Teilnehmer der Schreibwerkstatt an der Realschule Bissingen
Sofia Barth, Klasse 9b
Christine Brosowski, Klasse 9b
Lidia D ‚Emma, Klasse 9a
Anamarija Jozic, Klasse 9b
Andrej Justus, Klasse 9c
Katerina Malakos, Klasse 9a
Laura Paci, Klasse 9b
Valdrin Rafuna, Klasse 9a
Caroline Rohr, Klasse 9c
Andreas Stahl, Klasse 9a
Tamina Weiss, Klasse 9a
Ein seltsamer Traum
Zwar bin ich auf einem Schiff auf einer Reise durch den Atlantik, aber mir kommt das Ganze hier irgendwie komisch vor. Zuerst denke ich mir, warum immer ich, aber dann schaue ich durch ein Fenster und merke, dass ich auf einer Insel gestrandet bin.
Das Schiff ist zerstört, dazu kommt, dass ich nicht weiß, wo ich bin. Ich springe mit einem großen Satz vom Schiff und was ich sehe ist faszinierend. Weißer Sand und ein hellblauer Himmel, wie ich ihn noch nie erlebt habe.
Im nächsten Moment wechselt die Stimmung. Ich sehe eine schwarze Wolke sowie dunkle Umrisse von Wolkenkratzern. Dies alles wirkt etwas unheimlich und etwas in meinem Inneren sagt mir: Sieh zu, dass du verschwindest.
Irgendwas stimmt hier nicht. Doch im Innersten fühle ich mich von der Stadt angezogen, weil ich in ihr die Hoffnung auf eine Heimkehr sehen kann. Ich checke die Entfernung und schätze sie auf ca. 20 Kilometer. Ich versuche, in die Stadt zu rennen, doch ich werde schon recht bald abgefangen, von einer Fallgrube. Sie schleppen mich in irgendeine Höhle und stecken mich in einen Käfig. Es sind Menschen, die mich gefangen halten. Sie beobachten mich und wollen mich vielleicht foltern. Vielleicht halten sie mich, um mich später zu essen. Jedenfalls sind sie wie im Mittelalter gekleidet. So wie Bauern. Sie laufen in zerfetzten Lumpen rum und sprechen eine Sprache, die ich nicht verstehen kann. Ich denke sofort an die Leuchtstoffpistole, die ich mitgenommen habe, um in einem Notfall auf mich aufmerksam zu machen. Ich lasse sie kurz aufblitzen und löse einen Schuss aus. Plötzlich ist alles weiß. Es fühlt sich komisch an. Und auf einmal bin ich über der Stadt. Erst jetzt erkenne ich ihr ganzes Ausmaß. Dunkelgraue Wände und zersplitterte Scheiben und was mich wundert: Alles ist noch intakt.
Mühsam bewege ich mich nach vorne, ohne daran zu denken, dass ich mit Leichtigkeit fallen könnte. Ich sehe mich um und meine, New York City im postapokalyptischen Zustand zu erkennen. Im Fallen denke ich daran, was ich wollte. Ich wollte stark sein, nicht nur für mich, sondern auch für die, die mich lieben und dank dieser Gedanken falle ich nicht mehr, sondern komme dem Hafen näher. Ein heruntergekommenes Dock mit grünem Moos auf dem dunklen und morschen Holz.
„Aufstehen! Das Schiff legt bald ab … Halloooo?“ höre ich eine sanfte Stimme, die scheinbar aus dem Nichts kommt.
Plötzlich wird mir schwarz vor Augen, es ist, wie wenn ein Vorhang fällt. Licht strahlt mir in meine Augen, so dass sie schmerzen, und ich merke, dass ich von einem kleinen Mädchen geweckt wurde. Verwirrt starre ich sie an und frage mich, was gerade los gewesen ist. Ist das ein Traum oder die Realität? Es fühlt sich alles so echt an.
Ich frage sie, was sie hier macht und wo ihre Eltern sind, doch sie antwortet nicht.
Als ich mich umdrehe, ist sie weg. Verwundert laufe ich vom Schiff hin zu meinem Quartier, um mich meiner üblichen Beschäftigung hinzugeben: Dem Erfinden neuer Maschinen.
Jenna und Rod
- Rod -
Sie. Sie war es. Der Lichtblick in dieser Dunkelheit. Denn das war der Umzug für mich. Grauenvoll. Sinnlos. Jedoch war es schon immer Dads Traum gewesen, einen Job in Führungsposition zu haben. Den hat er jetzt. Und wir leben von nun an in Long Beach, Kalifornien.
Dies war der erste Tag an der neuen Schule. Ich hatte keine Angst davor, auch nicht davor, dass ich von meinen neuen Mitschülern nicht akzeptiert werden würde. Dafür war mein Selbstvertrauen zu groß.
Als ich das Klassenzimmer betrat, mein Blick nur meiner Lehrerin Ms Adams zugerichtet, fühlte ich die Blicke der anderen auf mir. Das dazugehörende Tuscheln war in meinen Ohren eine Art Hintergrundmusik, ich nahm alles nur gedämpft wahr. Ms Adams war jung, blond und die Art Frau, von der man niemals denken würde, sie wäre Lehrerin.
„Willkommen! Neben Melissa ist noch Platz, Rod, Setz dich doch bitte“, gab Ms Adams strahlend von sich. Melissa war... nun sagen wir merkwürdig. Ihre Schulsachen lagen auf dem Tisch, als wären sie Dekoration, ihr Heft zeigte den akkuratesten Aufschrieb, den ich je gesehen hatte. „Hi“, sagte sie mit starker Stimme und nervösem Unterton. Erst jetzt fielen mir ihre Sommersprossen auf, mit denen sie von Kopf bis Fuß übersät war.
„Hey“, antwortete ich uninteressiert.
Die Stunde war zu Ende und Thema der Stunde war – selbstverständlich – ich. Umso mehr freute ich mich auf die Pause. Da ich früher viel Baseball gespielt hatte, wollte ich mich gleich am Teilnahmebrett eintragen.
Plötzlich trat hinter mir ein Mädchen vor. Ich sah nicht viel von ihr – sie war schnell aus dem Zimmer – aber was ich sah, blendete mich. Ihre blonden Haare waren lang und fielen ihr locker über die Schulter. Und weg war sie.
- Jenna -
Auf dem Weg zu Bio machte ich mir die ganze Zeit Gedanken über ihn, über Rod. Er war so unnahbar und doch interessant. In meinem Kopf sah ich nur sein markantes Gesicht und seine Stimme klang immer noch in meinen Ohren. Aufgrund der Tatsache, dass ich für einen wie ihn wohl nicht interessant genug war, viel zu 0815, rechnete ich mir meine Chancen, ihn kennenzulernen, ziemlich klein aus. Außerdem gab es da noch Jordan, meinen Freund, den ich über alles liebte, und das auch zurückbekam...dennoch hielt es mich nicht von dem Gedanken ab, wie es wäre, mit einem Typen wie Rod etwas am Laufen zu haben.
-Rod-
Zuhause angekommen war ich glücklich, trotzdem wollte ich ihr Gesicht sehen, und da es nicht schwer war, etwas über eine Person herauszufinden, ging mein Weg schnurstracks an den Computer, ins Internet. Da ich meinen Kumpeln versprochen hatte, zu erzählen wie es hier so ist, loggte ich mich auf Facebook ein. Doch zunächst gab ich Melissas Namen ein. Über sie würde ich sicherlich etwas über dieses Mädchen herausfinden. Melissa Gravenwood war ihr Name und ihr Profilbild brachte mich zum lachen. Der Kussmund, den sie machte, verwandelte sie in eine Ente. Schnell stach etwas auf ihrer Profilseite hervor, was mir bekannt vorkam. Ein blondes Mädchen, braune Augen ein schönes Lächeln, das ihre strahlend-weißen Zähne zeigte. Ihr Name war Jenna Montgomery.
-Jenna-
Die Einladungen für meine jährliche Frühlingsparty waren gedruckt und ich freute mich schon, sie in der Schule zu verteilen. Meine Gästeliste war ursprünglich immer dieselbe, bis Rod kam und insgeheim hatte ich einen Riesenschiss, ihm die Einladung zu überreichen. Aber ich wollte ihm auffallen und freundlich sein, so würde er schneller Kontakte an der Schule knüpfen.
Nachdem ich fast alle Einladungen verteilt hatte, blieb noch eine übrig, die von Rod. Aber ich würde sie ihm gleich in Geschichte geben. Ich betrat den Raum, als er schon auf seinem Platz saß. Schnurstracks lief ich auf seinen Platz hinzu. „Hey...Rod, stimmts? Ich bin Jenna. Ich veranstalte diesen Freitag eine Frühlingsparty, und dachte mir ich lade dich auch ein. Du bist ja noch neu und dort könntest du neue Leute kennenlernen. Würde mich freuen wenn du kommst.“
-Rod-
Irgendjemand musste meine Wünsche erhört haben. In mir brodelte es, als würde gleich ein Vulkan ausbrechen. Dieses Mädchen war atemberaubend schön. Und nun sprach sie mich auch noch an und lud mich ein. Nachdem sie mir die Einladung in die Hand gedrückt hatte, war ich für zwei Sekunden stumm. „Ja klar, ich schau ob ich Zeit hab“, sagte ich schließlich. Und weg war sie.
-Jenna-
Was hieß das? Würde er kommen oder nicht? Ich war aufgeregt und nervös, Adrenalin durchfloss meinen Körper.
-Rod-
Freitag, Tag der Party. Ich war immer noch unschlüssig, warum Jenna mich eingeladen hatte. Dennoch hatte ich entschlossen, dort hinzugehen. Fehlte nur noch das Outfit…
-Jenna-
Ich rannte wie eine Verrückte auf meiner Party herum, um Rod zu finden – oder eher gesagt um zu sehen, ob er da ist. Niemand kannte Ihn, was die Suche noch schwerer machte und mein Freund Jordan hing an mir wie eine Klette.
-Rod-
Ich kam an Jennas Haus an und ich sah nur viele blinkende Lichter, es klang „Sweat“ von Snoop Dogg bis nach draußen und vor ihrem Haus standen zwei breit gebaute Männer mit aggressivem Blick. Ich lief an ihnen vorbei, als ich angehalten wurde. „Ihr Name, bitte“, raunte einer von den beiden mir zu. „Rod Burton“, antwortete ich höflich, aber bedacht.
Als ich nun endlich drinnen war, war ich überwältigt. Die Dekoration, das Haus, der (Riesen-) Garten mit Swimmingpool – ein Traum!
Ich entdeckte Jenna ziemlich schnell und da ich hier sonst niemanden kannte, blieb mir nichts anderes übrig als zu ihr zu gehen und sie zu begrüßen.
-Jenna-
Ich erblickte nach gefühlten 100 Stunden Rod, der geradewegs auf mich zukam. Seine Stimme zu hören, löste fast einen Herzinfarkt bei mir aus. „Hey. Nettes Haus“, zwinkerte er mir zu. „Nette Frisur“, antwortete ich, während ich ihm durch sein braunes Haar fuhr.
-Rod
Ihre Nähe machte mich wahnsinnig. Dieses Mädchen war so unglaublich natürlich.
-Jenna-
„Willst du etwas trinken?“ fragte ich ihn ganz aufgedreht.
„Ja gern, danke“, antwortete er schüchtern.
„Warte hier“, sagte ich und schon war ich auf dem Weg zur Bar. Ich holte uns zwei Martinis und war froh, Rod zu sehen. Allerdings war ich nicht froh darüber, mit wem er da stand. Es war Elizabeth, meine wunderschöne, beste Freundin und ihren Gesten nach zu urteilen, schmiss sie sich gerade an ihn ran. Jedoch war es unfair, sauer auf sie zu sein denn sie war Single und wusste nichts von meinen Gefühlen für Rod.
„Rod! Das ist meine beste Freundin Elizabeth“, ließ ich mit leicht angesäuerter Miene raus.
„Ich weiß“, antwortete er mit schiefem Lächeln.
„Liebste!“, erklang die Stimme von Jordan.
Verdammt. Warum konnte er mich nicht wenigstens einen Moment alleine lassen? Langsam übertrieb er es mit seiner Angst um mich. „Hey“, ich wich seinem Kuss aus, indem ich mich Elizabeth zuwandte.
„Es gibt einen Notfall. Sie haben meinen Vater ins Krankenhaus gebracht. Er wurde in seinem Büro bewusstlos aufgefunden. Ich muss zu ihm und deshalb weg von hier. Nimm es mir bitte nicht übel aber ich mache mir schreckliche Sorgen!“, sagte Jordan hektisch. „Oh Jordan geh nur! Und wenn es ihm besser geht sag ihm einen Gruß.“, antwortete ich leicht gelangweilt. Ich wusste, es war falsch und ich machte mir auch große Sorgen um seinen Vater. Jedoch war die Luft jetzt rein und ich konnte mich voll und ganz auf Rod konzentrieren. „Rod, du kennst unser Haus noch gar nicht, komm mit, ich zeig es dir!“ schrie ich über die Musik hinweg, die der DJ wohl noch lauter gestellt hatte. Er hatte keine Zeit zu antworten, da ich ihn am Arm mit mir mitzog. Arme Elizabeth, stand nun ganz allein dort.
-Rod-
Jenna sah verdammt heiß aus in ihrem Kleid aus schwarzer Spitze. Und nun gab sie mir auch noch eine Privatführung durch diese Riesenvilla, denn „Haus“ war kein Ausdruck dafür. Nachdem die Führung beendet war und sie mir tausende Bilder mit „Liz“ und ihren Eltern von tollen Reisen in Indien, Neuseeland und Co. gezeigt hatte, fiel mir ein, dass ich mein Handy in meinem Auto vergessen hatte, und ich Dad versprochen hatte, Bescheid zu sagen, wann ich nach Hause kam. „Ich muss kurz mein Handy holen, es liegt noch in meinem Auto“, sagte ich.
„Warte, ich komme mit“, antwortete Jenna mit engelsgleicher Stimme.
-Jenna-
Es war wie ein Traum, mit ihm alleine in diesem Auto zu sitzen, zu reden, einfach alles über ihn zu erfahren. „Und dann, da gab es noch diesen Jungen Brian. Er war mein bester Freund und wir hatten soviel Spaß, bis er irgendwann entdeckte, dass er schwul war und sich einer Gruppe Schwulen anschloss. Am Anfang ging ich auf Abstand, weil ich so perplex war – aber hallo? Das ist doch total normal! Ich meine...“
-Rod-
Ich hatte Angst davor, aber ich konnte mich nicht mehr zurückhalten. Ich küsste sie. Jenna Montgomery. Zuerst vorsichtig, dann voller Leidenschaft, und sie war nicht abgeneigt. Im Gegenteil, sie erwiderte den Kuss.
„Wow. Ehm. Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet.“, sagte sie, sie hörte sich zufrieden an. „Ich weiß.“, antwortete ich gelassen. „Aber warum jetzt?“, fragte sie verwundert. „Deshalb jetzt. Du hast nicht damit gerechnet. Es war auch nicht der perfekte Ort oder die perfekte Zeit. Es ist einfach passiert. Ich denke das macht es am schönsten“, antwortete ich.
-Jenna-
Ich neigte mich zu ihm, um ihn noch einmal zu küssen. Es war ein langer, leidenschaftlicher Kuss. Ich sah aus den Augenwinkeln die Scheinwerfer eines Autos leuchten, dachte mir dabei jedoch nichts. Meine Aufmerksamkeit galt voll und ganz Rod. Nach unserem zweiten Kuss schmiegte ich mich an seine Schulter. Es fühlte sich gut an, endlich wieder in den Arm genommen zu werden, denn Jordan hatte in letzter Zeit nichts anderes außer Baseball und Schule im Kopf.
Rods Geruch, er roch stark nach Calvin Klein, war so anziehend. Ich fühlte mich schon lange nicht mehr so sicher und wohl wie bei ihm jetzt.
-Rod-
Jennas Lippen waren so sanft und ihr Haar so weich wie Seide. Ich wünschte mir, dass dieser Abend niemals endete. Plötzlich klopfte es an der Scheibe.
-Jenna-
Aus Angst vor dem Klopfen drückte ich mich noch fester an Rod. Denn ich erkannte draußen nichts.
-Rod-
„Keine Angst, ich pass auf dich auf, dir wird nichts passieren. Ist wahrscheinlich eh nur irgendein betrunkener Gast deiner Party“, versuchte ich sie zu beruhigen.
Dieser jemand riss nun ruckartig die Fahrertür auf.
-Jenna-
Ich sah Jordans Gesicht und bekam ein flaues Gefühl im Magen.
„Jordan, was machst du hier?“
„Was ICH hier mache? Das sollte ich wohl eher dich fragen! Seit wann stehst du auf solche schmierigen Typen?“
„Jordan! Merkst du es denn nicht? Wie unglücklich ich mit dir bin? Es ist aus. Endgültig! Ich halte es mit dir nicht mehr länger aus!“, schrie ich ihn an.
-Rod-
Dieser Jordan packte mich am Kragen meines Hemdes und zog mich aus meinem Auto. Ich versuchte, mich zu wehren, doch mein Widerstand brachte ihn nur dazu, noch stärker zuzugreifen. „Eh Junge lass das mal bitte, wir brauchen keine Gewalt okay?“, sagte ich in normalem Ton.
„Keine Gewalt, ja? KEINE GEWALT? Dieses Flittchen hat meinem Herz wehgetan. Mit dir. Jetzt darfst du spüren wie weh das tut!“, fluchte er und schlug mir mit der Faust ins Gesicht. Nun konnte auch ich mich nicht zurückhalten und schlug mit voller Wucht zurück, direkt auf seine Nase, die zu bluten begann und für einen kurzen Moment dachte ich, er wäre bewusstlos. „Oh nein ich blute!“, fiepte er mit schwacher Stimme.
So eine Pussy. Jenna war weggerannt. Gut so, sie sollte dies hier nicht sehen.
„Du bist ein dreckiger, kleiner Mittelständler. Du hast Jenna nicht verdient! Verstehst du mich? Ich gebe dir jetzt dieses Bündel Scheinchen, es sind 10 Riesen, und du wirst Jenna in Ruhe lassen. Damit ich glücklich mit ihr zusammen leben kann. Du passt nicht zu ihr. Du passt nicht auf diese Party, du passt nicht zu uns und du wirst es auch nie, verstanden?“, fluchte er.
„Wieso? Weil ich kein schnöseliges A****loch bin und die Kohle nicht ständig von Daddy in den Hintern gesteckt kriege? Jenna hat sich entschieden. Und jetzt entschuldige mich.“, antwortete ich, und machte mich auf den Weg zurück auf die Party, um Jenna wieder zu finden. Ich rannte zu Elizabeth. „Hast du Jenna gesehen?“, fragte ich aufgeregt. „Sie ist ins Haus gerannt, meinte es wäre alles okay…“ antwortete sie bescheiden.
„Danke“, rief ich, als ich ins Haus ging. „Jenna, Jenna bist du hier?“, fragte ich ins Leere. Ich hörte nur ein leises Winseln, aber ich beschloss diesem zu folgen. Es führte mich in Jennas Zimmer.
-Jenna-
Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass Jordan Rod schlug. Dann plötzlich ging die Tür meines Zimmers auf. „Rod!“, schrie ich voller Freude, aber ich konnte meine Tränen nicht verbergen. „Jenna! Ich habe mir solche Sorgen gemacht um dich! Geht es dir gut?“, fragte er. „Ist schon okay, es war nur der Schock und die Sorge um dich, die mich fertig gemacht haben. Aber jetzt ist es mit Jordan ein für alle mal aus.“ antwortete ich.
-Rod-
Die Party war vorbei und ich zuhause. Das Wochenende über blieb ich in meinem Zimmer und tat gar nichts. Auch bei Jenna meldete ich mich nicht. Montagmorgen stand sie dann vor der Schule, als wäre nie etwas gewesen. Sie winkte mir zu. Ich ging zu ihr, ich hatte Angst, was sie jetzt sagen würde. War der Freitag nur ein Ausrutscher gewesen? War sie wieder mit Jordan zusammen?
-Jenna-
Am Wochenende gab es kein Zeichen von Rod, ich fing an mir Gedanken zu machen, warum er sich nicht meldete. In der Schule sprach ich ihn dann schließlich an. „Hey. Bis auf die Aktion mit Jordan fand ich Freitag echt…schön.“, sagte ich.
„W..Wirklich? Also ich auch, ja ich auch!“, gab er mit brüchiger Stimme zurück.
„Wie wäre es mit Kino heute Abend?“, schlug ich strahlend vor.
„Aber gern!“,antwortete er. Wir blieben ein paar Sekunden still.
Dann küsste ich ihn, denn er hatte es nicht erwartet.
Und es war mir egal, wer uns sah.
Lidia D’Emma – Das Schicksal der Liebe
Eine schüchterne Schülerin namens Mandy wird von ihren Mitschüler nicht akzeptiert,
da sie sich nicht so kleidet wie sie und sich für Astrologie interessiert.
Außerdem ist sie Mitglied im Kirchenchor, da alle der Meinung sind, dass sie eine Stimme wie ein Engel hat.
Ein Schüler namens Matt, gehört zur Gruppe, die Mandy nicht akzeptiert.
Doch eines Tages droht ihm das Schicksal, von der Schule zu fliegen.
Er muss sich unbedingt verbessern.
Er braucht in Geschichte Nachhilfe.
Es gibt nur einen Ausweg, er muss seine Mitschülerin Mandy fragen.
Doch was werden seine Freunde sagen? Matt hält es vorerst geheim.
Mandy beschließt Matt zu helfen, doch nur unter einer Bedingung;
Er darf sich nicht in sie verlieben. Matt lacht nur und meint, das könne er ihr versprechen. So gibt sie ihm jeden Montag und Mittwoch Nachhilfe.
Nach einigen Wochen bittet Matt Mandy um ein Date.
Mandys Vater ist nicht sehr begeistert. Er kennt Matt und weiß, dass Matt einer der schlimmsten Schüler ist. Doch Mandy ist anderer Meinung und kann ihren Vater beruhigen.
Während dem Date erwähnt Mandy, dass sie im Schultheaterstück „Romeo und Julia“ die Hauptrolle spielt. Matt lächelt und sagt, dass er überredet worden sei, die Hauptrolle des Romeos zu spielen. So verbringen sie neben den Nachhilfestunden auch die Zeit zum Üben des Stücks miteinander. Dabei kommen sie sich immer näher.
Am Tag des Auftritts ist Mandy sehr nervös. Sie hat Angst sich zu versingen oder gar den Text zu vergessen. Matt gibt Mandy Kraft, indem er sie in den Arm nimmt.
Als sie einen Blick durch den Vorhang wirft, sieht sie Matts Freunde und ihre Eltern im Publikum sitzen.
Es ist so weit, das Theaterstück beginnt. Mandy sieht in Matts Augen so wunderschön aus. Sie spielen die Beziehung zwischen Romeo und Julia so echt, dass der Eindruck entsteht, sie würden sich lieben. Am Ende des Stückes hat Mandy einen Solo-Part. Sie singt. Sie singt wie ein Engel.
Für Matt ist das der Auslöser, Mandy zu küssen.
Die Familie und Freunde sehen sie entsetzt an. Doch das Publikum tobt.
Mandy sieht Matt lange an. Er lächelt.
„Wie ein gespielter Kuss fühlte sich das aber nicht an“, sagt sie.
Matt zuckt die Schultern. „Vielleicht war es ja auch gar kein gespielter Kuss.“
Mandy wird rot. „Aber du wolltest dich doch nicht in mich verlieben.“
„Naja, sagen wir es mal so“, fängt Matt an, „ich wollte mich nicht in Mandy verlieben, die mir Nachhilfe gibt. Aber in Julia darf ich mich verlieben. Oder?“
Mandy strahlt.
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Die Sonne sandte ihre warmen Strahlen durch das Geäst der Bäume und tauchte die Lichtung in ein warmes, goldenes Licht. Aliena genoss es, im hohen Gras unter der hohen Eiche zu sitzen, dem Zirpen der Grillen zu lauschen und die Wärme auf ihrem Gesicht zu spüren. Sie saß oft hier und lauschte dem Plätschern des Baches. Sie mochte die Ruhe, die dieser Ort ausstrahlte und auch die Geborgenheit, die er ihr vermittelte. Er war geheimnisvoll, jedoch nicht in dem Sinne, dass es sie beängstigte, sondern eher so, dass es sie faszinierte. Früher, da war sie oft hier gewesen, beinahe jeden Tag. Zusammen hatten sie im Gras gelegen und in den Himmel geschaut. Die Wolken beobachtet, wie sie vorbeizogen und immer wieder ihr Erscheinungsbild änderten. Oft hatten sie auch einfach da gelegen und stundenlang über die Zukunft geredet. Über ihre gemeinsame Zukunft. Damals, als es noch ein wir gegeben hatte.
Aliena richtete sich auf. Sie hatte das Gefühl, an dem Kloß in ihrem Hals zu ersticken. Es fühlte sich an, als wäre die gesamte Trauer, die sich in den letzten Monaten in ihr gestaut hatte, im Begriff, aus ihr heraus zu brechen. Eine Träne lief ihr über die Wange. Schnell wischte sie sich mit dem Handrücken über das Gesicht. Sie wollte nicht mehr weinen, sie musste endlich lernen, stark zu bleiben und ihre Emotionen unter Kontrolle zu halten. Doch wenn sie an diesen Ort kam, war es jedes mal eine neue Herausforderung, ihrem Vorhaben stand zu halten, und meistens verlor sie den Kampf gegen sich selbst. Sie erhob sich, schlüpfte in ihre schwarzen Ballerinas, die neben ihr im Gras gelegen hatten und ging zum Bach hinunter. Sie starrte ihr Spiegelbild im Wasser an, wie es sich wellte und mit den Bewegungen des Wassers verschwamm. Mit Rebecca war sie oft barfuß im Bach gewatet und hatte Kaulquappen und Frösche gefangen.
Sie sah es bildlich vor sich, wie Rebecca mit ihrem langen, blonden Haaren, ihrer abgeschnittenen Jeans und ihrem geblümten Lieblingstop im Wasser stand und den Fröschen hinterher gejagt war. Sie hatten so viel Spaß gehabt in diesem Wald. Sie hatten Verstecken gespielt und Tiere beobachtet, auf der Lichtung gesessen und sich sogar mal ein Baumhaus aus alten Brettern gebaut. Damals waren sie Kinder gewesen, gerade mal 11 Jahre alt. Doch auch im laufe der Jahre hatte die Freundschaft zwischen Aliena und Rebecca gehalten. Sie waren auch weiter zu ihrer Lichtung gekommen, doch hatten sie nicht mehr Frösche gefangen oder Fangspiele gespielt, sondern sich zum Picknick getroffen und über wichtige Dinge geredet. Zum Beispiel über die neuste Mode, die Mädchen aus ihrer Schule, Noten, Streit mit den Eltern und natürlich auch über Liebe. Unzertrennlich waren sie gewesen, ihr ganzes Leben lang. Es war so perfekt, also wieso musste es enden? Wieso? Und vor allem wieso ausgerechnet so?
Aliena rannte durch das Gestrüpp. Ihre Lunge schmerzte, sie hatte Seitenstechen. Die Bäume flogen an ihr vorbei und nach einer gefühlten Ewigkeit, als sie das eiserne Tor erblickte, blieb sie stehen. Sie ging nun langsamer und war sich jeden ihrer Schritte bewusst. Sie legte die Hand auf die eiskalte Klinke und stieß das Tor auf. Es quietschte fürchterlich, sodass es ihr durch Mark und Bein fuhr. Doch sie holte tief Luft und machte den bedeutenden Schritt nach vorne. Sie kehrte nicht um, wie all die Monate zuvor. Die Tränen, die in ihren Augen standen, raubten ihr die Sicht. Sie fiel auf die Knie und konnte es nicht mehr zurück halten. Die Trauer, die sie so viele Monate in sich verborgen hatte fand nun den Weg aus ihrem Herzen.
Sie hatte es kommen sehen. Sie hatte kein gutes Gefühl dabei gehabt, ihre Freundin alleine zur Lichtung gehen zu lassen. Es war tiefster Winter gewesen, eisig kalt und der Schnee hatte die kahlen Bäume unter sich vergraben. Ihr Bruder hatte Geburtstag gehabt und Aliena sollte an diesem Tag zu Hause bleiben, um mit der Familie und Bekannten zu feiern. Rebecca hatte bei ihr geklingelt, um Bescheid zu sagen, dass sie auf ihrer Lichtung unterwegs sein würde, um dort ihren geheimen Orte von den Schäden des Winters zu befreien. Alle Versuche, sie davon abzuhalten missglückten und so stand sie an der Tür und sah Rebecca hinterher, wie sie sich immer weiter entfernte, über die Mauer kletterte, da das Grundstück und den Wald voneinander trennte. Als sie nur noch als kleiner schwarzer Fleck, der weiße Atemwölkchen ausstieß, auszumachen war, wendete sich Aliena schließlich ab und schloss die Tür.
Sie rang nach Luft, versuchte vergeblich den Kloß in ihrem Hals hinunter zu schlucken, um wieder frei atmen zu können. Sie konnte es nicht länger zurück halten, sie wollte die Trauer um ihre Beste Freundin nicht verstecken müssen.
Aliena fühlte sich schuldig. Hätte sie Rebecca nur beharrlicher daran gehindert zu gehen, wäre sie heute vielleicht noch am Leben. Nachdem sie am späten Nachmittag noch nicht zurück gekehrt war, hatte Aliena bei Rebecca zu hause angerufen und hatte sich zusammen mit Rebeccas Bruder auf den Weg gemacht, sie zu suchen.
Sie schloss die Augen. Wieder schob sich das Bild in ihren Gedanken, wie Rebeccas Körper auf dem rot verfärbten Wasser schwamm. Sie hatte geschrien und geweint, dann war alles schwarz geworden.
Am nächsten Tag war sie im Krankenhaus aufgewacht. Ihre gesamte Familie war anwesend gewesen und auch Rebeccas Eltern und ihr Bruder. Sie alle hatten betroffen ausgesehen und ihr dann die schlechte Nachricht überbracht. Rebecca war auf einem vereisten Felsen ausgerutscht und hatte sich eine schwere Kopfverletzung zugefügt. Sie hatte so viel Blut verloren, dass sie das Bewusstsein verlor und in den Bach hinein fiel. Gerade mal knietief war er gewesen. Doch war Rebecca darin ertrunken.
Aliena war trotz ihres jungen Alters schon oft mit dem Tod konfrontiert worden. Ihre Großmutter war gestorben, als sie gerade mal 7 Jahre alt gewesen war. Und auch Onkel, Tante und zwei Cousins hatte sie bei einem Autounfall verloren. Doch den Tod ihrer besten Freundin zu verkraften, fiel ihr bei weitem schwerer. Rebecca war wie eine Schwester für sie gewesen. Rebecca und sie waren ihre eigene kleine Familie gewesen. Und jetzt, stand sie alleine da. Weil der Tod sie mit seinen langen, flinken Fingern aus dem Leben gerissen hatte, hinaus aus der Welt, die zuvor so heil und unantastbar schien.
Als Aliena sich erhob war es schon tief in der Nacht. Sie fühlte sich geschwächt und war von den vielen Gefühlen überwältigt. „Es tut mir so leid Rebecca“, flüsterte sie leise, „hätte ich dich nur nicht gehen lassen.“
Ein Wiedersehen mit einer alten Bekannten
Endlich ist der 1. Mai gekommen. Heute wird das Freibad geöffnet. Meine Freunde und ich haben schon seit Wochen diesen Tag geplant. Meine Freunde warteten schon am Eingang. Voller Vorfreude gehen wir hinein. Wir packen unsere Handtücher aus, legen sie auf die schöne grüne Wiese und cremen uns gegenseitig ein. Als die Creme getrocknet ist, machen wir uns für das Wasser fertig. Auf dem Weg dorthin merke ich, dass ich mein Handy noch in meiner Badeshort habe. Ich laufe wieder zu unserem Platz, um es in meiner Tasche zu verstauen. Als ich mich wieder auf dem Weg zu den anderen mache, sehe ich plötzlich eine Frau, die mir sehr vertraut vorkommt, kann sie aber nicht zu ordnen. Wir schauen uns einen Moment lang an. Sie schaut mich sehr irritiert an, als würde sie mich auch kennen. Es entsteht eine Art Spannung zwischen uns, bis mich meine Freundin Nicole ruft und diese unterbricht. Ich laufe Nicole entgegen. Wir gehen zu den anderen zurück. Meine Gedanken waren noch kurze Zeit bei der Frau. Ich frage mich, woher ich sie kenne.
Zu Hause nehme ich ein Bad und entspanne mich und plötzlich muss ich wieder an sie denken. Doch ich kann sie immer noch nicht zuordnen. Sie ist mir so vertraut, trotzdem kann ich mich nicht daran erinnern, sie jemals gesehen zu haben. Am Abend schaue ich gemeinsam mit meiner Mutter alte Baby- Bilder von mir an. Plötzlich entdecke ich ein Bild und da drauf ist die Frau vom Freibad abgebildet. Ich frage meine Mutter, wer das ist. Sie hat Tränen in den Augen und antwortet mir mit zittriger Stimme: „Das ist deine Tante, meine Schwester Rosy.“ Sie ist vor vielen Jahren von zu Hause abgehauen, weil mein Opa die Liebe zwischen ihr und ihrem jetzigen Mann nicht akzeptieren wollte. Sie hat den Kontakt zu der ganzen Familie abgebrochen und meine Mutter hat sie deshalb seit vielen Jahren nicht mehr gesehen. Ich erzähle meiner Mutter, dass ich sie im Freibad gesehen habe. Meine Mutter lächelt. Ich mache ihr den Vorschlag, am nächsten Tag mit ihr zusammen ins Freibad zu gehen.
Am nächsten Morgen gehen wir ins Freibad. Die Frau scheint nicht da zu sein. Meine Mutter und ich haben schon die Hoffnung verloren, sie dort aufzufinden. Wir machen uns auf dem Weg zum Ausgang und dort steht sie. Beide sehen sich mit glasigen Augen an. Wie erstarrt stehen sie Minuten lang da, dann umarmen sie sich. Meine Mutter lädt sie zu uns nach Hause ein. Sie reden den ganzen Abend, über das, was geschehen ist. Ich habe meine Mutter noch nie so glücklich wie an diesem Tag gesehen. Meine Tante kommt nun regelmäßig zu uns nach Hause.
Laura Paci
Neuanfang – Aller Anfang ist schwer
Ivan lief aufgeregt die Straße runter. Da sah er drei Jungs, die auf ihn zukamen.
„Hej, ich hab dich noch nie hier gesehen wer bist du?“ ,sagte einer der Jungs.
Ivan antwortete zitternd: „Ich komme aus Deutschland.“
Ivan wollte weiter reden, da unterbrach einer der Jungs lachend: „Du bist ein Nazi. Nazis haben hier nichts verloren. Also verschwinde zurück nach Deutschland!“
Ivan wurde sehr wütend, er hätte vor Wut heulen können, doch er weinte nicht. Er staute die Wut in sich und wollte einfach weiter gehen.
„Hej, willst du abhauen oder was?“ fragte der Junge. Er näherte sich ihm und sagte. „Hör mir gut zu, das ist unser Revier. Also wenn du bleiben willst, musst du einer von uns werden. Du musst ein Mitglied von MS 13 werden.“ Danach verschwanden die drei Jungs und Ivan dachte über das Gespräch nach.
Ivan lief weiter und ging zu dem Haus, wo seine Tante schon sehnsüchtig wartete.
„Wo warst du so lange, ich habe mir Sorgen gemacht?“, fragte die Tante aufgeregt.
„Drei Jungs haben mich aufgehalten und mich mit Fragen bombardiert“, antwortete Ivan. „MS 13, nicht wahr?“, fragte die Tante, obwohl sie die Antwort schon wusste.
„Ja, woher kennst du die?“
„Jeder kennt die, und jeder weiß, dass sie gefährlich sind. Du darfst dich nicht mit ihnen einlassen!“, antwortete Ivans Tante.
„Mit wem ich mich einlasse ist meine Sache und nicht deine“, sagte Ivan energisch.
Ivans Tante wollte nicht mehr streiten und zeigte ihm deshalb sein Zimmer.
Ivan war müde und ging sogleich ins Bett und schlief.
Am nächsten Morgen wachte er auf und dachte über die Gespräche, die er am Tag zuvor hatte, nach.
Er hatte seine Eltern auf tragische Weise verloren, er wohnte seitdem bei seiner Tante, er kannte keine Leute und hatte auch keine Freunde. Ivan dachte sich, wenn er Mitglied dieser Gang würde, hätte er Freunde und er hätte immer jemanden bei sich. Doch er fand auch negative Dinge über die Gang im Internet. Ivan wollte weiter nachforschen, doch dann kam seine Tante.
„Ich weiß, dass du eine schlimme Zeit durchmachst, aber glaube mir, MS 13 macht nichts besser, die machen sogar alles noch schlechter“, erklärte sie.
„Ich versteh dich nicht. Wenn ich in eine brenzlige Lage komme, verschwinde ich einfach“, sagte Ivan.
„Denkst du wirklich, das wäre so einfach? Einmal ein Mitglied von MS 13 immer ein Mitglied von MS 13“ ,sagte Ivans Tante.
„Sind sie wirklich so gefährlich?“
„Komm mit. Ich bringe dich zu einem Bekannten, der wird dich über MS 13 aufklären.“
Die Beiden fuhren zu einem Gefängnis. Ivan wusste nicht, was das sollte.
„Unser Bekannter ist im Knast?“ ,fragte er empört.
„Ich muss dir jemand vorstellen. Er muss für immer im Gefängnis bleiben, aber jetzt sei leise, denn dieses Gefängnis ist nur mit MS 13 Mitgliedern gefüllt!“ ,sagte Ivans Tante.
Sie gingen an den Zellen vorbei, wo sehr viele verrückte Männer waren, die alle Tattoos mit derselben Aufschrift hatten „MS 13.“ Ivan bekam ein bisschen Angst. Dann waren sie an einem Raum angekommen, wo der Bekannte drinnen war. „Geh rein! Ich komme nicht mit.“ Der Polizist öffnete ihm die Tür und Ivan ging hinein.
„Hallo, Kleiner.“ sagte ein großer muskulöser Mann mit einem MS 13- Tattoo.
„Wer bist du? Ich kenne dich nicht!“, fragte Ivan ängstlich.
„Ich bin dein Onkel, Ich bin, oder besser gesagt, ich war mit deiner Tante verheiratet.“
„Warum habe ich nie etwas von dir gehört?“, fragte Ivan neugierig.
„Weil ich schon seit Jahren hier drin fest sitze, ich hatte nie die Gelegenheit, dich kennen zu lernen. Es tut mir sehr Leid“, ,antwortete Ivans Onkel.
Ivan hörte ihm neugierig zu und beobachtete seine Narben, von denen er reichlich hatte. „Meine Narben sind interessant, nicht wahr? Du solltest wissen: Diese Narben habe ich alle von MS 13 Mitgliedern. MS 13 hat mein Leben kaputt gemacht und ich möchte nicht, dass die auch dein Leben kaputt machen. Schau dir die Leute da draußen an, manche von ihnen sind nur hier, weil sie sich von MS 13 drücken wollen. Sie haben Angst von ihrer eigenen Gang. Manche sind hier im Gefängnis, weil sie Leute umgebracht haben. Du willst doch nicht so enden? Also bitte ich dich: Geh zu Schule, hab Spaß und halt dich von der Gang fern.“
Ivan machte sich Gedanken und kam zum Schluss, dass eine Gang ihm nicht helfen konnte. Er und seine Tante waren froh über die Entscheidung, die Ivan getroffen hatte. Die Beiden zogen in ein Viertel, das nicht von Gangs besetzt war. Dort ging Ivan zur Schule und fand Freunde.
Valdrin Rafuna
valdrini95@hotmail.de
Eine schwierige Entscheidung:
Ich stehe vor dem Regal mit Make-up. Mitten im Drogeriemarkt. Ich starre auf das pinkfarbene Nagellackfläschchen, das Leyla so gerne haben möchte. Ich stehe da und starre es an. Ich strecke die Hand danach aus... Und ziehe sie nach wenigen Sekunden wieder zurück. „Kann ich Ihnen irgendwie helfen?“, fragt jemand hinter mir. Hastig drehe ich mich um und schaue der dicken Kassiererin in die Augen, die mich schon seit einer halben Stunde zu beobachten scheint. „Nein danke, ich komme zurecht“, antworte ich ihr, während ich fühle, wie mir das Blut ins Gesicht schießt. Ich konnte noch nie gut lügen. Die Frau sieht mich einen Moment lang misstrauisch an und geht schließlich zu einem der anderen Regale, um einer anderen Frau ihre Hilfe anzubieten. Ich atme aus.
Erneut wandert mein Blick zum Nagellackfläschchen im Regal. Mein Atem beschleunigt sich und meine Handflächen fangen an zu schwitzen, schon wieder strecke ich die Hand danach aus. Diesmal ziehe ich sie nicht zurück, weil ich weiß, dass sie draußen stehen und auf mich warten. Das Fläschchen ist irgendwie schwer, es scheint ein riesiges Gewicht zu haben. Ich starre es an, bis die Farbe vor meinen Augen verschwimmt.
Wie kam es eigentlich dazu, dass ich hier mitten in einem Supermarkt rumstehe und einen Nagellack klauen will. Das bin doch nicht ich. Ich denke daran, wie ich vor ein paar Tagen mit Jenny an der Bushaltestelle stand, weil wir ins Kino fahren wollten. Es war ein kalter, windiger Nachmittag und wir warteten fröstelnd auf unseren Bus. Plötzlich kamen von der anderen Straßenseite ein paar Mädchen auf uns zu. Sie lachten laut, während sie näher kamen.
Ich musterte sie interessiert: Es waren vier Mädchen. Und die große in der Mitte erkannte ich gleich: langes, blond gewelltes Haar und coole Klamotten, es war Leyla aus der zehnten. Um sie herum standen die drei Mädchen aus ihrer Clique. Ich hatte sie schon immer bewundert.
„Guck dir mal die Tussen da an“, flüsterte mir Jenny zu und riss mich aus meinen Gedanken.
„Ja, die sind echt richtig komisch.“, antwortete ich ihr, ich konnte ja schlecht sagen, dass ich am liebsten zu ihnen dazugehören würde. Leyla guckte zu uns rüber und zog misstrauisch ihre fein säuberlich gezupfte Augenbraue hoch, als hätte sie gehört, was Jenny mir gesagt hatte. Ich probierte cool zurückzugucken, aber schon nach wenigen Sekunden senkte ich den Blick. Aus den Augenwinkeln beobachtete ich wie Leyla ihren Freundinnen etwas zuflüsterte und dann auf uns zukam.
„Hey, seid ihr nicht Lea und Jenny aus der neunten?“, fragte sie uns.
„Ähhh ja, woher weißt du wie wir heißen?“, gab ich verwirrt zurück.
Sie lachte: „Ich hab da so meine Quellen. Aber egal. Ich wollte nur fragen ob ihr nicht vielleicht zu meinem Geburtstag kommen wollt. Ich schmeiße eine Riesenparty in der Villa meines Vaters.“
„Wieso lädst du uns zu deiner Party ein?“, fragte Jenny misstrauisch.
„Die halbe Schule ist eingeladen“, sagte Leyla achselzuckend.
„Ja, aber du kennst uns doch überhaupt nicht“, gab Jenny zurück.
„Das macht nichts. Ich lade die Leute ein, mit denen ich feiern will und ihr scheint ganz cool zu sein.“ Jenny drehte sich zu mir um und flüsterte: „Die spinnt doch. Lass uns gehen.“
Ich verdrehte die Augen über Jennys Kommentar und wandte mich Leyla zu: „Okay cool. Wir kommen dann.“
„Toll, ich freu mich schon. Bis Samstag um neun dann.“, erwiderte sie, während Jenny mich zu unserem Bus zog. Als wir einen Platz gefunden hatten, funkelte sie mich wütend an: „Sag mal spinnst du? Du willst doch nicht ernsthaft zu dem Geburtstag von dieser Megazicke, oder?“
„Was hast du denn? Das ist doch total cool, dass wir mal zu einer Party eingeladen werden!“
„Glaub mir, das meint die doch nicht ernst, dass wir cool sind. Irgendwas stimmt da nicht“, sagte Jenny.
„Ach Quatsch. Also du kannst ja machen, was du willst, aber ich geh da hin.“
Bis Samstag redete Jenny kein Wort mit mir, aber ich war dennoch fest entschlossen zu Leylas Party zu gehen. Ich klaute mir aus Mums Kleiderschrank ihr neues Glitzertop und trug extra viel Kajal auf, dann fuhr ich los. Die Villa, in der Leyla mit ihren Eltern lebte, war ein sehr großes Anwesen mitten in der Stadt. Schon als ich die Straße zum Haus entlangging, hörte ich laute Musik. Genauso laut war mein Empfang. Leyla nahm mich am Arm und zog mich durch die riesige Eingangshalle hinaus in den Garten, dort dröhnte mir die Musik aus riesigen Boxen entgegen. Die Leute standen am Pool, tanzten oder unterhielten sich. „Willst du was trinken?“, fragte mich Leyla plötzlich.
„Ja“, antwortete ich. Ich war wirklich ziemlich durstig.
Leyla zog mich weiter zur Bar. „Willst du Wodka, Bier oder lieber einen Cocktail?“, fragte sie mich.
Ich wurde rot: „Könnte ich vielleicht ein Glas Wasser haben?“
„Wasser? Wir haben kein Wasser. Ich hab heute Geburtstag, Lea, mach dich locker und trink was mit uns.“
„Ja aber....“
„Aber was? Ich hab gedacht du bist cool. Das bist du doch, oder hab ich mich getäuscht?“
„Nein. Ist schon gut, ich nehme das gleiche wie du“, gab ich nach.
„Hey Toni, einen Wodka für mich und meine Freundin“, rief Leyla dem Jungen an der Bar zu. Ich lächelte. Sie hatte mich ihre Freundin genannt. Ich griff nach dem Glas, das Leyla mir hinhielt und roch an der durchsichtigen Flüssigkeit. Ich rümpfte die Nase von dem Gestank. Leyla, die ihr Glas längst geleert hatte, schaute mich erwartungsvoll an, also setzte ich das Glas an die Lippen und leerte es in einem Zug. Der Alkohol war widerlich und brannte im Rachen. Ich schluckte.
„Du siehst so aus, als könntest du noch einen vertragen, du bist ja völlig verspannt“, sagte Leyla und reichte mir noch ein Glas.
„Das reicht mir erst mal, vielleicht später“, flüsterte ich. Doch die Musik übertönte mich und Leyla stieß schon mit mir an. Ich atmete tief ein und leerte widerwillig mein zweites Glas. Mit dem dritten Glas stieß Leyla auf unsere Freundschaft an und bei unserem vierten oder war es das fünfte? Naja, bei diesem Glas sagte sie irgendwas von: „Hiermit gehörst du offiziell zu unsere Clique.“
Ich tanzte mit fremden Jungen und Leyla und ich machten keine Gläser mehr dreckig. Wir tranken direkt aus der Flasche. An den Rest des Abends kann ich mich nicht mehr erinnern, nur dass ich am nächsten Morgen in Jennys Bett aufwachte.
Als ich sie fragte, was passiert war, sagte sie nur: „ Ich hab dich gestern angerufen, weil ich fragen wollte wie die Party war, aber du bist nicht an dein Handy gegangen. Ich hab mir ziemliche Sorgen um dich gemacht und bei dir daheim angerufen. Deine Mum hat gesagt, dass du ja bei mir übernachten wolltest, und da war ich mir sicher, dass du noch auf der Party bist. Also bin ich schnell hingefahren und bin auch schnell fündig geworden, weil du klatschnass in Leylas Blumenbeet standest und dich übergeben hast.“
Vor meinem geistigen Auge sah ich, wie ich in den Pool gesprungen war und mich danach übergeben hatte. Ich hatte schreckliche Kopfschmerzen und einen widerlichen Geschmack auf der Zunge, aber als ich daran dachte, dass ich den ganzen Abend mit Leyla und ihrer Clique verbracht hatte, musste ich lächeln.
Am Montagmorgen stand ich wie immer mit Jenny in der großen Pause auf dem Schulhof, doch auf einmal kam Leyla vorbei , umarmte mich und fragte: „ Kommst du zu uns rüber? Wir planen grade unsere nächste große Party am Wochenende.“
„Klar“, antwortete ich und ließ mich mitziehen, während Jenny mir einen wütenden Blick zuwarf. Ab dem Tag verbrachte ich jede Pause mit meinen neuen Freunden. An den Wochenenden gingen wir feiern und schliefen unseren Rausch in der Villa aus, die am Wochenende immer leer stand, weil Leylas Eltern unterwegs waren. Ich wurde von meiner Clique neu eingekleidet, trug jetzt teure Markenklamotten, eine Dauerwelle und viel Make-up. Mit Jenny redete ich nicht mehr, weil sie nicht zu uns gehörte und deshalb total uncool war.
Eines Vormittags zog mich Jenny beiseite, bevor ich zu meiner Clique gehen konnte. „Na wie war dein Wochenende? Mal wieder so viel getrunken bis du gekotzt hast?“, fragte sie.
„Was geht dich das an?“, fragte ich genervt zurück. „Lea, was soll das denn? Wie lange willst du noch so weitermachen? Guck dich doch mal an. Das bist doch nicht du!“, sagte sie. „Hör auf dich für andere zu verändern, nur weil du dazugehören willst.“
„Lass mich in Ruhe“, schrie ich sie an. Als ich auf den Schulhof kam sagte Leyla zu mir: „Lea, du bist echt cool und so, aber jeder der wirklich zu uns gehören will, muss seine Freundschaft unter Beweis stellen. Ich möchte gerne einen pinkfarbenen Nagellack haben. Er ist ziemlich teuer und ich hab mein Taschengeld für diesen Monat schon ausgegeben. Mir ist eingefallen, dass ich gar kein Geburtstagsgeschenk von dir bekommen habe und deine Aufgabe ist es, mir den Nagellack heute Nachmittag zu besorgen, dann gehörst du endlich so richtig dazu. Ich hab gedacht, wir machen das heute, dann haben wir das auch hinter uns“, sagte sie.
Und jetzt stehe ich hier im Supermarkt, das Nagellackfläschchen in meinen zitternden Händen, während sie draußen auf mich warten. Plötzlich muss ich an Jennys Worte von heute morgen denken: „Wie lange willst du noch so weitermachen? Das bist doch nicht du. Hör auf dich für andere zu verändern“
Und mir wird klar, dass sie Recht hat. Ich stelle den Nagellack in das Regal zurück und gehe auf den Ausgang zu, nicht ohne der dicken Kassiererin zuzulächeln. Ich gehe auf die wartende Leyla zu.
„Hast du ihn?“, fragt sie.
„Nein“, antworte ich.
„Was?“, fragt sie verdutzt.
„Nein, ich habe ihn nicht und ich werde ihn dir auch nicht holen. Such dir ein anderes Vorzeigepüppchen für deine tolle Clique. Ich hab genug. Ich gehe jetzt zu meiner richtigen Freundin, um mich bei ihr zu entschuldigen, falls sie mir überhaupt noch zuhören will.“
„Dann geh doch. Aber du weißt schon, dass du nicht mehr mit uns reden musst. Du kannst es vergessen, bei uns dazuzugehören.“ sagt sie.
„Ich würde nicht auf die Idee kommen, noch mal so einen bescheuerten Fehler zu begehen und mich mit so uncoolen Leuten wie euch abgeben“, sage ich und lächele spöttisch.
Caroline Rohr
Das Gemälde
Sie war gerade auf einer Ausstellung, auf die Katlyn McLean sich schon lange gefreut hatte. Die junge, reiche Frau schaute sich viele Gemälde an, doch war wie gefesselt von einem eigenartigen Bild und konnte ihre Augen nicht von ihm lassen. In dem Gemälde konnte man nicht viel erkennen. Es war hauptsächlich schwarz, doch zeichneten sich Umrisse von einem Kopf und einer Hand ab. Sie kaufte das Bild und hängte es im Flur auf. Sie wusste nicht, auf was sie sich eingelassen hat, denn in den nächsten paar Wochen würden seltsame, grausame Dinge passieren.
Ein paar Tage später lief sie, gestresst wie sie manchmal nach der Arbeit war, in der Wohnung umher. Als sie das Bild sah, das im Flur an der Wand hing, bekam sie einen Schock. In dem Umriss des Kopfes, indem man sonst nur schwarze Leere gesehen hatte, war nun ein Gesicht zu erkennen. Das Gesicht ihrer Schwester. Sie dachte sich nicht viel dabei, da sie an diesem Abend schon ein Glas Wein getrunken hatte und sich nicht sicher war, ob dies Realität oder nur Einbildung war. Am nächsten Tag hatte sie schreckliche Kopfschmerzen und ein komisches Gefühl im Bauch. Sie las wie jeden Tag die Zeitung. Als sie zu den Todesanzeigen kam, wollte sie gerade weiterblättern, als sie den Namen ihrer Schwester entdeckte. Ashly McLean, ihre Schwester, war tot. Man wusste nicht, an was sie gestorben war. Sie hatte weder innerliche noch äußerliche Verletzungen. Katlyn brach in Tränen aus. Sie konnte es kaum fassen, dass sie ihre geliebte Schwester nie wieder sehen würde. Nach einigen Minuten der Trauer fiel ihr Blick auf das Gemälde. Ihre Trauer verwandelte sich in Wut. War das Bild schuld an dem Tod? Wohl kaum. „Es ist ja nur ein Bild“, sagte sie sich selbst. Als sie das Bild genauer betrachtete, sah sie, dass es sich schon wieder verändert hatte. Das Gesicht ihrer Schwester hatte einen eigenartigen Ausdruck. Sie sah blass, ausgelaugt, ja, sie sah tot aus. Katlyn trat näher heran. Plötzlich formte sich neben Ashlyn ein weiteres Gesicht. Sie musste sich stark anstrengen, um die Einzelheiten überhaupt erkennen zu können. Doch schließlich sah sie die Konturen von einem bekannten Gesicht. Das von ihrem Vater. Sie bekam Panik. Würde nun auch ihr Vater sterben? Sofort rief sie bei ihren Eltern an und erkundigte sich, ob es ihrem Vater gut ging. Katlyn erzählte ihm nicht, warum sie dies wissen wollte. Er sollte sich keine Sorgen machen. Außerdem hätte er ihr sowieso nicht geglaubt. Alles schien in Ordnung zu sein. Bestimmt war das alles nur ein Zufall.
Am nächsten Morgen bekam sie einen Anruf von ihrer Mutter. Schon als das Telefon klingelte, wusste Katlyn, was passiert war. Die Mutter klang sehr traurig, als hätte sie stundenlang geweint. Sie erzählte ihr, völlig verstört, dass Katlyns Vater ums Leben gekommen war. Wie bei der Schwester wusste man wieder nicht, an was es gelegen hatte.
Dies wiederholte sich in den nächsten Wochen. Ein Familienmitglied nach dem anderen wurde auf seltsamer Weise umgebracht oder verschwand spurlos. Jedes Mal sah Katlyn am Vortag die Gesichter der zukünftigen Opfer in dem Gemälde.
Das Bild füllte sich langsam aber sicher. Ihre Eltern, Großeltern, Schwestern, Onkel und Tanten waren alle in ihm gefangen. Es war kaum noch Platz auf dem Gemälde, als sie ein letztes Gesicht erkannte.
Gänsehaut lief ihr über den Rücken. Es war ihr Gesicht. Sie wusste, dass nun sie an der Reihe war und sie hatte Angst. Irgendwie musste sie das aufhalten können. Es musste einen Weg geben.
Katlyn ging ins Internet, um etwas über den Maler herauszufinden. Sein Name war Odin Zarnic. Viel gab es über ihn nicht zu lesen, jedoch so viel, dass sie ihn schon jetzt nicht mochte.
Um mehr Informationen zu erhalten ging sie zu dem Kunsthändler, von dem sie das Gemälde gekauft hatte. Der Verkäufer sagte ihr, dass das Bild schon mehrere Jahrhunderte alt war und dass Odin Zarnic nicht gerade ein netter Mann gewesen war. Man erzählte sich von ihm, dass er in einer Nacht seine ganze Familie ermordet hatte. Die damalige Regierung ließ Odin erhängen. Das war kurz nachdem er sein letztes Werk beendet hatte. Man sagt, dass er am Tag vor seinem Schritt zum Galgen das Gemälde mit dem Fluch belegt hatte, dass jeder Nachkomme, der in dieser Regierung war, seltsam ums Leben kommen würde.
Katlyn überlegte. Dann fiel ihr ein, dass ihr Großvater ständig Geschichten von ihren Vorfahren erzählt und dass einer von ihnen einmal in der Regierung gearbeitet hatte. Odins Fluch galt also ihrer Familie.
Katlyn fragte den Kunsthändler, wie sie den Fluch brechen konnte. Er meinte, sie müsste zu dem Grab von Zarnic gehen und eine schwarze Rose auf sein Grab legen, um ihm die letzte Ehre zu erweisen.
Ihr lief die Zeit weg. Sie hatte nur noch wenige Stunden. Zum Glück war das Grab von Zarnic nicht weit entfernt und mit dem Auto gut zu erreichen. Es war schon dunkel, als sie den Friedhof betrat. Die ganzen Grabsteine, das Wissen, dass hier tote Menschen lagen, machten ihr Angst. Katlyn musste nicht lange suchen. Odins Grab war völlig verwildert. Bestimmt hatte es seit Jahrzehnten keiner mehr gepflegt. Sie legte eine schwarze Rose auf sein Grab und hoffte inständig, dass das den Fluch aufheben würde.
In der Nacht wurde sie von schrecklichen Albträumen geplagt. Odin erschien ihr und streckte seine knöcherne Hand nach ihr aus. Sie lief weg, doch sie kam nicht voran. Plötzlich ertönte ein schreckliches Geräusch.
Schweißgebadet sprang sie auf. Es war nur der Wecker. Sie schaute an sich herunter und brach in Tränen aus. Es waren Freudentränen. Der Fluch war gebrochen, sie am Leben. Odin und dass Gemälde hatten keine Macht mehr über sie.
Sophia Barth
Das Riskante Spiel
Es dämmerte schon, als wir uns in einem verlassenen Lagerhaus im alten Industriegebiet trafen, um über die Geschäfte zu sprechen. Die Anführer der Bande, zu der ich bald auch dazu gehören würde, zogen sich in einen kleinen Nebenraum zurück, um sich zu unterhalten.
Ich saß mit den anderen an einem Tisch, den sie aus Fässern gebaut hatten. Nicht ahnend, dass sie über mich und das, was mir bevorstand sprachen. Nach einiger Zeit kamen sie wieder und setzten sich zu uns an den Tisch. Sie blickten in die Runde, bis alle Augenpaare auf mich gerichtet waren. „Nun, du willst also zu uns gehören?“ fing einer an. Seine Stimme klang nicht gerade freundlich und der Blick, den er drauf hatte, war auch nicht viel besser.
„Wir brauchen noch einen Boten für die nächste Übergabe. Das wäre doch was für dich?“
Die anderen sahen mich erwartungsvoll an und ließen mir kaum eine andere Wahl als dem Vorschlag zuzustimmen. Noch wusste ich nicht, was übergeben werden sollte. Man sagte mir, dass ich am folgenden Tag zum Lagergebäude am alten Hafengelände kommen sollte, dort bekäme ich alles gesagt.
Sie mussten gemerkt haben, dass mir bei der Sache nicht wohl war, denn als ich ging hielt mich der Typ an der Tür fest und meinte, dass ich Probleme bekäme, wenn ich kneifen würde.
Er öffnete die Tür und warf mir noch einen drohenden Blick hinterher, bevor er
die Tür hinter mir zuschlug.
Als ich am folgenden Tag zu dem Lagergebäude kam, wurde ich dort schon von einem Typen, der nicht gerade einladend aussah, erwartet. Er führte mich in eine Gasse, in der ein Wagen parkte. Er holte einen Koffer aus dem Wageninneren und gab ihn mir. Auf die Frage, was darin sei, sah er mich scharf an und meinte: „Das geht dich gar nichts an und komm nicht auf die Idee ihn zu öffnen.“
Als er plötzlich eine Pistole unter seiner Jacke hervorzog, zuckte ich zusammen. Ein breites Grinsen zog über sein Gesicht und dann drückte er sie mir in die Hand. Ab diesem Moment wusste ich, dass die Sache doch nicht so einfach werden würde, wie ich sie mir vorgestellt hatte.
Er gab mir einen Umschlag, der einen Zettel mit meinen Anweisungen enthielt. Um zehn Uhr sollte ich einen Mann auf dem städtischen Südfriedhof treffen. Er sollte ebenfalls einen Koffer dabei haben, den er mir im Austausch mit meinem übergeben sollte. Zudem sollte ich mich vergewissern, dass niemand in der Nähe war. Sobald ich den Koffer hatte, soll ich den Typen umlegen. Ich war geschockt über den Auftrag, einen Menschen zu töten. ,Noch hast du die Wahl’, dachte ich, doch das änderte sich, als ich die letzte Zeile las. „Wenn du kneifst, bist du ein toter Mann“ stand dort zu lesen.
Also beschloss ich, den Auftrag auszuführen. Als es so weit war und ich seinen Koffer hatte, wollte ich zur Waffe greifen. Plötzlich bremste ein Wagen scharf hinter mir und zwei bewaffnete Männer stiegen aus, richteten die Waffen auf mich und drohten, mich zu erschießen, wenn ich mich bewegen sollte. Sie forderten mich auf, meine Waffe auf den Boden zu legen. Ich zog sie langsam unter meiner Jacke hervor, richtete sie blitzschnell auf mein Ziel und drückte ab. Doch es geschah nichts. Die beiden Männer begannen zu lachen. Dann fiel ein Schuss. Der Mann vor mir fiel zu Boden. Ich drehte mich um und erkannte zwei von meinen Leuten. Da öffnete sich die Beifahrertür des Wagens und der Anführer der Gang stieg aus. Er grinste und dann sagte er: „Gratulation, du hast die Prüfung bestanden.“
Ich war überrascht und konnte noch gar nicht begreifen, was geschehen war, nur dass ich jetzt Mitglied war und mein Ziel erreicht hatte. Wir fuhren zusammen ins Lagerhaus, wo die anderen auf uns warteten. Den Toten ließen wir liegen, aber der war jetzt egal.
Die Hauptsache war, dass ich jetzt dazu gehörte und von allen mit Respekt angesehen wurde
Da war ER
Mein Kissen flog mit voller Wucht durch die Luft. In diesem Wurf lag so viel Wut, Zorn und Verzweiflung, und selbst als das Kissen an der Wand abprallte, verließ mich dieses Gefühl nicht. Ich musste umziehen, ich musste weg aus Berlin, ich musste meine Freunde verlassen, ich musste nach Arizona ziehen, da wo sonst niemand lebte und ich musste dort hinziehen ans andere Ende der Welt. Und das nur, weil mein Vater einen neuen Job angenommen hatte. „Mia, du weißt doch, ich muss mehr Geld verdienen. Du und deine Mutter, ihr habt genug Ansprüche blablabla.“ Ich kannte seine Sprüche schon langsam auswendig. Trotzdem half es nicht, ich musste weiter packen, sonst saß ich am Ende in Arizona ohne meine Sachen da und dann würde die Welt noch weiter untergehen.
Da war ich also und stand vor einem Haus mit riesigen Doppeltüren, die kein Mensch brauchte. Unser Haus hatte auch nur eine Tür. In diesem Moment ging die Tür auf und meine Mutter kam mit ausgebreiteten Armen auf mich zugelaufen. Und ging mit mir durch diese Doppeltüren: Sie quasselte mich den ganzen Weg voll: Wie toll es doch hier sei und wie froh sie war, dass wir endlich hier seien: Wenn ich erst mein Zimmer sehen würde, wäre ich total begeistert.
Sie verstand es einfach nicht: Ich wollte kein neues Zimmer, ich wollte auch keine neue Haustüre oder neue Freunde. Ich wollte, dass alles wieder wie früher war. Und als ich dann noch mein Zimmer sah, verstand ich die Welt nicht mehr. Es war so amerikanisch. Das einzig Gute war, dass es Fenstersimse gab, auf die ich mich setzen konnte, wenn ich mich zurückziehen wollte.
Ich dachte, es könnte nicht mehr schlimmer werden, aber es kam schlimmer. Viel schlimmer. Ich musste in die neue Schule, das hieß neue Schüler und neue Lehrer. Na toll. Immerhin gab es einen Fecht-Verein, es war also noch nicht alle Hoffnung verloren, wenigstens konnte ich hier meinem Hobby nachgehen.
Und das wollte ich auch machen. Ich ging in Richtung Sporthalle, und öffnete die Doppeltüren – was haben diese Amis eigentlich mit ihren Doppeltüren – und plötzlich stand er vor mir mit seinen meerblauen Augen und den hohen Wangenknochen, die umspielt wurden von seinen braunen halblangen Locken.
Er riss mich aus meiner Schwärmerei, indem er sich als Erik vorstellte und dann ging er auch schon wieder zurück in seine Gruppe.
Ich bewegte mich auch zu meiner Gruppe. Eigentlich fand ich alle recht sympathisch. Meine Trainerin, Frau Schmied, kam wie ich aus Berlin und war sehr nett. Aber die Gruppe war nicht annähernd so gut wie meine Gruppe in Berlin, wir waren schon immer ein gutes Team gewesen. Das hatte mir mein Vater alles zerstört. Nur weil er hier einen besseren Job bekommen hatte.
Als meine erste Fechtstunde vorbei war, ging ich wieder nach Hause. Dort saß ich in meinem neuem Zimmer. Ich hatte noch nichts ausgepackt, weil ich irgendwie hoffte, wir würden vielleicht wieder zurück nach Deutschland gehen. Vielleicht würde mein Vater seinen Job verlieren? Eigentlich wusste ich, dass das nicht passieren würde. Also ging ich nicht runter zum Abendessen, weil ich immer noch sauer auf meine Eltern war. Ich dachte lieber noch über Erik nach, wie er plötzlich vor mir stand, mich mit seinen blauen Augen anschaute. Ich hatte sogar seinen Geruch in der Nase. Eigentlich hätte er ja nach Schweiß riechen müssen, nachdem er gefechtet hatte, aber er roch nach Kokos mit einem Hauch Vanille vermischt und mit diesem Geruch in meiner Nase und dem Gedanken an Erik schlief ich das erste Mal in meinem amerikanischen Bett ein.
Am nächsten Morgen klingelte mein Wecker schon um 6.00 Uhr, es war ein guter Morgen. Ich hatte von Erik geträumt, und hoffte, ich würde ihn wieder sehen, also schnappte ich mir meine Fecht- und Schulsachen und ging aus dem Haus, ohne meiner Muter oder meinem Vater Tschüß zusagen.
Als der Schultag endlich rum war und ich in der Sporthalle stand, war ich enttäuscht: Ich konnte Erik nicht entdecken. Aber ich konnte mir keine Gedanken darüber machen, denn meine Fechtlehrerin meinte zu mir, ich würde einen Schüler aus der höheren Gruppe bekommen, gegen den ich kämpfen musste. Sie wollte sehen, ob ich schon in die nächst höhere Gruppe gehen konnte. Vielleicht kam ich dann in Eriks Gruppe, schoss es mir gleich durch den Kopf. Das hieß, ich musste alles geben.
Als ich meinem Partner gegenüber stand, wusste ich noch nicht, gegen wen ich zu kämpfen hatte. Er hatte, wie beim Fechten üblich, eine Maske zur Sicherheit auf. Als wir anfingen zu kämpfen, merkte ich, dass es nicht leicht werden würde, ihn zu besiegen. Doch dann kam in mir die ganze Wut auf meine Eltern wieder hoch, der Hass, den ich auf sie hatte, weil ich umziehen musste und wir nicht in Berlin bleiben konnten. Ich dachte an meine Freunde, die ich verloren hatte und da realisierte ich, dass mein Leben jetzt hier stattfand. Ich musste mir neue Freunde suchen, mich mit meinen Eltern versöhnen, wieder mit ihnen reden, mich bei ihnen entschuldigen. Ich musste es akzeptieren, dass mein Leben jetzt in Amerika spielte. Und mit diesem Gedanken gewann ich unseren Kampf.
Dann zog mein Gegenüber seine Maske ab und darunter kamen wunderbare braune Haare und blaue Augen zum Vorschein, von denen ich letzte Nacht geträumt und an die ich die ganze Zeit gedacht hatte. Erik stand vor mir und lächelte. „Wow, das war ganz schön hart. Du bist ja eine super Fechterin“, sagte er.
Und da wusste ich, dass ich mein altes Leben hinter mir lassen und hier neu beginnen konnte. Mit neuen Freunden an einer neuen Schule und vielleicht auch mit einem Freund an meiner Seite. Nie zuvor war ich so glücklich gewesen wie in diesem Moment.
Tamina Weiss
Deutsch geht gut 2011 - Das Literaturprojekt in Bietigheim Bissingen