Teilnehmer der Schreibwerkstatt an der Buchschule
Sara Tas, Klasse 7a
Marlis Ay, Klasse 7a
Simon Huster, Klasse 7b
Bianca Drazenovic, Klasse 9a
Gamze Kaygisiz, Klasse 9a
Silvia Malki, Klasse 9a
Yasemin Tatli, Klasse 9a
Mirijam Grill, Klasse 9b
Pusteblume
Es klingelte. Ich öffnete mit einem Knopfdruck die untere Eingangstür und ließ meinen Gast aus Spaß die Treppe bis zum vierten Stock hochsteigen. Als mein Freund dann endlich oben war, schubste ich ihn wieder zur Tür, und wir gingen in den Park. Wir setzten uns auf eine Bank, und er gab mir eine Pusteblume.
„Diese Blume opfert sich für das neue Leben“, sagte er. „So bist du, du tust alles, um den anderen das Leben schön zu machen. Puste! Puste, bis nur noch der Stängel übrig bleibt.“
Ich pustete, bis am Ende wirklich nur der Stängel übrig blieb. Jeden Tag spazierten wir die Wiese entlang, auf der ich die Schirmchen wegpustete. Nach einiger Zeit war die ganze Wiese wunderschön voll mit Pusteblumen, die sich auch für den Nächsten opfern.
Das Messer
Meine Mom und meine Tante lagen wieder faul auf der Liege herum, wie jedes Mal. Nie taten sie etwas anderes. Sie lagen einfach nur regungslos da und hofften, Tag für Tag brauner zu werden. Meinem Cousin und mir wurde es langweilig, sie zu betrachten und auszulachen, also machten wir uns auf den Weg, den Strand entlang.
Plötzlich stießen wir auf ein blutbeflecktes Messer. Mein Cousin und ich näherten uns ihm neugierig. Es zog uns richtig zu dieser Stelle. Je näher wir ihr kamen, desto mehr konnten wir erkennen, dass nicht nur das Messer, sondern auch der Boden, auf dem es lag, voller Blut war. Alles war vollgesogen mit diesem Blut und mit Erschrecken mussten wir feststellen, dass es noch frisch war, da es von der Klinge langsam in den Sand sickerte, sich mit ihm vermischte und er sich dadurch tiefrot färbte.
Im nächsten Augenblick war das Messer nicht mehr an der Stelle, an der wir es gefunden hatten. Es war in der Hand eines Mannes, der wie aus dem Nichts am Ende des Strandes, bei den Felsen, aufgetaucht war. Er stand breitbeinig da, die Arme verschränkt vor seiner braun gebrannten, muskulösen Brust, die durch sein weißes, offenes und blutbeflecktes Hemd blitzte. Und seine Beine in der kakifarbenen Caprihose waren ebenfalls muskulös und braun gebrannt wie der Rest des Körpers. Lockige Haare fielen in sein verschwitztes Gesicht und aus den nassen, schwarzen Haarsträhnen blitzen zwei braune Augen mit einem bösen Lächeln. Es war so, als ob wir ihn hören könnten, als ob er mit uns sprechen und sagen würde: „Ihr seid die nächsten!“
Ich weiß nicht, was mich dazu trieb, aber ich musste zu ihm, ich wollte, nein, ich musste überprüfen, ob er wirklich existierte, es war wie ein Verlangen nach ihm, und der Wunsch, dass er wirklich da wäre, war mir in diesem Moment viel wichtiger als alles andere. Als ich mich ihm näherte, hatte ich das Messer in seiner Hand schon längst vergessen und die Gefahr, die mir bevorstand. Schritt für Schritt vergaß ich immer mehr alles um mich herum, und ich nahm nichts mehr wahr, nicht einmal die Warnungen, die mir mein Cousin zurief. Ich wollte nur zu diesem Mann, er zog mich in seinen Bann mit ..., ich weiß nicht mit was oder wie, etwas in mir verlangte einfach, in seiner Nähe zu sein, zu ihm zu gehen.
Je näher ich kam, desto mehr konnte ich seinen Gesichtsausdruck erkennen, verwirrt, doch zugleich glücklich. Ich stand vor ihm und ich merkte, ja spürte seine Wärme, und wie sie mich infizierte. Ich schaute in seine Augen und seine schauten in meine, voller Freude, dass ich hier war. Wir beide fingen an, uns immer näher zu kommen, bis sich unsere Lippen berührten. Das Messer in seiner Hand war plötzlich verschwunden, und er umarmte mich, wie es noch keiner zuvor getan hatte. Dieser Kuss, er war so leidenschaftlich. Dieser Kuss, er füllte mich mit Gift, das mich nur noch süchtiger nach ihm machte, als ich es ohnehin schon war. Er hatte mich fest in seine starken Arme geschlossen und presste mich an seine muskulöse Brust. Ich konnte nichts machen, er lähmte mich, meinen Körper und meine Psyche.
Als er sich von mir lösen wollte, ging ich seinen Lippen nach. Seine Küsse machten mich süchtig. Ich vergaß alles, ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Dieser Kuss, er war wie eine Erinnerung für die Ewigkeit. Ich wollte den Mann nicht loslassen, ich wollte nicht, dass er geht. Ich hatte zu große Angst, um ihn gehen zu lassen. Es würde mir das Herz brechen. Auch wenn ich ihn nicht kannte, hatte er Macht über mich.
Er löste sich wieder und ich schnappte nach Luft. Sein Anblick, seine Berührung machten mich atemlos, entführten mich, ich war nicht mehr ich selbst. Er schaute mir in die Augen und sprach langsam auf Spanisch mit mir: „Ich liebe dich. Du kennst mich. Liebe mich immer und lass mich auf ewig in deinem Herzen ruhen. Du weißt, was ich bin...Liebe mich...“
Zum Abschied küsste er mich sanft. Als ich meine Augen langsam öffnete, war er plötzlich verschwunden. Einfach weg! Ich schaute mich um, aber er war nirgends zu entdecken. Er konnte nicht weggelaufen sein, ich hätte ihn sonst noch gesehen. Es war, als ob er sich in Luft aufgelöst hätte. Weg!
Ich drehte mich um und war nicht in der Verfassung, zu meinem Cousin zu rennen. Er kam mir entgegen, und in seinen Armen fing ich an zu weinen. Ich wollte den Mann wieder sehen. Ich musste ihn wieder sehen! Mein Verlangen würde nicht ruhen, bis es mir gelingen würde. Doch wer weiß, ob ich ihm jemals wieder begegnen würde ...
Nacht
Die Nacht vom 29. Februar auf den 1. März.
Es ist meine Nacht. Die Sonne ist gerade untergegangen. Ich bin kein bisschen müde, ich fühle mich stark und wach. Stark wie noch nie. Ich habe mein Ich besiegt, mein Ich, das vorgibt, ich zu sein. Nein, seit 236 Jahren hatte ich kein Menschenblut getrunken. Doch davor war es einmal so weit gewesen, ich hatte mich nicht zurückhalten können. Es war eine Versuchung, eine Versuchung, der ich damals nicht widerstehen konnte. Doch jetzt, in dieser Nacht, will ich keinen Gedanken an jenen Fehler verschwenden. Ich lebe im Heute, neben den Menschen, ich benehme mich wie einer und keiner weiß von meinem Geheimnis – außer diesem Mädchen.
Sie liegt in meinen Armen, in den Armen eines Monsters. Warum liebt sie mich? Sie sollte voller Hass auf mich sein, so, wie ich meinen unendlichen Selbsthass in mir trage.
Doch ich liebe sie auch. Es ist Liebe, die verboten ist. Ein Mensch und ein Vampir. Ich verstehe sie nicht. Die Jungs stehen bei ihr Schlange, doch sie wählt ein so ein gefährliches Raubtier wie mich, ein Monster!
Diese Nacht, der 29. Februar, ist die Nacht, in der sie sterben wird und ich sie verwandeln muss. Ich will nicht, dass sie stirbt, doch ich hatte eine Vision. Ich kann in die Zukunft sehen. Aber meine Visionen sind oft subjektiv, deshalb hoffe ich, dass ich sie nicht in ein sich selbst hassendes Monster verwandeln muss, wie ich eines bin. Ich will ihr nicht ihren Herzschlag nehmen, der so laut ist, fast zu laut, wenn ich in ihrer Nähe bin. Auch ihre Röte im Gesicht, die sie in den meisten Situationen überfällt, will ich ihr nicht nehmen und auch nicht ihr Blut, das durch ihren Körper fließt und sie warm hält. Ich liebe sie zu sehr, um ihr das anzutun, was sie sich am meisten wünscht: Ein Vampir wie ich zu werden.
Spinnen
Viele Leute spinnen, manche mehr, manche weniger. Manche zeigen nicht, dass sie spinnen, manche zeigen es ganz offen. Sehr selbstbewusste Menschen werden oft als Leute, die spinnen, bezeichnet. Menschen mit sehr wenig Selbstbewusstsein auch. Jeder spinnt, ob mehr oder weniger, das ist egal!
Es war ein sonniger Nachmittag und hier in Summer-Springs ist das normal, nichts Besonderes. Meine Freundin und ich lagen auf einer Sonnenliege, während mir der Geruch von Kokosnuss in die Nase stieg. Ich taumelte zur Bar und bestellte mir ein Smoothie. Später gesellte sich meine Freundin zu mir und wir redeten den ganzen Nachmittag über die Liebe und wie glücklich ich mit meinem Freund bin und wie ich mich freute, ihn nach seiner langen Geschäftsreise wiederzusehen.
Plötzlich, als ich aufblickte, sah ich ein anderes Mädchen in seinem Arm und an seinen Lippen. Doch ich war nicht dieses Mädchen, das ihn leidenschaftlich küsste, während er es sanft an sich drückte, es sacht im Griff hatte, seine Hand wie angegossen um ihre schlanke Taille gelegt. Im nächsten Moment, als er mir in die Augen blickte, merkte ich, wie etwas Nasses über mein Gesicht lief, hinunter zu meinen Lippen. Es schmeckte salzig. Reglos blieb ich sitzen, ohne meinen Blick von ihm wenden zu können.
Wieder schlug ich die Augen auf und ich lag in meinem Bett zu Hause. Draußen regnete es in Strömen, doch hier war es warm. Ich drehte meinen Kopf nach links und sah in das traurige Gesicht meines Freundes. „Es hat nichts bedeutet“, sagte er leise zu mir, während ihm Tränen über das Gesicht kullerten. Langsam richtete er sich auf, lief zur Tür hinaus und ich hörte nie wieder etwas von ihm.
Sommer! Ich spürte, wie ein kleiner, kalter Tropfen und danach noch viele mehr auf meinen Bauch platschen. Ich zuckte zusammen und öffnete die Augen. Natürlich waren es meine Freunde gewesen, die gerade aus dem See gekommen sind. Das taten sie immer, wenn meine Freundin und ich uns sonnten. Die Jungs zogen uns an der Hand direkt zum See, trugen uns auf den Armen und warfen uns in das eiskalte Wasser. Wir hatten noch jede Menge Spaß am See, und der Tag verging einfach zu schnell für uns, auch wenn wir Stunden am See verbrachten.
Abends gingen wir noch zu unserem Lieblingscafé in der Stadt. Es war das beste Café und großartig im Stil eines Strandes ausgestattet. Sand als Bodenbelag, kleine Palmen, Sonnenschirme aus Stroh und das alles unter freiem Himmel. Dort redeten und lachten wir. So verlief der 23. Tag MEINES Sommers ...
Mein Haus ist drei Stockwerke hoch, ein Altbau. Die Wände sind alle ziemlich hoch. Dieses Haus ist wunderschön und geräumig. Andere würden es als altmodisch, langweilig oder öde beschreiben, doch für mich war dieses Haus perfekt. Das Haus trägt keine auffallenden Farben, es ist schlicht, eben einfach sehr hell. Die Möbel sind eher dunkel. Meine Regeln sind:
1. Keine Hooligans, nicht im Garten, Vorgarten oder im Haus. Das gilt auch für meine Kinder. BENEHMT EUCH!
2. Alles wird sauber gehalten. Wer Schmutz macht, holt sich Putzmittel und säubert den beschmutzten Gegenstand.
3. Es gibt für alles einen Untersetzer! Und Hausschuhe!
4. Diebe werden von Harry, dem sehr freundlichen, breitschultigen Wächter grinsend gepackt und aus der Tür geworfen.
5. Keine Magie um Hausarbeiten zu erledigen!
Sie fliegen
die Schmetterlinge in meinem Bauch
kreuz und quer
sie flattern so stark
dass sie fast gegeneinander stoßen
und das alles nur
weil ich ihn gesehen habe
Bis zu einem bestimmten Zeitpunkt hätte ich nicht einmal ansatzweise daran gezweifelt, dass die Erde rund ist, dass sie sich dreht. Ich hätte auch Vampire, Aliens, Werwölfe, Hexen, Zauberer, Drachen und so etwas für reine Illusion gehalten, doch in den letzten Monaten gab mir das Universum immer aufs Neue eine Ohrfeige.
Ich ging aufs College, alles war perfekt. Meine engste Freundin und ich bekamen ein Zimmer in einer Studenten Wohngemeinschaft, die Mitbewohnerinnen waren nicht wie Barbiepuppen, sondern ganz normal. Das College war auch nicht so schwer, wie ich am Anfang gedacht hatte, und es war in Florida.
Meine Feindin Audrey war auch hier. Gott, wie ich dieses Mädchen hasste! Audrey war wie eine Barbie, aufgepumpte Brüste, gespritzte Lippen, Nasenkorrektur. Bei diesem Mädchen gibt es nichts Natürliches mehr. Schnöselig, zickig und nicht zu vergessen blond war sie auch. Sie und ich hatten uns schon in der Highschool kennengelernt. Wir waren früher total gute Freunde, bis sie zu einer Marionette der Cheerleader mutierte. Mehr und mehr lebten wir uns auseinander und wurden zu Feindinnen, als sie anfing, mich fertig zu machen. So etwas hatte sie echt nicht nötig, tief im Inneren ist sie nett. Aber bis vor Kurzem hätte ich gesagt, die Wahrscheinlichkeit, dass sie nett sei, wäre so groß ist wie die, dass ich einmal einen Vampir sehe, und es stände eine Million zu einer Million, dass ich so etwas je erleben würde. Bei diesem Wort bekomme ich immer eine Gänsehaut!
Jedenfalls fing die eigentliche Geschichte am Strand in den Ferien an. An dem Tag hatte ich geplant zu lernen, doch alle meine Freunde wollten mich zu einer Beach Party zerren. Na schön, dachte ich mir und zog schnell meinen Bikini an und eine knappe ausgefranste Jeans. Es war mittags, also für mich die beste Zeit mir eine schöne Bräune einzufangen. Am Strand angekommen, legte ich mich auf eine Liege und versank im Land der Träume. „Entschuldigen Sie, haben Sie gerade ein komisches Geräusch gehört?“, hörte ich plötzlich eine Stimme mit britischem Akzent.
„Ich? Äh, nein. Äh ja, nein, ich habe nichts gehört“, sagte ich stotternd zu dem Mann, der neben mir saß.
„Entschuldigen Sie bitte, mein Name ist Stefano und wie lautet Ihrer, wenn ich fragen darf?“ „Äh, mein Name ist Bianca.“
Stefano und ich unterhielten uns den ganzen Nachmittag. Ich konnte meinen Blick nicht von ihm nehmen, er sah so wunderschön aus. Er hatte schöne Mondstein-graue Augen, die mich immer anblickten, als wir redeten, und sein Körper war muskulös, doch nicht zu viel, seine Hände sahen sanft aus, sein Haar verwuschelt und Bronzefarben, er sah einfach perfekt aus. Stefano und ich trafen uns am nächsten Tag wieder und an dem Tag darauf ebenfalls. Wir verabredeten uns immer öfter und öfter. Meine Freundin war schon sehr skeptisch, da ich nie etwas mit Jungs am Hut gehabt hatte und mich lieber hinter meinen Büchern versteckte und lernte, als raus zu gehen und auf Partys zu feiern oder mich mit Jungs zu verabreden.
Stefano und ich lernten uns immer besser kennen und ich verliebte mich in ihn. Ich fing an, ihn mehr als alles andere zu lieben, die Art wie ich ihn liebte war nicht menschlich. Nachdem ich ihm meine Liebe gestanden hatte, hat er sich plötzlich nicht mehr gemeldet. Tage vergingen und ich versuchte, ihn zu erreichen – vergebens. Immer wenn ich anrief, erklang eine markante weibliche Stimme am anderen Ende und meldete, dass diese Nummer nicht vergeben sei. Es verging immer mehr Zeit, mehrere Wochen. Der Schmerz blieb jedoch da und wurde kein Stück leichter. Im Gegenteil, Tag für Tag wurde der Schmerz schwerer und härter und unerträglicher.
Um mir eine Auszeit von allem hier zu nehmen, reiste ich zu meinen Großeltern nach Kanada, die in einer ruhigen, idyllischen Gegend lebten. Dort in der Nähe war ein bildhübscher, verschneiter Wald. Ein Wald, wie man ihn aus Bilderbüchern kannte. Irgendetwas Unbekanntes in diesem Wald zog mich an. Es lenkte mein Verlangen. Ich wollte unbedingt in den Wald, tief, tief, tief hinein, bis ich dieses Geheimnis herausbekommen würde. Mein Kopf sagte mir, ich solle damit aufhören tiefer in den Wald zu gehen, doch alles andere zwang mich, weiter zu gehen, zu sehen, was hinter dem Vorhang der Magie, der Illusion sei. Meine Neugier und meine Füße trieben mich stärker als je zuvor, es war unerklärlich, doch es war einfach so. Oft hörte ich ein kurzes Rascheln, da war etwas, das sich zu schnell für meine Augen bewegte. Ich sah nur, dass da etwas war, doch ich war mir nicht darüber im Klaren, was es genau sein konnte. Zu Anfang erschrak ich immer, doch nach ein paar Malen legte sich das.
Plötzlich hielt mich etwas fest und ein stechender Schmerz durchdrang meinen Körper. Ein junger, muskulöser Mann drückte mit seiner linken Hand meinen Hals näher an seinen Mund und stach mit seinen scharfen Zähnen in meine pochende Halsschlagader. Ich spürte, wie mein heißes Blut meinen Hals entlang rann. Dieser Mann, der mich biss, versuchte von meinem Hals wegzukommen, doch er schaffte es erst, als es fast zu spät war. Als er sich endlich von meinem Hals abwenden konnte, sah ich ihm ins Gesicht und sagte halb betäubt: „Stefano ...“ Ich schaute ihn an und merkte, wie sich die schwarzen Augen in seine normale Augenfarbe zurück färbten. Viele, kleine Risse unter seinen Augen verschwanden und sein Gesicht sah wieder glatt aus. Auf einmal wurde mir schwindelig und ich fiel in seine Arme. Als sich meine Augen einen Spalt breit öffneten, sah ich Audrey, meine größte Feindin, wie sie sich langsam in einen Wolf verwandelte. Ich konnte kaum glauben, was sich vor mir abspielte. Um keine Aufmerksamkeit zu erregen, schloss ich meine Augen schnell wieder. Alles was ich jetzt erlebt hatte, könnte ich selbst nie glauben, würde mir das jemand erzählen. Es war so surreal, einfach unglaubwürdig. Meine Gedanken hielten mich noch ein wenig wach, bis ich bemerkte, dass derselbe Gedanke und dieselbe Behauptung immer und immer wieder auf mich einstürzten. Dann bin ich eingeschlafen.
Ein merkwürdiges Piepen störte meinen tiefen Schlaf. Langsam öffnete ich meine Augen und blickte um mich. Ich war nicht im Wald, nicht zu Hause und nicht bei meinen Großeltern. Die Wände waren kahl und verbreiteten Angst. Das Zimmer hatte wenige Möbelstücke, doch mehrere Geräte. Mit einem der Geräte war ich verkabelt, wie ich im gleichen Augenblick bemerkte. Ein Schrecken durchfuhr meinen Körper. Ich zuckte zusammen und meine Mutter sprang von einem Stuhl auf und war sofort an meiner Bettkante.
„Meine Kleine, geht es dir gut? Ist alles okay? Ist dir schwindelig?“
„Mom, mir geht es gut, mach dir keine Sorgen. Ist Stefano da? Ich muss unbedingt mit ihm reden. Etwas klären“, antwortete ich auf ihre besorgt gestellte Frage.
Sie lächelte ein wenig. „Ja, er ist unten in einem Café. Er war die ganze Zeit hier, solange du geschlafen hast. Und ich kann dir sagen, meine Kleine, das war eine lange Zeit.“
Meine Augen weiteten sich. „Mom? Wie lange habe ich geschlafen?“
„Drei Tage lang. Die Ärzte sagten, du seist für eine sehr lange Zeit bewusstlos gewesen und dann seist du in die Schlaf-Phase geglitten.“
Es war still im Raum und ich dachte daran, was alles im Wald passiert war. Stefano, Audrey und all das Übernatürliche, was ich zu sehen bekommen hatte. Als ich etwas fragen wollte, holte meine Mutter schon Luft und sagte: „Kleine, Stefano scheint dir wirklich viel zu Bedeuten. Deine Freundin hat erzählt, dass ihr immer zusammen seid. Du würdest ihn zwar noch nicht lange kennen, aber es schiene so, als würdet ihr alles übereinander wissen und als würdest du ihn mehr lieben als alles, was du je getan hast. Sie sagt, du seist anders in seiner Gegenwart. Ihr sollt wie zwei Magnete sein: Bewegst du dich, bewegt er sich. Ich habe auch mit ihm geredet und du scheinst ihm wirklich sehr viel zu bedeuten. Ich meine, er hat dich im Wald gerettet!“
„Mama, ich liebe ihn sehr. Du weißt nicht, wie sehr, und ich möchte ihn sehen, bitte. Ich muss etwas mit ihm besprechen.“ Meine Mutter schaute mich an und verschwand dann aus dem Zimmer.
Wieder kamen all die Gedanken hoch und ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Sollte ich überhaupt daran glauben? Sollte ich das alles vergessen? Doch über zwei Dinge war ich mir absolut sicher: Erstens würde ich nie mit jemand anderem über diese Geschehnisse reden, weil mich fast alle für verrückt halten würden, und zweitens war ich mir absolut sicher, dass ich zu Stefano halten würde und dass ich ihn immer lieben würde, käme was wolle.
Als Stefano in das Zimmer betrat, schaute er zu Boden. „Stefano, bitte schau mich an. Erkläre mir bitte, was im Wald passiert ist. Und zwar genau! Ich weiß, was du bist, und ich weiß, was Audrey ist. Ich hatte bis dahin nie an so etwas geglaubt. Aber jetzt will ich alles wissen.“
Stefano fing zögerlich an, mir alles zu erzählen. Er hätte sich damals zurückgezogen, um innerlich von mir Abstand zu gewinnen. Denn er wäre so süchtig nach mir geworden, dass er seinen Durst nach mir immer weniger und weniger kontrollieren konnte. Er hätte weg von mir gemusst, um mich nicht umzubringen.
Es war also sein Wille, unter dem wir beide Tag für Tag gelitten hatten. „Stefano, nimm es mir nicht übel, aber ich brauche Zeit, um das alles zu begreifen, und ich möchte, dass du gehst...“
„Ich werde dich lieben, mehr als alles andere. Merk dir das, meine Liebste...“ Seine Augen wirkten traurig. und erst kullerte eine Träne über sein wunderschönes Gesicht und dann wurden es immer mehr.
Tief in meinem Inneren wollte ich ihn nicht wegschicken. Nein, ich würde ihn wieder zu mir rufen. Ich würde ihm sagen, dass ich ihn über alles liebe und dass ich nicht will, dass er geht und dass ich für immer mit ihm zusammen bleiben will und mich nichts von dieser Entscheidung abhalten könnte. Doch in Wirklichkeit hielt mich etwas davon ab, ihn zu mir zu rufen und ihm das alles zu sagen. Etwas in mir drin, was ich die ganze Zeit versucht hatte zu ignorieren.
Es verging eine lange Zeit, bis ich wieder bereit für das College war. Da ich so gut in der Schule gewesen war, musste ich die Klasse nicht wiederholen, sondern durfte einfach in meine alte Klasse zurück. Der Stoff, den sie gerade hatten, war nicht schwer zu verstehen, also kam ich auch gut mit.
Oft redete ich nach der Schule mit Audrey über diesen Vorfall, um mir das Bild, das ich hatte, immer klarer und klarer zu machen. Sie hatte mir auch einiges über ihre Verwandlung erzählt. Diese hätte sie vollkommen durcheinander gebracht und sie zu dem gemacht, was sie jetzt sei. Wenn wir so miteinander geredet haben, sagte sie öfter, dass es nicht leicht sei ein Wolf zu sein und dass man nicht immer in einen Werwolf mutiert. Vielleicht sagte sie das immer, weil sie vergessen hatte, dass sie das bereits gesagt hatte, doch es hörte sich für mich so grotesk an, dass ich ihr nach ein paar Mal, als sie das wiederholte, sagte, dass sie das schon mal gesagt hätte, und seitdem sagte sie es nicht mehr. Im Laufe der Zeit freundeten wir uns immer mehr und mehr an, aber wir wussten beide, dass wir nie wieder so gut befreundet sein werden wie früher.
Ein halbes Jahr nach dem ich den Kontakt zu Stefano abgebrochen hatte, fragte mich meine Zimmergenossin und Freundin schließlich: „Bianca, du redest immer von Stefano im Schlaf. Manchmal auch von Audrey. Ich weiß, was sie sind und was sie getan haben. Und es scheint so, als ob du von Audreys Dasein als Wolf viel weißt. Aber wenn du noch mehr wissen willst, kannst du mich fragen, weil ich dasselbe bin.“ Sie machte eine kleine Pause und stellte den Wäschekorb, den sie bislang in ihrer Hand gehalten hatte, ab. „Bianca, vielleicht sag ich das jetzt so leicht und es klingt nicht glaubhaft, aber ich musste dir das einfach beichten. Ich habe das so lange in mir drin behalten, und jetzt, wo du sowieso über unser Dasein Bescheid weißt, wollte ich dir auch sagen, dass ich eine von ihnen bin.“
Ich war sprachlos, doch ich kam damit klar. Seit Längerem hatte ich mich Tag für Tag ständig mit solchen Gedanken auseinandergesetzt. Immerzu hatte ich an solche übernatürlichen Dinge gedacht, und immer dachte ich an Stefano und sein Dasein als Vampir. Und je mehr Zeit ich mit solchen Gedanken verbrachte, desto weniger surreal kam es mir vor. Ich war zwar geschockt darüber, dass meine Freundin auch eine dieser übernatürlichen Gestalten war, doch es hat mich nicht umgehauen, um es mal so auszudrücken.
„O. k., aber ich finde, du solltest dich mit Audrey in Verbindung setzen. Sie versteht dich besser und weiß, was du fühlst, im Gegensatz zu mir. Auch wenn du meinst, dass sie eine fiese Zicke ist, verabrede dich mit ihr. Sie ist doch nicht so schlimm, wie du denkst. Glaub mir.“ Antwortete ich ihr mit einem kleinen Grinsen beim letzten Satz.
Sie schaute mich nur verwundert an. Sie war wohl erstaunt, dass ich so locker auf ihre Beichte reagiert hatte. Ich denke, sie hatte eher mit einer anderen Antwort gerechnet, zum Beispiel: ‚Du bist doch verrückt!‘ Oder auch mit: ‚Hallo, das war nur ein Traum! Wie kommst du darauf, dass es Wirklichkeit ist?‘ Aber nicht doch, ich komme wirklich voll und ganz damit klar, dass langsam alles um mich herum abnormal ist!
„Oh danke Bianca!“ Sie schlang ihre Arme um mich. „Danke, danke, danke, danke! Ich denke, ich werde doch mit Audrey klar kommen. Ich meine, wenn du das sagst!“ Sie grinste mich an und nahm ihren Wäschekorb wieder in ihre Hände. Bevor sie durch die Tür verschwand, meinte sie: „Eins will ich dir noch sagen, Bianca. Bitte, bitte melde dich bei Stefano. Er liebt dich und er will nur dich, Bianca. Ich weiß, dass er dich wirklich liebt und dich um nichts auf der Welt hergeben würde. Um es einfacher zu sagen, er ist unsterblich in dich verliebt!“
Ihre Worte wollten mir nicht mehr aus dem Kopf weichen. Ich dachte sowieso immer nur an Stefano, doch ich hatte mir ständig gesagt, dass ich nicht weiß, ob ich ihn will oder nicht. Doch nun wollte ich ihn, mehr als alles andere auf dieser Welt. Er war perfekt und es zählte nicht, was er war oder wie lange er es schon war, es zählte nur meine Liebe zu ihm. Ich konnte ihn nicht gehen lassen, er war derjenige, den ich wollte, den ich spüren wollte und den ich nie wieder loslassen wollte.
Und diese Gedanken wollten wirklich nicht mehr aus meinem Kopf verschwinden. Tagelang blieben sie dort gefangen, als ob sie sich eingebrannt hätten. Während ich eines Mittags am Strand auf der Liege lag und mich bräunte, bemerkte ich, wie mir plötzlich ein Schatten die Sonne stahl. Ich weigerte mich, meine Augen zu öffnen, ich wollte es nicht. Ich wusste nicht wieso, aber einen wirklichen Grund, um sie zu öffnen, hatte ich auch nicht. Erst als ich diese vertraute Stimme hörte, die in meinem Ohr sang, schlug ich die Augen so schnell wie möglich auf. Ich konnte es nicht glauben. Es war Stefano! Vor lauter Freude wollte ich ihn umarmen, ihn küssen, ihm sagen, wie sehr ich ihn doch liebte und wie sehr ich ihn vermisst hatte – doch ich tat es nicht. Ich konnte nicht, aus einem unerklärlichen Grund wollte es mein Körper nicht. Ich blieb regungslos da liegen, hatte nur meine Augen geöffnet und starrte ihn ungläubig an.
„Bianca!“ Mehr wollte ich nicht hören und eine Träne lief über mein Gesicht. Er bückte sich und wischte mir die Träne mit seinen kalten Händen weg, die doch eine brennende Spur auf meiner Haut hinterließen. Ich hielt seine Hand fest und wollte sie nicht mehr loslassen. „Stefano! Ich will dich nicht gehen lassen. Ich will, dass du immer bei mir bist. Ich will dich immer bei mir haben und es war mein größter Fehler im Leben, dich weg zu schicken. Ich liebe dich.“ Als ich meinen Satz beendete, kullerten mir unzählige Tränen mein Gesicht herunter. Er wischte jede einzelne ab und küsste sanft meine Wangen und näherte sich immer mehr meinen Lippen, bis er sie wirklich berührte und ich diesen Kuss erwiderte. Er löste sich langsam von mir und flüsterte mir zärtlich ins Ohr „Bianca ich werde dich nie los lassen. Ich werde dich immer fest in meinen Armen halten und dich nur gehen lassen, wenn du selbst es willst. Ich liebe dich, mein Ein und Alles!“
In der Schule war es glühend heiß, und die Aufregung war förmlich zu spüren. Seitdem wir kein Hitzefrei mehr hatten, waren alle völlig kraftlos, doch zugleich immer sehr aggressiv. Meine beste Freundin, die sich neben mir an den Spind lehnte, riet mir, endlich meinem Schwarm zu gestehen, dass ich in ihn verliebt bin.
Fest entschlossen drehte ich mich in Jeremys Richtung, nur mit dem einen Gedanken, ihm endlich zu sagen, dass ich ihn liebe. In meinem Kopf war kein Platz mehr für die anderen Gedanken, die mich bisher immer davon abhielten, zu ihm zu gehen. Die Angst vor einer Abfuhr war voll und ganz verschwunden. Ich starrte in seine Augen, die so schön himmelblau leuchteten.
„Ich liebe dich!“ Nur das bekam ich heraus. Eigentlich wollte ich mehr sagen, aber irgendwie ging es nicht. Er starrte mich verdutzt an und lief mit knallrotem Gesicht weg. Enttäuscht schlenderte ich zu meiner Freundin, die nicht sehr begeistert aussah.
Drei Tage redete ich nur von diesem Augenblick. Ständig, ununterbrochen! Meine Freundin legte einmal mitten im Gespräch am Telefon einfach so den Hörer auf. Während ich mich noch darüber ärgerte, klingelte das Telefon erneut.
„Jenna!“, rief ich sofort, als ich abnahm. „Wieso legst du auf? Wenn du dir mein ständiges Gerede über Jeremy nicht mehr anhören willst, dann leg nicht einfach nur auf!“
„Amy, ich bin es“, sagte Jeremy. „Jenna hat aufgelegt, damit die Leitung frei ist und ich dich endlich anrufen kann.“
Das Meer sieht heute besonders schön aus, und das Beste sind die Wellen. Also stürze ich mich auf mein Surfboard, um auf den Wellen zu reiten. Es macht so viel Spaß! Am Ende paddle ich noch weiter aufs Meer hinaus. Das mache ich immer so, um den Sonnenuntergang zu genießen. Doch auf einmal sehe ich vor mir eine kleine, verlassene Insel. Sie ist wirklich klein, doch groß genug, um ein Geheimnis zu bewahren. Neugierig paddle ich weiter. Es ist wirklich eine wunderschöne kleine Insel, wie aus dem Bilderbuch, mit großen schönen Palmen, reinem Sand und von klarem Wasser umringt. Ich gehe an Land und in den kleinen „Wald“ aus Palmen, um mehr von dieser schönen Insel zu sehen. Ja, so etwas Schönes habe ich wirklich noch nie gesehen! Wie die Sonne durch die großen Palmenblätter hindurchschimmert und wie weich und sanft der Sand ist. Er brennt gar nicht unter den Fußsohlen, obwohl die Sonne so stark scheint.
Plötzlich höre ich es rascheln. Ein junger Mann steht vor mir mit braun gebrannter Haut, kurzen Hosen und ohne Hemd. Seine Haare sind verwuschelt und unter seinen schönen grün-grauen Augen ist sein Gesicht mit weißen, gelben und roten Strichen bemalt. Seine Lippen gleichen einer geraden Linie, sie formen sich nicht zu einem Grinsen oder zu einem traurigen Mund. Dieser Mann, er ist so magisch!
Er kommt auf mich zu und packt mich fest am Arm, riecht an meinen Haaren und fragt: „Wer bist du? Mel’s, bist du es?“
Ich bin etwas verwirrt, dass dieser Mann meinen Namen kennt. „Ja, ich bin Mel’s. Aber wer bist du?“
Sein Lächeln verblasst ein wenig nach dieser Frage. „Ich bin Jason, meine Liebste. Haben sie dich auch gefangen? Sag es mir, bist du eine von ihnen geworden?“
„Ja, bin ich“, ruft eine Stimme in meinem Körper. „Ja, Jason, bitte hilf mir!“
Die andere Seele! Auch wenn die Ärzte mich in diesen Körper einpflanzten, will die alte Seele nicht verschwinden.
Jason rüttelt mich am Arm. „Jason, ich muss dir etwas erklären. Es geht um mich und die alte Mel’s, deine Liebste.“ Irgendwie muss ich es schaffen, ihm diese ganze Geschichte zu erklären, es ist völlig anders, als er denkt. Ich will nicht, dass er glaubt, ich sei eine von denen, die für die Einpflanzung von Seelen in andere Körper sind. Ich bin dagegen!
Den ganzen Tag lang rede ich mit ihm darüber und ich merke, er versteht mich. Es fühlt sich so gut an und auf einmal küssen wir uns. Damit hat der Krieg zwischen mir und Mel’s‘ Seele begonnen …
Kein Traum
Er! Er war der Traum der meisten Mädchen. Er war blond, sehr muskulös, hatte kleine Grübchen und ein schönes rundes Gesicht. Er hatte blaue Augen, Augen, die strahlten. Wenn er lachte, kniff er sie ein bisschen zusammen. Er war der Junge, den ich nur für mich wollte, der Junge, dessen Lippen ich noch Stunden, nachdem sie mich berührt hätten, spüren würde, der Junge, dessen Blicke mich durchbohren könnten, der Junge, dessen Berührung auf meiner Haut eine brennende Spur hinterlässt. Dieser Junge, er war kein Traum. Er war Realität.
Ich hatte meinen Freundinnen nichts davon gesagt. Zwei meiner Freunde kannten ihn sogar näher, aber auch ihnen gegenüber erwähnte ich ihn mit keinem Wort. Aber ich tat alles, um ihn zu sehen, wie eine kleine Stalkerin! Eines Tages lief ich ganz in Gedanken durch die Straßen, als ich plötzlich stolperte und direkt in seine Arme fiel. Er schaute mich mit seinen leuchtenden Augen an. Mit einem kleinen Grinsen näherte sich mir sein Gesicht, bis sich unsere Lippen berührten. Dann löste er sich wieder von mir. Doch dort, wo ich seine Lippen gespürt hatte, dort brannte meine Haut.
Es war ein schöner, warmer und sonniger Tag. Bonnie fand ihn wundervoll. Sie konnte endlich wieder in einem T-Shirt aus dem Haus und ihrer braunen Haut etwas nachhelfen. Begeistert ging sie zum Strand und verbrachte den ganzen Tag dort.
Am Abend besuchte sie ihren Kumpel Luke. Beide gingen auf das Dach eines Hauses, denn sie wollten ungestört zaubern. Bonnie und Luke sind Hexe und Hexer. Sie liebten es zu zaubern, doch für Bonnie war es an jenem Tag besonders wichtig. Sie wollte den Fluch aufheben, der auf ihrer Freundin lastete. Bonnie hatte es schon allein versucht, aber sie war in Ohnmacht gefallen. So starke Magie konnte sie nicht allein brechen, Luke sollte ihr helfen. Die beiden verbanden ihre magischen Kräfte und konzentrierten sich mit aller Kraft. Bonnie fing wieder an, aus der Nase zu bluten, doch es kümmerte sie nicht. Sie war so auf ihr Ziel fixiert, dass sie nichts anderes mehr wahrnahm. Als sie es geschafft hatten, ging Luke erschöpft nach Hause. Nachdem er fort war, fiel Bonnie einfach zu Boden und schloss die Augen.
Als Bonnies Freundin am nächsten Morgen auf das Dach kam, konnte sie Bonnie nicht aufwecken. Bonnie war tot. Die Freundin weinte schrecklich, doch bei der Beerdigung sagte sie am Grab: „Bonnie, ich danke dir für das, was du für mich getan hast. Ich wollte nicht, dass du gehst, weil ich weiß, dass ich nie mehr eine Freundin wie dich finden werde. Aber du wirst trotzdem für immer bei mir sein.“
Unfall und Engel?
Alles in meinem Leben lief komplett schief. Ich kann es dir erzählen, doch es ist deine Entscheidung, ob du mir Glauben schenkst oder nicht.
Bis jetzt, ich meine bis vor ein paar Monaten, war ich noch „normal“ oder wie man es auch immer nennen will. Egal, ich ging zur Highschool, hatte Eltern, die mir die manche Wünsche erfüllten und andere auch nicht. Zu Hause hatte ich ein eigenes Zimmer und ein eigenes Bad, wie es hier üblich war. Jedenfalls nichts Prunkvolles. Klar hab ich das jetzt alles noch immer, und leider muss ich noch das College aushalten trotz meines Lebensstatus – ich bin nämlich sozusagen tot.
Du denkst bestimmt ‚Oh Mann, was für eine durchgeknallte Kröte! Redet vom Tod, obwohl sie das alles schreiben kann!‘ Aber eigentlich ist mir das egal, was die anderen über mich denken. Ich finde jeder Einzelne ist etwas Besonderes, auch wenn man anders aussieht oder eine „komische“ Art hat.
Naja, es begann alles mit dem Abschlussball. Mein Dad hatte Josh dazu überredet, mich zum Abschlussball zu begleiten und nicht mit dem Mädchen zum Ball zu gehen, das eingebildet ist, immer einen verächtlichen Spruch auf den Lippen hat und alle anderen nicht mag, die so wie es selbst aussehen. Doch da war dieser Typ – Kairos. Ich hatte ihn zum ersten Mal auf dem Ball gesehen. Ich war zwar mit Josh verabredet und eigentlich war Kairos nicht so einer von den Football Typen, die in unserer Schule von den Mädchen „angehimmelt“ wurden. Trotzdem verdanke ich ihm meinen Tod. Auf dem Ball war er der attraktivste Junge unter all den Jungs auf dem Ball. Doch in meinen Augen war er der größte Idiot, den es je gegeben hat! Er, also Kairos, ist ein Todesengel und er hat mich ohne Probleme, ohne irgendwelche Komplikationen umgebracht, da mein Schutzengel, Barnabas, so wie es aussieht Besseres zu tun hatte. Doch wer wäre ich, wenn ich, Maddison, mich von irgendeinem dahergelaufenen Todesengel einfach umbringen ließe?! Tja, zum Glück hatte ich die Idee, mir sein Amulett zu schnappen, damit ich wieder einen Körper habe und ich nicht vor ihm abhauen musste, da alle Engel mich am meisten hören, wenn ich nur eine Seele bin, denn die Seele singt.
Nach diesem ganzen Erlebnis erfuhr es auch Josh. Kairos wollte ihn nämlich umbringen, um mich zu ködern, damit er sich sein Amulett zurückholen konnte. Ha, nicht mit mir! Ich hatte ihn ausgetrickst. Josh durfte ihn einfach nicht berühren und es klappte. Josh und ich hatten von nun an eine viel bessere Beziehung, da uns das verbunden hatte, und ich hatte endlich jemanden gefunden, mit dem ich darüber reden konnte und der mich nicht für eine Verrückte hielt. Wir verabredeten uns eigentlich ziemlich oft und haben über diese außergewöhnlichen Sachen geredet. Er hat mich manchmal Dinge gefragt, die ich danach oft Barnabas fragen wollte, da es mich angefangen hatte zu interessieren. Davor hatte ich mich nicht sehr für diese Engelsgeschichte interessiert. Meine Aufgaben konnte ich sowieso oft nicht erfüllen, seit ich das Amulett eines schwarzen Engels trug, also eines Todesengels, denn damit konnte ich nicht mit einem weißen Engel oder einem Schutzengel kommunizieren. Doch Josh brachte mich dazu. Ich mochte ihn wirklich sehr, aber ich will nicht über ihn reden. Schluss, aus, Ruhe!
Josh und ich waren so oft zusammen, dass er einmal sogar dabei war, als ich Nakita, einen Todesengel, in Notwehr umbringen musste. Kairos hatte sie beauftragt, mich umzubringen, weil er sein Amulett zurück wollte. Josh wollte mir helfen, doch es war klar, dass Nakita viel zu stark für ihn gewesen wäre. Aber ich hatte sie umgelegt. Kairos wird das Amulett nicht bekommen. Ich lasse mich nicht noch einmal von ihm beinahe unterkriegen. Kairos will das Amulett unbedingt, weil sein neues, das er sich als Ersatz angefertigt hatte, nicht so mächtig ist wie sein altes. Er wollte diesen Fehler, dass er mich aus den Augen verloren und ich sein Amulett hatte, auch vertuschen, da er der Chef der Todesengel ist.
Einige Zeit später war ich plötzlich eines Nachts mitten im Nirgendwo. Wahrscheinlich am Ende der Welt. Ich sah den wunderhübschesten Sonnenuntergang, den es je gegeben hat. Und genau in diesem Moment wurde mir gesagt, dass ich die neue „Chefin“ der Todesengel werden sollte. Am Boden zerstört fand ich mich zu Hause im Bett wieder. Barnabas erklärte mir, dass das alles passiert sei, weil ich vor Kurzem Kairos umgebracht hätte. Ich war die Einzige, die die Macht dazu hatte, ihn zu töten, weil ich sein Amulett besaß. Hätte ich das nur nicht getan! Andererseits, es war aber auch echt ungerecht von Kairos gewesen, einfach aus Langeweile Leute umzubringen. Wenigstens hatte ich ein Problem beseitigt.
Am nächsten Tag war ich im Café mit Josh und ich habe ihm von meiner neuen Aufgabe erzählt. Er hörte mir interessiert zu und sagte: „Maddison, ich denke, du würdest diesen Auftrag sehr gut bewältigen. Wenn du willst, dann helfe ich dir, und wenn du mich brauchst und wir nicht zusammen draußen sind, ruf mich einfach an. Maddison ... ich liebe dich und egal, was du machst oder was du tun willst, ich stehe an deiner Seite, wann immer du meine Hilfe benötigst. Ich bin für dich da.“
Ich war überwältigt. Er nahm meine Hand, schaute mir ins Gesicht, strich mir eine lilafarbene Haarsträhne von der Stirn und küsste mich sanft. Die Berührung seiner Lippen auf meinen brannte. Mich durchfuhr ein Blitz. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Ich wollte nicht, dass seine Lippen meine verlassen, dass der Geschmack von ihm sich wieder verlor. Ich wollte Josh nah sein. Ich konnte ihn nicht lassen, doch er zog sich zurück, da die Kellnerin störte. Mann, es war so schön gewesen!
Nachdem Josh mich nach Hause gebracht hatte, hat er mir noch einen zärtlichen Kuss gegeben und mir ins Ohr geflüstert, dass er mich liebt. Ich stieg aus dem Auto mit dem Brennen auf meinen Lippen und den Berührungen, die noch zu spüren waren, als ob er mich noch immer festhalten würde. Im Bett rief ich Barnabas. Das konnte ich nun trotz Amulett, da er meinetwegen zu einem Todesengel werden wird. Ich fragte, ob er sich kurz die Zeit nehmen und zu mir fliegen könnte. Im nächsten Moment stand er schon auf meinem Balkon. „Barney“, sagte ich. „Ich werde Chefin der Todesengel. Ich bin mir sicher, dass ich das schaffe!“
Ein leeres Blatt
Ich sitze an meinem Schreibtisch und schreibe, aber ich weiß nicht, was …
Vielleicht einen Brief oder eine Geschichte oder auch ein Gedicht. Ich schaue und lausche, mache mein Fenster auf und höre den Vögeln zu, wie sie zwitschern, wie ihre Flügel flattern, wie sie miteinander reden. Ich drehe mich um und betrachte mein Zimmer, wie hell, wie nett es aussieht, ich sehe wieder mein Blatt an, wie es einsam da liegt mit einem Stift. Ich drehe mich um und schaue wieder hinaus. Ich überlege, wie geht es den Vögeln da draußen eigentlich, wie ist es bei denen, kümmern sie sich um ihre Kinder und Frauen? Nicht jeder ist so, wie er sich zeigt. Ich gehe an meinen Schreibtisch zurück, schaue die Wand an und höre immer noch dem Frühling zu. Ich schließe meine Augen und ich sehe Wände, Wände, die auf mich zu kommen. Schnell öffne ich meine Augen und schreibe, schreibe, schreibe …
Die Welle
Am Strand ist schönes Wetter, heiße Jungs und heiße Mädchen liegen auf bunten Handtüchern. Sie genießen die Sonne. Natürlich, der hübscheste Junge steigt bald auf sein Surfbrett und schwimmt durch die Wellen. Dieser Junge ist ein Genie, er kann alles, einfach alles machen. Jedes Mädchen liebt ihn, jedes will ihn. Aber wie es so schön heißt, tausend Leute wollen ihn, doch nur eine bekommt ihn.
Er schwimmt und surft durch die Wellen. Ein Mädchen, das ihn von Weitem beobachtet, schaut ihm ganz genau zu. Der Junge ist sehr konzentriert. Er wartet auf eine größere Welle, er will es schaffen, das liest es in seinen Augen, es sieht Mut und Ehrgeiz. Er will es für sich schaffen, glaubt, dass es seine Chance ist. Die anderen Mädchen sind abgelenkt und nur eines betrachtet ihn, nur eines.
Ja, sie schaut ihn sehr genau an, seine Beine, seinen Körper, seine Haltung. Sie sieht, wie er auf die Welle zugeht. Plötzlich fühlt sie einen Stich, aber sie kann nicht sagen wo. Sie bekommt Bauchschmerzen, aber sie weiß nicht, ob es Schmetterlinge im Bauch sind oder Krämpfe, sie weiß es einfach nicht. Sie lässt den Jungen nicht einen Moment aus den Augen. Sie wünscht sich so sehr, dass er es schafft, ja, so sehr!
Der Junge steigt auf sein Brett, die Welle kommt und drei bis vier Sekunden hält er es aus, dann ist er verschwunden. Das Mädchen freut sich eine Weile und bemerkt erst dann, dass der Junge nicht wieder auftaucht. So mutig wie er rennt das Mädchen ins Wasser und schwimmt schnell in seine Richtung. Aber nichts ist zu sehen, nur das Surfbrett ist noch da. Das Mädchen versucht, sich zu beruhigen und eine Lösung zu finden. Es klettert aufs Brett und schaut sich um. Der Junge ist nirgends, als hätte die Welle ihn aufgefressen. Aufgefressen!
Sie spürt ein Stechen, aber sie weiß nicht wo, und sie hat Bauchschmerzen wie vorhin. Sie weiß aber nicht, dass das ein Zeichen ist. Sie springt ins Wasser und taucht nach unten, sie sucht ihn verzweifelt, aber findet ihn nicht, als wäre der Junge wirklich verschlungen worden. Es wird schon dunkel und sie ist immer noch im Wasser. Sie will nicht ohne diesen Jungen gehen, deshalb sucht sie weiter. Sie fragt sich, weshalb sich sonst keiner um ihn Sorgen macht. Da bekommt sie wieder Bauchkrämpfe und fühlt ein Stechen. Das war erneut ein Zeichen. Sie schaut sich um und blickt zum Strand. Jemand liegt dort im Sand und viele Menschen stehen um ihn herum. Sie spürt wieder die Bauchkrämpfe und das Stechen. Schnell versucht sie, zum Strand zurück zu schwimmen, doch es ist, als würde jemand sie festhalten, als wären ihre Hände gefesselt und ihre Beine zusammengebunden. Sie schaut sich hilfesuchend um, und auf einmal ist sie verschwunden, aus der Welt, vom Strand und vom Jungen ihrer Träume …
Ich sitze auf dem Sofa und surfe im Internet. Ich erwarte einen Anruf, aber ich denke mir, dass er nicht kommen wird. Plötzlich klingelt mein Handy, ich schaue es an und lese diesen Namen. Dieser Name gefällt mir, aber ich werde blass und meine Hände fangen an zu zittern. Beinahe versagt meine Stimme und mein Herz springt fast aus mir heraus, es schlägt so wild, dass ich Angst habe, seine Stimme nicht hören zu können. Er fragt mich, wie es mir geht und ob alles klar ist. Ich höre seine Stimme jetzt, als wären es viele, so viele, ich habe Angst, mein Herz schmerzt immer stärker, ich habe keine Kraft mehr, meine Hände schwitzen und ich habe das Gefühl, dass mein Körper gleich anfängt zu verbrennen. Ich spüre, wie mein Blut durch meinen Körper fließt, wie die Ader, die zu meinem Herzen führt schmerzt. Wir reden und planen. Er legt auf. Ich habe Tränen in den Augen, ich möchte Tag und Nacht mit ihm telefonieren, ich möchte Tag und Nacht bei ihm sein, ich möchte ihn nicht verlieren, denn sonst verwelke ich. Er schreibt mir eine SMS: Ich liebe dich. In meinem Gesicht ist jetzt ein riesiges Lachen. Ich fühle mich wie frisch verliebt. Als wären in meinem Bauch wieder, wie beim ersten Mal, Schmetterlinge. Ich liebe dich, mein Schatz.
„Los, steh auf! Wir sind schon fast zu spät.“ Mein Vater weckt mich auf und meint, dass ich mich beeilen soll. Wieso die Eile? Aber egal, ich freue mich auf den Urlaub. Am Bahnhof angekommen, warten wir auf den Zug, mit dem wir nach Frankfurt zum Flughafen fahren können. Als wir den Flughafen erreichen, staunen mein Bruder und ich. Er ist so groß und schön, es sind so viele Leute dort.
Am Check-in zeigen wir unsere Tickets aber die Frau meint, sie seien ungültig und deshalb können wir nicht mit. Der ganze Urlaub ist zerstört! Mein Bruder und ich fangen an zu weinen. Mein Vater versucht, etwas zu erreichen. Am Ende findet sich eine Lösung und wir dürfen in den Flieger. Wir freuen uns riesig, nehmen Platz und warten. Doch dann kommt eine Stewardess und meint, dass der Platz schon vergeben sei und wir leider nicht mitfliegen können. Es ist richtig schlimm für uns. Zuerst sagen sie nein, dann ja und dann wieder nein. Wir nehmen unsere Koffer und gehen in ein Hotel. Aber davor haben wir uns beschwert und zur Wiedergutmachung haben sie für uns Platz in einem Flugzeug gefunden, das abends fliegt. Und so sind wir dann endlich glücklich und können unseren Urlaub genießen.
Ich gehe in mein riesiges Zimmer, mache meinen riesigen Schrank auf und suche ein Kleid, das ich heute anziehen werde. Ich suche nach einem Kleid, das eng anliegt und kurz ist. Ich suche und suche und endlich finde ich eins. Ich ziehe mich schnell um, mache meine Haare schön, schminke mich und betone dabei meine Lippen mit einem heißen roten Lippenstift, der wasserfest ist. Ich ziehe meine hohen Schuhe an, nehme meine Tasche, gehe schnell aus dem Zimmer und dann aus dem Haus. Ich verabschiede mich nicht einmal von meiner Mutter.
Ich steige in mein weißes Auto und rase, ich rase so richtig schnell. Wäre meine Mutter neben mir, würde sie mich anschreien. Ich rase immer schneller. Ich habe es eilig. Ich weiß nicht warum, aber ich will weg, weg von allem, von meinen Problemen, die keiner kennt, weg von dem, was ich nicht mag, weg von dieser Welt in die andere und deshalb habe ich mich schick gemacht, um in der anderen Welt schön zu sein. Und dafür werde ich alles tun.
Ich rase und rase. Mir kommen die Tränen, auf der anderen Seite bin ich glücklich. Ich habe mich von meiner Mutter nicht verabschiedet, damit ich nicht in Tränen ausbreche, denn meine Mutter ist mein Leben, sie ist mein ein und alles, aber ich kann nicht mehr, ich muss weg von dieser Welt, weg, ich mache meine Augen zu und …
Ich suche etwas, etwas Schönes, etwas Wichtiges, das mir sehr viel bedeutet. Ich suche es, aber ich finde es nicht. Wo ist es bloß? Hoffentlich habe ich es nicht verloren. Und wenn ich es verloren habe, werde ich es mir niemals verzeihen. Bitte, bitte, Gott, hilf mir, ich muss es finden! Vielleicht ist es im Bad, vielleicht ist es in meinem Versteck. Wo ist es? Ich finde es nicht mehr. Vielleicht ist es draußen auf der Straße, vielleicht im Wohnzimmer, vielleicht wurde es auch versteckt, damit ich es nicht mehr finde. Ich bete zu Gott und sage ihm, dass er mir helfen soll. Bitte hilf mir, es wieder zu finden! Damit ich jemand anderen lieben kann, jemanden, der mich verdient, jemanden, der mich liebt. Bitte hilf mir, es zu finden. Ich kann nicht mehr. Ohne es kann ich nicht mehr leben, ohne es kann ich nicht mehr atmen. Ich flehe dich an, bitte, bitte gib mir mein Herz zurück …
Ganz große und feste Riesenschritte, neben mir lauter Menschen oder auch Tiere – wer ist das alles?
Ich laufe auf dem Marktplatz als ein ganz kleines Tier, das keiner sieht und das keinen interessiert. Ich laufe auf vier Beinen, irre über den Platz. Ich höre Stimmen um mich herum, leise, laute, tiefe und hohe Stimmen. Das tut mir weh. So viele laufen, manche treten auf mich und lassen mich einfach liegen oder auch leiden. Ein kleines Mädchen kommt auf mich zu, es schaut mich an und lacht. Es will mit mir spielen, mich auf den Arm nehmen, aber eine böse blickende Frau kommt und zerrt es weg. Vielleicht war es auch gut so, in einer Wohnung mit so einer bösen Mutter würde ich nicht wohnen wollen. Lieber bei Leuten, die mich lieben, die mit mir kuscheln und spazieren gehen und die mich behandeln, als wäre ich ihr Kind. Doch keiner, wirklich keiner hier ist nett, keiner zeigt Gefühle. Niemand! Aber ich habe Gefühle, obwohl ich ein Niemand und sogar ein Mops bin.
Die Farbe meines Gefühls ist sehr dunkel, dunkler als Schwarz, es schmeckt sehr scharf und wie ein Geschmack im Mund, der nie weggeht. Es riecht nach etwas, das es gar nicht gibt. Und nach Schokolade, die ich jetzt brauche. Es hört sich sehr traurig an, ich höre die beinahe platschenden Geräusche meiner Tränen. Es fühlt sich sehr nass an und es brennt in den Augen, im Herz, im Bauch, überall. Ich habe das Gefühl, dass sich die Welt nicht mehr um mich dreht, ich möchte nichts mehr machen, nichts essen, nichts trinken, nur meine Augen schließen und an das denken, das mich verletzt hat. Und ich möchte nur noch weinen. Egal, ob es schadet oder nicht. Vielleicht möchte ich, dass sich alles ändert, dass es nicht mehr so bleibt, wie es jetzt gerade ist. Ich wünschte, es hätte alles gar nicht erst angefangen. Ich bin zutiefst verletzt.
Ich schaue nach draußen auf die Wiese und sehe Blumen, viele verschiedene Blumen. Am besten gefällt mir die Pusteblume. Wenn sie zerfällt, dann fliegen die Schirmchen in die Luft. Sie sind frei und genießen die Welt.
Aber wie ist es denn bei uns? Sehr leer und dunkel, kein Grünzeug nur böse Menschen, die entweder geklaut oder auch jemanden ermordet haben. Was habe ich gemacht? Ich habe nichts gemacht, aber trotzdem ist mir so, als wäre ich zwischen den Leuten. In mir steckt Angst und Wut. Die Angst kann niemand sehen, aber meine Wut vielleicht spüren. Ich würde so gerne raus und die Freiheit genießen, aber es geht nicht, ich bin zu fest an die Leute gebunden. Ich würde auch eine Familie gründen und mit meinen Kindern draußen spielen, aber es geht nicht. Diese Menschen halten mich hier fest und zwingen mich zu etwas, das ich gar nicht machen möchte.
Was ich schon einmal machen wollte
Ich wollte schon immer mal ein riesiges Zimmer mit einem schönen Ausblick aufs Meer haben. Ich wollte schon immer dieses Zimmer selbst designen. Ich wollte schon immer ein riesiges Bett und ein riesiges Regal in Weiß haben. Ich wollte schon immer mit meiner Cousine Urlaub in der Türkei machen. Ich wollte schon immer mal nach Griechenland an einen schönen Strand. Ich wollte schon immer die berühmten Schauspieler treffen. Ich will, ich will. Man kann nicht alles im Leben haben und machen.
Sage niemals nie. Dieser Spruch ist berühmt und ist einerseits auch wahr. Man weiß nie, wie es geschieht, aber es geschieht doch irgendwie.
Ich werde nie im Leben heiraten! Aber am Ende ist diese Person früher als jede andere verheiratet. Oder jemand sagt, dass er nie lügen würde, obwohl jedes zweite Wort von ihm eine Lüge ist. Man behauptet, nie jemanden verletzen oder mit seinen Gefühlen spielen zu wollen. Aber am Ende steht die Reue, weil man diese eine Person verletzt und mit ihren Gefühlen gespielt hat.
Natürlich gibt es auch Menschen, die zwar ‚nie‘ sagen und es auch niemals machen. Aber dann versagen sie ein einziges Mal und machen es doch. Sage deshalb lieber niemals nie, sondern vielleicht, damit du dich nicht selbst herein legst und auch nicht die anderen.
Ich bin auf der Hochzeit meiner Cousine und spüre die Blicke, merke Krämpfe in meinem Bauch. Ich sehe ihn und er sieht mich, wir kennen uns von der Verlobungsfeier her. Er möchte einen Kuss von mir, ich bin mir aber nicht sicher, ob das richtig oder falsch wäre. Was ist, wenn er mich hier stehen ließe nach dem Kuss? Was wäre dann?
Plötzlich stehen wir beide in einem leeren Flur. Er hebt seine Hand und legt sie auf meine. Mit der anderen Hand berührt er mein Gesicht. Er will mich küssen, aber ich, will ich es? Das ist immer noch die Frage. Er hat sehr viel Mut und Ehrgeiz, er will etwas, also bekommt er es. Er will etwas sagen, also sagt er es. Aber ich, ich bin ganz anders. Er schaut mich an und sieht mir direkt in die Augen. Ich bete im Stillen, dass etwas geschehen wird oder dass jemand kommt, damit das alles nicht passiert. Aber wir bleiben allein, unsere Lippen sind schon ganz nah, ich spüre seinen Atem. Ich bekomme Panik, fange an zu schwitzen. Ich falle um und in diesem Moment fängt mich ein anderer auf: der Junge, der mich liebt. Er trägt mich in seinen Armen. Meine Nase fängt plötzlich an, ganz stark zu bluten. Er rennt nach oben, zwischen den ganzen Leuten hindurch und trägt mich zu einem Auto. Er setzt mich hinein und geht. Jemand fährt mich ins Krankenhaus, aber der Junge, meine Liebe, ist nicht bei mir.
Ich bin in einem weißen Zimmer, um mich herum sind viele Kabel. Ich möchte meinen Kopf drehen, es ist so schwer die Augen offen zu halten. Ich fühle mich schlapp und müde und – ausgenutzt. Alle stehen um mich herum, mir ist kalt. Alle sind da, der Junge mit seinem Mut und seinem Ehrgeiz, meine Mutter, meine Cousine, alle – nur der andere Junge, derjenige, der mich aufgefangen hat, der nicht. Alles um mich herum scheint zu verschwinden und ich träume von dem Jungen, der mich auffängt. Ich wünschte, er würde mich besuchen und fragen, wie es mir geht.
Der Raum ist jetzt leer. Die Tür geht auf und der Junge, der mich liebt, kommt herein. Er schaut mir in die Augen, berührt mein Gesicht und spricht ganz leise mit mir: „Dieser Andere, er hat ein Mädchen wie dich nicht verdient. Du verdienst einen besseren.“ Ich möchte in Tränen ausbrechen und ihm so gerne sagen, dass er der Richtige ist, nur er und kein anderer. Aber das kann ich nicht, weil ich tot bin.
Ich laufe am Strand und spiele mit meinen Füßen mit dem Wasser. Es macht mir Spaß, es ist schön, das Wasser ist so leicht und durchsichtig, es fühlt sich richtig gut an. Ich laufe und laufe. Der Strand hört nicht auf. Am liebsten würde ich ganz durchlaufen bis zu seinem Ende, alle meine Gedanken heraus lassen und nur die Sonne an mich ziehen und die Luft vom Meer in mich hinein ziehen. Aber es geht nicht. Als hätte jemand ein Messer in meine Füße und mein Herz gestochen. Es geht einfach nicht. Ich mache noch einen Schritt und entdecke tatsächlich ein Messer, das halb im Sand verborgen ist. Ich grabe es aus, nehme es hoch und fühle, wie schwer und scharf es ist. Als ich es betrachte, sehe ich die Muster darauf, besser gesagt eine Geheimschrift. Vielleicht halte ich ein Messer in der Hand, mit dem man Menschen ermordet hat oder eines, hinter dem jeder her ist. Ich schaue es mir noch einmal genauer an. Als ich mich umsehe, ist keiner da. Alle Liegen sind leer. Was ist passiert? Es ist viel zu ruhig hier. Mit dem Messer in der Hand gehe ich zurück zu unserem Platz. Dort angekommen sehe ich niemanden mehr. Ich fühle mich allein, einsam, ich weiß nicht, wo alle plötzlich sind. Als ich den Strand entlang schaue, ist er leer. Ich sehe keine Menschen, keine Tiere, nichts, nur das Meer! Es wird dunkel, sehr dunkel und ich bekomme Angst. Ich schwitze, aber ich bin nicht sicher, ob Schweiß oder Blut an mir herab läuft und ich fühle den Stich des Messers in meinem Herzen. Ich schreie und reiße meine Augen auf. Ich schaue mich voller Angst um und sehe meine Eltern, meinen Bruder, meine Cousine um mich herum. Ich schaue auf meine Brust. Kein Messer befindet sich dort, aber ein Schmerz, es ist kein Blut, sondern Schweiß. Mir wird klar, es ist nur ein Traum, aber ich weiß auch, es ist ein Zeichen der Liebe und des Unglücks.
„Oh mein Gott, es brennt, es brennt!“
Mein Vater rannte in die Küche zu meiner Schwester. Sie ist einundzwanzig Jahre alt und benimmt sich wie eine Fünfzehnjährige. Sie lachte und sagte: „Reingefallen!“
Solche Scherze machte sie öfters. Ich sagte ihr immer, irgendwann würde es einmal wirklich passieren. Aber sie wollte sich von mir nichts sagen lassen. Mein Vater ging wütend ins Wohnzimmer.
„Oh nein, meine Hand, aua, aua!“, schrie sie.
Diesmal dachte mein Vater, es wäre ernst, denn sie kam mit Ketchup bekleckert zu ihm. Ich wusste sofort, dass sie log. Mein Vater ging wieder wütend weg und verzog sich in sein Arbeitszimmer.
„Oh nein, oh nein! Papa, Papa, hilf mir!“
Diesmal ignorierte mein Vater sie. Doch ich verstand, dass es ernst war, dafür kannte ich meine Schwester zu gut. Ich bat meinen Vater um Hilfe und versuchte, ihn zu überreden. Aber er wollte nicht. Also musste ich allein an die Sache ran und meine Schwester retten, doch die Hilfe kam zu spät. Meine Schwester war schon in Ohnmacht gefallen. Sie lag in der Küche auf dem Boden. Ich rannte zu ihr und schaute sie an. Dann schaute ich mich um, doch nichts war zu sehen, kein Feuer, nichts. Ich kitzelte sie, da zuckte sie und ich trat schnell einen Schritt zurück. Sie stand auf mit einem weißen Gesicht. Plötzlich schrie sie mich an und fing dann an zu lachen. Erst war ich wie unter Schock, dann begann ich zu weinen. Die nächsten zwei Wochen redeten mein Vater und ich kein Wort mit ihr.
Liebe in Dosen
Schade, dass es keine Dosen gibt, in denen Liebe steckt. Die du aufmachen könntest und eine heiße Liebe-Luft käme heraus, die du einatmest. Und dann würdest du den Jungen anschauen, in den du verliebt bist, und es in sein Gesicht pusten, damit er sich sofort in dich verlieben würde. Dieser Junge ist ein ganz prachtvoller Junge, diesen Jungen bekam bisher keiner, weder ein Mädchen, noch ein anderer Junge. Dieser eine besondere Junge ist wahnsinnig hübsch, reich und intelligent dazu – was will man mehr! Er ist aber auch komisch, weder schaut er jemanden an, noch spricht er mit einem, er ist nur auf seine Schule konzentriert. Ja, ich liebe diesen Jungen. Und dann stolpere ich plötzlich und falle in seine Arme. Wir sind Nase an Nase. In genau dem Moment rüttelt mich meine Mutter an der Schulter.
„Wach auf!“, sagt sie. „Du bist schon viel zu spät dran.“
Ich ziehe mich an, wasche mein Gesicht und überlege dabei, ob ich so einem Jungen jemals begegnen oder wenigstens in einem Traum diese Begegnung vollenden würde. Ich gehe in die Schule und kann es nur hoffen …
Fliegen I
Fliegen im Himmel.
In der Luft fliegen.
Fliegen ist schön
und dabei auch noch zu schweben.
Fliegen II
Mein Vater ist reich,
er und ich lieben es zu fliegen.
Manchmal fliegen wir durch die Stadt
und manchmal auch, um Spaß miteinander zu haben.
Ein junges Mädchen lebt mit seiner Stiefmutter in einem Schloss. Der Vater ist vor kurzem gestorben, die Mutter ist schon lange tot. Das Mädchen fühlt sich ganz allein. Die Stiefmutter behandelt es, als sei es eine Putzfrau. Unter Drohungen putzt es jeden Tag, jede Stunde, jede Sekunde dieses Schloss. Das Mädchen hat keine andere Wahl. Eines Tages, als es im sonnigen Garten die Wäsche aufhängt, kommt eine Fee angeflogen. Die Fee merkt gleich, dass das Mädchen sehr müde und erschöpft ist, deshalb zaubert sie ihm sofort ein Glas kaltes Wasser. Das Mädchen freut sich über die Fee, doch die verschwindet auf der Stelle, sobald es das Wasser getrunken hat.
Am nächsten Tag geht das Mädchen hinaus in die Sonne, um die getrocknete Wäsche zu versorgen. Plötzlich ist die Fee wieder da. Sie sieht sofort, dass das Mädchen keine Kraft mehr hat, um alles abzuhängen, deshalb zaubert sie die Wäsche in den Korb und verschwindet gleich darauf.
Zwei Tage später geht die Stiefmutter auf einen Ball, den der Prinz gibt. Natürlich muss das Mädchen zuhause bleiben. Traurig geht es in den sonnigen Garten, beobachtet von der Fee. Als diese sieht, wie traurig das Mädchen ist, zaubert sie ihm eine riesige Kutsche mit einem schönen Kleid herbei. Das Mädchen geht zum Ball und kommt voller Freude wieder zurück. Doch am nächsten Tag muss es wieder putzen. Es geht raus, um nach der Fee zu schauen, aber die kommt nicht. Das Mädchen lernt mit der Zeit, dass sie nur bei sonnigem Wetter kommt und wenn es sehr, sehr traurig ist. Da versteht es endlich, dass man sich nicht immer auf jeden verlassen kann.
Wie schön wäre es, wenn eine Rosenblüte nicht welken würde, wenigstens eine einzige Blüte. Aber nein, sie muss ja zusammenschrumpeln und vertrocknen. Diese Rose weiß nicht einmal, wie wichtig sie für mich ist. Obwohl ich sie gieße und jeden Morgen und Abend an ihr rieche, damit sie nicht traurig ist und welkt. Aber die Gedanken, die ich mir um die Rose mache, und die Dinge, die ich für sie tue, die sind umsonst. Sie hört nicht auf mich, sie versteht mich nicht und sie spürt meine Gefühle für sie nicht. Würde die Rose sich nur öffnen und mit mir sprechen und sich nicht zwischen die anderen Blüten verdrücken! Ich würde so gerne das Problem der Rose wissen. Doch leider hat sie keinen Mund und keine Zunge. Hände hat sie auch nicht, um es mir zu schreiben. Aber was würde es bringen? Denn auch wenn die Menschen Blatt und Stift haben, schreiben sie nicht und zerknüllen diesen Brief, weil sie nicht wissen, wie wichtig es ist, Dinge aus dem Inneren herauszulassen. Das verstehen die Menschen nicht, so wenig wie zerrissenen Stoff. Wieso zerreißt dieser Stoff? Er weiß es selbst auch nicht. Wieso zerreißt er, weil er einmal hängenbleibt? Nein, dieser Stoff weiß es wirklich nicht. Niemand weiß es. Jeder und jede ist ahnungslos. Alle sind nur verzweifelt und traurig. Jeder trägt eine Last mit sich und niemand ist glücklich und zufrieden damit, kein einziger.
Spinnen
Es ist sehr warm, für meine Freunde und mich ist es ein Spinner-Tag. Heute werden wir spinnen, egal wie, egal wann, egal wo. Vielleicht gehen wir heute zum Freibad und spinnen dort oder wir gehen einfach nur raus auf die Straße. Aber bevor ich ausgehe, bereite ich mich vor. Ich ziehe etwas Leichtes an, etwas Durchsichtiges mit Mustern, das aussieht wie ein Spinnennetz. Jeder von uns zieht so etwas an, denn wir gehen auf eine Spinnenjagd …
Ich sitze und starre das Meer von Nahem an. Ich schaue weit hinaus und suche nach der Freiheit, nach der Gerechtigkeit. Ich mache meine Augen zu und rieche die Luft. Der Geruch kommt mir bekannt vor. Verschmutzt und ausgenutzt. Nichts Neues, nicht erfrischend. Ich stehe auf und drehe mich um und schaue in die Vergangenheit, wie schön es damals war.
Jeder ist zufrieden mit etwas. Jeder tanzt und lacht und ist mit seiner Familie glücklich. Nur ich, ich bin es nicht. Ganz allein bin ich in mir drinnen, ich rede mit keinem, erzähle es niemandem, weil keiner diesen Schmerz wie ich fühlen kann, ihn nicht verstehen kann. Deshalb versuche ich, es aufzuschreiben. Und immer, wenn ich darüber schreibe, schmerzt mein Herz und ich verstehe, dass es mir gut tut.
Ich verabschiede mich von meiner besten Freundin und laufe zum Bahnhof. Ich liebe Freitage, denn da fahre ich jedes Mal zu meiner Tante und meiner Cousine, also zu meiner Familie, nach Saarbrücken. Ich sitze im Zug und freue mich auf den Abend, denn dafür hatte ich schon mit meiner Cousine Pläne gemacht. Wenn ich ankomme, dann gehe ich zu ihr und wir gehen aus – die ganze Nacht durch! Ich freue mich aber nicht nur auf meine Familie, sondern auch auf meinen Freund. Das heißt, Freund kann man eigentlich nicht sagen, aber ich nenne ihn so, denn es ist jemand, den ich liebe und er mich. Die ganze Zeit schon habe ich mir überlegt, was wir machen werden, wenn wir ausgehen. Ich hoffe, dass mein Freund nicht arbeitet, sonst wäre meine Freude nur noch halb so groß. Meine Cousine meint, er sei nicht der Richtige für mich. Sie denkt, er nutzt mich nur aus. Vielleicht denke ich insgeheim genauso darüber, aber ich will es nicht an mich heran lassen, weil ich zu sehr verliebt bin.
Endlich angekommen, steige ich mit einem breiten Lächeln aus dem Zug aus. Am Bahnhof wartet schon meine Tante, sie umarmt und küsst mich. Wir lachen und reden, ich habe sie wirklich sehr vermisst. Bei meiner Oma zu Hause angelangt, verbringe ich sehr viel Zeit mit den beiden, und als ich bemerke, wie spät es ist, will ich mich schnell auf den Weg zu meiner Cousine machen. Sie wohnt nur zehn Minuten entfernt, deshalb nehme ich mir vor, zu Fuß zu gehen. Ich trage roten Lippenstift auf und kämme mir die Haare glatt. Unterwegs sehe ich viele Freunde und verplempere so meine Zeit. Als ich endlich bei meiner Cousine ankomme, steht sie schon aufgeregt und ungeduldig vor der Tür. Aber als sie mich sieht, vergisst sie alles und umarmt mich so fest, dass ich keine Luft bekomme. Wir gehen los, lachen und reden dabei. Einmal fragt sie mich, wie meine Beziehung läuft, aber ich sage ihr nichts und wechsle schnell das Thema. Erst als wir schon vor dem besten Café in der Stadt stehen, fällt mir ein, dass ich meinen Freund noch gar nicht angerufen habe. Ich versuche, ihn zu erreichen, doch er nimmt nicht ab. Ich versuche positiv zu denken und gehe ins Café. Plötzlich sehe ich nichts mehr, weil sich zwei Hände auf meine Augen legen. Erschrocken drehe ich mich um und sehe meinen Freund. Sobald ich mich von dem Schreck, den er mir eingejagt hatte, erholt habe, freue ich mich riesig und umarme ihn. Was für ein wundervolles Gefühl, als meine Lippen seine spüren, als ich seinen Geruch wahrnehme! Es kommt mir so vor, als sei ich in einem Traum. Ich will ihn nicht loslassen, keine einzige Sekunde, denn ich habe solche Angst, dass ihn mir jemand wegnehmen würde. Ich vergesse alles um mich herum, sogar meine Cousine. Ich rede und lache mit ihm, wir gehen zusammen aus dem Café, spazieren Hand in Hand durch die Straßen. Meine Hände sind feucht vor Aufregung, ich zittere, mir wird warm, mein Herz schlägt so schnell, dass ich glaube, es hören zu können. Es ist so unglaublich, als wäre ich eine andere. Ich erkenne mich selbst nicht mehr. In meinen Gedanken gibt es nur noch ihn und mich. Aber natürlich habe ich auch Angst, Angst davor, wovor viele Mädchen sich fürchten. Er ist so ein netter Junge, einer der immer lacht und andere zum Lachen bringt. Vielleicht liebe ich ihn deshalb, ich weiß es nicht. Aber das kann auch andere dazu verführen, ihn mir wegnehmen zu wollen. Ich denke immer positiv und bin sehr gutmütig, aber wenn sich ein Mädchen einmischen sollte, dann werde ich mich selbst nicht wiedererkennen. Ich habe es nicht verdient, betrogen zu werden, auch nicht, wenn dieses Mädchen hübscher ist als ich, wenn sie groß, schlank und blond ist. Dieses Mädchen wäre ihm näher als ich es sein kann, denn sie wäre von hier und könnte jederzeit bei ihm sein. Das könnte ich ihm nicht bieten, weil ich viel zu weit weg wohne. Für ihn würde ich sogar nach Freiburg ziehen, aber nur wenn er mich noch genauso wie jetzt lieben und immer noch ständig an mich denken würde. Der Gedanke, ihn zu verlieren macht mir Angst. Ich liebe ihn viel zu sehr. Das darf eigentlich nicht sein, nein, das geht doch gar nicht! Doch, wenn man von ganzem Herzen liebt, dann schon. Niemand kann so etwas verstehen, wenn man es nicht selbst erlebt hat, wenn man nicht ebenfalls von ganzem Herzen jemanden liebt. So wie ich, und ich werde niemals aufgeben und ihn loslassen. Ich will es schaffen, mit ihm zusammen zu bleiben. Ich werde ihn lieben, ganz gleich, ob meine Cousine doch recht hat. Ich brauche ihn! Und ich hoffe, er wird es sehen und zu mir stehen. Es ist egal, dass eine gute Freundin von ihm meine Feindin ist und meine Cousine nicht an ihn glaubt und ihm vertraut. Ich werde ihn lieben, so lange es geht, von ganzem Herzen.
Die Liebe zum Baum
Es war einmal ein Mädchen, das war ganz blass. Es dachte immer an einen verwitterten Baum, der verbrannt werden sollte, damit an der Stelle ein Sonnenstudio hinkommt. Doch das Mädchen liebte den Baum so sehr, dass es sich an ihn kettete, so dass sie ihm nichts tun dürfen. Seine beste Freundin Lara holte ihm Essen und Trinken, damit es weder verdurstete noch verhungerte. Es blieb dort ein Jahr um des Baumes willen. Als das Jahr um war, kamen die Männer zusammen mit dem Präsidenten Obama.
Er sagte: „Geh da weg!“
Das Mädchen schrie: „Niemals!“
Obama fragte: „Und wenn wir ihn umpflanzen?“
„Ok“, meinte es.
Nach einer Weile war das Sonnenstudio erbaut. Doch eine gewisse Zeit später sollte der Baum wieder umgepflanzt werden, weil eine Tankstelle dahin sollte. Also wurde der Baum vor das Haus des Mädchens gepflanzt. Als es neunzehn Jahre alt wurde, zog es aus. Es besuchte ihn jeden Tag. Der Baum war schon alt, aber er war ein seltener. Man merkte es daran, dass er schon 200 Jahre alt war und so jung wie drei aussah.
Eines Tages, als das Mädchen ihn wieder einmal besuchen wollte, erschrak es. Der Baum war weg. Rowdys waren dort gewesen und hatten die ganze Straße verwüstet. Das Mädchen weinte bitterlich.
Nach zwei Jahren, als es einundzwanzig war, da nahm es den Beruf an, den es am meisten hasste. Das hätte keiner gedacht, dass es nun selbst Bäume fällt!
Was ich nie machen wollte
Ich wollte nie dumme Leute kennen lernen, die mich beleidigen, weil sie einen dann nicht mehr in Ruhe lassen können.
Das Gefühl „Stolz“
Eines Tages hatte ein Junge ein tolles Gefühl. Er hatte eine gute Note geschrieben. Er dachte an die Farbe Gelb, denn er mochte sie, weil sie ihm an diesem Tag stand. Das Gefühl roch nach verdientem Eis, es sah strahlend aus. Es hörte sich wie Lob an und es fühlte sich toll an. Der Junge sagte: „So ein toller Tag!“
Das Haus
Es gab einmal ein Haus, das stand ganz allein. Eines Tages gingen zwei kleine Jungs hinein, sie wollten unbedingt wissen, was dort drin war. Als sie umher gingen, sahen sie nur kaputte Wände. Als sie wieder raus gehen wollten, ist etwas Merkwürdiges passiert: Sie landeten im Keller. Die beiden wunderten sich. Als plötzlich eine andere Tür wie aus dem Nichts erschien, landeten sie im Krankenhaus. Da wunderten sie sich erst recht. Sie gingen weiter, da sahen sie einen alten Freund, der im Sterben lag. Sie riefen, aber dann merkten sie, dass es eine Illusion war. Sie waren trotzdem traurig. Da sprach das Haus: „ Ihr wolltet mich erkunden, so wendet sich das Blatt!“
Die zwei Jungen fanden endlich eine Tür nach draußen, aber sie wussten nicht, dass sie noch immer in dem Haus waren. Es war nur eine weitere Illusion.
Im Urlaub
Kristin ging mit ihrer Familie in den Urlaub. Als sie spazieren ging, sah sie etwas Glitzerndes in der Erde stecken und schaufelte es frei. Es war ein Ring, aber daneben sah sie eine Hand. Sie erschrak, eine Leiche war dort! Kristin meldete es der Polizei, die sich bedankte. Denn die Leiche des Opfers wurde seit einem Jahr gesucht. Kristin bekam den Ring des Opfers. Nach zwei Wochen wusste die Polizei auch, wer der Täter war. Es war Kristins Vater, der ein Jahr zuvor dort gewesen war. Kristin erlitt einen Schock. Ihr Vater ein Mörder? Niemals! Die Familie reiste sofort ab. Sie wollten alles vergessen.
Daheim angekommen, ging Kristin ins Zimmer ihres Vaters. Dort fand sie seinen Geldbeutel und ein Taschenmesser und im Geldbeutel steckte sein Ausweis. Kristin erlitt einen neuen Schock: Ihr Vater gab sich als jemand anderes aus! Sie zeigte den Ausweis der Mutter, doch die zerriss ihn. Als sie zusammen die Sachen des Vaters durchsuchten, fanden sie einen Brief mit einem Foto. Im Brief stand: Hey Baby, die Nacht war schön. Da ist noch ein Bild von mir. Vergiss die Nacht nie!
Kristins Mutter platzte vor Wut. Aber nach einem Jahr hatten es alle vergessen, nur Kristin nicht. Als sie erwachsen wurde, schrieb sie ein Buch darüber.
Der Teppich
Es war ein dreckiger Teppich, derjenige, auf dem stand: Sei verflucht! Alle Leute, die einmal darauf standen, starben oder sind von Moskitos genervt worden und zwar jeden Tag! Einmal trat ein Mädchen auf ihn. Sie bemerkte schockiert, wie dreckig er war und zog die Schuhe aus. Sie hatte aber noch zwei weitere Paar Schuhe an und so trickste sie den Tod aus.
Die Monster
Es waren Monster aus den tiefsten Abgründen. Jeder, der sie sah, kam nie wieder. Als eine Gruppe von Ghostbustern ankam, wollten sie die Monster gefangen nehmen. Es waren 1,45 Meter große Spinnen! Sie wurden aber besiegt, denn die Ghostbuster hackten ihnen jedes einzelne Bein ab. Weil die Spinnen daran starben, war die Stadt gerettet. Und so lebte die Stadt Bikini Bottom in Ruhe und Frieden.
Der Frosch
Ein Frosch, der sehr tollpatschig war, hüpfte herum, ohne aufzupassen. Dann sprang er gegen einen Stein und brach sich das Bein. Zwei Tage später war das Bein geheilt, aber der Frosch weinte immer noch.
Ein Kind, eine Blüte und ein gemeinsamer Traum
Ich kenne Lara seit vielen Jahren. Als ich sie kennenlernte, lebte sie in New York. Naja, eigentlich kenne ich Lara nicht persönlich! Sie ist schließlich nur eine Brieffreundin, die ich noch nie getroffen habe. Jedenfalls lebte sie damals in New York, was sie aber seit ihrem zehnten Lebensjahr bereute. Von jenem Tag an wusste sie, dass sie nicht dorthin gehört!
Es war der 15. Mai 1985, es war ein sehr schöner Tag, denn die Sonne schien und alles, was blühen konnte, blühte. Es war auch ein ganz besonderer Tag, denn sie hatte Geburtstag. Mit einer Riesenbegeisterung und jeder Menge Vorfreude auf die Geschenke zog sie sich an, ging ins Bad und anschließend runter in ihren ziemlich kleinen Garten. Und schon war ihre Freude dahin geflogen, denn nun stand sie wieder in der Realität. Sie war umgeben von grauen Hochhäusern, fast alle ohne Gärten und wenn es welche gab, waren sie entweder klein oder sie wurden nicht gut gepflegt. Vor ihr lag diese große, endlose und dreckig graue Hauptstraße. Wie oft hatte sie sich schon gewünscht, in einem wunderschönen Einfamilienhaus mit ihrer Mom, einem Dad und Geschwistern am Meer oder an einem See zu leben. Doch dies ging leider nicht, denn seitdem ihr Vater bei einem Autounfall ums Leben gekommen war, hatten sie kaum Geld, sie konnten sich einfach nichts Besseres leisten, also lebte sie Tag für Tag in dieser schmutzigen und stinkenden Umgebung.
Als sie gerade wieder ins Haus gehen wollte, sah sie eine zerquetschte Blume auf dem Boden liegen, fast wäre sie auch noch darauf getreten. Sie hob sie auf und starrte sie an, ihr fiel auf, wie sehr sie selbst dieser einsamen zertretenen Blume ähnelte. Denn seitdem ihr Vater tot war, fühlte sie sich, als würde ein Teil von ihrem Herzen fehlen, als ob sie von einer grauen Welt festgehalten würde und niemand ihr helfen könnte. Sie fühlte sich hilflos und schwach, genauso wie diese Blume, denn diese Blume hatte auch einmal ein wunderschönes Leben, doch dann wurde sie im Stich gelassen und achtlos zertreten. Nun lag sie da, niemand kümmerte sich um sie und eine Familie hatte sie erst recht nicht. Genau wie Lara wünschte sich diese Blume bestimmt, einmal mehr von dieser Welt zu sehen, das Gefühl zu haben, frei und wieder ganz zu sein. Auch dieser Blume fehlte ein Teil, sie brauchte Wasser und Erde als Nahrung, denn Pflanzen leben genau wie wir Menschen. Lara und ich sind der gleichen Meinung, wir sollten schauen, wohin wir laufen und gehen, damit Lebewesen nicht durch uns ihren Lebensraum und sogar ihr Leben verlieren.
Lara nahm die Blume mit ins Haus, um ihr zu helfen, so wie sie jedem half außer sich selbst. Sie wollte, dass die Blume zurück ins Leben gerufen wird, dass wenigstens eine von ihnen beiden ihren Traum verwirklichen kann. Lara nahm die Blume und stellte sie in eine Vase mit frischem und kühlem Wasser. Sie freute sich schon auf den Anblick, wenn die alte zertretene Blume wieder ihre gewohnte Haltung annehmen würde: Nämlich gerade und unversehrt! Dann ging Lara ins Esszimmer, um ihre Überraschung, die sie jedes Jahr zu ihrem Geburtstag bekam, zu empfangen, doch das Esszimmer war leer. Sie war enttäuscht und dachte, dass ihre Mutter ihren Geburtstag bestimmt vergessen hätte. Also ging sie wieder hoch in ihr Zimmer und begann mit den Hausaufgaben, denn wie immer in den Ferien hatte sie einen ganzen Stapel von Blättern bekommen, den sie innerhalb der zwei Wochen durcharbeiten musste, um das Erlernte nicht zu vergessen.
Als sie nach zwei Stunden gerade fertig war, kam ihre Mutter zur Tür hinein. Vor Freude rannte Lara die Treppen hinunter, um ihre Mom zu begrüßen. Sogleich nahm diese sie in die Arme und entschuldigte sich, dass sie Lara heute Morgen nicht die gewohnte Überraschung bereitet hatte. Sie gingen zusammen ins Wohnzimmer, und als sie sich setzten, gab ihre Mutter ihr einen Brief. Lara war überrascht, denn einen Brief als Geburtstagsgeschenk hatte sie noch nie bekommen. Sie öffnete den Umschlag, um hinein zu schauen. Sie fand eine Halskette und einen Brief, in dem stand:
Liebe Lara,
ich weiß, das ist jetzt nicht DIE große Überraschung, die du dir zu deinem zehnten Geburtstag erhofft hast, aber ich habe meine Gründe. Diese Halskette habe ich von meiner Mutter zu meinem zehnten Geburtstag bekommen, sie bedeutete mir einmal sehr viel, doch jetzt bist du an der Reihe, sie zu tragen. Sie hat mir in meinem Leben sehr viel geholfen, egal ob es bei einer schweren Arbeit war oder bei Problemen zu Hause. Diese Kette hat mir auch nach dem Autounfall deines Vaters geholfen, weiter zu leben. Ich weiß, wie schwer es dir fällt darüber zu reden, aber du sollst wissen, dass ich immer für dich da bin und du mit mir über alles reden kannst.
Doch der eigentliche Grund, wieso ich dir einen Brief schreibe, ist, dass ich für dich deinen lang ersehnten Traum wahr machen möchte. Ich weiß wie sehr du es leid bist hier zu leben, auch wenn du immer so tust, als hättest du keine Probleme, und immer fröhlich scheinst. Deshalb habe ich mich entschlossen, mit dir von hier weg zu gehen, weit weit weg, vielleicht nach Griechenland, auf eine Insel oder in eine andere Stadt, wir werden dorthin hinziehen, wofür unser Geld reicht, wo es dir gefällt und ich einen gut bezahlten Job finde.
Ich hoffe, diese Überraschung ist mir gelungen, und ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass du glücklich bist.
In Liebe, deine Mutter.
Mit tränenverschmiertem Gesicht wandte Lara sich zu ihrer Mutter, der Brief hatte sie so berührt, dass sie kein Wort heraus brachte. Ganz langsam sagte sie: „Danke, danke für alles, danke dass du immer für mich da bist und mich ohne Worte auch verstehst, danke dass du meine Mutter bist. Ich liebe dich. Und ja, ich würde liebend gern mit dir einfach weg von hier gehen, weit weg, nur du und ich, dass ist mein größter Wunsch und mein einziger.“
Lara und ihre Mutter saßen Arm in Arm auf dem Sofa und heulten, Lara konnte ihr Glück kaum fassen und freute sich riesig auf das neue Land, die neue Sprache und das glückliche Leben, das sich bis jetzt immer nur in ihren Träumen abgespielt hatte.
Als sie zwei Monate nach ihrem Geburtstag in ihrem Zimmer stand und es noch ein letztes Mal vor der Abreise begutachtete, fiel ihr die Blume wieder ein, die sie gerettet hatte. Sie suchte sie überall, konnte sie aber nicht finden. Sie stolperte die Treppen hinunter und rannte in die Küche, wo ihre Mutter gerade den Bioeimer aufmachen wollte, um ihre heiß geliebte Wunderblume wegzuschmeißen. Gerade so konnte sie ihre Blume vor einer erneuten Enttäuschung bewahren. Sie nahm sie sanft in Papier gewickelt mit in ihre neue Heimat.
Ihre Mutter und sie hatten sich auf ein neues Leben in Griechenland eingestellt, wo sie nah am Strand ein kleines, aber schönes und gemütliches Häuschen, das nicht all zu teuer war, kauften.
Nichts ist wie es scheint
Ich bin ich, und ich saß hier auf meiner Lichtung, in meinem kleinen, aber zauberhaften Wald. Ich saß hier nicht alleine, denn neben mir war Caroline. Sie ähnelt mir sehr, doch ist sie verschieden. Wir sind nicht verwandt, doch sind wir unzertrennlich. Wir sind nicht wie die anderen in unserem Alter, wir gehen nicht in die Schule und waren auch noch nie auf einer, wir wissen nicht einmal, wie so etwas aussieht. Wir lernen von Abenteuern, aus der Natur und unserer Umwelt.
Es war ein herrlicher Abend, alles war ruhig, der Himmel klar und die Sterne leuchteten auf uns herab. Aber doch war es anders, anders als sonst, doch ich wusste einfach nicht wieso. Wir hatten Vollmond und in den Nächten des Vollmondes liege ich immer hier auf der Waldlichtung mit Caroline. Ich mache das, weil ich mich von ihm angezogen fühle, doch an jenem Tag war in mir nur Leere, eine einzige Stille. Nichts war, wie es sonst war! Ich fühlte mich bedrängt, mir wurde ganz heiß und kalt zu gleich, ich spürte, wie der Schweiß an meinem Rücken herunter floss. Ich hatte keine Ahnung mehr, was ich machte, doch ich wusste, ich musste los, ich wusste einfach, dass es so weit war, doch warum, das konnte ich nicht sagen!
Caroline hielt mich fest, sie wusste, dass irgendetwas nicht stimmte, doch ich sagte keinen Ton und beruhigte sie schließlich, indem ich meinte, dass alles in Ordnung sei und sie sich keine Sorgen machen müsse, ich müsse einfach mal eine Weile allein sein!
Also lief ich los, immer tiefer und tiefer in den Wald hinein. Ich konnte zwar meine eigene Hand nicht mehr vor Augen sehen, doch ich wusste, ich muss weiter und immer weiter laufen. Ich wusste es wartet irgendwo hier, also ließ ich mich von meinem Instinkt leiten.
Ich kam auf eine Waldlichtung, ich kannte diese Lichtung, aber ich wusste nicht woher! Doch was war das? Ich konnte meinen Augen nicht trauen, war es wirklich er? Derjenige, der meinen Vater auf dem Gewissen hat? Nein, das konnte nicht sein! Doch dann ging er los, immer tiefer in den Wald hinein. Heimlich und fest entschlossen lief ich so schnell ich konnte hinterher. Ich musste meinen Verstand ausschalten, schließlich war er mein Feind!
Nach fast zwei Kilometern blieb er plötzlich wie aus dem Nichts stehen und ich rannte ihm fast in die Arme. Ich wusste immer noch nicht, was ich da eigentlich tat, vielleicht wollte ich ihn angreifen oder auch nicht! Zumindest hatte ich keine Ahnung, was ich da machte. Doch mir war klar, ich musste jetzt auf mein Herz hören!
Nun stand er nicht weit entfernt vor mir. Ich glaube ich war in meinem ganzen Leben noch nie so aufgeregt wie in jenem Augenblick. Ich zitterte und meine Hand wurde ganz feucht, was geschah bloß mit mir?
Er trat einen Schritt auf mich zu und dann noch einen weiteren und dann noch einen, bis er dicht vor mir stand. Er nahm meine kalten, aber plötzlich ganz warmen Hände in seine und begann zu reden. Er entschuldigte sich, doch ich wusste nicht genau für was, bis er anfing mir die Situation zu erklären. Er berichtete mir von dem Tag, an dem mein Vater starb, er erzählte auch von meiner Freundin Caroline, doch ich konnte nichts dazu sagen, ich brachte keinen Ton heraus. Und er sprach immer und immer weiter, er sagte auch, dass er nicht der Täter war, er aber versucht hätte, den Mord zu verhindern. Doch Caroline sei stärker gewesen und hätte meinen Vater dann von der Klippe gestürzt. Das letzte, was er von meinem Vater gehört hatte, war sein Schrei!
Mich überkam ein Schwall von Trauer und Leere, und ich wusste nicht, was ich tun sollte, doch dann fing ich einfach an zu weinen. Noch nie hatte ich mich so mies gefühlt, in mir brodelte ein Hass auf alles. Aber ich merkte auch, ich war nicht allein, denn ich hatte ihn. Er war derjenige der sich die ganze Zeit über wirklich Sorgen um mich gemacht hatte, und er war auch derjenige der mich liebte, ich wusste es genau, ja, ich war sicher, dass er die Wahrheit gesagt hatte. Und ich wusste plötzlich auch, dass ich ihn liebte. Nun begriff ich endlich, wieso ich ihm gefolgt war und zwar allein. Jetzt verstand ich den ganzen Sinn! Das letzte, was ich spürte und hörte, war sein sanfter Kuss, der mir zu sagen schien, das sei wahre Liebe und den wahren Feind hätte ich bekämpft …
Doch nichts ist, wie es scheint!
Es kommt viel zu schnell, und schon ist es wieder vorbei
Ich sitze am Bahnhof, höre Musik und bin ganz in meine Gedanken versunken, als plötzlich ein Junge vor mir steht. Doch er steht mit dem Rücken zu mir gedreht, ich weiß nicht, was ich von ihm halten soll.
Der Zug kommt und ich steige ein, setze mich auf einen leeren Platz. Schon wieder ist der Junge vor mir, aber diesmal sitzt er und ich kann sein Gesicht sehen. Die ganze Zeit über muss ich ihn anschauen, aber ich weiß nicht wieso. Vielleicht sind es seine blauen Augen, sein pechschwarzes Haar oder sein toller Körper. Es ist wie in einem Traum, einem wundervollen Traum, der niemals enden soll.
Die Fahrt ist vorbei, ich muss austeigen, blicke noch ein letztes Mal auf den Jungen und denke, wie schnell ist diese eigentlich endlose Zugfahrt vorbei!
Der Traum vom Fliegen
Lara ist ein ängstliches kleines Mädchen, sie träumt seit sie ihren Vater verloren hat vom Fliegen. Sie träumt, frei wie ein Adler zu sein, ganz schwerelos durch die Lüfte zu schweben. Immer wenn sie in ihrem Bett liegt und an die Decke starrt, muss sie an ihren verstorbenen Vater denken. Sie überlegt, wie es wohl wäre, wenn sie einfach zu ihm fliegen könnte, ihn einfach besuchen könnte, damit sie wieder einmal bei ihm sein könnte, damit sie seine Wärme spüren und sich wieder ganz fühlen kann. Denn ohne ihren Vater fehlt etwas in ihrem Leben. Sie fühlt sich leer und ist auch in der Schule unkonzentriert.
Ihr größter Traum vom Fliegen wird niemals in Erfüllung gehen, das weiß sie!
Eine Frau namens Fink
Frau Fink lebte seit ihrer Geburt in Amerika. Sie konnte nie in Urlaub fliegen, da sie nicht genügend Geld besaß. Aber sie wollte auch gar nicht verreisen, weil sie jede freie Minute, die sie hatte, ihrem Spinnrad widmete. Sie liebte es über alles zu spinnen, egal was und wo.
Sie hatte sich damals, als sie das Spinnrad bekam, so gefreut, dass sie am ersten Tag die ganze Zeit durch spann. Sie weiß nicht, woher sie diese Begabung hat, aber sie weiß, sie wird niemals etwas anderes machen wollen.
Was sie nie machen will!
Leonie ist fünf Jahre alt. Sie hat drei ältere Schwestern, die älteste ist schon sechzehn und hat einen Freund. Seit Leonie ihn kennen gelernt hat, weiß sie, sie will niemals einen Freund haben. Denn immer, wenn sie vom Kindergarten nach Hause kommt, sieht sie, wie ihre Schwester und deren Freund rumknutschen. Leonie findet das total ekelhaft und jedes Mal denkt sie: Wääääääh, wie kann man nur!
Das kommt davon, wenn man in die Großstadt reist!
Ich lebe mit meinen Eltern in einem kleinen Dorf in England. Dieses Jahr hatten wir einen ganz besonderen Familienausflug geplant. Wir wollten alle unbedingt in eine Großstadt, da wir noch nie eine gesehen hatten. Doch dann kam alles anders!
Am 6. Juli ging’s los. Wir standen alle früh am Morgen auf, um rechtzeitig am Flughafen zu sein und unseren Urlaub in New York antreten zu können. Meiner kleinen Schwester Mary fiel nach zwanzig Minuten Autofahrt ein, dass sie ihren Teddy vergessen hatte. Da sie erst vier Jahre alt war, bestand sie darauf, noch einmal nach Hause zu fahren. Meine Eltern waren dagegen und taten alles, damit sie zu quengeln und zu heulen aufhörte. Aber letztlich beschlossen sie doch nachzugeben. Also fuhren wir wieder nach Hause. Ich war jetzt schon genervt!
Endlich waren wir am Flughafen angekommen. Doch eine Durchsage verschlechterte die Aussicht auf einen tollen Urlaub. Es wurde angekündigt, dass der Abflug wegen schlechter Sicht um zwei Stunden verschoben werden würde! Der Flug selbst ging ohne weitere Probleme vorüber und um 18.00 Uhr kamen wir dann glücklicherweise an. Wir waren alle total k. o. Nun war es die Aufgabe meiner Eltern, ein Taxi zu organisieren, was nicht gerade einfach war, da alle besetzt waren. Jetzt hieß es wieder warten. Es vergingen zwei Stunden, dann wurden daraus drei, und nach miesen dreieinhalb Stunden hatten wir keine Lust mehr. Wir beschlossen, uns in einem Hotel einzuquartieren, das am Flughafen lag. Nach einer weiteren halben Stunde hatten wir endlich ein gutes gefunden. An dem Abend fielen wir alle vier todmüde ins Bett!
Der nächste Tag brach an und ich freute mich eigentlich auf ein tolles Frühstück und das Getümmel der Großstadt. Doch als wir hinunter in den Speisesaal gehen wollten, da wurde uns gesagt, dass sie erst einkaufen gehen müssten, da sie nicht darauf eingestellt waren, dass Gäste zum Frühstücken kommen würden. Ich war geschockt, ich kannte so etwas nicht, schließlich ist es üblich, dass es etwas Essbares gibt. Also packten wir unsere Sachen und verließen das Hotel, um nach dem Frühstück unser ursprünglich gebuchtes aufzusuchen. Zum Essen gingen wir in ein Café, und das verlief zum ersten Mal gut. Anschließend suchten wir den Informationsschalter am Flughafen, um den genauen Anfahrtsweg heraus zu finden. Doch dort erfuhren wir, dass es dieses Hotel gar nicht gab. Der Angestellte erklärte uns, dass wir höchstwahrscheinlich auf einen Betrüger hereingefallen waren und er leider nichts für uns tun könne. Wir fragten, ob es nicht irgendwo ein gutes Hotel gäbe, das nicht allzu viel kosten würde. Der Mann versuchte alles, doch musste er uns letztendlich sagen, dass es nirgends mehr einen freien Platz gäbe. Doch er hatte eine Idee. Er schlug uns vor, dass wir bei ihm in seinem Mietshaus wohnen dürften, aber wir mussten ihm versprechen, nichts kaputt zu machen und am Ende alles so zu hinterlassen, wie es vorher war. Wir nahmen das Angebot natürlich dankend an, da wir ja nicht umsonst hierher gekommen sein und den Flug bezahlt haben wollten, ohne etwas gesehen zu haben.
Ich sitze in meinem brandneuen Cabrio. Ich liebe dieses Auto, es ist einfach ein unglaubliches Gefühl, wenn man damit über die Landstraße rast und den Wind in den Haaren und im Gesicht spürt. Es ist ein Gefühl von Freiheit! Freiheit, die ich sonst nirgends spüren kann. Ich fühle mich dann frei und unabhängig. Ich wünsche mir dann auch, dass die Zeit stehen bleibt!
Ein Abenteuer
Schon seit Langem lebe ich mit meinen Eltern am Meer und wie jeden Tag waren sie zur Arbeit gegangen. Ich saß auf meinem Bett und überlegte mir, was ich an diesem schönen sonnigen Tag machen könnte, als meine Schwester ins Zimmer platzte. Ich schreckte hoch, als ich sah, dass sie mir heulend entgegenkam. Ich nahm sie in den Arm und fragte sie, was sie hätte und wieso sie weinen würde. Schluchzend erzählte sie mir, dass sie eine Sandburg bauen wollte und sie dabei auf einmal gemerkt hätte, dass ihr heißgeliebter Ring weg sei, und sie fände ihn einfach nicht mehr. Nun heulte sie noch mehr! Ich war entsetzt über diese Neuigkeit, weil ich ihr genau diesen nicht gerade billigen Ring zum Geburtstag geschenkt hatte. Sofort tröstete und beruhigte ich sie und sagte ihr, dass es nicht so schlimm sei und ich ihr gleich beim Suchen helfen würde. Also gingen wir zum Strand, um gemeinsam danach zu suchen.
Es vergingen Stunden und wir hatten ihn immer noch nicht gefunden. Irgendwann kam meine Mom zu uns und fragte, wieso wir so verzweifelt aussähen. Ich berichtete ihr von Anfang an. Sie fing mitten in meiner Erklärung an zu lachen. Ich wusste nicht, wie mir geschah und fragte sie mit ruhiger Stimme, wieso sie lachen würde. Als sie mir dann sagte, dass der Ring gar nicht weg sei, war ich ganz baff. Natürlich wollte ich wissen, wie sie auf so etwas kommt. Sie berichtete mir, dass Lisa, meine jüngste Schwester, ihr heute Morgen den Ring als Glücksbringer mitgegeben habe. Jetzt war ich zwar erleichtert und entzückt wegen der Fürsorge meiner Schwester, aber auch ziemlich sauer, da ich noch viel für die Schule zu lernen hatte!
Delfine!
Ein Delfin namens Clear wollte die Welt entdecken. Clear war ein schlauer Delfin, der sich nicht so einfach fangen ließ. Doch eines Tages, als Clear in der Nähe eines Hafens war, da passierte es. Ein Netz, das am Grund lag, wurde plötzlich hochgeholt. Eigentlich war es gar nicht die Absicht des Fischers, einen Delfin zu fangen, doch da Clear schon im Netz war, dachte er sich, ein Delfin weniger würde bestimmt niemandem schaden. Also ließ der Fischer Clear töten.
Der tote Delfin landete nach einiger Zeit auf dem Fischmarkt in Ludwigsburg, wo es eigentlich nicht erlaubt war, Delfine oder Wale zu verkaufen. Die Polizei war in diesen Angelegenheiten sehr gründlich und kontrollierte auch an jenem Samstag. Da der Fischer nicht sehr umsichtig war und keine Ahnung von dieser Regel hatte, war es einfach, ihn zu schnappen. Schließlich musste er eine Geldstrafe von 5000,- Euro bezahlen, die als Spende an eine Organisation für Delfine ging. Der Fischer versprach, dass er so etwas nie wieder tun würde.
Einsam
Das Gefühl, das ich mir ausgesucht habe, ist weiß und hat keinen Geschmack. Ja, es hat wirklich keinen Geschmack, genau wie Wasser! Es riecht genauso, wie wenn es im Sommer regnet, ganz angenehm und frisch. Es sieht aus wie ein verlassener Regentropfen, der sich verirrt hat und nicht weiß, was er machen soll. Dieses Gefühl hat keine Stimme und ist ganz ängstlich und lässt niemanden an sich heran. Es fühlt sich kalt und nass an, irgendwie abstoßend, weil es seine Ruhe haben möchte. Dabei fühlt sich dieser kleine Regentropfen einfach nur einsam!
Das eine Blatt
Es war einmal ein Mädchen. Es hatte Streichhölzer in der Hand und war allein im Wald. Es war schon nach Mitternacht. Das Mädchen zündete acht Streichhölzer an und nahm dann ein Blatt vom Boden. Es wollte dieses Blatt verbrennen. Doch es fing kein Feuer, sondern bleichte nur in kürzester Zeit ganz seltsam aus. Das Mädchen bekam Angst, jetzt wurde ihm plötzlich klar, es war völlig allein hier und schnell rannte es weg. Es wollte nach Hause, aber das ging nicht mehr. Denn der Wald, in dem es war, war ein Ringwald. Und ein Ringwald hört nie auf. Das Mädchen blieb bis in alle Ewigkeit dort drinnen, bis es starb. Und als es starb, lag das Blatt neben ihm. Das Gesicht des Mädchens war so bleich wie das Blatt.
Was ich schon immer machen wollte
Ich wollte schon immer fliegen. Dann muss man nicht immer so viel laufen. Zaubern wollte ich auch schon immer. Denn dann kann man viele Sachen erreichen und auch bekommen.
Was ich nie machen wollte
Ich will niemals in Afrika leben, weil dort fast jeden Tag Kinder sterben. Ich wollte auch niemals schlecht in der Schule sein, doch das bin ich jetzt leider ein bisschen.
Ich will auch nicht, dass meine Familie und meine Freunde jemals sterben. Aber sterben werden wir leider alle einmal.
Adler
Der Adler fliegt. Und landet auf dem Marktplatz. Alle Menschen haben Angst vor ihm. Aber nach einunddreißig Minuten verschwindet er plötzlich. Und kein Mensch hat ihn wieder gesehen. Denn der Adler war tot.
Das Feuer
Es ist Sommer. Familie Stein macht den Grill auf der Terrasse an. Alle Verwandte sind eingeladen und auch ein paar Bekannte. Als die Familie dann mit dem Grillen anfangen wollte, hat sich Mario, der Sohn, am Feuer verbrannt. Und dann musste er mit einem Verband versorgt werden. Nach einer Stunde tat es nicht mehr weh, und Mario konnte essen.
Das Herz eines Mädchens ist zerbrochen. Ihr Freund ist gestorben. Immer wenn das Mädchen in den Bus steigt, denkt sie an ihren Freund, weil sie früher gemeinsam mit diesem Bus fuhren. Ihr Herz ist so zerbrechlich, weil sie ihren Freund mehr als ihr eigenes Leben geliebt hat.
Samira ist immer sehr traurig. Viele wissen das nicht, nur ihre Schwester und ihre beste Freundin. Samira will ihren Freunden nicht sagen, dass sie immer sehr fertig und traurig ist. Weil sie weiß, dass ihre Freunde Mitleid mit ihr haben, wenn diese wissen, dass Samira traurig ist und das will sie nicht. Samira ist zwar ein trauriger Mensch, aber sie will, dass alle nur glücklich sind, deshalb versteckt sie ihre Gefühle in ihrem Herzen.
Samira ist dreizehn Jahre alt. Sie hatte vor ungefähr einem Jahr einen Freund. Er hatte damals mit ihr Schluss gemacht. Samira war und ist immer noch sehr verletzt. Drei Tage, nachdem er mit ihr Schluss gemacht hatte, war er mit Samiras bester Freundin zusammen. Samira war am Boden zerstört, sie war traurig und eifersüchtig. Sie liebte ihn immer noch. Als die beiden dann Schluss gemacht hatten, war Samira trotzdem traurig und enttäuscht von ihrer Freundin. Ein halbes Jahr verging und dann war Samiras Exfreund mit ihrer Schwester zusammen. Jetzt hatte Samira Mitleid mit sich selbst. Sie blieb verletzt und einsam. Nachdem bei den beiden auch Schluss war, war Samira immer noch traurig, verletzt und enttäuscht. Nun war sie eifersüchtig und voller Hass auf ihre eigene Schwester und ihre beste Freundin. Jetzt, in diesem Moment, sind Samiras Exfreund und ihre Schwester doch wieder zusammen. Und Samira hat so einen schlimmen Hass auf alle drei, dass sie sich rächen will. Leider weiß sie nicht wie. Heute noch ist sie am Boden zerstört. Die beiden sind ja immer noch zusammen. Und eigentlich hasst Samira ihren Exfreund, weil sie ihn liebt.
Samira hatte einen Freund. Sie gingen Hand in Hand am Strand entlang. Es war Abend und niemand außer dem süßen Pärchen war dort. Die Sonne ging langsam unter. Samiras Freund hatte einen Ring dabei, er nahm ihn und bückte sich. Sie selbst bückte sich auch. Ihr Freund sprach: „Schatz, diesen Ring begrabe ich hier im Sand und wenn ich einmal sterbe, dann will ich, dass du diesen Ring findest und ihn trägst.“ Samira gab ihm einen Kuss und sie gingen weiter.
Ein halbes Jahr später war ihr Freund tot. Samira war am Boden zerstört. Sie ging eines Tages zum Strand, dorthin, wo sie immer mit ihrem Freund gelaufen war. Sie ging und weinte dabei. Sie war barfüßig und plötzlich bemerkte sie etwas Hartes unter ihrem Fuß. Sie bückte sich und grub mit den Händen. Sie fand den Ring, den ihr Freund damals vergraben hatte. Aber es war noch ein Zettel dabei, auf dem stand: Samira, es tut mir leid, ich werde Selbstmord begehen, weil ich eine Affäre mit deiner Freundin hatte. Ich wollte es dir nicht sagen, weil du dann traurig bist.
Samira war tief enttäuscht und weinte. Sie zog den Ring an, nahm den Zettel und beging Selbstmord am Meer. Nicht wegen ihrem Freund, sondern weil sie so naiv gewesen war!
Lisa war draußen mit ihrer Freundin. Sie musste um 22.00 Uhr zu Hause sein, doch leider hatte sie den letzten Bus verpasst. Sie bekam Angst, weil es langsam dunkel wurde. Ihre Freundin war inzwischen nach Hause gegangen. Lisa wartete nicht auf den zweiten Bus, sie lief einfach los.
Unterwegs sah sie drei Männer, die waren alle besoffen. Einer sprach sie an. Lisa hatte Angst. Alle kamen auf sie zu und einer von ihnen packte sie und zog sie ins Gebüsch. Lisa schrie nur. Er wollte sie vergewaltigen. Er zog an ihren Leggings, doch Lisa hielt sie fest und die Leggings wurden zerrissen. Lisa konnte sich nicht mehr wehren, sie hatte keine andere Wahl. Er vergewaltigte sie und ließ sie anschließend dort liegen.
Der Unfall
Eliya ist neunzehn Jahre alt und hat seinen Führerschein vor Kurzem bekommen. Er ist draußen mit seinen Freunden und will ihnen allen zeigen, wie er fährt. Also steigen alle ins Auto ein, Eliya ist der Fahrer. Er fährt eigentlich ganz gut – bis die Wendeplatte kommt. Er schafft es nicht zu wenden und hat leider einen kleinen Unfall gebaut.
Rasen
Ich werde langsam taub, alle gehen an mir vorbei, ich höre laute Schritte und sie werfen Sachen auf den Boden! Meine Familie ist schon tot. Aber ich möchte noch am Leben bleiben. Es ist sehr warm draußen, es kommen Kinder zum Spielen. Sie achten nicht darauf, dass es Lebewesen auf dem Rasen gibt. Ein Junge rennt zum Ball und zertritt meinen Freund. Ich gehe so schnell aus dem Weg, wie ich kann. Es ist gemein, dass die Menschheit nicht darauf achtet, dass es noch Ameisen wie mich auf dem Rasen gibt. Wenn es so weiter geht, werde ich mich selber umbringen!
Schrecklicher Urlaub
Es war schon die zweite Woche der Sommerferien, es hatte 33°C und ich lag auf dem Balkon. Meine Eltern hatten sich getrennt und ich lebte bei meiner Mutter in Münster. Mein Vater hatte uns verlassen, als ich vier Jahre alt war. Ab und zu schaute ich mir ein altes Foto von ihm an, darauf war er 33 Jahre alt. Jetzt war er ungefähr 42 und lebte in Spanien in einer großen Stadt. Auf dem Foto sah er sehr jung aus, er hatte blonde Haare und war dünn.
Ich war inzwischen 16 Jahre alt und freute mich schon auf eine Reise zu meinem Vater. Ich war gespannt, wie er jetzt aussah und ob ich Halbgeschwister hatte.
Als es endlich so weit war, packte ich meinen Koffer, fuhr zum Flughafen und flog zu ihm. Vom Flughafen in Spanien nahm ich dann ein Taxi. Als wir am Ziel ankamen, bemerkte ich, dass die Wohnlage nicht sehr gut war. Überall krabbelten Käfer und Insekten, es hat gestunken und war eklig. Als ich an die Tür klopfte, machte ein kleiner schwarzer Junge auf. Ich fragte, ob ein Mann namens Christoph dort sei. Der Junge verstand wohl ein bisschen Deutsch, denn er sagte auf Spanisch „ja“ und brachte mich zu ihm.
Als ich vor ihm stand, wollte ich nicht glauben, dass das mein Vater war. Voller Piercings und Tattoos! Er war dick und dreckig. Ich fragte ihn, ob er mich noch kennt. Er sagte nein, und das gab mir den Rest. Jetzt hatte ich wirklich Grund genug, am nächsten Tag wieder nach Hause zu fliegen. Dabei hatte ich mich so auf den Urlaub gefreut! Aber ich wusste ja vorher nicht, was dort auf mich zukommen würde. Von da an war mir mein Vater echt egal!
Verstecken mit Jakob
Wir spielten Verstecken mit unserem Freund Tom. Ich heiße Jakob Carlo und mein Bruder heißt Jakob Carlos. Und jedes Mal passierte das Gleiche: Tom ruft „Jakob gefunden“ und wir zeigen uns beide. Da war das Spiel nach kurzer Zeit beendet.
Spinnen, was ist das?
Es gibt verschiedene Bedeutungen für SPINNEN. Eine Person kann spinnen. Die Spinne als Tier usw. Die Personen spinnen alle gleich, es gibt keine Person, die mehr als die andere spinnt. Bei den Spinnen ist es anders, es gibt verschiedene Spinnen, z.B. Wespenspinnen, Vogelspinnen, normale Spinnen, braune Laufspinne, Brückenkreuzspinne, Fettspinne und noch viele mehr. Wenn eine Spinne einen Menschen beißt oder sticht, erscheint meistens ein Streifen am Bauch und er muss sofort verarztet werden. Wenn Frauen eine Spinne sehen, fangen sie meistens an zu spinnen. Deswegen krabbeln die Spinnen dann lieber weg, bevor das Spinnen der Frauen noch schlimmer wird!
Zum Glück nur ein Traum
Eine Zeit lang war mein Leben eine einzige Katastrophe. Ich träumte nur noch von Spinnen. Im ersten Traum krabbelten sie unter meinem Bett herum und auch darüber. Mit einem Schock wachte ich sofort auf und atmete laut ein und aus. Ich wusste natürlich, dass es nur ein Traum war, aber trotzdem suchte ich unter meinem Bett nach Spinnen. Wie gedacht, fand ich zum Glück keine. Am nächsten Tag wollte ich eigentlich nicht schlafen gehen, weil ich Angst hatte. Deswegen rief ich meine Freundin Q an, damit sie bei mir übernachtete. Doch es nützte nichts, ich schlief ein und träumte wieder von den schrecklichen Tieren. Diesmal waren sie auf meinem Körper und schauten mich an. Ich wollte aufstehen und schreien, doch ich merkte, irgendetwas stimmte nicht mit mir. Ich konnte mich nicht bewegen und plötzlich kamen die Spinnen immer näher und näher. Sie waren schwarz-orange. Ich bewegte mich und versuchte meine Augen zu öffnen und es klappte. Ich sprang auf und schrie so laut, dass Q zu mir ins Zimmer rannte. Sie brachte mir ein Glas Wasser und ich beruhigte mich. Im dritten Traum war eine Spinne auf dem Bauch von meinem Freund Quaresma. Ich wachte panisch auf, mit richtigem Herzrasen und Tränen im Gesicht, dass mir sogar die Luft wegblieb. Ich konnte einfach nicht mehr und wollte gar nicht mehr schlafen gehen. Auf einmal erinnerte ich mich wieder. Als ich klein war, sagte eine Frau zu mir: „Wenn du größer bist, wirst du drei Mal spinnen vor Spinnen“.
Ich verstand den Satz damals nicht und antwortete: „Ich hasse die Zahl drei!“ Und ich rannte weg. Ich erinnerte mich dann auch noch, dass alles am 03.03.2009 geschehen war. Der 3.3.! Und 3 mal 3 ist 9! Es war mir alles zu unheimlich und ich schaute auf die Uhr, um zu sehen, wie spät es war – es war 03.03 Uhr! Nach diesen drei Tagen kam nie wieder irgendetwas mit Spinnen in meinen Träumen vor.
Nur dich brauche ich
Ich schaue dich Tag und Nacht an
früh und spät
wenn es hell und dunkel ist
morgens und abends
heute, morgen und für immer
denn ich liebe dich so sehr
dass ich dich anschaue
bis meine Augen anfangen zu brennen.
Ich will nur noch dich und keinen anderen
denn nur du kannst mich zum Lachen bringen
du bist der Mensch, der mich glücklich machen kann
du bist der Mensch, dem ich mein Herz schenke
du bist der Mensch, den ich liebe.
Das Schönste, was man verschenken kann, ist sein Herz
Ich wollte schon immer meiner Familie mit etwas Außergewöhnlichem danken für das, was sie für mich mein ganzes Leben gemacht haben. Mit etwas, das es auf der Welt nicht gibt, was aus meinem Herzen kommt. Doch leider weiß ich nicht was. Reicht ein Kuss? Reicht ein Blumenstrauß? Reicht ein Dankeschön? Ich glaube nicht! Das reicht nicht. Das ist nicht außergewöhnlich. Das kann jeder Mensch besorgen. Ich reiße für meine Familie mein Herz aus und schenke es ihnen. Das ist das Schönste, das ich für sie tun kann. Ich liebe dich Papa, Mama, Matthias, Maria, Georgia und Kristian.
Was ich nie machen will …
Was ich nie machen will. Hm ... das ist schwer zu sagen. Ich möchte nie meine Familie verletzen, ich möchte nie etwas Schlechtes werden, ich möchte nie etwas machen, was nicht gut für mich und meine Familie ist. Nie möchte ich meine Familie zum Weinen bringen, denn meine Familie ist das Wichtigste in meinem Leben. Auf meiner Liste in meinem Herzen steht auf dem ersten Platz der wichtigste Mensch in der ganzen Menschheit. Nicht nur für mich, sondern für alle Menschen auf der ganzen Welt ist dieser Mensch der wichtigste. Auf dem ersten Platz ist Gott. Gott ist mir wichtiger als meine Familie, denn ohne ihn wären wir alle nicht auf dieser Welt. Auf dem zweiten Platz ist meine Familie, ohne meine Familie würde ich keinen Spaß haben, kein normales Leben führen und viele andere Sachen nicht tun können, die mir wichtig sind. Danach, nach diesen zwei vergebenen Plätzen, kommt alles andere. Nicht mein Leben ist das Wichtigste, sondern Gott und meine Familie.
Zeiten, die ich nie vergessen werde
Diesen einen Brief werde ich nie vergessen. Es war ein Brief, den nicht jeder bekommt. Er war von meinem Kumpel Jasson. Wir waren die besten Freunde, unzertrennlich waren wir. Ich öffnete den Brief und darin stand:
Hey Susey,
wie geht’s es dir? Ich möchte dir etwas sagen, aber ich konnte es nicht persönlich tun, weil ich nicht möchte, dass du weinst. Du weißt, dass ich nicht gut mit meinen Eltern auskomme und ich nicht weiter bei ihnen leben möchte. Deswegen komme ich in ein Kinderheim in Sheffield. Ich kann dich leider nicht mehr sehen, weil ich seit zwei Tagen nicht mehr zu Hause, sondern bei meiner Tante Gina bin. Wenn du möchtest, kannst du mich besuchen. Ich würde mich auf einen Besuch freuen. Zum Abschluss habe ich dir eine Rose geschenkt, ich hoffe, die Blüten sind nicht zerquetscht. Ich werde unsere Zeiten nie im Leben vergessen.
PS: Die Rose habe ich dir nicht nur geschenkt, weil ich gehe. Sondern auch, weil ich mich in dich verliebt habe.
Das stand in dem Brief, und während ich es gelesen habe, flossen mir die Tränen hinunter, denn ich hatte mich auch in ihn verliebt und ich bereute es, ihm das nicht gesagt zu haben. Ich werde ihn auf jeden Fall besuchen und mit seinen Eltern reden. Und auf jeden Fall sollten sie ihn auch besuchen, denn sie sind seine Eltern und nicht irgendwelche fremden Menschen. Ich fing richtig an zu weinen und wollte mich hinsetzen, weil mir schwindelig wurde. Als ich mich hinsetzte, war die Rose unter mir, sie wurde zerquetscht, und der Stoff meines Kleides zerriss. Das war das Kleid, das mir Jasson gekauft hatte. Dieser Tag war der schlimmste in meinem ganzen Leben. Zuerst zerquetschte ich die wunderschöne Blume, dann zerriss mein wunderschönes Kleid und dann zerknitterte ich den Brief und warf ihn aus dem Fenster.
Nie wieder alleine zu Hause!
Ich heiße Quaresma und bin neun Jahre alt. Früher hatte ich nie an Geister oder Sonstiges geglaubt, denn Geister, Aliens und Dämonen gibt es nicht! Aber seit jenem einen Tag glaube ich daran.
Es fing alles an, als ich alleine zu Hause war. Meine Eltern waren bei der Arbeit. Es war inzwischen schon 19.13 Uhr und dunkel. Ich wusste nicht, ob es mir nur so vorkam oder ob es wirklich so war, ich hörte jedenfalls Geräusche, die aus dem Keller kamen. Ich traute mich nicht, hinunter zu gehen, weil es schon so dunkel war. Ich hatte einfach nur noch Angst und ging von der Küche ins Wohnzimmer. Dort schaltete ich den Fernseher ein und schaute mir einen Actionfilm an, doch plötzlich wechselte der Sender von ganz alleine vom 11. auf den 13. Kanal. Da war ein Mann zu sehen, der eine Frau erhängte. Ich bekam Angst und schrie nach meiner Mutter, doch leider war sie nicht zu Hause. Ich nahm das Telefon und rief sofort meinen Vater an.
„Papa, komm bitte nach Hause, hier passieren schreckliche Sachen. Bitte beeil dich!“, sagte ich, doch mitten im Satz fiel der Strom aus. Ich fing an zu weinen und betete zu Gott, dass mir nichts passieren sollte. Ich ging in die Küche mit einer Taschenlampe, aber die Batterie ging nach dreizehn Minuten aus. Ja genau, nach dreizehn Minuten, ich schaute gerade auf die Uhr! Ich fand das sehr unheimlich. Alles hatte mit der dreizehn zu tun, die ich hasse: die Uhrzeit, der Kanal und dreizehn Minuten. Ich holte mir Kerzen und zündete sie Wohnzimmer an. Zum Glück hatten die Geräusche inzwischen aufgehört. Ich bekam nichts mehr mit, weil ich auf dem Sofa einschlief. Aber nach kurzer Zeit weckten mich Geräusche, die diesmal aus meinem Zimmer kamen. Auf dem Weg dorthin sah ich einen Schatten an der Wand und eine Tür knallte zu. Ich rannte sofort wieder zurück ins Wohnzimmer, und schon vom Flur aus sah ich die Kerzen auf dem Boden, obwohl ich sie vorhin auf den Tisch gestellt hatte. Jetzt wollte ich nicht mehr zu Hause bleiben und ging zu meinem Nachbarn, um Hilfe zu holen. Doch als wir wieder ins Haus gehen wollten, brannte es. Mein Nachbar schrie: „Das Haus, das Haus, es verbrennt!“ Wir riefen sofort die Feuerwehr und die Polizei an.
Es stellte sich heraus, das der Nachbar ein ehemaliger Bewohner von unserem Haus war, der dort seine Schwester lebendig begraben hatte. Und die Leute von der Feuerwehr, die mich bei dem Brand fragten, wo meine Eltern seien, die hatten damals noch so ganz nebenbei gesagt: „Heute ist Freitag, der dreizehnte.“
Ecken in einer Kugel?
Mein Freund Jacob, meine Freundin Juci, meine große Schwester Mary und ich waren im Urlaub. Ich traute mich nicht richtig, ins Wasser zu gehen, weil ich Angst hatte, dass etwas passiert. Deswegen holte ich mir eine große hohle Kugel aus Plastik, die wie ein riesiger Ball war. Es hat sehr viel Spaß gemacht, damit im Wasser zu sein. Wir wechselten uns immer ab. Als nächstes ging Mary rein. Und rollte sich in der Kugel auf dem Wasser. Als sie raus kam, war ihr richtig schlecht. Sie hat trotzdem gelacht. Jacob wollte, dass ich mit ihm zusammen rein gehe. Ich ging auch mit ihm rein und kam mit blauen Flecken wieder raus, weil es zu zweit zu eng da drin in der Kugel war, aber es hat trotzdem Spaß gemacht. Ich würde es auf jeden Fall wieder tun. Als letzte war Juci dran. Es sah so aus, als würde sie nach etwas suchen. Wir wussten aber nicht was, denn da drin gab es nichts. Als sie nach ein paar Minuten wieder raus kam, fragten wir sie, nach was sie gesucht hätte. Sie antwortete: „Ich hab nach den Ecken gesucht.“ Wir fingen an zu lachen, bis wir umfielen.
Frau und Mann – füreinander geschaffen
Ringe sind für Frau und Mann erschaffen worden. Sie sind ein Zeichen, dass die Frau und der Mann sich lieben. Nur damit kann man einer Frau beweisen, dass ein Mann sie liebt. Es gibt Ringe, die ineinander passen. Das heißt, die Liebe wird bis zum Tod halten, der Mann und die Frau sind füreinander geschaffen.
Leben ist eine Aufgabe
Leicht ist das Leben nicht. Man hat die Aufgabe, Menschen glücklich zu machen. Das Leben ist kein Kinderspiel. Jede Sekunde ist ein Risiko. Wenn ein Mensch sein Leben Gott schenkt, wird ein neuer Mensch geboren, den Gott auf die Welt bringt. Jeder muss sein Leben genießen, denn Gott verschenkt nur gutes Leben.
Gruseliger Urlaub
Am Strand ist es immer am schönsten, da ist es warm und schön. Meine Mutter hat sich gebräunt und mein Vater war mit meinem kleinen Bruder im Wasser. Ich wollte ein bisschen mit meiner Cousine im Hotel spazieren gehen. Dort stand auf einem Plakat:
GESUCHT! AMELIA JACK gesucht! Keiner weiß, ob sie noch lebt oder nicht! Als letztes hatte sie eine rote Hose an mit einem gelben Top! Sie hatte eine lilafarbene Tasche und eine schwarze Sonnenbrille! Bitte Bescheid sagen, wenn sie jemand sieht! Lebendig oder tot! Bescheid sagen unter 01234-56789, DANKE!
Das stand auf dem Plakat. Wir bekamen richtig Angst und gingen wieder zurück. Wir sagten es natürlich nicht meinen Eltern, sonst würden sie uns nicht mehr alleine lassen. Am nächsten Tag gingen wir spazieren und gingen zu Bergen. Da war keine einzige Menschenseele. Wir wussten nach einer Weile auch nicht mehr, wo wir waren. Ich hatte ziemlich Angst und hielt die Hand von meiner Freundin. Plötzlich fing es zu stinken, nach Toten hat es gestunken. Ich sagte sofort zu meiner Freundin, dass wir weggehen sollten. Wir versuchten, wieder den Weg zu meinen Eltern zu finden, aber wir gingen die ganze Zeit nur im Kreis. Als ob wir in einem Ring gefangen seien! Ich hatte zum Glück mein Handy dabei und schaute in meiner Tasche nach, ob ich meinen Geldbeutel auch eingepackt hatte. Ich hatte ihn dabei und suchte nach einer Visitenkarte mit der Nummer der brasilianischen Polizei. Ich fand sie aber doch nicht in meinem Geldbeutel, sie lag bestimmt im Hotelzimmer. Also liefen wir weiter und riefen ganz laut um Hilfe. Aber es kam immer wieder nur ein Echo zurück. Plötzlich fanden wir ein zur Hälfte vergrabenes Messer. Wir nahmen es und es war voller Blut. Wir wollten wissen, ob dort noch etwas anderes war und gruben tiefer und immer tiefer. Auf einmal sahen wir eine Hand, aber wir dachten, es sei eine Plastikhand und gruben immer tiefer. Bis wir einen ganzen Körper erkennen konnten. Wir erschraken und rannten sofort weg. Nach drei Stunden waren wir endlich wieder am Strand und erzählten alles meinen Eltern. Wir riefen die brasilianische Polizei an, und sie kamen so schnell sie konnten. Wir sagten ihnen, dass wir eine Leiche gefunden hatten und dass sie bei den Bergen vergraben sei. Wir fuhren mit der Polizei dorthin und es stellte sich heraus, dass die Leiche Amelia Jack war. Seitdem ging ich nie wieder allein an Orte, die ich nicht kenne.
An einem Mittwochabend hörte ich meine Nachbarn streiten. Ich wusste nicht genau, warum sie sich stritten, doch ich wusste, dass meine Nachbarin Ninios ihren Mann Witchet betrog. An seiner Stelle könnte ich ihr nicht verzeihen. Ich bin eng mit meinen Nachbarn befreundet, denn ich übernehme jede Woche den Kehrdienst für sie. Plötzlich hörte ich etwas fallen. Ich glaubte, es sei eine Vase. Ich bekam Angst und ging in mein Zimmer. Die Probleme anderer sollten mich mit meinen zwölf Jahren nicht interessieren. Am nächsten Tag, als ich in die Schule ging, da sah mich Witchet und fragte mich, ob ich die Kehrwoche wieder übernehmen könnte und er gäbe mir 20,- €. Als ich dann dort sauber machte, fegte ich die Scherben in der Wohnung zusammen, wusch den Schmutz ab und stopfte die Löcher in der Wand mit Watte. Die Löcher waren entstanden, weil der Mann von Ninios vor lauter Wut auf die Wand eingeschlagen hatte. Als ich fertig war, ging ich in den Keller, um zu schauen, wo Witchet war. Als ich unten war, kam das Unglaubliche an den Tag. Die Leiche von Ninios war unter einem Stuhl. Ich rannte sofort wieder hoch und sagte es meinen Eltern. Als sie es erfuhren, wollten wir nicht länger bei dem Mann wohnen und zogen um. Nie wieder übernahm ich die Kehrwoche.
Angst
Das Gefühl ist orange und weiß. Es schmeckt scharf und brennt auf der Zunge. Den Geruch kann man nicht beschreiben, denn dieser Geruch kommt nur hervor, wenn man das Gefühl erlebt. Es sieht aus wie der Teufel. Und kann fliegen. Es hört sich wie ein Monster an und fühlt sich scharfkantig und dornig an.
Ich fliege für Gott im Himmel. Ich bin das zweite Ich der Toten. Ich bin das Tier der Liebe. Ich jage Menschen keine Angst ein. Ich mache sie glücklich.
Ein Ehepaar gibt sich das Jawort und kommt aus der Kirche heraus. Solange sie dort heraus gehen, sind wir im Käfig gefangen. Ich bin nicht alleine, meine Freunde sind auch noch dabei, denn eine allein reicht nicht. Wir sind das Symbol der Liebe. Das Ehepaar hält sich fest an den Händen und lässt uns dann frei. Wir fliegen hoch und wünschen ihnen auf unsere Art viel Glück und Gesundheit. Es gibt uns in Weiß, Schwarz und noch in anderen Farben. Wir vor der Kirche sind weiß und wir sind wunderschön. Wir sind Tauben, das Symbol der Liebe.
HDL
ich hab dich lieb
du bist mein Stern
obwohl du spinnst
hab ich dich gern
Ran an die Buletten
Im Sommer gehen viele dünne Leute joggen. Manchmal laufen sie um die Wette und sagen: „Auf die Plätze, fertig, los!“
Bei den dickeren Leuten heißt es meistens: „Ran an die Buletten!“
Wahre Liebe
immer wenn ich dich sehe
muss ich dich sehr lange anschauen
ich schaue dich so lange an
bis meine Augen anfangen zu brennen
Fliegen
Fliegen ist das Schönste für die meisten Menschen. Doch für mich ist es das Schlimmste! Meine Flug- und Höhenangst ist ein Problem. Ich wünschte, das sei anders. Die schönste Art zu fliegen ist die Art der Engel. Die schönen weißen Flügel, die schönen Kleider, die sie dabei anhaben und die ganze Art ist einfach das Schönste. So zu fliegen, könnte ich mir vielleicht noch vorstellen.
Einige von Simon Husters Geschichten sind Auszüge oder Anfänge von Romanprojekten, die im zeitlichen Rahmen der Schreibwerkstatt nicht fertiggestellt werden konnten, sie brechen deshalb mitten im Geschehen ab.
Ich war das erste Mal am Meer und sehr aufgeregt. Meine Schwester und ich rannten schon voraus über den Parkplatz. Als ich den ersten Sand entdeckte, schlüpfte ich aus den Schuhen und warf sie auf den Boden, um den Sand mit den Füßen zu fühlen. Ein wunderbares Gefühl! Ich zog mich schnell hinter einer hohen Grasböschung um und stürzte dann los in Richtung Wasser. Es war zwar eiskalt, doch nach der Hitze und Trockenheit erfrischend. Dann ging ich wieder aus dem Wasser und holte mir mein Handtuch an dem Platz, an dem meine Eltern den Schirm aufgebaut hatten. Meine Schwester wollte jetzt erst baden gehen. Da beschloss ich, den Strand entlang zu wandern und ihn zu erkunden. Vielleicht sah ich Krabben oder andere Tiere. Während ich das dachte, stieß mein großer Zeh gegen etwas Spitzes und Scharfes. Fluchend ging ich in die Knie, um zu schauen, was das war.
Da! Es glitzerte und steckte fest im Sand. Ich grub tiefer und holte das scharfkantige Ding aus der Erde. Es war ein Messer. Und was für eines! Es sah aus wie in einer Fantasy Story. Sofort rannte ich zu meiner Schwester und zu meinen Eltern, um den Dolch – wie ich inzwischen erkannt hatte –, zu zeigen. Die staunten nicht schlecht! Ich setzte mich auf mein Handtuch im Sand und betrachtete ihn genauer. Hinten am Griff war ein Drachenkopf mit geöffnetem Maul. Der Griff selbst war pechschwarz mit roten Streifen. Die Klinge beeindruckte mich am meisten. Sie sah zwar normal aus, doch einen Dolch einfach so zu finden, war nicht normal. Ich beschloss, ein Buch zu schreiben, da der Dolch meine Fantasie angeregt hatte.
Die letzte Schlacht
Splitternd und krachend kam die riesige Kutsche an der Stelle auf, wo er gerade noch gelegen hatte. Geistesgegenwärtig stürzte er durch die völlig zertrümmerte Stadt, die urplötzlich von Halbtrollen gestürmt worden war. Er war nur ein billiger Infanterist mit Schwert und Schild. Beides hatte er im Kampf verloren. Jetzt hieß es, sein nacktes Leben zu retten.
Im Rennen schlitzte er sich versehentlich an einem verborgenen Metallteil den Arm auf. Er achtete nicht auf den pochenden Schmerz, sondern hastete weiter. Wie sollte er vor Einbruch der Nacht Yagamata erreichen? Er stolperte weiter. Die Stichwunden beachtete er ebenfalls nicht.
Er erreichte ein kleines trostlos dastehendes Wäldchen. Dort gönnte er sich die erste Rast und besah seinen geschundenen Körper. Er war überall mit Blut verschmiert. Doch das meiste stammte nicht von ihm.
Plötzlich merkte er, dass ihm ein Dolch geblieben war. Er dachte nicht daran, sich mit ihm zu verteidigen. Nein, wenn er diese Welt verlassen würde, dann durch seine eigene Hand. Seine gesamte Familie war im Kampf gefallen. Seinen kleineren Bruder hatte er sterben sehen. Er war wütend, dass er feige weggerannt war. Voller Schuldgefühle und Zorn stach er den Dolch in seine Brust. Langsam zusammen sinkend dachte er an seinen Vater …
Nick, Julien und ich hatten das alles schon ewig geplant. Unseren Eltern hatten wir Reiseangebote der Lufthansa vorgelegt. Bis spät in die Nacht hatten wir vor den PCs gesessen, um diesen Tag zu planen.
Die Abreise nahte und das wohl schwierigste Unterfangen bei der Sache : die Sicherheitskontrolle. Der Geheimdienst M-16 hatte uns zwar VIP-Pässe erstellen können, doch die Waffen waren das Problem. Die Glock 17 mussten wir auf jeden Fall durchbringen. Aber drei 12-Schuss Pistolen mit jeweils fünf Magazinen vom Typ „Desert Eagle“, das würde schwer werden, da die Planung verhältnismäßig schnell gehen musste. Es war keine Zeit übrig gewesen, genaue Informationen über den Sicherheitscheck der VIP Abteilung zu beschaffen. Deshalb hatten wir drei jeweils eine Flash Granate am Gürtel. Flash Granaten hauten einen um. Meistens wurde man von dem Schlag der Druckwelle bewusstlos.
Heute war der entscheidende Tag vor der Abreise. Wenn wir erst im Flugzeug säßen, würde der restliche Teil der Mission ein Klacks werden. Nick war der Schlaueste, er war der Technikfreak von uns dreien. Julien – unverzichtbar als Waffenexperte! Er hatte einen Raum mit Waffen, Munition und Schutzwesten für sich. Allerdings nur in der Zentrale. Und ich? Ich spielte in unserem Team … na ja, eigentlich entwickelte ich meistens die genialen Pläne. Ich dachte mir die Strategien und Vorgehensweise aus. Am PC und mit Waffen kannte ich mich gut genug aus, um mithalten zu können.
Nun ja, der schwarze Jeep, der uns abholen sollte, stand pünktlich vor dem Gartentor.
„Die Taxis sehen ja komisch aus“, sagte Dad. „Man erkennt sie gar nicht als Taxis.“
„Also gut, wir sehen uns in zwei Wochen wieder, Dad!“
„Passt auf euch auf und macht keine Dummheiten“, sagte Mom nervös. Dann gab sie mir einen Kuss auf die Stirn und ließ mich endlich gehen.
Nick, Julien und ich stürmten auf das Auto zu, rissen die Türen auf und quetschten uns zu dritt auf die Ledersitze. Der Fahrer, ein Schwarzer mit Securitybrille, raste los in Richtung Flughafen. Er kurvte gelassen und Kaugummi kauend zwischen den vielen Taxis hindurch. Da fragte ihn Julien plötzlich: „Haben Sie noch Kaugummi?“
Der Angesprochene sagte nur kurz: „Hier!“ Er warf eine neue Packung Kaugummi nach hinten. Nick fing sie geschickt auf.
Funkstille
Im Schatten zwischen zwei Häusern war es völlig still. Doch es regte sich etwas: ein Kaninchen im Alter von zwei Jahren, mit weißem Fell, zwei hellbraunen Ohren und einem braun umrandeten Auge. Es saß dort und wartete. Überprüfte ab und zu die Luft nach Gerüchen. Ihm war unwohl. Nicht, weil es ein Kaninchen mitten im Zentrum einer Großstadt war. Nein! Dieses Kaninchen hatte keine Angst. Es wollte nur weg. Keinen Käfig, keine Menschen. Das wollte es alles nicht mehr sehen. Es würde seinen Kanincheninstinkten folgen und hier rausfinden. Vielleicht würde es auf andere Kaninchen oder Hasen stoßen. Es wollte einfach losrennen, raus hier! Es spitzte die Ohren, suchte nach Gerüchen und rannte los.
Wolken
Hoch über den Wolken schwebte die Golden Hindt. Sie war ein großes Frachtluftschiff. Mein Mutterschiff. Ich war das sanfte Schaukeln, die knarrenden, ächzenden Metallträger gewöhnt. Ich liebte es. Ich war hier oben geboren worden. Festen Boden war ich nicht gewöhnt. Jeden Winkel und jede Ecke kannte ich. Auf der Brücke, beim Kapitän schaute ich immer interessiert zu. Ich glaubte, die Golden Hindt fliegen zu können. Ich war klein für vierundzwanzig Jahre, deshalb durfte ich mich als erster mit den Tauen hinunter in den Hafen schwingen und mein geliebtes Schiff festmachen. Ich wurde auch für andere Aufgaben ausgewählt. Hier war ich geboren, hier würde ich auch sterben. Doch das lag noch weit voraus. Mr. X kannte mich persönlich und hielt mich für viele Aufgaben für fähig. Er hatte auch meinen Vater gekannt.
Fliegen
Fliegen. Ein wunderbares Gefühl von Freiheit. Ich liebe das Fliegen. Immer wenn ich in meinen Segelflieger steige, überkommt mich eine Woge von Glück. Wenn mich dann eine Zugmaschine in die Luft gezogen hat, spüre ich nicht diesen Druck auf den Ohren, wie es andere beschreiben. Nein! Für mich ist das auch keine „Action“. Nur … Freiheit.
Als Aled von der Schule nach Hause kam, freute er sich schon auf den restlichen Tag. Es war Freitag. Die Schule hatte ihm Spaß gemacht. Jetzt war er mit seinem Freund Matt verabredet. Mit ihm hatte er schon so viel erlebt. Vor einem Jahr hatten sie zum Beispiel einen Jägerhochsitz gekapert und hatten ihn umgebaut. Sie hatten verlassene Häuser erforscht. Heute in der Schule hatte er angedeutet, er habe etwas Riesiges gefunden. Nun war Aled auf dem Weg die Straße hinunter zur Begoniengasse, in der Matt wohnte. Er ging ums Haus zur Terrasse und klopfte ans Fenster.
Romanprojekt:
Kapitel 1
Als er seine Augen öffnete, durchfuhr ihn ein Gefühl von Stärke. Die Sonnenstrahlen fielen auf sein Gesicht. Er konnte sie fühlen. Ihre Wärme, ihre Kraft. Er richtete sich auf und stieg aus seinem Bett. Sein Name war Sasuke Otori. Er war der Erbe des Clans der Otori. Er lebte hier im Südwesten Japans in der kleinen Provinz Hagi.
Sasuke rief eine Sklavin und ließ sie ein Bad für sich einlassen. Nach dem erholsamen Bad begab er sich in den Wohn- und Essraum. Dort fand er Matsuda, seinen Meister, vor.
„Guten Morgen, Sasuke.“
„Guten Morgen, Meister Matsuda.“
Sein Meister forderte ihn mit einer Geste auf, sich zu setzen. Matsuda sah ihn freundlich an und begann leise: „Wir werden heute dein Training fortsetzen. Da du nun die Schwertkunst gut beherrschst, trainieren wir deinen Geist durch meditieren. Dein Geist und dein Körper müssen auf den Kampf vorbereitet sein.“
Sasuke wollte schon enttäuscht seufzen, doch er hielt sich zurück. Er musste seine Emotionen in jeder Situation kontrollieren können. Als sie fertig gefrühstückt hatten, gingen sie in einen Raum, der einer Bibliothek wenig glich. Es war eher ein Leseraum. Vereinzelt lagen Matten auf dem Boden, neben kleinen Tischen, die nicht einmal dreißig Zentimeter hoch waren. Sie hatten eine Schublade, in der er Bücher vermutete. Oben auf den Tischen lagen Schreibsachen wie Pergament, Feder, Kohlestift und Tintenfass. Matsuda setzte sich vor einen Tisch, der ihm zu gehören schien. Er zeigte auf den Tisch neben sich und sagte: „Dies ist dein Tisch. Bevor wir meditieren, möchte ich, dass du deinen Tisch ein wenig einrichtest. Wir gehen heute in die Stadt, wo du Bücher und Schreibzeug kaufen kannst.“
Das klang doch nicht so schlimm, da er noch nie in der Stadt gewesen war. Meister Matsuda rief einen Stallburschen und ließ ihn zwei Pferde aufsatteln. Sasuke bekam in der Woche zwanzig Gold. Das war recht viel, wenn ein leibeigener Bauer fünfundzwanzig Gold im Monat durch seine Reisfelder verdiente. Es gab auch Silber. Zehn Silber waren ein Gold. Mit einem Gold konnte man zehn Äpfel kaufen. Selbst das war schon sehr teuer. Matsuda drückte ihm noch ein paar Münzen in die Hand. Sasuke wollte den Mund öffnen, um zu protestieren, doch sein Meister kam ihm zuvor: Du wirst viel Geld brauchen, denn Bücher sind sehr teuer. Sie werden alle von Hand kopiert, das dauert einige Monate.“ So gingen sie durch die gemütlichen Gänge zur Tür, zogen ihre Holzsandalen an und schlenderten zu den Stallungen. Dort stand schon ein Stallbursche mit ihren gesattelten Pferden bereit. Der Meister und sein Schüler saßen auf und ritten in Richtung Stadt über ungepflasterte Straßen.
Kapitel 2
Die Tore der Stadt standen offen. Es waren Holztore. Die Türme rechts und links waren aus Stein. Innen in der Stadt standen schöne zweistöckige Häuser. Die Leute, die Sasuke erkannten, riefen nette Worte oder winkten. Überall sah er lächelnde Gesichter.
Die beiden Reiter bewegten sich auf die Hauptstraße zu und bogen in das Reichenviertel, das auf einem Hügel lag, ab. Dort befanden sich auch Läden, die wertvolle Dinge verkauften wie Bücher und Schreibutensilien. Die beiden stiegen vor einem Buchladen ab und gaben den Dienern die Pferde. Während sie den Laden betraten und ihre Holzsandalen auszogen, sagte Matsuda zu seinem Schüler: „Ich werde dir nun den Sohn des Weisen Kriegers der Seishun vorstellen.“
Hinter der Theke saß ein kleingewachsener Mann mit einem spitzen Bart. Er saß auf einer Matte und meditierte. Nach Sasukes Schätzung musste er um die fünfundfünfzig Jahre alt sein, doch er versprühte eine Lebenskraft, die ihn unbeschreiblich jung aussehen ließ. Er öffnete seine blauen Augen und sagte: „Willkommen junger Clanerbe!“
Sasuke erwiderte den Gruß mit einer Geste. Der kleine Mann stand auf und verbeugte sich vor Meister Matsuda. Matsuda tat es ihm gleich. Der Weise Seishun Krieger fragte, während er die Hände in den Ärmeln zusammenfaltete: Was führt euch her?“
„Ich möchte meinen Schüler auf das geistige Training vorbereiten.“
„Ah, natürlich, Sasuke ist hier immer willkommen“, sagte er mit einem Lächeln. „Du kannst mich Myoshi nennen. Folgt mir!“
Myoshi ging vorbei an der Theke und durch einen Vorhang aus rotem Stoff. Dahinter waren an den Wänden hohe Mahagoniregale mit Büchern gefüllt. Myoshi drehte sich und sagte zu Sasuke gewandt: „Sieh dich um! Ich hoffe, du findest, was dir gefällt.“
Sasuke ging staunend zwischen den Regalen umher und fand lehrreiche Sutrabücher, Erzählungen, Gedichte und Weisheiten. Er entschied sich für eine Erzählung über einen der berühmtesten und besten Ninjas in der Geschichte des Otori-Clans: Seishun Thakeyoshi. Dieser war bei großen Schlachten beteiligt gewesen und auch ein gerissener Auftragsmörder. Er war der erste gewesen, der Chakra kontrollieren und einsetzen konnte. Seitdem wurde dieses Wissen von Meistern zu Schülern weitergegeben. Chakra war die Kraft, die durch jeden Körper floss. Doch einfache Bauern, die nicht gelernt hatten, es zu benutzen, konnten mit diesem Wissen nichts anfangen. Mit Jutsus entfesselte man die Kräfte des Chakras auf verschiedene Weise. Wenn man schon mit sechs bis sieben Jahren einem Sensey, einem Ninja-Meister, anvertraut wurde, hatte man genügend Zeit, seine Fähigkeiten zu trainieren. Sasuke war für die Schwertkunst wie geschaffen. Er besaß schon ein eigenes Katana! Er trug es meistens auf dem Rücken. Seine gesamte Ausrüstung bei einer Mission bestand aus: drei Wurfmessern, einem Katana, einem Kurzschwert, Wakizashy genannt, einem Dolch, einem Bogen und Köcher mit Pfeilen und einem Blasrohr mit dazugehörigen Giftspitzen. Meister Matsuda bildete Sasuke zusätzlich mit den Kampfkünsten der Gilde der Assassinen aus. Sasuke zollte den Assassinen große Anerkennung. Sein Dolch war von der Gilde geschmiedet worden, worauf er sehr stolz war. Außerdem bewunderte er die Assassinen für ihre scharfen Sinne. Sie schliefen nie tief und fest. Zum Training eines Ninjas gehörte es auch, seinen Körper voll und ganz unter Kontrolle zu haben. Manchmal nervte es Sasuke, dass er über ein so gutes Gehör verfügte. Denn solange er noch nicht gelernt hatte wie in Trance zu schlafen, während seine Sinne trotzdem noch arbeiteten, nahm er jedes Geräusch, jede Bewegung eines Blattes wahr. So konnte er oft nicht schlafen.
Myoshi und Matsuda gingen sich leise unterhaltend in den vorderen, hellen Raum. Sasuke vertiefte sich etwas in das Buch, ging dann aber zu ihnen. Mit leicht zusammengekniffenen Augen holte er den kleinen Teekessel. Er machte Tee, wie es üblich war, stellte ihn zwischen die beiden Männer und setzte sich dazu. Diese redeten aufgeregt miteinander.
„Wenn es da so weitergeht, wird das große Land unter der Führung Lord Kaheis‘ auch unsere Provinz zu beherrschen versuchen! Unsere Spione haben berichtet, dass Kahei den Weißen Schrein unter seiner Kontrolle hat“, sagte Myoshi.
„Wir dürfen das nicht zulassen! Wenn ich daran denke, was die Ninjas von dort für uns leisten!“, ergänzte Meister Matsuda energisch.
Sasuke erinnerte sich noch gut an einen Freund aus seiner Kindheit, der vor drei Jahren im Weißen Schrein von Muto Kahey in die Lehre genommen wurde. Doch jetzt hatte er keinen Kontakt mehr zu ihm. Und was er da gerade gehört hatte, klang gar nicht gut. Jeder Lord im Mittleren Land wusste, das große Land versuchte mit Ehrgeiz so viele Länder wie möglich unter seine Kontrolle zu bringen. Doch manche wussten auch, dass Kahei Großes plante. Ein Krieg würde bald unvermeidlich sein. Sein Vater, Otori Mashahyro, wurde deswegen von seinen Brüdern bedrängt. Sasuke gefiel das gar nicht. Sein Vater sollte sich entschieden gegen sie wehren. Doch die aktuelle Situation ließ sich wahrhaftig nicht ignorieren! Er hoffte insgeheim, dass er sich in diesem Krieg beweisen konnte. Sasuke schätzte sich als gut genug für einen Kampf oder ein Gefecht ein. Oft erledigte er kleine Aufträge wie spionieren oder Pergamente aus Häusern entwenden. Doch bald würden auch Aufträge zum Mord dazu kommen. Nicht, dass er sich davor scheute. Nein! Er war von Kind an darauf getrimmt worden, dass ein Opfer eines Mordes kein Mensch war, sondern nur ein Gegenstand. Sasuke war beigebracht worden, keine Emotionen oder Gefühle an sich heranzulassen.
Gedanken
Es ist Winter. Draußen schneit es. Tom und Astrid wollen einen romantischen Abend. Sie fahren in das alte Ferienhaus von Toms Vater. Astrid kocht, weil sie die besseren Kochkünste hat. Tom bereitet den Tisch und die Kerzen vor. Als sie zusammen am Esstisch sitzen, sagen sie auf einmal beide zur gleichen Zeit: „Wir sind super!“
Sie müssen lachen und denken nur noch: zwei Verliebte, aber ein Gedanke!
Belogen und Betrogen
schon wieder belogen
und betrogen
schon wieder hast du es geschafft
dass meine Augen weinen
dass mein Herz brennt
aber trotzdem schaffst du es
jedes Mal
dass meine Gedanken
bei dir sind
Verlassen
Schon wieder hast du mich
an diesem kalten Ort verlassen
ohne etwas zu sagen
du bist gegangen
ohne daran zu denken
wie ich mich fühle
ob du mich noch liebst
das weiß ich nicht
aber ich weiß
dass dieser Ort
ohne dich kalt ist
All meine Freunde fragten mich, was ich in meinem Leben nie machen will. Ich gab nie eine Antwort auf die Frage. Ich weiß nicht warum, aber immer wenn ich darüber rede, muss ich heulen, und ich will das nicht, denn es schmerzt.
Ich weiß nicht warum, aber eines Tages kamen alle auf mich zu und wollten, dass ich ihnen sage, warum ich es ihnen nicht anvertraue. Sie nervten immer weiter, bis ich anfing zu heulen und schrie: „ Ich will nicht so, wie mein Vater sein, ich will nicht Kinder im Stich lassen. Ich will nicht so, wie er sein.“ Denn ich konnte doch nichts dafür, er war ja an allem schuld, er hatte uns verlassen. Er hat uns gar nie geliebt und das macht mich sehr traurig. Ich weiß nicht, ob er eine Ahnung davon hat, was Liebe bedeutet, was das für ein Gefühl ist. Weiß er das wirklich nicht? Und wenn er das weiß, merkte er denn dann damals nicht, dass uns das traurig machte oder gefiel es ihm, uns traurig zu sehen?
Heute reiße ich mich zusammen, damit ich nicht mehr weine und lasse es in mir. Ich zeige es niemandem, und wenn mich jetzt jemand darauf anspricht, was ich in meinem Leben nie machen will, dann gebe ich als Antwort: „Weinen!“
Ich machte früher vieles durch. Damals war ich sehr traurig. Ich wusste nicht, was ich machen sollte, als mein Freund mich mit meiner besten Freundin betrog. Ich wurde älter und war nicht mehr die süße Kleine von früher. Ich fing an zu rauchen. Jedes Wochenende war ich draußen und trank Alkohol. Ich wusste, dass es mir nicht gut tat, aber trotzdem machte ich weiter, einfach aus dem Grund, weil das Leben mir hart mitspielte. Meine Eltern waren gestorben, meine beste Freundin betrog mich mit meinem Freund und meine Schwestern wollten mich nicht sehen, weil ich einer Vergewaltigung entstammte.
Ich nahm auch Drogen, um alles zu vergessen, um mich gut zu fühlen, aber irgendwann landete ich im Krankenhaus. Dort lag ich in meinem Bett und plötzlich kam mir der Gedanke, wenn ich noch das Kind von früher wäre, dann würde ich jetzt „Eins, zwei, drei – verbrannt!“ spielen, anstatt mich selbst fertig zu machen. Im Spiegel betrachtete ich mein verweintes Gesicht, es sah schon leichenblass aus.
Ab diesem Zeitpunkt versuchte ich, alles Schlimme einfach zu vergessen, egal was noch auf mich zukommen würde, und ich fasste einen Entschluss: Ich würde es noch schaffen, aus mir eine Frau zu machen, die keine Drogen nimmt, nicht mehr raucht und keinen Alkohol mehr trinkt! Und ich wurde wirklich zu einer Frau, die ihr altes Leben hinter sich ließ. Zuerst zog ich zu meiner Tante und studierte. Alles hat sich verändert, wofür ich Gott dankbar bin.
Manchmal dachte ich, ich schaffe es nicht, aus meinem Leben etwas zu machen, doch inzwischen bin ich Ärztin und bereue, dass ich früher so viel Zeit verschwendet habe. Ich lehne mich zurück, schließe mein Tagebuch und denke jetzt im Alter von fünfzig an all die Jahre, die ich schon hinter mir habe. In meinem Leben spielen heute nur noch zwei die Hauptrolle: mein Mann und meine Tochter.
Fliegen
Matthias kam zu spät in die Schule, er hatte wieder einmal verschlafen. Das passierte bei ihm öfter, weil er spät ins Bett ging. Er konnte auch nicht in die Schule gefahren werden, weil seine Eltern beide arbeiten. Er wünschte sich so sehr, fliegen zu können. Er dachte, wenn er das könnte, dann sei alles einfach für ihn. Aber er musste laufen und nachsitzen, weil er nicht pünktlich war. Als er nach Hause ging, war er müde, aber er schlief trotzdem wieder spät ein.
Am nächsten Morgen war er wieder zu spät dran, aber diesmal konnte er fliegen. Er machte sich keine Sorgen, zog sich an und flog in die Schule. Er hörte auf einmal Stimmen, die sagten: „Schatz, steh auf, du kommst schon wieder zu spät!“
Er wachte auf und sagte: „Mama, ich kann fliegen, ich komme nie wieder zu spät!“
Darauf antwortete sie: „Schatz, bleib ruhig, geh nicht in die Schule, ich hole dir einen Arzt!“
Deutsch geht gut 2011 - Das Literaturprojekt in Bietigheim Bissingen