In einer Serie stellen wir die fünf Autoren des Projektes "Deutsch geht gut" vor
Zum nun schon neunten Mal findet auch 2011 das Projekt "Deutsch geht gut" vom 9. bis 11. Februar statt. Herzstück sind die Lesungen von fünf Autoren in den fünf Haupt- und Realschulen der Stadt.
Für ihren Erstlingsroman bekam Maria Cecilia Barbetta schon einige Preise und Auszeichnungen. Fotos: Privat
Sie kommen aus Argentinien, Italien, der Ukraine, Kroatien und Palästina. Aber sie schreiben allesamt auf Deutsch. Es handelt sich um die fünf Autoren Carmine Gino Chiellino aus Italien, Marjana Gaponenko aus der Ukraine, Natasa Dragnic aus Kroatien, Ghazi Abdel-Qadir aus Palästina und Maria Cecilia Barbetta aus Argentinien. Projektleiter Roland Bender vom Freundeskreis der Sandschule hat sie für dieses Jahr nach Bietigheim-Bissingen eingeladen hat, wo die Schriftsteller in allen fünf Haupt- und Realschulen in den Klassenzimmern lesen, sich aber auch in zwei öffentlichen Lesungen vorstellen werden.
Die Lesungen sind alljährlich das Herzstück von "Deutsch geht gut". Durch das Beispiel erfolgreicher Autoren anderer Nationalität, die ihre Bücher allerdings auf Deutsch schreiben, sollen die Schüler motiviert werden, in den sich den Lesungen anschließenden Schreibwerkstätten sich selbst literarisch zu betätigen.
Mit "Änderungsschneiderei Los Milagros" legte die Argentinierin Maria Cecilia Barbetta ihren Debütroman vor. Und wurde sofort mit Preisen und Lobesreden überhäuft. Die 38-jährige Argentinierin, die seit 1996 in Berlin lebt, bekam den Aspekte-Literaturpreis, den Adalbert-von-Chamisso-Preis der Robert-Bosch-Stiftung, wurde zu Roger Willemsen eingeladen. Mit einem Stipendium kam sie nach Deutschland, lernte die Sprache und blieb. Innerhalb kürzester Zeit fühlte sie sich so sicher in der Sprache ihrer Wahlheimat, dass sie ihren ersten Roman in Deutsch verfasste.
"Änderungsschneiderei Los Milagros" ist ein einfallsreicher Roman um eine junge Schneiderin in Buenos Aires, die einer ebenfalls jungen Kundin ein Hochzeitskleid schneidern soll. Die beiden jungen Frauen sind sich so ähnlich, dass sich manchmal nur dadurch unterscheiden, dass die eine einen schwarz, die andere einen rot getupften Rock trägt. Im Laufe der langen Geschichte, in der die beiden Frauen und ihre Familien und Vorlieben vorgestellt werden, verknüpfen sich die Schicksale dergestalt, dass Schneiderin Mariana Nalo erkennt, dass der Verlobte Roberto ihrer Kundin Analia Moran ihr in die USA abgehauener Liebhaber Gerardo ist. Doch diese Erkenntnis kommt erst ganz zum Schluss.
Dazwischen füllt sich der Debütroman der Argentinierin - leider - mit sehr viel überflüssigem und der Geschichte nicht zuträglichem Ballast. Das macht den ansonsten sehr lesbaren und vergnüglichen Roman zum Teil mehr als langatmig, wenn mit jedem Detail und wissenschaftlicher Akribie Marianas Leidenschaft für Schmetterlinge dargestellt wird. Genauso akribisch wie Mariana ihre Schmetterlinge liebt Analia die vollkommene Symmetrie der Zahlen - und auch das wird von Barbetta bis ins Kleinste ausgeschlachtet. Maria Cecilia Barbettas Buch ist trotzdem frech und lässig, klug und unterhaltsam mit vielen schlauen Einsprengseln. Von Jules Verne über Shakespeare bis zu Lewis Carrolls "Alice im Wunderland" finden sich Anspielungen.
"Änderungsschneiderei Los Milagros" liest sich ein bisschen so, als ob seine Schreiberin schon bei ihrem Erstling zeigen wollte, was sie kann und sich damit ein bisschen zu viel aufgebürdet hat - oder vielmehr ihren Lesern. Denn dass sie schreiben kann und auch gut recherchieren, das beweist die Schriftstellerin auf jeder Seite, und darum lohnt es sich auch, das Buch zu lesen.
Die ganz besondere Sprache von Maria Cecilia Barbetta aber lohnt sich sicherlich auch zu hören, wie in den Lesungen, die sie während ihres Aufenthaltes in Bietigheim-Bissingen geben wird. Denn dann kommt sicher die ungemeine Kraft und Leidenschaft zu Tage, in die sich ihre Sprache ergießt, wenn sie nicht mit Schmetterlingen oder Zahlen und Schnittmustern langweilt.
Maria Cecilia Barbetta, "Änderungsschneiderei Los Milagros", Fischer-Verlag, 333 Seiten, 10,95 Euro.
Für ihren Erstlingsroman bekam Maria Cecilia Barbetta schon einige Preise und Auszeichnungen.
Fotos: Privat
Redaktion: GABRIELE SZCZEGULSKI