Er lächelte mich an und bedankte sich bei seiner Oma, so nannte er die Frau, die mich gekauft und eingepackt hatte. Er steckte mich in eine Halterung und schloss mich ein! Hier waren noch viele andere Stifte aber kein grüner. Sie sagten mir, dass wir uns in einem Mäppchen befanden. Ich unterhielt mich lange mit den Stiften bis das Mäppchen schließlich wieder geöffnet wurde. Wir befanden uns nun in einem anderen Raum, es war hell und viele Kinder waren hier. Und eine erwachsene Frau. Alle hörten ihr zu und sie malte Zickzacklinien an die Tafel. Endlich nahm mich mein kleiner Junge in die Hand und malte mit mir die selben Linien in wunderschönem Grün in sein Heft. Seit diesem Tag wurde immer ich zum Malen der Linien aus dem Mäppchen genommen und das Heft des Jungen war schon ziemlich grün, aber das schien ihn nicht zu stören. Aber wie das mit uns Stiften nunmal ist, werden auch wir irgendwann alt. Unsere Farbe lässt nach und so benutzte mich der Junge immer seltener, aber ich durfte immer noch im Mäppchen sein. Doch eines Tages brauchte die Oma einen Stift, und sie wählte ausgerechnet mich aus. Sie drückte mich auf das Papier, merkte jedoch recht schnell, das meine Farbe nun endgültig versiegt war. Sie hat mich dann einfach in die Mülltonne geworfen. Ein großes Auto hat mich dann weggefahren, und so landete ich hier, auf einem großen Haufen alter Möbel, Papier und anderem Krimskram. Und ich liege hier und vermisse meinen kleinen Jungen...
Wie ich meinem Cousin ein Loch in den Kopf schlug
Es war vor etwa zehn Jahren, mein Cousin Philipp und ich hatten uns entschlossen, mal wieder bei unserer Großmutter, kurz Gromu genannt, zu übernachten. Wir freuten uns sehr und spielten miteinander „Romme“, „Futsch" und „Mensch-ärgere-dich-nicht". Als es Abend wurde und wir uns bettfertig gemacht hatten, spielten mein Cousin und ich noch mit dem elektrischen Bett unserer Großmutter. Wir stellten das Kopfteil nach oben oder nach unten und probierten die Sicherung aus. Dann legten wir uns rechts und links des Bettes auf unsere Matrazen und erzählten uns noch Witze. Als Gromu schließlich auch zu Bett ging mussten wir natürlich leise sein, Senioren brauchen ihren Schlaf und Kleinkinder eigentlich auch. Mitten in der Nacht wachten wir auf, unsere Großmutter schnarchte mal wieder so laut, und da sie ohne Hörgeräte kaum etwas hört, wachte Sie natürlich nicht auf! Im Chor riefen Philipp und ich: Du schnarchst Gromu! Was sie nicht zum Aufwachen brachte, dafür drehte sie sich aber um und schnarchte nicht mehr. So legten wir uns wieder schlafen.
Am nächsten Morgen, es war wohl so gegen sieben Uhr, wachten Philipp und ich auf. Gromu schlief noch, also beschlossen wir uns leise zu beschäftigen. Philipp kam auf die linke Seite herüber und wir rangelten spielerisch, er schubste mich nach hinten und nach einer Weiler wollte er, dass ich ihn auch schubse, aber auf seiner Seite. Wir kletterten zu ihm und ich schbste ihn. Da passierte es; er kippte wie gewollt nach hinten, schlug aber ungünstig mit dem Kopf auf die kante des Harmoniums (altertümliches Klavier) auf. Er setzte sich auf und fasste sich an den Hinterkopf, als er die Hand wieder wegnahm war sie rot vor Blut! In dem Moment kam mein großer Bruder herein und sah das alles, er dachte es wäre Farbe und erst als er Philipps Gesicht sah, realisierte er den Ernst der Lage. Er weckte Gromu und diese fuhr meinen Cousin sofort ins Krankenhaus. Dort wurde er genäht und heute erinnert nur noch eine Narbe an damals. Man sieht sie aber nur, wenn er gerade eine Kurzhaarfrisur hat. Ansonsten haben alle Beteilligten den Schock gut überstanden und heute können wir darüber lachen!
Kapitel 1
Die Blamage
Zwillinge, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Beide zwar phänomenal gutaussehend, aber bei moralischen Angelegenheiten charakterlich völlig verschieden.
Der eine, Henry, ein absolutes Arschloch. Der mich schikanierte und herumkommandierte wo er nur konnte. Der andere, David, das komplette Gegenteil. Er war lieb und süß und auch wenn ich es besser gefunden hätte, wenn er mich verteidigt hätte, saß - wenn sein Bruder mich runter machte - am Rand und hielt sich raus.
Wenn Henry wüsste, das ich ein Stipendium hatte und meine Eltern keine Adligen oder Dennoch-stink-reiche waren? Er und seine Clique würden mir die Schule zum absoluten Alptraum machen, denn ich ging auf eine Eliteschule und hier waren die Stipendiaten unter den anderen Schülern als arme Streber abgetan.
Sie waren bei solchen Dingen zwar grundverschieden, doch hingen sie wirklich immer zusammen herum und trugen immer dasselbe. Sie hatten einfach den gleichen Stil und mochten es, verwechselt zu werden. Sie konnten wirklich nicht unterschieden werden, bis sie den Mund auf machten.
David. In ihn war ich so was von verliebt. Ich hatte ihm einen Brief geschrieben und wollte ihn ihm heute geben. Es war Mittagspause. Die Schule war wie leergefegt, denn die meisten gingen in die Cafeteria, die Raucherecke hinter der Sporthalle oder in den näher gelegenen Park. Seit ich beim Putzdienst letzte Woche bemerkt hatte, dass David gar nicht mit seinem Bruder zur Raucherecke ging sondern im Klassenzimmer blieb und ein Buch las, wartete ich nur noch auf den richtigen Moment. Als ich das Klassenzimmer betrat, saß er auf dem Tisch von ihm und seinem Bruder und las wieder. Mit dem Rücken zu mir gedreht hockte er da. Er hatte wirklich einen wunderschönen muskulösen Rücken und das weiße (bestimmt voll teure) Hemd der Schuluniform spannte an seinen Schulterblättern. Das Jacket lag neben ihm auf dem Tisch. Hach, fast wäre ich einfach im Türrahmen stehen geblieben und hätte ganz vergessen was ich hier eigentlich wollte. Ich ging langsam auf ihn zu, fuhr mir mit zitternden Fingern durch die Haare. Als ich dicht vor ihm stand hatte er mich immer noch nicht bemerkt, also räusperte ich mich. Er zuckte zusammen, drehte sich um, stand auf und sah mich fragend an. „Hallo äähhm...ich...ich habe mich gefragt was du da liest“ stammelte ich. Sein Blick haute mich so was von um auch wenn er sehr verwundert war. „Harry Potter.“ sagte er schlicht. Mein Lieblingsbuch. „Welchen Teil?“ fragte ich. „vier“ sagte er. „B..bist du schon da, wo Harry das goldene Ei öffnet?“ „Ja, ich bin jetzt dort, wo er das Mädchen aus dem See rettet bei der zweiten Herausforderung. Warum fragst du?“ „Nur so. Ähm....“ Er sah mich fragend an. „Ver...vermutlich hast du mich nie wirklich wahrgenommen... aber...aber ich hab dich wahrgenommen und ähmm...“ stammelte ich hypernervös. „Und dir gefällt was du wahr nimmst?“. Er zog eine Augenbraue hoch. „Ähmm...ja...also...also nicht nur...ich also...ich bin verliebt in...in dich, David“. Er sah mich ausdruckslos an. Ich bekam noch mehr Panik. Sag doch was! Dachte ich.
„Tja, du liebst mich offenbar nicht genug um mich von meinem Bruder zu unterscheiden, dem du gerade ne Liebeserklärung gemacht hast!“ Er war wütend. Sehr wütend. Und ich verzweifelt. Sehr verzweifelt. Es war Henry. Mit ihm hatte ich verzweifelt versucht, eine Konversation anzufangen, ihm habe ich meine Liebe gestanden. Oh mein Gott! Das durfte einfach nicht wahr sein! Ich wusste nicht wie David über mich dachte, aber Henry hatte mich auf dem Kieker. Er konnte mich nicht leiden. „Ich...ähm...ich...es tut...-“ „Spar dir die Mühe! Ich richt's meinem Bruder aus, ich weiß nicht was er von dir hält, aber er sieht es vermutlich genauso wie ich, dass du ihn nicht wirklich lieben kannst, wenn du mir anstatt ihm deine Liebe gestehst“ Er drehte sich um und war schon fast aus der Tür raus, als ich ihm nach lief und ihm am Arm fasste. „Henry...ich...bitte nicht“ sagte ich und hatte meine Tränen gar nicht bemerkt, erst, als sie auf seinen Ärmel tropften. Er sah mich an mit einem Blick, den ich nicht deuten konnte. Dann entriss er sich mir und ging.
Ich zitterte. Ich hörte seine Schritte, die sich entfernten. Mir wurde speiübel. Nicht nur dass es saupeinlich war, nein Henry würde mich auch noch damit aufziehen und mich zum Gespött der ganzen Klasse machen.
Er würde es seinem Bruder erzählen und der würde auch denken, dass ich ihn ja nicht wirklich lieben konnte. Das tat ich aber doch! So etwas konnte doch jedem mal passieren oder? Sie sind doch von außen wirklich nicht zu unterscheiden und seit wann liest Henry eigentlich?! Ich würde auf jedem Fall von allen als die abgestempelt werden, die nicht mal ihren Liebsten von seinem Bruder unterscheiden kann. Ich sank auf einen Stuhl. Mir kamen die Tränen. Jetzt hab ich mich endlich überwunden und es geht total schief. Ich sah auf die Uhr über der Tafel. Noch eine halbe Stunde Mittagspause. Das hielt ich nicht aus! Ich konnte ihm auf keinen Fall so unter die Augen treten. Niemandem konnte ich das! Nach Hause konnte ich auch nicht. Meine Eltern waren noch nicht von der Arbeit zurück und ich hatte keinen Schlüssel. Ich wollte wirklich nicht schwänzen, aber es ging im Moment nicht anders. Ich ging den menschenleeren Flur entlang und Tränen rannen mir in Sturzbächen übers Gesicht. „Ms Grey?“ hörte ich hinter mir. In so einer vornehmen Schule wie dieser hier, wurden wir mit Ms und Mr angesprochen und trugen Schuluniformen. Ich fuhr herum. Ach nein! Meine Deutschlehrerin stand vor mir. Bei ihr hatte ich heute Nachmittag Unterricht! Ihre grauen Haare waren zu einem lockeren Dutt hochgesteckt und sie trug ein purpurnes Kostüm. In ihren Augen las ich Besorgnis. „Ist was passiert? Hat Ihnen jemand weh getan?“ fragte sie mich. „Ja, also nein, ich weiß nicht“ presste ich heraus. Ich konnte nicht aufhören zu heulen, wo ich mich doch endlich getraut hatte, und es war mir peinlich vor meiner Lehrerin. Sie sah mich wissend an. „Weißt du was,“ sagte sie „Gehen Sie lieber nach Hause, ich glaube Sie sind heute nicht Imstande den Unterricht mitzumachen, hab ich recht?“ Ich nickte erleichtert. Sie war nicht ohne Grund meine Lieblingslehrerin. Sie verstand ihre Schüler einfach und setzte sich immer für sie ein. Außerdem machte sie guten Unterricht. „D...das geht nicht m...meine Eltern sind noch nicht da und ich habe keinen Schlüssel“ Sie nickte. Sie wusste ja von meinem Stipendium. Das wussten alle meine Lehrer natürlich, aber alle Lehrer wussten auch, dass es Stipendiaten ganz schön schwer bei uns hatten. Also schwiegen sie. Zum Glück. „Legen Sie sich ins Krankenzimmer, vielleicht können Sie dort Hausaufgaben machen oder am besten schlafen Sie. Sie sehen müde aus.“ Nette Umschreibung für „Sie sehen heut' scheiße aus“, aber es stimmte. Ich kam zu nicht viel Schlaf in letzter Zeit, da mir der Stress in der Schule ganz schön an die Nieren ging. Außerdem hatte ich ja noch einen Nebenjob im Buchladen am Hafen. Zum Glück trieb es die feinen Eliteschüler selten ins Hafengebiet, sodass niemand von meinem Job wusste, aber wenn mich irgendjemand würde jobben sehen, sie wüssten von meinem Stipendium und ich würde noch mehr gehänselt werden.
Gehänselt wurde ich wegen meiner guten Noten und meiner vernünftigen Art – sie hielten mich alle irgendwie automatisch für einen Streber. Naja, das fanden sie nun nicht so schlimm, bis ich eines Tages verschlief und keine Zeit mehr zum Duschen hatte und man den Fischgeruch, der an mir hing wie ein Ölteppich, aufgrund meines früheren Jobs in einem Fischgeschäft am Hafen, sehr roch. Einer von Henrys Kumpels bemerkte den Geruch und Henry fragte mich vor seinen Kumpels laut, was für ein Parfüm das denn war. „Eau de Hafenschabrakke vielleicht?“ Ich hörte seine Stimme immer noch in meinem Kopf. Damit fing die Hänselei an und auch wenn ich nun wirklich nicht mehr nach Fisch stank nach der Arbeit und es geruchstechnisch nicht so schlimm war, wenn ich verschlief, bekam ich manchmal immer noch diese Sprüche zu hören. Ich war einfach zu schüchtern um mich zu wehren. Wenn Henry und seine Kumpels vor mir standen kam ich mir so unendlich klein vor. Ich wusste, es würde der Tag kommen an dem ich mich wehren würde, aber der war nicht heute. Vor allem nicht heute. Nicht nachdem, was vorhin passiert war. Inzwischen lag ich im Krankenzimmer ausgestreckt auf dem Bett und starrte gedankenverloren an die Decke. Meine Lehrerin, Mrs Karev, brachte hatte mich noch zum Krankenzimmer gebracht und hatte mich an die Krankenschwester übergeben. Die sah mich nur an, wie ich wie ein verheultes Häufchen Elend vor ihr stand und verwies mich ohne ein Wort ins Krankenzimmer. Ich deutete so etwas wie ein schiefes Lächeln, das beste was ich unter Tränen zustande brachte, an und ging ins Krankenzimmer, welches eher wie ein Mini-Hotelzimmer aussah. Hier schliefen Schnapsleichen ihren Rausch aus, Völkerballunfälle wachten aus dem so-gut-wie-Koma auf und Mädchen, denen das Herz gebrochen wurde, verschlossen sich hier vor der Welt. Man munkelt, das manche Schülerpaare sich hier herein schleichen und Schäferstündchen halten würden. Aber das waren alles nur Gerüchte. Als ich reinkam, war das Bett leer, frisch bezogen und einladend. Ich gehörte sozusagen zu denjenigen, den das Herz gebrochen wurde. Zwar nicht von meinem Schwarm, aber von demjenigen, der ihn am besten kannte. Warum konnte ich die zwei denn nur auseinanderhalten, wenn einer von beiden mich schikanierte? Welcher dann ganz eindeutig Henry war. Neben dem Bett auf einem Tischchen standen normalerweise Taschentücher. Heute nicht. Ich richtete mich auf und sah mich um. Keine Taschentücher. Ich sah in der Schublade des Tischchens nach und, siehe da, Kondome! An der Story über die Schäferstündchen im Krankenzimmer war wohl doch was dran und die Krankenschwester hatte für diejenigen schon mal vorgesorgt. Ich musste grinsen. Verdorbene Elite-Schüler! Irgendwann war ich dann doch eingeschlafen. Und träumte wirres Zeug. Kurz vor Ende der Mittagschule verließ ich das Krankenzimmer und lief zur Straßenbahn um nach Hause zu fahren. Ich wollte nicht, dass irgendjemand aus meiner Klasse mich sehen, und ansprechen würde. In meiner Klasse hatte ich keine Freunde. Es war nicht so, dass ich keine hatte, nur gingen meine vier besten Freundinnen alle in die Parallelklasse und aus irgendwelchen bescheuerten Gründen, war ein Klassenwechsel nicht möglich. Vermutlich würde ich dann im Unterricht auch bloß reden und nicht zuhören.
Als ich zu Hause war, war meine Mutter auch gerade angekommen. „Warum bist du denn schon da Schätzelchen?“ „Mir gings nicht so gut und ich war die Mittagsschule über im Krankenzimmer“. Meine Mutter verstand das, ich sie ja hätte anrufen können, aber ich wollte ja nie, dass sie sich Sorgen machen musste und sie ihre Arbeit vernachlässigte. Sie streichelte mir über den Kopf und sagte: „Ich mach uns jetzt erst mal eine schöne Gemüsesuppe, dass du schnell wieder fit wirst“
Ich hatte ein schlechtes Gewissen. Ich war ja nicht krank, ich konnte mich nur nicht in meiner Klasse sehen lassen. Ich war gerade fertig mit essen, als es an der Tür klingelte. Ich wollte aufstehen, aber meine Mutter machte schon auf. Ich fing an den Tisch abzuräumen und als ich mich umdrehte stand Henry im Türrahmen. Jedenfalls vermutete ich, dass es Henry war. „Der junge Herr hier bringt dir deine Hausaufgaben“ sagte meine Mutter, die neben ihm stand und mich angrinste. „Geht doch beide hoch in Lucy's Zimmer.“ Ohne ein Wort stapfte ich aus der Küche und wies den Zwilling an, mir zu folgen. Als wir im zweiten Stock waren, gingen wir in mein Zimmer. Ich schloss die Tür hinter ihm und horchte, ob meine Ma uns gefolgt war. Als alles still blieb drehte ich mich zu ihm um. „Ok wer bist du heute?“ fauchte ich, zickiger als beabsichtigt. „H...Henry.“ sagte er. War er verunsichert? Ich hoffte nicht. Das wäre untypisch für ihn und ich wüsste nicht wie ich damit umgehen sollte. Er räusperte sich und gab mir ein paar Arbeitsblätter. „Hier lebst du also?“ Er sah sich um. „Nein, ich bin hier nur die Putze“ sagte ich und warf mich aufs Bett. „Ich...ich wusste nicht dass du...also dass du-“ „Das ich arm bin?“ vollendete ich seinen Satz. Ich versuchte cool zu wirken indem ich eine Augenbraue hoch zog. „...dass ich einen wunden Punkt treffe...mit...mit meinen Sticheleien“ Er sah verdammt zerknirscht aus. „Was? Willst du dich etwa entschuldigen?“ ich fasste es nicht! Er hatte doch allen Grund sauer auf mich zu sein! Er dachte doch, ich würde es nicht ernst mit David meinen. „Ja also...da...da hast du's! Ich entschuldige mich okay?“ fauchte er. Er tat sich offensichtlich schwer damit. „Du hast ein Stipendium oder?“ fragte er. „Warum? Weil an meiner Zimmerdecke nur ne nackte Glühbirne hängt? Aber ja hab ich.“
„Boah, man“ er drehte sich weg. „Ich wusst' ja nicht dass du nicht umsonst ein Streber bist, also nein so ist das jetzt auch nicht gemeint...ich... oh man es tut mir echt leid, glaub mir. Und ich sag niemanden was.“
Was für ein Spiel spielte er? „Und welchen Preis soll ich für deine Verschwiegenheit zahlen? Warum tust du das?“
„Ich...ach keine Ahnung es... es ist einfach nicht fair. Und wenn dir das mit meinem Bruder wirklich ernst ist, dann...dann sorge dafür, dass so etwas wie heute nicht noch mal vorkommt“ Er sah mich nicht mehr an.
„Ich versteh' dich nicht Henry Johnson“ sagte ich mit einem schiefen Lächeln. Der Typ war mir suspekt. Er lächelte leicht.
Kapitel 2
Dieser Typ bringt mich echt auf die Palme!
Am nächsten Tag fühlte ich mich tatsächlich fiebrig und als ich in die Dusche stieg war mir so schwindelig, dass ich fast aus der Dusche fiel und meine Mutter schickte mich wieder ins Bett.
Dieser freie Tag war komisch. Ich hatte nichts zu tun, was sehr ungewöhnlich war. Normalerweise war ich bis 15 Uhr in der Schule und ging dann um 16 Uhr schon wieder zur Arbeit. Ich hatte heute Zeit zum Nachdenken. Wirklich, dieser Henry gab mir echt zu Denken. Führte er was im Schilde oder war er einfach nur nett? Zugegeben, seit ungefähr einem halben Jahr ärgerte er mich nicht mehr so wie früher. Und doch, der Typ war mir echt suspekt. Meine Ma war bei der Arbeit. Mir ging es inzwischen besser. Ich weiß, ich hätte zu Hause bleiben sollen aber was soll ich machen? Wir brauchen doch das Geld. Also ging ich wie gewohnt zur Arbeit und ließ mir dort nichts anmerken. Es ging auch relativ gut. Trotzdem bat ich nach ein paar Stunden um eine Pause. Mir war wirklich schwindelig. Ich ging nach draußen und lehnte mich in der Gasse neben dem Buchgeschäft an eine Wand. Es roch hier überall nach Fisch und die Möwen kreisten über den Gebäuden. Ich war müde. Sehr müde und erschöpft. Ich rutschte an der Wand entlang, bis ich auf dem Boden aufkam und die Augen schloss.
„Du solltest nach Hause gehen“ Eine bekannte Stimme. Ich öffnete die Augen. War es nun David oder Henry? Ich traute mich irgendwie nicht zu fragen. Jedenfalls der Zwilling kam zu mir und ging vor mir in die Hocke. „Hey“ er hob mein Gesicht an. „Es wäre wirklich besser, wenn du nach Hause gehst. Du bist krank du gehörst nicht hier her. Hmm...weißt du... mein Bruder mag dich. Ich glaube das sollte ich dir sagen, denn er würde sich das niemals trauen.“
Mein Chef kam raus und sah uns beide an. David oder Henry erklärte ihm die Situation und er schickte mich nach Hause, bestellte mir sogar ein Taxi. Ich schlief halb auf der Heimfahrt. Was hatte ich da nun wieder gebracht, ich war völlig fertig. Es war Henry oder? Er wusste, dass ich arbeitete. Naja er könnte das auch David erzählt haben, ich meine unter Brüdern ist es ja was anderes als es in der Klasse zu erzählen. David oder Henry mochte mich. Die Frage war nur, welcher?
Als ich am nächsten Morgen wieder in die Schule ging, war ich wirklich unsicher, da ich nicht wusste, ob Henry mein Geheimnis in der Schule verraten hatte. Jedes mal wenn jemand einen Satz mit „Sti...“ wie Stipendium begann, zuckte ich zusammen und fuhr herum. Ich war wirklich panisch. Ich sah zu den Leuten, die miteinander über den Modestil unserer Klassenlehrerin spotteten und als ich mich wieder nach vorne drehte streifte mein Blick Henry. Er verkniff es sich, laut loszulachen. Ich verdrehte die Augen. Hatte er den anderen wohl doch nicht von mir erzählt. Warum tat er das? Was versprach er sich davon? Sollte ich zum Dank seine Dienerin spielen oder sowas? Mist. Das könnte durchaus Sinn machen. Was mache ich jetzt bloß?, dachte ich. Ich musste wohl oder übel mit ihm über die ganze Sache reden sonst würde ich vor Nervosität nicht mehr ruhig schlafen können. In der großen Pause lief ich zum Stammplatz von Henry und seiner Clique hinter der Sporthalle, wo sie rauchten. Er hatte an DEM Tag der Schande, doch wirklich gelesen!
Ich näherte mich der Gruppe. Einer seiner Kumpels stieß ihn an und wies auf mich. Henry hatte mit dem Rücken zu mir gestanden und drehte sich jetzt zu mir. Er sah sogar in der blau-roten Uniform unserer Schule gut aus. WAS DENK ICH DENN DA?! Mir schoss die Röte ins Gesicht. Henrys Kumpels fassten das anscheinend falsch auf und lachten über meine Unsicherheit. „Kannst du mal mitkommen?“ fragte ich und sah dabei nur Henry an. Ich versuchte möglichst cool zu wirken. „Es gibt nichts, was wir nicht auch hier besprechen könnten“ sagte Henry betont lässig. Ernst fixierte ich ihn, bis er nachgab. „Na gut“ stieß er hervor. „Bin gleich wieder da“. Er folgte mir ein Stück weiter weg unter eine schattenwerfende Linde, wo wir allein waren. Er sah mich fragend an. „Also, wirst du den anderen von der Sache neulich und meinen schulischen Umständen erzählen? Wenn ja, was kann ich tun damit du es nicht tust? Wenn nein, dann versteh ich nicht warum, du hasst mich doch.“ Er sah mich ehrlich erstaunt an. „Weißt du, ich hasse dich ganz und gar nicht. Ich fand es lustig dich zu ärgern und wie ich vorgestern gesagt habe“ Es war tatsächlich erst vorgestern gewesen. Es ist mir viel länger vorgekommen. „...ich wusste ehrlich nicht, dass ich bei dir einen wunden Punkt treffe. Ich war wirklich grob tut mir leid.“ Bis dahin verlief unser Gespräch ja ganz gut. „Aber wenn du es schon anbietest, was würdest du denn für mein Schweigen tun?“ Jetzt grinste er von einem Ohr zum anderen. „Was würdest du denn wollen? Dass ich deine Dienerin spiele oder was, das kannst du vergessen!“ „Hmmm...klingt eigentlich gar nicht schlecht. Doch, das ist gut das nehm ich! Sei für einen Tag lang meine Dienerin!“ sagte Henry vergnügt.
Und ich dachte Sklavenarbeit sei hierzulande verboten.
Er
Überall waren die Leute. Sie tanzten, lachten und waren gut gelaunt. Ich stand allein im großen Raum. Die Kleider der Leute schwangen unter den Drehungen. Plötzlich öffnete sich die Tür, ein Mann trat herein. Seine Haare waren lang, die Nase gekrümmt. Die Augen waren verdeckt von den blonden Haaren. Er schaute auf, die Augen groß und leer. Die Zähne funkelten ganz weiß. Das Grinsen reichte von der einen bis zu der anderen Schläfe. Er lief los, direkt zu mir. Die Leute machten Platz und verloren ihre Augen in seinen. Sie wurden Weiß. Seine Augen fraßen die Augen der anderen. In dem Weißen fing das Schwarze an zu tanzen. Es winkte erst, sprang dann auf und drehte sich um die Mitte. Es quetschte sich zusammen und wurde zur Pupille. Er schaute mich jetzt an und grinste noch breiter. Er kniete sich hin. Die leeren Augen der Leute folgten ihm. Er streckte seinen Arm und hielt mir seine Hand entgegen. Ich starrte ihn an. In seine jetzt wieder leeren Augen, in denen ich Träume, Wünsche und Farben sah. Ich legte meine Hand in seine, die samt umhüllte. Die knochigen Finger umschlossen meine Hand. Wie in Trance stand ich da, mit einer Hand umgriffen von seiner. Er zog mich zu sich so schnell, dass meine Füße den Boden verloren. Der riesige Mann zog mich an seine Brust ganz dicht zu seinem Gesicht. Meine Füße berührten den Boden nicht, ich schwebte in der Luft. Einen Arm hatte er um mich gelegt und hob mich so hoch. In der Hand hatte er meine und hob sie weit über meinem Kopf. Er drehte sich mit mir. Wir tanzten. Er tanzte. Ich schaute ihm in seine Augen und konnte mich nicht bewegen. Wie eine Puppe hing ich da. Die Leute schauten uns an. Wie das schönste Paar im Saal. Mein Mund klappte auf. Er öffnete den Mund. Mit der schwarzen Zunge, die aus seiner Kehle kroch, sie war schrecklich lang, leckte er sich über die aschfahlen Lippen. Sie wurden schwarz. Während er tanzte und mich drehte und mein Kleid schwingen ließ blickte er gerade aus. Ich starrte ihn nur an. Gedanken bleiben aus, nur seine Nähe hatte ich in dem Moment. Er blickte herab. Tief in meine Augen. Ich lächelte. Lächelte einfach. Er streckte die Hand, drehte mich im Licht und zog mich wieder ganz dicht zu sich. Dann setzte er mich ab. Meine Füße fanden den Halt am Boden. Er nahm wieder meine Hand ging mit mir zur Tür. Als er mit mir den Sahl verließ fielen die Leute. Alle lagen am Boden. Sie waren tot. Schon lange davor. Sie hatten alles in seinen Augen verloren. Nur ich nicht.
Ich war fasziniert, genoss seine Nähe, genoss dass ich die Einzige war, genoss alles was er machte, genoss ihn. Draußen war es dunkel. Die Bäume waren schwarz und die Straße war erleuchtet. Wir rannten die Straße entlang. Hätte er nicht meine Hand gehalten wäre ich immer wieder hin gefallen. Wir liefen auf einen großen Platz. Er setzte mich auf einen Stuhl. Vor uns war ein Metzger. Der Metzger hatte alles, Beine, Arme, Köpfe, Körper. Ich starrte dort hin. Wie er dort hin lief. Es waren keine Tiere, die dort hingen. Keine Hühner Beine, Rinder Körper, Ziegen, Arme oder Schweine Köpfe. Nein es waren alles Menschen. Der Platz war leer, nur ich saß da und er war da und er stand am Metzger und ich schaute ihn an. Ein kleines fahles Licht schaute auf mich herab. Er kam wieder. Glück überströmte mich, als er eine Hand auf meine Schulter legte. Er kniete sich nieder und hielt mir ein großes Tablett hin. Ich schaute darauf. Es sah gut aus. Lecker. Hände, die sich krümmten, Herzen die noch schlugen, Knochen, an denen das rote Fleisch noch klebte und in der Mitte ein Kopf mit Augen und der Kopf, der lächelte. Ich schaute ihn an. Er grinste, von einer Schläfe bis zur anderen. Er setzte sich neben mich und lege das Tablett auf meinen Schoss. Dann fraß er. Er riss seinen Mund auf, viel zu weit. Dann zerbrach er die Knochen ,kaute darauf. Ein zehrmalmendes Geräusch erfüllte die Luft. Ich schaute ihn an. Lächelte. Bewunderte ihn. Wie über die graue Haut Blut lief. Wie es sich an seinem Kinn sammelte und langsam runter tropfte. Als er fertig war und die Platte geleert hatte leckte er sich mit der langen Zunge über sein Gesicht um das Blut weg zu wischen. Sein Mund war schwarz und er wischte es mit seinen samtumhüllten Händen ab. Er zog das Samt von seinen Hände. Seine Hände waren Knochig und die Nägel lang und spitz. Er strich mir mit einer Hand am Kinn entlang und seine spitzen Nägel hinterließen kleine Kerben. Ich stand jetzt auf und stellte mich dicht vor ihn und schaute an seiner Brust hoch und lächelte. Er beugte sich herunter, blickte mir ins Gesicht. Seine Augen tanzten, ließen mich wieder meine Wünsche von dem, was ich schon immer geträumt habe, sehen. Ich lächelte immer noch. Sein Grinsen schloss sich. Er wurde ernst, schon fast wütend. Jetzt stellte er sich wieder grade und nahm meine Hand. Ich wollte fragen was sei, wollte wissen warum er so ernst ist, wollte ihm helfen. Er lief mit mir an der Hand, ohne auf mich zu achten. Meine Füße folgten ihm.
Erst hatte er es bewundert, hatte es bewundert, dass ich meine Augen nicht in seinen verlor, hatte es bewundert das ich keine Angst vor ihm hatte. Jetzt hasste er es sichtlich. Sollte ich Angst haben? Sollte ich mich ihm hingeben und meine Augen in seinen verlieren? Nur um ihn glücklich zu machen? Nein ich wollte nicht sterben! Aber seine Augen, ich liebte sie - und immer ein Teil dieser Augen zu sein? Ich könnte es nicht ertragen immer wenn er jemand anderes ansah tanze ich als kleiner schwarzer Fleck in seinem Auge und helfe ihm beim Sehen. Doch ich würde auch die andere Person sehen. Ich würde erfahren, dass ich nicht die Einzige bin, dann bin ich nichts besonderes mehr, dann bin ich so wie alle, so wie die, die sich in seinen Augen verloren hatten, so wie dien die er gefressen hat. Und so weit mich ihm hingeben wie die anderen wollte ich nicht. Nein! Ich wollte ihn spüren, wollte seine Hand halten wollte mit ihm tanzen und ihm klar machen das ich keine Angst vor ihm hatte. Wollte die Einzige sein. Und er war so wunder schön. Der große Mann. Die langen Armen die zu lang waren und so auf dem Boden schliffen beim Laufen, die langen blonden Haare, die knochigen Hände, seine Augen, die ich liebte und sein Mund, seine Zähne, die so riesig waren. Sie funkelten immer im Licht und waren immer so weiß wie seine Augen. Wie ich ihn liebte. Wie glücklich er mich machtt. Er lief schneller und ich fiel. Dieses mal fing er mich nicht. Ich hatte mich aus meiner Trance gerissen und fiel. Ich schrie, schrie nach ihm. Nur nach ihn. Er hörte mich nicht. Panik. Ich bettelte, er solle doch wieder kommen, er solle mit mir tanzen, er solle meine Schulter berühren und seine Augen tanzen lassen. Ich sah den Boden, der auf mich zu zukam und bevor ich aufschlug und nicht mehr leben würde, ihn nie wieder sehen würde. Stand er da. Er fing mich auf, drehte mich, ließ mein Kleid fliegen. Warum lächelte er nicht. Er schien besorgt, schien verzweifelt. Dann setzte er mich ab. Schaute mir in mein Gesicht, ich lächelte nicht, weil er es nicht tat. Mit der Samt umhüllten Hand wischte er mir Tränen von den Augen. Ich lächelte und er grinste wieder. Dann nahm er mich wieder, hob mich wieder wie ein Puppe hoch und drehte mich. Ich war wieder in der Trance, aus der ich nie wieder weg wollte. Während er mich drehte und meinen Herzschlag genoss, tanzten seine Augen. Für immer werde ich bei dir bleiben, werde ich die Einzige sein, die nicht mit denen Augen tanzt sondern mit dir. Die, die vor dir keine Angst hat, die, die dich liebt, die, die dich immer bewundern wird und jede Nacht von nichts anderem träumt, als von ihm, der immer kommt.
Einfach nur ein Stuhl
Ein Stuhl. Einfach nur ein Stuhl. Warum? Der Raum, dunkel. Nur der Stuhl. Mitten im Licht. Wie einsam er da stand. Ganz allein. Plötzlich trat ein Mann ins Licht. Groß war er. Schon fast riesig. Seine Haut war grau wie verdorben. Die Hände umhüllt von weißen Handschuhen. Ließen die Knochen hervortreten. Die Schuhe so schwarz blitzten auf. Der Anzug glatt. Seine Zähne groß, weiß wie das Licht. Seine Arme waren lang. Viel zu lang. So lang, dass die Hände, die weißen Hände über den Boden glitten. Seine lange spitze Nase krümmte sich über seinen Mund. Der Mund riesig. Von einer Schläfe zur anderen und noch viel weiter. Er ging zum Stuhl. Schlurfend. Seine Beine lang, die Augen riesig, ganz weiß. So weiß wie die Zähne die blitzten, das Licht ließ sie funkeln. So leer, die Augen, nur ganz weiß. Die Zähne mächtig. Viel zu groß. Jetzt setzte er sich, ließ sich nieder. Den linken Fuß aufs rechte Knie. Die Arme hingen. Einfach nur so da. Jetzt schaute er zu ihr. Fixierte sie mit leeren, blinden Augen. Schwarzes, wie aus dem nichts trat in seine Augen. Tanzten um die Mitte treten und schmiegten sich dicht. Dicht ganz dicht zu einem Fleck. Bis es zu der Pupille wuchs. Er hatte Augen konnte sehen. Sah sie. Jede kleinste Datei. Sie bewegungslos. Stand gegenüber von ihm und er fixierte sie. Wie seine Augen sich in sie einbrannten. Jetzt stand er auf. Mit einem Schritt trat er aus. Trat er aus dem hellen Licht. Sie stand nur da im dunklen Licht. Bewegungslos. Wie gefesselt. Er stand jetzt vor ihr. Sein Mund öffnete sich weit. Eine schwarze, tropfende Zunge schob sich hervor. Schwarz groch sie über die Zähne hinab übers viel zu kleine spitze Kin und stoppte erst an der Brust. Sie tropfte schwarz. Plötzlich schnellte sie hoch. Weit ins Gesicht. Leckte über die Lippen und färbten sie schwarz. Der Kopf jetzt schräg. Dann verschwand das Licht in seinen Augen. Er wurde blind. Es drehte und tanzte wieder raus. Weg von den Augen mit einem Winken. Die Augen leer, einfach nur weiß. Sie wollte rennen, wollte schreien. Konnte nicht. War gefesselt, von den Augen. Er starrte sie an, ihr Mund klappte auf. In den Augen sah sie Bilder, sah sie träumte. Dann riss er den Mund auf, viel zu weit. Sie blitzten in dem schwachen Licht. Wie Messer fuhren sie nieder und bissen sich fest. Sie rissen ohne Mühe ein Stück aus Schulter und Nacken. Sie, sie war schon lange tot. Hatte ihre Augen in seinen verloren mit einem Lächeln auf den Lippen. Waren weiß geworden ihre Augen. Jetzt saß er über ihr und fraß wie ein Tier. Blut war überall. In seinem Gesicht, an seiner Haut, sogar in den Augen die vor Freude strahlten. Er stand auf, wischte das Blut von sich und schaute zu dir. Seine Zunge tropfte. Er lächelte dich an und kam zu dir ganz dicht. Seine Zähne so weiß wie die Augen. Dann streckte er die Hand. Strich dir über die Wange. So zart. Zog dich zu sich, als wollte er dich küssen. Der Stuhl fiel um. Der Schrei war laut. Das Licht ging aus. Der Stuhl. Einfach nur ein Stuhl. So einsam, wie er da lag. Ein Stuhl.
„Sprich mit ihm, bevor er geht!“ „Nein, das kann ich nicht! Ich hab noch nie mit ihm gesprochen.“ Mary schaute mich ernst an. „Was weißt du denn alles über ihn?“, fragte sie dann nachdenklich. „Fast nichts, nur dass er Steve heißt und dass ich ihn mag.“ „Also nicht wirklich viel. Weiß er denn wer du bist?“ Ich schüttelte den Kopf. „Also er hat mich ein paar Mal gesehen und er weiß meinen Namen.“ „Plan: du gehst morgen auf ihn zu und sprichst mit ihm okay?“ Langsam verzweifelte ich. „Ich trau mich aber nicht!“ Mary packte mich an den Schultern und schüttelte mich hin und her. „Doch du machst das!“, sagte sie und damit war die Diskussion für sie beendet.
Meine Bücher fielen auf den Boden. „Fuck!“ „Das tut mir leid.“, sagte eine Stimme von unten. Ich schaute runter und ein Kerl hob mit schnellen Händen meine Bücher auf. Ich sah nur seine zausigen blonden Haare, die sein Gesicht verdeckten. „Du musst sie nicht aufheben.“ Es war genauso meine wie seine Schuld. Ich hatte nicht um die Ecke geschaut und bin voll in ihn rein gelaufen. Er stand auf, mit meinen Büchern in der Hand. Er war größer als ich. Seine Haare hingen ihm über die grünen Augen. „Danke“, sagte ich und nahm meine Bücher von ihm. „Es tut mir wirklich leid…“ „Oh ähm Nicky“, sagte ich und setzte ein gezwungenes Lächeln auf. „Ich mag den Namen. Charly“, sagte er und streckte mir eine Hand entgegen. Hinter ihm sah ich Steve vorbeilaufen. Ich stieß Charly auf die Seite und rannte in Richtung Steve. „Nicky? Warte doch mal.“ Er war verblüfft, doch ich ignorierte ihn einfach. „Hey.“, sagte ich zu Steve und der drehte sich überrascht um. „Mäuschen was willst du denn?“, fragte er. Mäuschen? „Warum Mäuschen?“ „Ich kenn deinen Namen nicht.“ „Nicky.“ „Cool Mäuschen.“ „Nein nicht Mäuschen, Nicky!“ „Ich nenn dich aber lieber Mäuschen, hörst du Mäuschen.“ Er machte einen Spind auf und stellte ein Paar Bücher hinein. „Also was willst du?“ „Ähm… ich“ „Sprich, ich hab nicht den ganzen Tag Zeit.“ „Ich… Ich wollte nur…“ „Steve kommst du?“, rief eine Stimme von hinten. Zwei Kerle und ein Mädchen, das beleidigt aussah standen vor der Türe. „Bis dann Mäuschen. Ich geh skaten“, sagte er und ohne zu zögern drehte er sich um und ging in die Richtung der drei. Seine schwarzen Haare standen wörtlich in alle Richtungen ab. Ich liebte seine schwarzen Augen, sie funkelten immer ein bisschen im Licht. Mir fuhr es kalt den Rücken runter, als er den Arm um die Tussy legte. Er schien sie zu fragen warum sie so schmollte und dann küsste er sie. Dieser Kerl kam auf mich zu, als ich wütend den Gang entlang huschte. „Nicky?“ „Lass mich in Ruhe!“, schrie ich ihn an und verschwand in dem Klassenzimmer von meiner besten Freundin. Es war die letzte Stunde, in fünf Minuten war aus, aber wir hatten schon zehn Minuten früher aus. „Mary? Kommst du bitte?“, rief ich nach ihr. Mary schaute verwirrt, aber rannte dann zu mir. Bevor sie bei mir ankam lief ich raus, eine Träne rollte mir über die Wange. Draußen auf dem großen Hof hatte sie mich dann bei einer Bank eingeholt. „Süße was ist denn passiert? Etwas mit Steve?“ Sie nahm mich in die Arme. „Er hat eine Freundin, wusstest du dass?“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Das tut mir leid.“ „Ach das ist eigentlich blöd, dass ich jetzt hier flenn!“, sagte ich und musste lachen. Mary lachte auch und munterte mich ein wenig auf.
„Nicky?“ Am nächsten Tag kam ein großer Kerl auf mich zu mit blonden Haaren. „Was willst du?“, fragte ich abweisend. Er legte einen Arm hinter den Kopf, er schien verlegen. „Sollte ich dich kennen?“, fragte ich überrascht. Er wurde bleich und knallrot zugleich. „Nein… Ehm eigentlich….“ Ich unterbrach ihn. „Ich hab dazu keine Zeit, wir sehen uns bestimmt“, sagte ich mit einem Schulterzucken, drehte mich um und ging.
Er starrte mir immer noch die Hand am Hinterkopf etwas verdutzt hinterher. Es war immerhin Freitagnachmittag und da wollte ich mich nicht aufhalten lassen nach Hause zu kommen. „Warte doch kurz mal?“, rief er mir hinter her, aber ich ignorierte ihn nur. Steve kam vor mir aus dem Tor mit seiner Freundin unterm Arm, die wieder schmollte und ein paar Kumpels, die ihm folgten. „Oh hallo Mäuschen.“, sagte er und lachte. Zu dieser Aussage bekam er gleich einen bösen Blick seiner Freundin und hob schützend die Arme. Seine Kumpels lachten verstummten, aber unter dem tödlichen Blick Steves Freundin. Medusa. Ich musste lachen.
Endlich zu Hause schickte mich meine Mutter gleich wieder los, etwas zum Essen zu holen. Sie hatte vergessen Karotten einzukaufen und Käse und Schinken. Wenn ich schon dabei war, konnte ich auch gleich noch alles andere mitbringen. Also machte ich mich auf den Weg zum Laden. Schon beim Betreten bemerkte ich, dass Steve da war. Ich schlich mich an ihnen vorbei und packte alles ein, was meine Mutter brauchte. „Hey Mäuschen.“, hörte ich Steve hinter mir. Ich zuckte zusammen und drehte mich um. Er stand hinter mir mit einem Arm an die Wand gelehnt. „Was verschlägt dich denn hierher?“, fragte er. Cool bleiben bloß nicht rot werden. OH MEIN GOTT ER SPRICHT MIT MIR. „Dasselbe könnte ich dich auch fragen.“, sagte ich. Yes gute Antwort. Er lächelte. QUITSCH. Nur innerlich! Nur innerlich! „Bin mit meiner Freundin was für heute Abend kaufen.“ Heute Abend wusste ich etwas nicht, hatte ich etwas vergessen? Wie könnte ich nachfragen, ohne dumm zu wirken? Überlegen, Hirn: Überlegen. Sich nicht von ihm ablenken lassen! Oh seine dunklen Augen. Ich sagte: Nicht Hirn. „Party?“, fragte ich. Naja nicht das beste, aber besser als: Was machst du, ich will auch da hin, egal was du machst bitte nimm mich mit und lass mich nie wieder gehen. „Jap. Shila hat morgen Geburtstag und wir feiern mit n paar Kumpels rein.“ Puh ich hatte nichts vergessen. Medusa war also Shila. Ja so sah sie auch aus wie so ne Nutte. Dreißig Kilo zu wenig mit nur einem Hauch Gesicht an ihrem Make-up, Haare langweilig glatt bis zum Arsch und wehe jemand fasst sie an. „Hey Mäuschen“, sagte er lauter und beugte sich ein wenig vor. Meine Augen waren groß geworden und ich klammerte die Tasche mit den Einkäufen an meine Brust. „Keine Angst ich beiß schon nicht.“, lachte er auf. „ Lust heute Abend auch zu kommen?“, fragte er. QQUUUIITTSCH! Cool bleiben um Gottes willen, verlier jetzt nicht die Nerven! Gehirn bleib da, ich brauch dich! Auf das sollte ich mich jetzt lieber nicht verlassen. „Ehm ja“, ich räusperte mich weil meine Stimme bestimmt fünf Stufen zu hoch war. „Ja gerne.“ Er klopfte mir auf die Schulter und ging. „Freu mich.“, sagte er und hob einen Arm zum Winken. Während er mir den Rücken zugewandt hatte. Den ausgestreckten Arm legte er dann um Medusa, okay Shila, die mir ihren tödlichsten aller Todesblicke zuwarf. Kurz darauf fauchte sie ihn an, der unter dem Geschimpfe, er solle doch nicht so eine Schlampe wie mich einladen, ganz klein wurde. Ich grinste und das Grinsen war, bis ich zu Hause ankam, auch geblieben. „Warum hat das denn so lange gedauert?“, fragte meine Mutter, als ich die Wohnung betrat. „Kann nicht reden muss was zum anziehen finden!“, rief ich, pfefferte die Einkäufe in die Küche und wählte Marys Nummer, während ich in mein Zimmer hechtete. „MARY, MARY, MARY!“, schrie ich, als sie abhob. „JA, JA, JA!“, bekam ich als Antwort. „Rate!“ „Nein!“ „Okay also ich war einkaufen und dann waren da Medusa und Steve und dann hat er mit mir gesprochen! Er hat mit MIR gesprochen!“, berichtete ich stolz. Wir quietschten vor Freude und lachten beide. „Das Beste kommt noch: er hat mich auf eine Party eingeladen...“ „QUITSCH“ „Warte! Er hat gesagt, er freut sich. AAAHHHH!“ „AAAAHHHHH! WIE HAMMER GEIL!“ Wir lachten wieder beide. „Jetzt ein ernstes Thema was zieh ich an?“, fragte ich. „Warte, warte, warte, warte…“ „Ja ich warte?“ Sie antwortete nicht, sondern hatte aufgelegt und es klingelte an der Türe. Ich rannte hin und machte Mary auf. Sie wohnte nur zwei Stöcke über mir. Wir lachten. Sie nahm mich an der Hand und ging mit mir in mein Zimmer. Vor meinem Kleiderschrank blieb sie stehen und riss ihn auf. „Du hast echt nichts zum Anziehen es tut mir leid du gehst in Unterwäsche“, sagte sie und schüttelte den Kopf. „Wie lange haben wir Zeit?“, fragte sie und schaute mich ernst an. „Ehm also er hat keine zeit gesagt ich denk mal ich geh so um acht hin, also haben wir noch fünf Stunden.“ „Scheiße das ist fast zu knapp. Was willst du mit deinen Haaren machen? Langt‘s noch zum Schoppen?“ Fragend schaute Mary mich an. „Ich weiß ni…“ Sie unterbrach mich. „Also shoppen!“, beschloss sie. „Kleid oder nicht?“ Sie schaute mich musternd an. „Okay du hast recht: Kleid.“, beschloss sie und nahm mich mit zum Shoppen.
Halb Acht. Pure Panik! Gerade kam ich aus meinem Bad, war umgezogen und bevor ich mich, setzte fing Mary schon an, an meinen Haaren rumzufummeln. „Zeig das Kleid!“ „Nein, erst wenn du fertig bist. „Du bist scheiße!“ Nach ein bisschen leicht aufgetragenem Make-up zog ich den Bademantel aus. Das Kleid war eng aber nicht zu eng. Ging bis kurz unter den Arsch und hatte einen leichten Blau- und Violettstich. Die eine Schulter war bedeckt, die andre frei. Es sah echt verdammt cool aus wie so ein längere T-Shirt nur halt n bisschen enger. Der Zopf, den mir Mary gemacht hatte, sah verdammt gut aus. Ich drehte mich vor Mary, die staunend klatschte. „Sexy!“, sagte sie und sprang auf und wir hüpften zusammen. „So It´s Party time! Du gehst jetzt da hin. Trittst Medusa in den Arsch und schnappst dir Steve, bevor er in vier Wochen nach American zieht. Plan?“ „Plan!“ Ich bekam das Grinsen nicht mehr aus meinem Gesicht. „Rock it baby!“, schrie Mary. Ich schaute sie böse, so weit es ging, mit dem Grinsen an. „Rock it?“, fragte sie leise und grinste. Ich nickte und bevor ich los ging, drückte ich sie noch einmal fest. „Ich wünsch dir Glück Süße!“ Ich winkte ihr und ging aus dem hohen Haus. „Fuck ist es kalt. Aber mit Jacke sieht das Outfit Scheiße aus. Meiner Mutter hatten wir erzählt, dass wir zusammen bei Mary übernachten und halt bisschen Party machen, zu der Frage, warum ich so aussah. Marys Mutter bestätigte, dass wir bei ihr waren. Ich kam so um zehn bei Shila an. Oh ich meinte Medusa. Ich klingelte und eine fröhliche Medusa machte mir auf. Sie nicht mit einem Schmollen zu sehen machte mir Angst, doch der Todesblick kam schnell. Als ich an ihr vorbei wollte, drückte sie mich gegen die Wand im Flur. „Halt dich bloß von Steve fern! Sprich nicht mal mit ihm!“ „Okay, okay ist ja gut.“, sagte ich und ging in den Raum, in dem sich bestimmt zwanzig gut gelaunte Leute befanden, die tanzten. Steve stand an einem Fenster, unterhielt sich mit einem paar Kerlen und rauchte mit ihnen. Einer der Kerle sah mich und schien sofort auf mich zu zu kommen. „Du siehst gut aus Nicky.“, sagte der Kerl, den ich denk ich nicht kannte und strich sich am Hinterkopf durch die blonden Haare. Seinen Grünen Augen schienen mich anzulächeln. „Danke?“ „Kann ich dir was zu trinken holen, Nicky?“, fragte er. „Ja. Du kennst Steve?“ Er nickte und wurde etwas rot. Ich glaube, ich kenn ihn. „Ich glaub du weißt nicht mehr wer ich bin, oder?“, sagte er dann. Ich lächelte verkrampft und schüttelte mit angehobenen Schultern den Kopf. „Charly.“ Irgendwo hatte ich den Namen schon gehört. „Ja also ich kenne Steve schon ein bisschen länger, aber seit er mit Shila zusammen ist, ist er etwas komisch.“ „Wie meinst du das?“ „Ach ist doch nicht so wichtig. Ich hol dir mal was zum Trinken.“ „Lass mal, ich muss Steve was fragen.“, sagte ich und es hörte sich sogar für mich etwas sehr kalt an. „Nicky bleib doch noch ein bisschen hier.“, sagte er traurig. Ich war aber schon in der Menge verschwunden. Am Fenster angekommen traf ich nur auf seine Freunde. „Hey Nicky.“, sagten ein paar Kerle. „Habt ihr Steve gesehen?“, fragte ich, ohne begierig zu klingen. „Eh..“, sagte der eine und zeigte in eine Richtung. Als ich seinem Finger mit meinem Blick folgte, sah ich wie Medusa an ihm hing und ihn gegen eine Wand gedrückt hatte. Dabei hatte er seine Arme um sie und sie fraßen sich gegenseitig. „Ich sollte ihn besser nicht stören.“, sagte ich cool. Traurigkeit überwältigte mich. Nicht Nicky, nein wir flennen jetzt nicht! Deine Schminke verläuft. „Hey Mäuschen.“, hörte ich plötzlich von hinten. Ich drehte mich um und Steve stand vor mir. Ich musste fast lachen, da er noch etwas Lippenstift am Mund hatte. „Cool das du gekommen bist. Aber warum so traurig.“ Hirn halt die Fresse, deine Vorschläge sind scheiße ich werde nicht sagen: Weil du sie küsst und nicht mich, ich liebe dich doch so sehr du bist so heiß. Hirn sei still. „Mein Lover konnte leider nicht.“ UUHH ja das war gut. Er schien überrascht, grinste dann aber. „Da kann man nichts machen. Tänzchen gefällig?“, fragte er dann und streckte eine Hand aus. Ich sah die verärgerte, zurückgelassene Medusa. Die mir mit ihren Augen zu verstehen gab, dass sie mich tötet, wenn ich jetzt nicht zu Stein werde. Ich ignorierte sie, was sie noch wütender machte und nahm seine Hand. Er zog mich ziemlich weit in das Getümmel und wir tanzten. „Mäuschen du bist cool drauf, ich mag dich.“ Oh Gott weiter atmen. Atme verdammt nochmal und Herz schlag weiter! Er mag mich. QUITSCH! „Ah bei dir bin ich mir noch nicht so ganz sicher.“, sagte ich und er lachte. Ich hab ihn zum Lachen gebracht. Vor Freude drehte ich mich in einem, nicht wirklich zum Lied passenden, Moment. Als ich mich wieder zu ihm drehte, war er ein wenig näher bei mir und ich nahm meine Arme runter, die ich in der Luft hatte, so wie ziemlich alle. Atmen Negativ. Herzschlag Negativ. Gehirn schon lange verloren. Er lächelte mich an. Auf eine andere Art und Weise. Mein Atem war so flach, dass mich Ärzte für tot erklären würden. Er packte meine Hand und drehte mich. Einatmen. Dann unerwartet zog er mich zu sich hin. Das Ausatmen fehlt. Hirn noch da. Okay keine Antwort. Wie reagier ich. AAHH! Mary hilf mir! Dann küsste er mich. Mein Herz setzte endgültig aus. Er hielt mich an meiner Hüfte und hatte mich zu sich gezogen. Der Kuss war nicht lange. Ich könnte schwören nicht mal eine Sekunde. „Schlampe!“, hörte ich von hinten jemanden über die Musik schreien. Ich wich zurück und biss mir verlegen auf die Lippe. Steve war knall rot angelaufen. Da war mein Herz wieder, dafür jetzt so schnell und so laut das ich dachte, alle neben mir hören es. Die Musik war verstummt alle starrten Steve an. Medusa ging auf ihn zu, schüttete erst Wasser über ihn und verpasste ihm dann eine Ohrfeige, die sie ohne Unterbrechung voll durchzog. Uh, das hat weh getan. Sein Kopf immer noch schräg von dem Schlag blieb er stumm stehen. Ein paar Mädels hatten die Luft eingezogen und beobachten alles mit den Händen vor den Mündern. Ein paar Kerle tuschelten und zeigten auf mich. Fuck, Fuck, Fuck! „Baby.“, brachte er irgendwann mit brüchiger Stimme hervor. „Arschloch!“, schrie sie. Bevor sie zu mir kam, war ich raus gerannt. Ich setzte mich vor die Wohnung auf eine Stufe. Die Tür ging hinter mir auf und zu. Ohne zu wissen wer es war sagte ich nur: „Lass mich in Ruhe.“ Charly setzte sich neben mich. Ich zitterte am ganzen Körper, immerhin war es ein Uhr nachts. Charly legte seine Jacke um mich, doch ich streifte sie ab. „Ich brauch das nicht.“, sagte ich kalt. „ich sehe doch wie du frierst.“, sagte er und legte die Jacke wieder um meine Schultern. Klar war es mit der Jacke wärmer, aber ich wollte erstens sein Mitleid nicht und zweitens nervte er. „Danke“, flüsterte ich. Wir saßen bestimmt noch eine ganze Weile so da und er rauchte. „Komm ich bring dich heim.“, sagte er, stand auf und bot mir seine Hand an. Ich stieß sie weg und stand auf. Still lief ich neben ihm her. „Der Kuss…“ Fing er an. Noch ein unangenehmeres Thema konnte er sich nicht raussuchen. „Lass es gut sein, okay?“ „Nein, ich mein nur, er ist nicht so wie du denkst.“, sagte er dann. „Ach und woher willst du das wissen.“ „Immerhin kenn ich ihn schon seit ein paar Jährchen.“ Ich schüttelte wütend den Kopf. „Wenn er wollte, könnte er an jedem Finger ein Mädel haben.“ „Ach ja?“ Was kümmerte mich das denn? „Glaub mir das weiß er und das nutzt er aus. Er lässt keine Gelegenheit aus.“ Ich war enttäuscht, schon fast verletzt. Ich antwortete nicht. Vor der Tür zu Marys Wohnung redeten wir über alles mögliche, es war bestimmt drei Uhr nachts, als ich in Marys Wohnung schlich und mich neben Mary legte.
Ich wachte durch eindringliche Blicke auf. Mary starrte mich an. „UND UND UND!“ „Nicht ganz so laut.“, sagte ich und richtete mich auf. „Ist das seine Jacke?“, sagte sie und hüpfte vor Freude auf dem Bett. „Nein.“ Sie stoppte. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich immer noch Charlys Jacke hatte. Ich hatte auf ihr geschlafen. „Wie jetzt?“ Mary klang enttäuscht. „Es ist die von Charly.“ „Wer ist um Gottes willen Charly?“ Ich lächelte. „Von vorne an.“ Mary sah aufmerksam aus. Ich erzählte ihr alles. „Ein Kuss! OOHHH!“, quietschte sie. „Kurz danach hat er sich von Medusa ne ordentliche Backpfeife bekommen.“ „UUHH“ „Ja auf jeden Fall hat mich dann Charly heim gebracht und Steve soll anscheinend voll des Arschloch sein.“ „Ach was.“ Mein Handy meldete sich. Zwei Nachrichten. Ich öffnete die erste und las laut vor. „Von Steve. Hey Mäuschen, sorry. Und dann noch n Smiley. Und dann noch von Charly. War lustig und schön gestern.“ „Okay kurz zum aufklären was ist mit Charly?“, fragte sie und studierte noch einmal die beiden SMS.
„Ähm Mäuschen… Es tut mir leid, wenn… ich… ehem.…“, sagte Charly als ich neben ihm stand. „Ach ja?“, etwas wütend war ich schon, aber ich wusste nicht warum. „Bild dir bitte nichts darauf ein, es hat überhaupt nichts zwischen uns zu bedeuten.“, sagte er dann. „Ach was?“, sagte ich etwas schockiert. „Du weißt ja, dass ich eine Freundin hab.“ „Pass mal auf, du hast mich geküsst. Da kann ich nichts für. Lass mich bitte oder entscheid dich halt.“ Steve schien erstaunt über meine Reaktion. „Beruhig dich Mäuschen! Es ist nun mal so. Find dich damit ab! Ist Just Fun“, sagte er wütend. Ich stellte mich auf die Zehen spitzen und tippte ihm spöttisch auf die Brust. „Hör mal genau zu. Wenn du mich noch einmal Mäuschen nennst dann reiß ich dir die Eier ab. Also pass jetzt gut auf Freundchen. Ich lass nicht mit mir spielen.“ „Uh das Mäuschen fährt die Krallen aus.“, sagte er spöttisch. „Ganz vorsichtig. Ich warne dich.“ Er packte mein Gesicht und küsste mich. Ich drückte ihn weg. „Lass mich bloß in Ruhe.“ Ich drehte mich um und ging. Er rannte hinter mir her und riss mich am Arm herum. „Lass es gut sein.“ Er ließ los winkte ab und ging dann auch.
„Also wie siehst jetzt aus bring mich auf den neusten Stand.“ Es war drei Wochen nach der Party. „Heute Abend Date. Charly und ich.“, sagte ich und lächelte.
Das Beste, das ich je erlebt habe
Am 10.März 2006 war es soweit: Mein kleiner Bruder kam auf die Welt. Ich war überglücklich. Damals ging ich noch in die Grundschule und an diesem Tag holte mich meine Tante ab. Sie hat mir versprochen, dass wir, meine älteren Schwestern, meine Tante und ich, einen schönen Tag zusammen verbringen würden. Ich war so aufgeregt, dass ich in paar Stunden meinen neu geborenen Bruder sehen würde. Außerdem war ich so glücklich, dass ich endlich einen jüngeren Bruder haben würde. Denn bis dahin hatte ich nur zwei ältere Schwestern, die mich ehrlich gesagt ab und zu auch mal nerven.
Als uns endlich mein Vater angerufen hat, haben meine Schwestern vor Freude geheult. Unser Bruder war geboren!
Nach einigen Stunden trafen wir in der Klinik ein. Von der Aufregung, meinen Bruder zu sehen, konnte ich nicht mal mehr ruhig auf meinen Beinen stehen! Ich fing an zu weinen, so gerührt und angespannt war ich, kurz bevor ich meinen Bruder sehen beziehungsweise kennenlernen durfte.
Um in das Zimmer, in dem sich die Neugeborenen befanden, rein zu kommen, musste mein Vater einen Code eingeben. Wir mussten vorher einen Kittel anziehen und unsere Hände sterilisieren. Jetzt endlich durften wir unseren Bruder sehen. Es war unglaublich! Er schlief in einem Bett, das aus Glas war.
Ab diesem Tag bedeutete mir dieser kleiner Junge sehr viel! Das regelmäßige Besuchen machte uns jeden Tag immer glücklicher!
Kurz bevor wir ihn abholen durften, kauften wir schnell noch paar Kuchenstücke, für die Ärzte ein.
Ich küsste ihn sofort auf die Backe und setzte ihn in seinen Kindersitz. Was mich fasziniert hat, war, dass er seinen Schnuller, den er vom Krankenhaus bekommen hat, nicht los lassen wollte. Zu Hause angekommen, nahmen wir ihn jede Sekunde auf den Arm und spielten mit ihm. Am Anfang war er richtig unruhig, was sich im Laufe der Zeit zum Glück verbessert hat.
Seit mein kleiner Bruder bei uns ist, bin ich in meiner Familie nicht mehr die Jüngste und finde es richtig schön, dass er auf die Welt gekommen ist. Ich meine, in meinem Leben würde ohne ihn das Wichtigste fehlen. Ich liebe ihn über alles. Er wird immer der süßeste Junge für mich bleiben!
Der Junge, der mir nicht aus dem Kopf geht!
Hallo, ich bin Chantal 15 ½ Jahre alt und will euch etwas aus meiner Vergangenheit erzählen, die für mich, bis heute, etwas besonderes bedeutet. Ich bin sehr jung und trage diese Last schon seit vielen Jahre in mir und heute will ich sie endlich loshaben:
Alles hat vor sechs Jahre angefangen, als ich zehn Jahre jung war. Ich glaubt mir bestimmt nicht, doch dies ist nun mal unvergesslich!
Es waren Sommerferien, meine Cousine, die nur zwei Monate älter als ich ist, kam zu mir nach Hause. Da es uns langweilig war, gingen wir zur Hillerschule. Als wir da angekommen waren, wussten wir nicht, was wir machen sollten. Doch dieser Tag war doch etwas Bedeutungsvoll für mich!
Ich wusste nicht, dass man sich so leicht verlieben kann, aber naja es war passiert. An diesem Tag habe ich mich sofort in diesen einen Jungen verliebt. Ich war so froh, als wir uns kennengelernt haben. Er hörte, von seinem MP3-Player Musik, was mich gar nicht gestört hat. Ich mein, wenn man verliebt ist, dann ist man gleichzeitig auch blind. Nachdem wir uns kennengelernt haben, wollten sie irgendetwas komisches spielen. Da haben wir auch den Nachbar von meiner Cousine getroffen, der auf dem Spielplatz herum rannte. Dieser Junge, in dem ich mich verliebt habe, bat uns, ihnen große Stöcke zu besorgen, damit sie einen unbekannten Jungen ärgern. Leider kann ich mich nicht mehr erinnern, wieso sie genau diesen Jungen ärgern wollten. Doch beim Abgeben dieser Stöcke, nahm mir der Freund von dem Jungen, meine rechte Hand und knickte meinen Mittelfinger. Es tat einen Moment lang weh, doch dann ging es wieder. Später musste er gehen, da seine Mutter ihn zum Essen gerufen hat und anschließend wusste ich, wo er wohnte.
Nach diesem Tag wusste ich ehrlich gesagt nicht, wie ich mich fühlen sollte, aber verliebt zu sein ist ein schönes Gefühl.
In den vergangen Tagen habe ich ihn nicht gesehen. Doch, als die Schule wieder im September angefangen hat, habe ich mich richtig gefreut, da ich ihn wieder sehen würde. In der Schule sah ich ihn fast immer, was mich stolz machte. In den Pausen drehte sich mein Blick immer zu IHM! Das Gefühl, dass er mich anlächelte machte mich froh, doch ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob er mich wirklich anlächelte. Mein Ziel, weitere Informationen von ihm rauszubekommen, erreichte ich, da sein Klassenzimmer nur wenige Meter von meinem entfernt war. Was ich rausbekommen habe, war sein Nachname. Ich habe immer gedacht, dass er ein Russe war und das auch nur wegen seinem Nachnamen. Aber nein dieser Junge ist ein Italiener und das finde ich auch toll. Die Situation in den Pausen wiederholte sich jeden Tag.
Bald war auch Halloween. Meine Nachbarin, meine mittlere Schwester und ich sind paar Minuten lang aus Spaß, rumgelaufen. Als wir zwei Blöcke überquerten, landeten wir am Haus von meinen Geliebten. Da ich seinen Nachnamen wusste, suchte ich voller Panik nach ihn und klingelte. Meine Nachbarin wollte eigentlich woanders klingeln, doch leider war ich zu schnell. Zum Glück war ich an diesem Tag als ,,Scream“ verkleidet und konnte mich niemand erkennen.
Ihn vor meine Augen zu haben, war wundervoll! Ich fühlte mich wie neugeboren. Als er mit seiner Schwester und Mutter raus kam, gab er uns paar Süßigkeiten. Obwohl ich dafür zuständig war, die Süßigkeiten zu sammeln, ging meine Nachbarin die Treppen hoch, da ich mich kaum bewegen konnte. Dieser Tag brachte mich näher und ich wusste zwar, dass er eine Schwester hatte, doch wie sie hieß, habe ich erst nach zwei sehr schwierige Jahre mitbekommen, beziehungsweise hat er sie mir vorgestellt.
In diesen zwei Jahren passierte für mich etwas ganz Schreckliches. Wir gingen damals in der 4.Klasse und ja nach dieser Klasse wird man auf einer weiterführender Schule geschickt. Ich wurde zur Hauptschule geschickt, aber ich wusste nicht, auf welcher Schule er geschickt wurde, welches die Situation schlimmer machte. Niemand konnte mir weiterhelfen, da auch niemand, außer mir, wusste, dass ich diesen Jungen liebte.
Ich habe mir immer gewünscht, mit diesem Jungen über Verschiedenes zu reden, doch wenn eine Person, die leider viel zu schüchtern ist, wie ich, kann es ehrlich gesagt nicht ändern.
Also verging dieses Jahr mit sehr vielen Schwierigkeiten, also nicht von der Schule aus, sondern, dass ich nie wieder etwas von diesem Jungen gehört habe. Doch zum Glück sah ich ihn ab und zu in der Stadt, was mich fröhlich machte und ich konnte auch spüren, wie meine Gefühle für ihn hochkamen.
Ehrlich gesagt, dachte ich, dass dieser Junge auf das Gymnasium gehen würde, aber wieso ich darauf kam, weiß ich nicht. Als meine Schwester, endlich, ein Schulbuch von der Schule bekam, nahm ich es ihr sofort aus der Hand, fragte sie, wo die neuen Fünfer seien und blätterte die letzten Seiten auf. Dies war die einzige Möglichkeit, es herauszufinden. Ich hatte mit meiner Vermutung unrecht, da er nicht auf das Gymnasium ging, sondern auf die Realschule. Ab diesem Moment war mein Ziel, auf die Realschule hochzukommen. Am Ende dieses Schuljahres war ich so überglücklich, da ich mein Ziel erreichte und das ohne eine einzige Prüfung.
Es war schön, ihn jeden Tag in der Schule zu sehen. Jeden Mittwoch gab es eine Stunde lang Chor, meine Freundin und ich gingen sehr gerne dahin und dieser Junge war auch meistens da.
Der Stoff war auch ein bisschen schwierig für mich, doch im Laufe des Jahres wurde ich immer besser.
Es war Anfang März. Ein Mädchen, aus meiner Klasse, rief genau zu diesem Jungen, dass ich ihn lieben würde. Und das mehrmals. Ich war innerlich sehr überrascht, da ich dieses Geheimnis niemanden erzählt habe, nicht mal meinen Schwestern. Ob sie meine Gedanken lesen konnte, oder war sie selbst in ihn verliebt? Die Fragen konnte mir niemand beantworten..
In den Osterferien nahm ich meine Nachbarin, einen gegenüber wohnenden Kumpel und meine Freundin und wir gingen zu ihm. Wir wollten ihn rausholen beziehungsweise ich wollte ihn sehen, doch was uns erwartet hat, war komisch: Beim Klingeln kam immer eine Frau aus dem Fenster, sie erschreckte uns und komischerweise kam ich auf den Namen ,,Hexe“, nichts gegen seine Oma - ich wusste es halt nicht, dass sie seine Oma war. Wir dachten, dass diese ältere Frau seine Mutter sei, doch im Laufe des Tages wurde uns dies bestätigt. Wir waren beruhigt. Fast jeden Tag klingelten wir bei ihm und endlich kam er raus. Er war bestimmt schockiert, als er uns vier vor seiner Haustür gesehen hat. Ich habe es richtig schade gefunden, dass er kaum raus kam, da er eine Jahreskarte für Tripsdrill hatte. Er hatte immer eine Ausrede, und zwar, dass er erschöpft sei. Nagut, ich habe es nicht schlimm gefunden, ich meine, zum Glück hatte ich so gute Freunde, die für mich geklingelt und geredet haben.
Eines Tages passierte etwas Unerwartetes. Am Tag davor waren wir auch draußen, tauschten unsere Handynummern aus und fragten ihn, ob er morgen Zeit hätte. Daraufhin antwortete er, dass er nach Tripsdrill gehen würde und plötzlich stand er vor meiner Haustür mit seinem Cousin, den ich seit dem Kindergarten kenne, und seinem Freund, der später von seiner Klasse gemobbt wurde und dann in meine kam. Als er bei mir geklingelt hat, hat er ganz normal mit mir geredet und konnte nicht erkennen, wer es war. Ich dachte, dass es die Nachbarkinder von meiner Freundin waren, doch als ich später die Stimme beziehungsweise die Worte von seinem Cousin hörte, wusste ich ganz genau, dass er es war. Der Junge! Nach wiederholtem Klingeln ging ich endlich raus und da ich richtig nervös war, nahm ich meinen vierjährigen Bruder mit. Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Es war komisch. Ich wollte unbedingt meine Freundin raus holen, doch genau an diesem Tag, hat sie sich ein neues Fahrrad gekauft. Wir gingen in der Stadt. Ich hielt meinen Bruder an der einern Hand und an der anderen meinen Geliebten und was mein Bruder plötzlich gemacht hat war überraschend. Er zog unsere Hände in der Mitte und meinte, dass wir uns lieben würden.
An einem Tag, konnte ich ihm sogar beweisen, dass ich seinen Namen fehlerfrei schreiben konnte und das machte mich richtig glücklich, da er meinte, dass ich die Einzige sei.
In den nächsten Tagen kam es immer wieder, dass ich ihm begegnet bin, doch da ich so schüchtern war, konnte ich kaum mit ihm reden.
Das nächste halbe Jahr verlief wieder einmal, so wie ich es mir nicht vorgestellt habe, da meine Freundin meinte, dass dieser Junger mit uns nie wieder reden möchte. Natürlich brach mein Herz zusammen, doch ich versuchte es zu unterdrücken.. Ich habe ihn seit diesem Tag nur ignoriert, bis es endlich Oktober war und ich ihm gratuliert habe.
Im Laufe des Jahres schrieb er sogar in mein Matheheft rein, und zwar, dass er ein netter Kerl sei und fragte, wieso ich ignorieren würde.
Anschließend bekam ich von meiner Freundin mit, dass er eine Beziehung haben würde und wünschte ihm auch ,,Viel Glück“, obwohl eine Beziehung kein Glück braucht, sondern Liebe und Vertrauen. Ich war glücklich, da er, mit seiner Freundin, auch glücklich war. In diesem Zeitraum wusste es sogar ein Freund aus seiner Fußballmannschaft, der es von meiner Freundin mitbekommen hat, dass ich ihn liebte. Obwohl er gemeint hat, dass er es niemanden sagen würde, wusste es dieser Junge schon am nächsten Tag. Es war komisch, da ich wieder mitbekommen habe, dass er mit seiner Freundin mit mehr zusammen sein würde.
Als mich dieser Junge gesehen hat, sprach er mich an, und zwar, dass er wissen würde, dass ich ihn lieben würde. Ich war überrascht und gleichzeitig auch schockiert. Mein Geliebter, wusste einfach, dass ich ihn liebte. Das war eine Katastrophe! Nach paar Tage schrieb er mich sogar an und wollte wissen, ob ich ihn wirklich lieben würde, da er es nicht glauben konnte. Ich habe es ihm gesagt, also, dass ich ihn geliebt habe. Doch als er wissen wollte, ob ich ihn immer noch lieben würde, gab ich ihm keine Antwort, da es mir ehrlich gesagt nicht leicht gefallen ist..
Nun lebe ich mit der Hoffnung, auch wenn viele meinen, dass es nichts bringen wird! Ich weiß ja, dass nicht jeder glücklich sein kann!
Stromausfall
An einem Donnerstag, den 12. September wurde ein kleines blauäugiges Mädchen allein zu Hause gelassen. Ihre Eltern nahmen sich unter der Woche frei, um den Stress von der Arbeit zu vergessen. Das Mädchen wusste bescheid, dass ihre Eltern nach Mallorca fliegen würden und hat sich sehr darauf gefreut, die Woche mit ihren Freunden zu verbringen. Als ihre Eltern sich von ihr verabschiedeten, schien das Mädchen sehr traurig. Ihre Eltern meinten, dass ihre Oma auf sie warten würde. Doch genau das - wollte sie nicht! Schon früher hatte sie alles vorbereitet gehabt und war richtig stolz darauf, dass sie endlich, ohne ihre nervigen Eltern, eine Party schmeißen konnte. Sie konnte es einfach nicht glauben.
Am Freitag, den 13. war es endlich so weit. Nur noch paar Stunden und die Party konnte losgehen. Ungeduldig wartete sie auf ihre Gäste. Doch plötzlich klingelte ihr Handy – „Unbekannt“. Sie machte sich Gedanken darüber und wollte unbedingt wissen, wer sie in diesem Moment angerufen hatte. Doch leider blieb der Anruf geheimnisvoll. Ihr Handy klingelte noch einmal – diesmal waren es ihre Eltern. Sie wollten nur wissen, ob es ihr gut gehen würde und natürlich antwortete sie, dass sie morgen mit ihrer Tante shoppen gehen würde und ihre Eltern sollen sich keine Sorgen um sie machen, weil sie groß genug sei. Doch statt morgen, mit ihrer Tante, shoppen zu gehen, würde sie erstmal mit ihren Freunden richtig feiern. Als endlich die ersten Gäste angekommen waren, fühlte sich das Mädchen wohler. Die Gäste nahmen sich ein bisschen vom aufgestellten „Fingerfood“ und freuten sich auf die Party.
Es mag sein, dass die Party schon angefangen hatte, doch es kamen immer mehr Gäste. Nach einer Weile fiel ihr ein mysteriös angezogener Mann ein, der sich auf der Party komisch verhielt. Das Mädchen hat sich richtig Sorgen darüber gemacht, da sie ihre Eltern versprochen hatte, keine fremden Leute in der Villa rein zu lassen. Ob es wirklich ein Freund von ihr war? War es jemand, der ihr etwas antun wollte? Viele Fragen machten das blauäugige Mädchen skeptisch. Dass sie, an diesem Freitag, den 13., etwas Schlimmes erwarten würde, ging ihr wirklich durch den Kopf. Doch sie wollte nicht daran denken, weil sie dadurch immer wieder unsicher wurde.
Sie wollten den Samstag eigentlich rein feiern, doch bis dahin kamen sie nicht! Es mag sein, dass ihre Freunde, beim Feiern, richtig Spaß hatten, doch dann passierte etwas Unerwartetes. Die Beleuchtung aber auch die Musik ging aus. Jeder ließ ein Geschrei los, das blauäugige Mädchen machte sich sofort auf die Suche einer Taschenlampe und bemerkte sofort, dass es ein Stromausfall war. Sie versuchte ihr Zimmer, im Dunkeln, zu finden, um ihre Eltern die ganze Wahrheit zu erzählen. Doch der mysteriöse Mann kam ihr entgegen. Ob er ihr etwas antun wollte? Ihr Herz raste. Nicht nur ihre Gäste hatten Angst, die später sogar das Haus verließen, sondern auch das Mädchen, welches die Party, in ihre eigene Villa, organisiert hatte. Zum Glück war ihre beste Freundin noch in der Villa und konnte ihr weiterhelfen. Sie wollte die Polizei anrufen, da sie bemerkte, dass der mysteriöse Mann das blauäugige Mädchen erpressen wollte. Doch genau an diesem Abend gab es kein Netz!
Schneit
Dieses Rot. Schrecklich. Ein Grau. Vielleicht. Aber das tut jetzt nichts zur Sache. Ich kenne diese Person nicht. Niemanden hier. Es ist kalt. Alles ist kalt. Auch die Menschen. Meine Stiefel. Durchnässt. Mein Blick wandert zum Meer. Grau. Hat besser gepasst. Fällt mir wieder ein. Ich sollte es vergessen. Schon vorbei. Zwei Tauben. Sie streiten sich. Eine Frage. Ich nicke nur. Hebe den Kopf. Weiß wie Schnee. Ihr Blick ist kühl. Die Augen dunkel. Jetzt lächelt sie. Sieht mich nicht einmal an. Steh auf. Ich gehe.
Ich sitze im Zug. Sie sitzt neben mir. Mir ist kalt. Sagt sie. Sehe sie nicht einmal an. Sie dreht sich zu mir. Sie sieht mich an. Sie wirkt verloren. Die dunklen Augen. Sie sagt: Wo bin ich? Ich schweige. Ich werde nicht reden. Ich vergesse es. Der Zug hält. Ich steige aus. Es ist spät. Ich gehe weiter. Sie bleibt stehen. Warte. Ich will nicht. Ich kann nicht. Es verschwinden Menschen. Einsam. Niemand will es. Ich kann nicht. Bleib stehen. Ich drehe mich um. Sie sitzt auf einer Bank. Steif. Unerschrocken. So blass. Wo sind wir. Es verschwinden Menschen. Sie gehen. Fort. Nie wieder. Mir ist kalt. Sagt sie. Das Eis erzählt Geschichten. So einzigartig. Ich nicke. Wovon redet sie. Der Schnee. Er erzählt Geschichten. Sie lacht. Es ist still hier. So kalt. Sie lacht. Es ist Winter. Alles ist kalt. Glaubst du an Wunder. Ich nicke. Nein.
Das Meer ist grau. Die Wolken. Sie erzählen Geschichten. Glaubst du mir. Ich nicke. Nein. Es ist so kalt. Das Wasser. So kalt. Warte. Glaubst du an Wunder. Nein. Das Meer. Es erzählt Geschichten. Wo ist deine Geschichte. Verloren. Ihr Blick.
Ich gehe. Es verschwinden Menschen. Einsam.
Ich sitze im Zug. Das Leben fährt an mir vorbei.
Prinzessin
Das Kaufhaus ist groß. Überall Kleider, Schmuck, Anzüge, Krawatten und Uhren. Sie trägt ein Kleid. Der dunkle Stoff umhüllt sie sanft. Er beobachtet sie. Ihre Augen leuchten. Sie trägt Schmuck. Viele Ketten übereinander. An jedem Finger ein Ring. Eine Welt, in die sie sich flüchtet. Ein Ort, der warm ist. Ihr Zuhause. Und doch fremd. Ihre Finger streichen den Vorhang zurück. Nun trägt sie weiß. Er hebt den Kopf. Lächelt. Beobachtet sie. Sie mustert sich im Spiegel. Dreht sich im Kreis. Er geht. Sie gibt alles zurück. Er bleibt auf der Straße stehen und wartet. Sie öffnet die Tür und läuft an ihm vorbei. Beachtet ihn nicht. „Na, Prinzessin?“, fragt er zögernd. „Prinzessin? Kenn ich dich?“, lacht sie. „Mein Name ist Marek“, antwortet er. Sie lächelt. Der Beginn einer Freundschaft.
Im Zug ist es still. Sie kaut an ihren Nägeln. Sieht aus dem Fenster. Beobachtet ihren Sitznachbarn. Seine Haut ist sehr hell. Die Mütze hat er tief ins Gesicht gezogen. Er linst auf die Zeitung einer alten Frau und bemerkt ihren Blick nicht. Sie drückt auf die Tasten ihres Handys. „Marek“, flüstert sie leise, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. „Na, meine Prinzessin“, erwidert er fröhlich „Schön, dass du dich meldest.“ Ein Lächeln umspielt ihre Züge. „Ich bin in zehn Minuten bei dir“, meint sie. „Lass mal, ich muss noch was erledigen. Um viertel nach neun an der Tankstelle neben der Elbe, was meinst du, Prinzessin?“ „Alles klar. Bis gleich.“ „Ich freu mich“ Der Zug hält, sie steigt aus. Die Straßen sind dunkel. Bekannt. Sie läuft durch eine Gasse, biegt links ab. Sie zündet sich eine Zigarette an und sieht sich um. Es wird kalt. Sie wartet. Ein kleiner Junge ruft seinen Hund. Er trägt eine zerschlissene Jeans und ein rotes T-Shirt. Der Hund läuft keuchend auf ihn zu und bleibt bellend stehen. Der Junge leint ihn an und zerrt ihn in das verkommene Treppenhaus. Ihre Hände zittern. Sie sucht in ihrer Tasche nach dem Handy, wählt Mareks Nummer. Niemand nimmt ab. Hektisch versucht sie es erneut. Nichts.
Die Straßenlaternen gehen an. Sie atmet tief durch und streicht sich eine Strähne aus dem Gesicht. „Marek“, flüstert sie nervös. Ihre Finger zittern, als sie die Klingel drückt. „Bitte mach auf, du Idiot“, zischt sie. Nichts. Sekunden vergehen. Minuten. Sie drückt ihren Kopf an die kühle Tür. Die Tür riecht nach Metall und irgendwie auch nach Holz. Die Gedanken in ihrem Kopf beginnen zu kreisen. Einige Minuten steht sie so da. Lauscht. Nichts.
Sie nimmt ihren Schlüssel. Öffnet die Tür. Sie drückt den Schalter. Er sitzt auf einem Stuhl. Sein Atem geht ruhig. Sie bleibt im Türrahmen stehen. Er hebt den Kopf. Neben ihm liegen eine weiße Tüte und eine Spritze. „Heroin?“, fragt sie kühl. Er nickt grinsend. Seine Pupillen sind unwirklich weit geöffnet. Er beugt sich vor und gibt ihr die Tüte. Sie mischt das weiße Pulver, drückt es sich flüssig in die Arme. Sie beginnt zu vergessen. Dann lächelt sie. Sie steht auf. Lässt alles los. Nimmt seine Hand. Tanzt mit ihm durch das Zimmer. Der CD-Player spielt „Dust in the wind“. Sie dreht ihn lauter. Die Melodie umhüllt sie. Er öffnet das Fenster. Die frische, kühle Luft strömt ihnen entgegen. Die Sterne schimmern matt.
Als sie am Fluss stehen und auf das Wasser sehen nimmt er sie in den Arm. „Meine Prinzessin“, flüstert er. Sie lächelt. Ihre schwarzen Haare umstreichen ihr blasses Gesicht. Ihr Blick ist verschwommen. An der Tankstelle kauft er zwei Bierdosen. Sie sehen auf den Fluss. Das Wasser schimmert grünlich und irgendwie auch blau. Sie sieht zu der Straßenlaterne neben ihnen. Er nimmt sein Messer, ritzt ihre Namen ein. „I close my eyes. Only for a moment and the moment's gone…” singt sie leise vor sich hin „…all my dreams pass before my eyes with curiosity.” Er lächelt. „Du musst mir etwas versprechen“, flüstert er. Sie nickt. „Du musst nach Ungarn fahren, irgendwann. Es ist wunderschön dort.“ „In Ordnung. Das mach ich, irgendwann. Da fällt mir ein… Wie war es auf der Arbeit?”, fragt sie. „Hab gekündigt“, knurrt er und zündet sich eine Zigarette an. „Wieso?“, fragt sie leise. „Wie willst du die Wohnung bezahlen, Marek?“ „Halt den Mund. Ich such mir was Neues.“ Er schließt die Augen. Hustet. Dann steht er auf und geht. Sie folgt ihm.
Er legt sich auf den schmutzigen Teppichboden. Das Muster ist fast verblasst. Sie sieht ihn an. Seine dunklen Haare sind verklebt. Er hustet. Leise öffnet sie den Kühlschrank. Ketchup. Bohnen. Eier. Ein altes Stück Fleisch. Sie nimmt die Bohnen und stellt sie auf den Herd. Dann rührt sie Ketchup dazu und sieht zu Marek. Er hat den Kopf zur Seite gedreht. Sein Atem geht schwer. Er hustet. Sie nimmt den Topf vom Herd, holt sich einen Löffel und trinkt dazu Wein aus einem Karton. Sie schließt das Fenster und bleibt davor sitzen. Sie öffnet es wieder. Sie mag diese Momente, in denen die Zeit still steht. Ihr Blick schwebt über den Himmel. Es ist so ruhig. Wunderschön
Sie schließt die Tür hinter sich. Das Treppenhaus ist dunkel und kalt. Außerdem riecht es eigenartig. Nach Hund und irgendwie auch nach Regen. Auf der Straße zündet sie sich eine Zigarette an und schaut auf ihr Handgelenk. Nur dass dort keine Uhr ist. Sie setzt sich auf eine Bank und die Sonne scheint in ihr Gesicht. Sie schließt die Augen und hört den Fluss rauschen. “Now don't hang on nothin' last forever but the earth.” Sie hält den CD-Player in ihren Händen. Dann steht sie auf. Eine Taube sitzt auf dem Dach und beobachtet sie. Die Taube breitet ihre Flügel aus und fliegt. Es beginnt zu regnen. Sie dreht das Radio lauter. Einige Passanten drehen sich zu ihr um. Sie hat die Augen geschlossen und lauscht. “And sky it slips away and all your money won't another minute buy.” Dann steht sie auf. In dem Treiben auf dem Marktplatz ist sie fast unsichtbar. Der Regen macht unruhig. Sie sieht sich um. Der Mann mit den Kartoffeln ist zu sehr beschäftigt das gelbe Zelt zu stabilisieren. Mit einer gezielten Bewegung kickt sie einen der Pfosten um und das Zelt klappt zusammen. Die Leute starren auf das große gelbe Zelt. Es senkt sich über sie. Mit einer geübten Bewegung lässt sie die Brieftasche des Kartoffelverkäufers in ihrer Tasche verschwinden. Schnell dreht sie sich um und läuft davon. Geradeaus. Links. Rechts. Durch die Unterführung. Sie steht am Bahnhof, zählt das Geld. Ein junger Mann schlurft auf sie zu. Seine Haut ist dunkel, die Augen verschwommen. Er lächelt. Seine Zähne brüchig, das Zahnfleisch dunkel. Seine Kleidung ist schmutzig und er wirkt verkommen. Das linke Auge trieft und es sieht aus, als würde er weinen. Sie drückt ihm die Scheine in die Hand und nimmt die Tüte entgegen. Ihre Finger zittern. Sie sperrt die Toilettentür ab. Sie holt die Spritze, die sie Marek geklaut hat und sticht sie in ihren Arm. Das Heroin strömt in ihre Venen, durch ihren Oberarm, ihre Schulter, in ihren Kopf. Regungslos bleibt sie liegen. Sie schließt die Augen und beginnt zu vergessen. Sie fühlt sich beschützt. Ihr ist warm. Ihr Kopf schlägt auf den kalten Boden auf. Ihr Atem geht ruhig. Ihr Handy klingelt. Einmal. Zweimal. Sie hört es nicht.
Ich klopfe gegen die Tür. Einmal. Zweimal. Nichts. Ich senke den Blick und bemerke die Spritze am Boden. Ich schüttle den Kopf und weiß, dass solche Menschen es einfach nicht verdient haben zu leben. Dann drehe ich mich um und gehe. Auf der Straße werde ich wieder unsichtbar.
Sie liegt am Boden. Das Display leuchtet. Drei entgangene Anrufe. Sekunden vergehen. Minuten. Stunden. Sie öffnet langsam die Augen und übergibt sich auf den Boden. Dann steht sie auf und verlässt die Kabine. Sie spült sich am Waschbecken den Mund aus und sieht sich im Spiegel an. Ihre Haare sind strähnig und hängen in ihr Gesicht. Ihre Augen sind schmal und klein. Ein gemischtes Grün. Mit braun. Aber mehr grün als braun. Sie lächelt verwirrt. Ihre Zähne sind weiß, aber schief. Ihre Mimik lässt sie jünger wirken. Mit der rechten Hand berührt sie den kühlen Spiegel. Sie bewegt die Finger. Ihre Hand hinterlässt einen feuchten Abdruck. Sie sieht an die Decke. Viele kleine blaue Kacheln. Sie öffnet die Tür. Schließt sie hinter sich. Es ist dunkel. Der Regen hat aufgehört.
Sie steht in Mareks Wohnung. Sieht sich um. „Marek?“, ruft sie. Sie streicht ihre Haare zurück und macht sich einen Zopf. Dann kramt sie in ihrer Tasche. Sie nimmt ihr Handy. Eine Nachricht auf ihrer Mailbox. Sie schaltet es laut. „Ich bin’s, Marek. Ich bin in Münsburg. Das Krankenhaus.“ Seine Stimme. Sie umklammert das Handy mit beiden Händen und schließt die Augen. „Ich weiß nicht. Wie soll ich das sagen?“ Er lacht heiser. „Es tut mir leid. Ich… ich werde bald sterben. Das Heroin war kein reines Heroin, verstehst du? Sie geben mir zwei Tage. Vielleicht drei. Ich spüre meine Beine kaum. Ich wollte das nicht. Das alles hätte nie passieren sollen. Es tut mir leid.“ Er hustet „Ich will, dass du mich vergisst.“ Das Handy fällt zu Boden. Der Stuhl kippt um. Die Tür klappt. Auf der Straße ist es kalt. Der Zug hält. Sie steigt ein. Im Zug ist es still. Sie steigt aus. Der Bus hält. Sie steigt ein. Es ist still. Sie steigt aus. Sie steht vor dem Krankenhaus. Münsburg. Es ist ganz weiß. Das Treppenhaus ist weiß. Jede Stufe. Die Wand. Sie steht vor dem Zimmer. Es ist weiß. Ihre Hand umfasst die Türklinke. Sie hält inne. Vielleicht weil sie Angst hat. Vielleicht weil sie nicht weiß was sie erwartet. Vielleicht aber auch, weil sie es nicht wahrhaben will. Weil sie sich wünscht, das alles wäre nur ein Traum. Bedeutungslos und unwirklich. Dann öffnet sie die Tür. Viele weiße Betten. Viele weiße Gesichter. Alles weiß. „Marek“, flüstert sie. Nichts. Kein Traum.
Die Putzfrau beobachtet sie. Der Arzt mustert sie mit ernstem Blick. „Sie haben eine Woche. Vielleicht etwas mehr. Es tut mir leid.“, meint er mit einer Stimme, als würde er sich mit ihr über das Wetter unterhalten. Er drückt ihr einen Becher Kaffee in die Hand und geht. Die Putzfrau hält inne. Sie stützt sich auf ihren Besen und meint: „Das mit dem Heroin. Das hättest du dir früher überlegen sollen.“ Dann zuckt sie mit den Schultern und dreht ihr den Rücken zu. Sie steht auf. Langsam hält sie den Becher über den weißen Boden. Es ist still. Sie dreht ihn um und der Kaffee spritzt. Dann steht sie auf und geht. Sie steigt in den Bus. Sie steigt wieder aus. “Dust in the wind. All they are is dust in the wind.”, summt sie leise vor sich hin. Sie steigt in den Zug. Sie steigt wieder aus. “Same old song. Just a drop of water in an endless sea” Sie steckt den Schlüssel ins Schloss und dreht in einmal um. Die Tür springt auf und sie steht im Zimmer. Allein. Sie sitzt auf dem Stuhl. Sie nimmt ihr Handy. Sie wählt eine Nummer. „Guten Tag?“, meldet sich eine Stimme. „Rooseveltstraße 14. Kommen sie schnell“, sagt sie. Dann legt sie auf. Sie sieht zur Tür. Als es klingelt steht sie langsam auf. Sie öffnet. „Guten Tag. Welche Leitungen funktionieren denn nicht. Ist es wieder das Wasser?“, fragt der Mann mit dem türkischen Akzent und einem großen, schwarzen Koffer. Sie knipst das Licht an. „Wie viel wollen sie die Stunde?“, fragt sie leise. Er mustert sie und antwortet stockend. „Zehn Euro, eigentlich. Außer bei Strom. Da krieg ich das Doppelte.“ „Der CD-Player ist kaputt“, flüstert sie. Er nickt stumm. Sie drückt ihn ihm in die Hand. „Sind sie in Ordnung?“, fragt er nervös. Sie sieht ihn kurz an und nickt. Er setzt sich neben den Tisch und öffnet vorsichtig das Gehäuse. Sie setzt sich auf die Theke und beobachtet ihn. Er schraubt eine Klappe auf und verbindet einige Drähte. Dann stellt er es wieder hin. „So, das war’s. “, meint er und schaltet es an. “All we do crumbles to the ground, though we refuse to see dust in the wind.” Tränen laufen ihr übers Gesicht. Er steht neben ihr und weiß nicht was er tun soll. „Sind… sind sie in Ordnung?“; fragt er erneut. Im nächsten Moment wünscht er sich er hätte nicht gefragt. Sie kramt in ihrer Tasche und reicht ihm zwei zerknitterte Scheine. Er nimmt sie und holt seinen schwarzen Koffer. Er steht an der Tür. Soll er gehen? Soll er sie allein lassen? Er dreht sich um. Sie sieht zu ihm. Eine halbe Stunde später liegen beide auf dem Teppichboden, in der rechten Hand einen Pappbecher mit Wein. Der CD-Player ist voll aufgedreht und die Musik lässt jeden Raum zittern. Er steht auf und öffnet das Fenster. Die frische Luft tut gut. „Was ist mit der Beerdigung?“, fragt der Türke. Sie schüttelt den Kopf und zuckt mit den Schultern. „Das alles hätte nicht passieren dürfen.“, flüstert sie leise. „Was heißt es schon, ein erfülltes Leben zu haben?“, erwidert er und öffnet seinen Koffer. Er holt Papier und Stift. Er sieht sie an. Wir machen dir jetzt eine Liste.“, meint er. „Punkt eins…“ „Lass das.“, unterbricht sie ihn. „Das ist doch bescheuert“ Er zuckt mit den Schultern. „Ich will das einfach vergessen. Ich will einfach weg.“ Er nimmt das Papier und zerknüllt es. An der Tür klingelt es. Er steht auf und öffnet. Ich stehe unruhig davor. Der Türke zuckt zusammen. Hektisch greift er nach seinem Koffer. Sie bleibt am Boden liegen. „Was ist?“, fragt sie. „Mein… mein Name ist Fin Walzer, ich bin ihr Nachbar“, stelle ich mich kurz vor. „Das Radio ist viel zu laut. Ich kann nicht arbeiten.“. Der Türke greift nach dem Radio und schaltet es aus. Dann geht er. Sie schließt die Augen. Es ist so still. Ich sehe mich um. Ein zerbrochenes Weinglas liegt am Boden. Langsam steht sie auf und entschuldigt sich knurrend. Ich bin ein bisschen unentschlossen und nicke nur stumm. Dann gehe ich. Sie sieht mir schweigend nach. Sie schließt sie Tür. Sie stützt sich auf die Stuhllehne. Dann öffnet sie das Fenster. Der Wind lässt ihre Haare wehen. Sie dreht sich um. Sie nimmt den Karton mit dem Wein und geht auf den Balkon. Sie hustet. Sie nimmt ein Glas. Es glänzt in der Sonne. Sie sieht in die Ferne. Sie will einfach nur weg. Einfach loslaufen. Nicht umsehen. Nur laufen. Weit weg. Alles vergessen. Es wird dunkel. Sie geht wieder rein. Sie öffnet die oberste Schublabe. Sie durchsucht ihren Schrank. „Wo find ich jetzt eine Kerze?“, haucht sie. Prüfend mustert sie den Stuhl. Sie dreht ihn um, bricht ein Bein ab. Sie holt Feuer, zündet es an. Sie lächelt. „Besser als nichts“
Ich sitze auf dem Balkon. Ich ziehe an meiner Zigarette. Noch einmal. Ich sehe auf die Uhr. Da fällt mir auf… Ich hab mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Fin. Ich bin 28 Jahre alt und habe eine Katze. Ich besitze einen blauen Mercedes. Er ist älter als ich. Ich wohne mit meiner Mutter in einer dreckigen 2-Zimmer-Wohnung. Ich bin Autor. Ich bin nicht sonderlich bekannt, geschweige denn erfolgreich. Das liegt daran, dass ich im Moment keine Ideen habe. Mein Kopf ist so voll und doch fällt es mir schwer einen einzigen Satz zu Papier zu bringen. Ich arbeite an meinem Schreibtisch. Stunde für Stunde. Tag für Tag. Woche für Woche. Schon seit Jahren. Mein Leben ist wie ein Film von ganz schlechter Qualität. Die Story ist jeden Tag dieselbe, der Inhalt furchtbar langweilig und niemand will ihn sehen. Es würde mich nicht einmal wundern, wenn ihr diesen Abschnitt einfach übersprungen habt. So bin ich nun mal. Langweilig. Unscheinbar.
Ich sitze also draußen, in diesem Moment. Sie steckt das angezündete Stuhlbein in den Blumentopf mit den verwelkten Blumen. Das Bein ist schon sehr verkohlt, als sie den Kopf hebt und mich sieht. Sie nickt mir zu. „Das ist verboten“, rufe ich ihr zu. Sie lächelt. Niemand nimmt mich ernst. Nicht einmal meine Mutter. Vielleicht liegt es an meiner Stimme. Ich weiß es nicht.
Sie sitzt auf dem Boden. Sie denkt nach. Über das Leben. Die Vergangenheit. Die Gegenwart. Und auch über die Zukunft. Sie schließt die Augen. Ihr Leben rauscht an ihr vorbei. Die Bilder. Die Worte. Ein Traum. Sie hat viel gesehen, gehört, erlebt. Und doch ist es nicht genug. Die Unbeschwertheit, Leichtigkeit ist verflogen. Ebenso wie das Vertrauen in das Leben. An Gott hat sie noch nie geglaubt. So oft hat er sie alleine gelassen, enttäuscht. Nie war er bei ihr. Sie hustet. Und doch war sie glücklich gewesen. Auf ihre Weise. Sie senkt den Kopf. Das Stuhlbein ist fast heruntergebrannt. Verrückt. Einfach nur verrückt. Ob ich sie beim Hausmeister anschwärzen sollte? Lieber nicht. Ich setzte mich an meinen Schreibtisch und denke nach. Ich setzte den Stift an. Die ersten Sätze. Ein kleiner Abschnitt. Eine halbe Seite. Ich stehe auf und schlurfe ins Bad. Danach gehe ich ins Bett. Ich kann nicht einschlafen und drehe mich auf die andere Seite. Ich lege mich auf die andere Seite und liege nun mit dem Gesicht gegen die Wand. Mit der Hand fahre ich über die Tapete. Sie ist kühl. Ich stehe auf, setzte mich an meinen Schreibtisch. Ich sehe auf die Uhr und nehme meinen alten braunen Koffer, öffne den Schrank, packe einige Kleidungstücke zusammen, einen Wecker, zwei Tiefkühlpizzas, eine Packung Kaugummi, meine Zahnbürste, eine Schnur und Feuerwerkskörper. Einfach Dinge, die keinen Sinn ergeben und bei mir in der Wohnung rumliegen. Dann hole ich meine Schlüssel und sehe mich ein letztes Mal um. Dann gehe ich. Nach der ersten Treppe begegne ich ihr erneut. Sie nickt mir zu, ich beachte sie gar nicht. „Wo gehst du hin?“, fragt sie leise. „Ungarn“, antworte ich, obwohl ich nicht einmal weiß, wo das liegt. Hoffentlich lässt sie mich jetzt in Ruhe. Sie denkt nach. Sie streicht sich eine Strähne aus dem Gesicht. „Da muss ich auch hin“, antwortet sie lächelnd. „Kann ich mitkommen?“ Ich starre sie schweigend an und schüttle den Kopf, doch sie ist schon in ihrer Wohnung verschwunden. Ich bin erleichtert und eile so schnell ich kann die Treppe hinunter. Man weiß ja nie. Ich werfe den Koffer auf den Rücksitz meines blauen Mercedes und starte den Motor. Ich fahre aus der Tiefgarage, da sehe ich sie auf der Straße. Mitten im Regen. Sie trägt eine Tasche bei sich. Das Auto bleibt quietschend stehen. Sie lächelt. Ich öffne das Fenster. „Was willst du?“ „Ich will mitkommen. Du hast gesagt, ich darf“ „Hab ich nicht!“ „Doch“, meint sie lächelnd und öffnet die Autotür. Sie setzt sich lächelnd neben mich. Der Wagen springt an. Es ist dunkel. Sie öffnet das Fenster und schließt die Augen. Dann schaltet sie das Radio an. Es beginnt zu regnen. „Wie spät ist es?“, fragt sie. „Drei Uhr“ Sie seufzt. „Dann fahr schneller! Wir wollen ja auch mal ankommen. In drei Tagen bin ich tot.“ Ich sehe zu ihr. Ich weiß nicht einmal mehr wo wir hinwollten. „Wieso drei Tage?“, frage ich sie. Sie schüttelt den Kopf und hustet. „Willst du nicht in ein Krankenhaus?“ „Ist das dein Ernst? Schau auf die Straße, man!“ Ich zucke zusammen. Wir fahren weiter. Stundenlang.
Ich halte ich neben einem kleinen See und suche ein paar Stöcke. Ich lege sie aufeinander und zünde sie an. Dann werfe ich eine Tiefkühlpizza auf die Flammen. Sie beobachtet mich grinsend. „Was ist?“ Sie schüttelt den Kopf. Es ist jetzt sicher schon fünf Uhr morgens. Langsam wird es wieder hell. Sie nimmt sich ein Stück der Pizza und schmiert eine halbe Flasche Ketchup drauf, die sie aus ihrer Tasche gezaubert hat. Ich versuche sie nicht ganz so fassungslos anzustarren und nehme mir auch ein Stück. Es schmeckt scheußlich doch ich habe Hunger und schiebe mir auch noch das restliche Stück in den Mund. Sie kaut verträumt auf ihrer Pizza rum. Das ist alles so verrückt. Sie steht auf und holt sich ihre Jacke aus dem Auto. „Sollen wir weiterfahren?“, frage ich kauend. Sie nickt und steigt ein. Ich lösche das Feuer und sehe auf den See. Er glänzt und funkelt. Ich stehe mit den Füßen im Wasser. Dann steige ich ins Auto und wir fahren weiter.
Das Radio ist voll aufgedreht. „Wie geht es der Katze?“, fragt sie mich laut. „Gut, denke ich“ Ich lehne mich zurück und konzentriere mich auf die Straße. Dann schalte ich das Radio aus. Sie sieht mich verwundert an. Widerwillig drehe ich es wieder auf. „Und fahr schneller“, ruft sie. Plötzlich taucht ein Polizeiauto neben uns auf. Ich fluche leise und stelle das Radio leiser. Der Polizist ist einer von der Sorte, die Momente, in denen sie sich überlegen fühlen, voll auskosten. Er lehnt sich zu mir ins Fenster. Seine schwarzen Haare sind fettig und hängen ihm ins Gesicht. „Guten Tag, mein Herr. Wollen Sie ein Rennen gewinnen oder weshalb fuhren sie wie Michael Schuhmacher in seinen besten Tagen“, meint er schmierig und lacht grunzend über seinen Witz. Sie rollt mit den Augen. Ich hasse solche Typen. „Meine Bremsen haben nicht funktioniert“, sage ich hilflos. Er grinst. „Ihre Bremsen haben nicht funktioniert. Sieh an, sieh an!“, lacht er und läuft zu seinem Auto um seinen Block und einen Stift zu suchen. „Na los“, zischt sie mir zu. „Jetzt mach schon!“ Ich sehe erst zu dem Polizisten und dann zu ihr. Ich kann bis heute nicht verstehen wieso ich das getan habe. Ich drücke aufs Gas. Der Polizist sieht mich total perplex an und streicht sich verwundert übers Gesicht. „Das glaub ich jetzt nicht“, flüstert er. „Tut mir leid, aber die Bremsen…“, rufe ich ihm zu und schalte das Radio an. Das Auto rast die Straßen entlang. Der blaue Lack blitzt in der Sonne. Sie sieht mich lachend an. „So ein Idiot. Dem hast du es gezeigt!“ Und schon kommt es wieder. Mein schlechtes Gewissen. Wahrscheinlich werde ich jetzt überall gesucht. Ob ich dafür verhaftet werden kann? „Mach dir keine Sorgen, deine Mutter wird es verstehen“, meint sie grinsend. Ich lachte.
Wir sitzen im Auto. Es ist sehr warm. „Glaubst du man wird sich an mich erinnern?“, fragt sie mich hustend. Ich sehe sie nicht an sondern starre auf meine Hände. Dann zucke ich mit den Schultern. Ich werde mich an sie erinnern. Jeden Tag.
„Sind wir schon da?“, fragt sie müde. Ich schüttle den Kopf. Wir fahren weiter. Ein paar Bäume. Zwei Sträucher. Ein gelbes Schild. Ich glaube meinen Augen nicht. Große schwarze Buchstaben, die mir die Sprache verschlagen. Quietschend bleibt das Auto stehen. „Bist du bescheuert?“, fragt sie mich mit geschlossenen Augen. „Gibt’s nicht!“, bringe ich hervor. „Ungarn“, liest sie laut vor. „Na endlich!“
Wir sitzen am Fluss. Ich sehe sie von der Seite an. Sie hat den Kopf gehoben und starrt in den Himmel. „Was tust du da?“ „Ich warte“ Worauf?“ Sie wartet einen Moment bevor sie antwortet. „Auf eine Sternschnuppe. Ich bleibe solange sitzen, bis ich eine sehe.“ Ich runzle die Stirn. „Was würdest du dir wünschen?“, frage ich. Sie zuckt mit den Schultern. Ich setze mich neben sie und denke an meine Katze. Hoffentlich bekommt sie genug zu essen. Und zum Tierarzt hätte ich auch noch gemusst. Verdammt! Wieso ich hier bin? Ich weiß es nicht. Ob ich glücklich bin? Ich kann es nicht sagen. Sie hustet. Ich stehe auf. „Ich muss mal“, meine ich knapp und stehe auf. Ich schnappe mir die Feuerwerkskörper und renne wie ein Irrer hinter den übernächsten Hügel. Dann nehme ich eine der gelben Raketen und ramme sie tief in den Sand. Dann kramt er die Schnur aus seiner Hosentasche und verbindet sie mit der Zündschnur. Dann gehe ich langsam zurück. Die Schnur reicht von der Rakete direkt ihrem Auto. Ich setze mich wieder neben sie und sehe auf den Fluss. Sie sieht immer noch nach oben. Sie sagt kein Wort. „Ich mach mal Musik an“, meine ich knapp, laufe zum Auto und drehe das Radio voll auf. Im nächsten Moment zünde ich die Schnur an und bete, dass die Musik den Knall übertönt. Ich setzte mich an den Fluss, damit kein Verdacht auf mich fällt. Dann warte ich. Langsam drehe ich mich zu ihr. Ich will ihre Reaktion sehen, wenn sich ihr Wunsch erfüllt. Mein Herz klopft vor Aufregung im Takt der Musik. Und dann passiert es. Die Rakete fliegt über die Hügel und hinterlässt ein mattes Schimmern. Es leuchtet gelb und irgendwie auch weiß. Wie ein glühender Stern, nur viel schöner. Es ist atemberaubend. Die Funken sprühen. Ein unglaubliches Gefühl. Dann fällt sie zu Boden. Ein Licht, das so hell ist, so wertvoll. Sie verblasst.
Ich sitze an meinem Schreibtisch. Es ist wie immer. Neben mit läuft das Radio. „All we are is dust in the wind“ Kein Unterschied. Als wäre alles nie passiert. Meine Katze sitzt neben mir und streicht um meine Beine. Ich streiche mein Hemd glatt und denke nach. Ich sitze vor den Blättern. Sie sind weiß. Glänzend. Nur eines hat sich verändert. Jetzt gibt es etwas, das ich erzählen kann. Ich schreibe es für mich, um keinen einzigen Augenblick zu vergessen. Um das Gefühl noch einmal zu erleben, das du mir gegeben hast. Um die Bilder noch ein letztes Mal zu sehen bevor sie verblassen.
Hallo mein Name ist Brigitte. Ich bin das Fenster von 203. Ich werde den ganzen Tag angestarrt oder es wird durch mich hindurch gestarrt, wenn der Unterricht gerade langweilig ist oder nicht besonders großen Spaß macht. Dies ist so ziemlich der positivste Zweck, auch wenn ich mich rund um die Uhr beobachtet fühle. Aber es gibt auch diese Art von Schülern, die mich respektlos behandeln und mich auf- und zuknallen, ohne Rücksicht auf mich zu nehmen. Auch werde ich oft mit Tafelschwämmen beworfen oder Kreide wird gegen mich geworfen. Ihr fragt euch wie man sich dabei fühlt? Na, denkt nach. Wie würdet ihr euch dabei fühlen, wenn genau das jemand mit euch machen würde? Vielleicht kann man einen Gegenstand und einen Menschen nicht vergleichen, doch auch ich habe Gefühle und Emotionen, kann sie aber leider nicht wie ein Mensch zeigen. Würde euch ein Tafelschwamm treffen, würdet ihr euch wahrscheinlich tierisch aufregen. Ich tue dies ebenfalls, aber im Gegensatz zu euch kann ich meine Stimmung dabei nicht zeigen: Ihr könnt zu einem Lehrer gehen und ihm eure Probleme sagen oder was euch stört. Ich kann es nicht. Ich bin ein alltäglicher Gegenstand der ausgenutzt wird. Wenn es regnet klatschen tonnenweise Regentropfen in mein Gesicht. Ihr könntet in diesem Fall einen Regenschirm öffnen und euch damit in Sicherheit bringen. Auch vergisst man manchmal mich wieder zu schließen oder die Jalousien runterzumachen. Die Sonne strahlt mir dann direkt ins Gesicht. Ich habe nichts, das mich davor schützen könnte. Ein Fenster zu sein ist nicht schön.
Einsame insel
Letzten Sommer beschlossen ich und ein paar Freunde zusammen in den Urlaub zu fahren. Wohin es gehen sollte, wussten wir allerdings noch nicht ganz klar. Das einzige was wir wussten war, dass wir in den Süden wollen. Sonne ,Strand und Meer. Das war eine wundervolle Vorstellung. Vielleicht Italien, Mallorca oder doch in die Türkei? Letztendlich entschieden wir uns für Mallorca. Ein paar Tage später buchten wir unsere Flugtickets und nächste Woche war es schon soweit. Es kam der Abflugtag. Wir trafen und alle bei mir und fuhren nach Frankfurt zum Flughafen. Mit dem Flugzeug dauerte es 3 Stunden nach Mallorca, doch uns kam es vor wie eine gefühlte Ewigkeit. Wir saßen im Flugzeug und hörten Musik. Wir schliefen ein, wachten wieder auf und schliefen wieder ein, doch die Zeit verging einfach nicht. Plötzlich merkten wir, wie das Flugzeug plötzlich ruckartig hin und her zu wackeln. Wir neigten zum Absturz. Der Pilot befahl uns und allen anderen Fluggästen Rettungswesten anzuziehen. Fünf Minuten später sollten wir uns bereit machen um aus dem Flugzeug zu springen. Wir landeten direkt im Meer und schwammen ans Ufer. Vor uns lag eine Insel, unbewohnt aber schön war sie. Wir wussten nicht, wo wir gelandet waren, aber das Flugzeug lag zerstückelt vor uns im Meer. Ich und meine Freunde beschlossen uns auf der Insel etwas umzusehen. Unsere Klamotten wurden langsam ans Ufer getrieben, völlig durchnässt verständlich. Wir suchten nach Feuerholz oder nach etwas Essbarem. Wir hatten großen Hunger und machten uns Sorgen. Würden wir jemals hier wieder wegkommen? Was ist wenn wir verhungern? Tausend Gedanken schossen uns durch den Kopf, aber wir mussten das Beste aus der Situation machen. Langsam wurde es dunkel. Wir bekamen langsam Hunger. Wir sind morgens auf der Insel gelandet und nun haben wir Abend. Aus unserem gefundenen Holz machten wir ein Lagerfeuer. Nachdem wir alle zusammen im Kreis saßen , fanden wir es gar nicht mehr so schlimm dass wir uns auf einer unbewohnten Insel befanden ohne Nichts. Langsam lernten wir uns immer mehr kennen und jeder erzählte etwas über und von sich. Von dem langen Flug waren wir alle sehr müde und gingen deshalb schlafen. Da es nichts außer Sand und Bäume gab, legte sich jeder in eine Ecke in den Sand und schlief ein. Als wir morgens aufwachten gingen wir zuerst im Meer schwimmen Es war echt schön. Türkisblau und bestimmt 30 Grad warm. Die Männer bastelten sich aus jeder Kleinigkeit die sie fanden eine Angel. Sie fingen Fische für unser Mittagessen und Fische gab es im Meer genug. Die Frauen pflückten Bananen, Mangos und jegliches Obst von den Bäumen. Es fing an uns auf der einsamen Insel Spaß zu machen. Besonders viel machten wir zwar nicht doch es war echt aufregend ich meine man landet nicht täglich auf einer unbewohnten einsamen Insel. Die Tage vergingen und es kam der Tag an dem wir eigentlich wieder zurückfliegen sollten doch zu unserem Pech befanden wir uns irgendwo im Nirgendwo. Wie sollten wir von der Insel wegkommen. Wir hatten nichts bei uns , kein Handy kein Garnichts. Wir dachten an unsere Freunde und unsere Familie. Was sie wohl denken würden wenn wir heute Abend nicht zurück kehren würden, sie würden bestimmt anfangen sich Sorgen um uns zu machen. Wir mussten dafür Sorgen heute Abend wieder zuhause auf der Matte zu stehen. Unsere Hoffnung hatten wir längst aufgegeben, jemals von dieser Insel hier wegzukommen. Doch dann hörten wir plötzlich ein Geräusch. Es kam von oben und hörte sich an wie ein Helikopter. Und wir hatten Recht. Es war ein Helikopter der sich langsam der Insel näherte. Wir winkten und wollten somit ein Hilferuf ausgeben. Er flog auf die Menschenmenge zu und alle schrien durcheinander: Hilfe, wir wollen hier weg bitte helfen sie uns.“ Der Pilot half uns auch. Er rief ein Flugzeug, mit dem wir Heim kehren sollten. Es dauerte 5 Stunden, doch es schien endlich ein Flugzeug in Sicht zu sein. War das unsere Rettung? Das Flugzeug konnte keinen Landeplatz finden und landete deshalb genau am Ufer. Wir wurden von dem Piloten an Bord gebeten. Alle waren überglücklich als sie ins Flugzeug stiegen und bekamen nach Wochen wieder etwas Richtiges zu Essen. Wir alle wussten, dass wäre dieses Flugzeug nicht gekommen, wären wir auf der Insel gestorben. Verhungert und verdurstet. Es wäre ein qualvoller Tod gewesen. Diesmal kam uns der Flug nicht so lange vor wie am Anfang und genau nach 3 Stunden befanden wir uns wieder am Frankfurter Flughafen wo uns unsere Eltern bereits sehnsüchtig erwarteten. Natürlich haben wir ihnen nichts erzählt von der einsamen Insel, sie würden sich nur umsonst Sorgen machen und dass wollten wir alle nicht. Alle waren sich einig dass diese Reise sehr aufregend war aber wir sowas nie wieder erleben wollten.
Downloads
Deutsch geht gut 2013 - Das Literaturprojekt in Bietigheim Bissingen