sz 25.01.2018
Es gibt ihn, diesen Gott, der im Wasser schwimmt, der auf dem Wasser treibt und niemals untergeht, der allen, die am Ufer verharren, nachsieht und zuwinkt, es muss ihn einfach geben“, schreibt der österreichische Autor Michael Stavaric in seinem neuesten Roman „Gotland“. Dort sucht sein Held, von der Mutter streng katholisch erzogen, nach deren Tod nach Gott. Gott in Gotland? Für Michael Stavaric mehr als nur eine Wortableitung.
Aus „Gotland“ liest Stavaric, wenn er zum zweiten Mal nach 2012 beim Schulprojekt „Deutsch geht gut“ in Bietigheim-Bissingen teilnimmt. Gefallen wird den Schülern, vor denen er lesen wird, seine Art, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Auch die Frage, ob es Gott überhaupt gibt und wenn ja, ob er wirklich auf Gotland lebt, wie die Mutter des Prottagonisten erzählte, werden sie nachempfinden können. Der Erzähler hält sich strikt an die Bibel. Bibelstellen nimmt er wortwörtlich.
Eindringlich ruft Stavaric die Verzweiflung des Kindes wach, das Abrahams Opferbereitschaft und Gotteshörigkeit misstraute und den Allerhöchsten mit der Verbrennung eines Vogels herausforderte. Wenn Gott Abrahams Sohn rettete, dann würde er auch den Vogel retten. Aber: Auf „Gott, dieses Arschloch“ war kein Verlass. Also wird die Fahrt nach Gotland unerlässlich. Der Held will Gott töten.
Stavaric verwendet in seinem neuen Roman viele literarischen Zitate wie gotländische Sagen, Gedichte. In einem Kapitel, dem „Buch Charles“, wird auf Charles Manson, den totalitären, geisteskranken amerikanischen Sektenführer angespielt, der seine „Jünger“ in den Tod führte. Stavaric zitiert aus forensischen Berichten und Psychatrie-Gutachten. „Gotland“ ist ein wildes, oft schwer zu lesendes und zu verstehendes Buch, es ist ein stilistisches und inhaltliches Experiment, so verrückt wie die Geschichte des Jungen, der auszog, Gott zu töten.
Info Michael Stavaric liest vom 21. bis 23. Februar in Bietigheim-Bissinger Schulen im Rahmen des Projekts „Deutsch geht gut“. Am Mittwoch, 21. Februar, 20 Uhr, gibt es eine öffentliche Lesung mit den vier Autoren in der Otto-Rombach-Bücherei und am Donnerstag, 22. Februar, 18 Uhr, in der Realschule im Aurain.
www.deutsch-geht-gut.de
Projektbroschüre am Freitag in der Zeitung
Am Freitag erscheinen die im Rahmen der Schreibwerkstätten des schulartenübergreifenden Projektes „Deutsch geht gut“ im Jahr 2017 verfassten Schülertexte als Zeitungsbeilage der Bietigheimer Zeitung.
Sie ist das Kernstück der Kooperation mit dem Verlag der Bietigheimer Zeitung und erscheint bereits zum siebten Mal. In ihr werden die Projektbausteine und Kooperationspartner vorgestellt. Breiten Raum nehmen die Schülertexte der fünf Schreibwerkstätten ein. So bietet die Beilage einen guten Überblick über das zurückliegende Projektjahr.
2017 stellten sich fünf Literaturpreis-dotierte Autoren den rund 600 Schülern in drei Tagen vor und vermittelten ihnen die Welt ihrer Literatur. An den zwei Gemeinschaftsschulen und zwei Realschulen der Stadt sowie der Gustav-Schönleber-Schule waren insgesamt 30 Klassen beteiligt. In der Dokumentation wird über die Erfahrungen aller Beteiligten berichtet. sz