Jagoda Marinic in der Farbstraße und der Otto-Rombach-Bücherei
(sz). Jagoda Marinic ist Kroatin, Deutsch ist nicht ihre Muttersprache, obwohl sie 1977 in Waiblingen geboren ist. Damit passt sie hervorragend in das Schema des Projektes „Deutsch geht gut“ des Freundeskreises Sandschule, das unter Beteiligung aller Bietigheim-Bissinger Haupt- und Realschulen im Januar eine weitere Auflage erfährt.
Jagoda Marinic ist eine der Autoren, die nicht in ihrer Muttersprache sondern der Fremdsprache Deutsch schreiben.2003 erhielt sie für ihr Buch „Russische Bücher“ ein Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg. Aus diesem wird sie lesen, wenn sie im Rahmen des Projektes vom 25. bis 27. Januar in Bietigheim weilt. Zuerst lesen die Autoren in allen Schulen, dann wird es zwei öffentliche Lesungen geben, in der Realschule Bissingen und in der Otto-Rombach-Bücherei. Die Lesungen sollen Ansporn für die Schüler sein, es selbst einmal mit dem Schreiben zu probieren. Angeleitet werden sie dabei von Schreibdozenten, die in den Wochen nach den Lesungen mit den Jugendlichen arbeiten.
Jagoda Marinics „Russische Bücher“ ist ein Roman in drei Teilen, das heißt, das Buch besteht aus drei Geschichten: „Der Andere“, „Lara“ und „Russische Bücher“. Es geht immer um Frauen, die in ein Gefühlschaos stürzen, deren Leben eine grundlegende Umwälzung erfährt oder die Einstellungen ändern müssen. Aber es ist kein Frauenbuch. Es geht um Veränderung, um Abschied und um Verlust und die Verarbeitung dieser Erfahrungen. In „Der Andere“ gibt eine Frau die Illusion ihrer Ehe auf, um sich ihrer Jugendliebe zu stellen. Erst nach der Entscheidung für den Anderen merkt sie, was sie in ihrer Ehe fand, aber dass diese auf einem brüchigen Fundament aufgebaut war, auf der Sehnsucht nach optimaler Sicherheit. Aber die Frau merkt auch, dass die Sehnsucht zum Anderen ein Irrtum war. Letztendlich findet sie Ruhe in sich selbst, der Ausgangspunkt für die wahre Liebe. „Lara“ erzählt von der Zerbrechlichkeit von zwischenmenschlichen Beziehungen, von den unausgesprochenen Tiefen in jedem von uns. Erst in „Russische Bücher“ kommt Jagoda Marinics Herkunft zum Tragen. Ein kroatisches Zwillingspaar sucht nach dem wiklichen Leben und steht einer Mauer aus Schweigen gegenüber. Erst als sie von der Suche ablassen, begegnen sie zuerst einmal sich.
In drei Erzählungen schreibt Jagoda Marinic von Momenten, vor denen man sprachlos bleibt als Leser, aber in denen sie auf wunderbare Art und Weise diese Sprachlosigkeit beschreibt. Auf 30 Seiten jeweils zeigt sie Begegnungen auf, die so klein sind, dass man sie ansonsten nicht bemerkt, aber die die Menschen prägen, ohne dass sie es wissen.
(Jagoda Marinic, Russische Bücher, Suhrkamp-Verlag, 16,90 Euro.)
Die Lesungen im Rahmen von „Deutsch geht gut“ finden vom 25. bis 27. Januar statt, die öffentlichen Lesungen sind am Mittwoch, dem 25. Januar, 18.00 Uhr in der Realschule Bissingen und am Donnerstag, 26. Januar, 20.00 Uhr, in der Otto-Rombach-Bücherei.